Sommer in der Stadt

Do., 23. Apr.15, Teneriffa, Tag 327, 2.477 sm von HH

Die Kanaren haben den Beinamen „Inseln des ewigen Frühlings“. Obwohl sie geografisch zum afrikanischen Kontinent gehören, gelten die subtropischen Temperaturen das ganze Jahr über als angenehm.
Der kühle Kanarenstrom und die Passatwinde halten die Temperaturen ganzjährig auf einem gleichmäßigen Niveau.

Nicht so in diesem Jahr!

Nach fünf Jahren außergewöhnlich milder Winter, war der Winter 2014/2015 der kälteste seit 20 bis 50 Jahren. Die Zeitspanne schwankt so stark, da sie davon abhängig ist, wie alt die Person ist, die sich gerade über diese Tatsache aufregt.
Egal, es war auf jeden Fall seit Ewigkeiten der schlechteste Winter, da sind sich alle einig.

Das haben wir natürlich auch kräftig zu spüren bekommen. Aber schlimmer als für uns ist es natürlich für Urlauber, die in zwei kurzen Wochen Ferien, nicht das erwartet schöne Wetter vorgefunden haben.

Aber jetzt haben wir es geschafft.
Der Sommer ist endlich da. Mit ihm Temperaturen so um die 23 Grad, grad richtig, dass es nicht zu heiß ist, um noch in der Stadt einzukaufen oder etwas zu unternehmen. Dazu ein blauer Himmel von einem Horizont zum anderen. Im Spanischen gibt es extra ein Wort dafür: despejado.

 

In Santa Cruz führt dieser Jahreszeitenwechsel allerdings zu einem verwirrenden Straßenbild. Während die Touristen sich in ihrer, weltweit einheitlichen, Uniform in die Stadt begeben, möchten die Einheimischen es noch gar nicht wahrhaben, dass jetzt Sommer ist. Sie können sich noch nicht recht von ihren Stiefeln, Jacken und Tüchern trennen. Vor allem die Damenwelt flaniert, vielfach ganz in schwarz, dick verpackt durch die Straßen.


Wir merken es auf dem Schiff aber ganz deutlich, denn nach Sonnenuntergang brauche ich jetzt seit 14 Tagen keine Socken mehr und benötige, wenn wir abends unter Deck einen Film schauen, keine Wolldecke mehr. Frostködel Achim braucht wahrscheinlich noch weitere 14 Tage.
Aber immerhin lässt er nachts schon die zweite Decke weg. :mrgreen:

Die Kuchenbude haben wir aber noch immer aufgebaut. Da drunter ist es zwar tagsüber jetzt bullig warm, aber zur windzugewandten Seite können wir sie trotzdem nur an den seltensten Tagen aufmachen.
Es sind eben doch nur die Inseln des ewigen Frühlings. :-)

Und außerdem kommt nachher die La Joya Crew zum Essen rüber und wir wollen doch nicht, dass die Herrschaften bei uns frieren müssen.

Teneriffa Nordtour

So., 19. Apr.15, Teneriffa, Tag 323, 2.477 sm von HH

Um 10:00 Uhr sind wir mit der Crew der La Joya verabredet.
Ein gemeinsamer Ausflug auf Grand Canaria hat bereits schon sehr viel Spaß gemacht, daher beschließen wir, dies zu wiederholen. Da heute auch Petra mit von der Partie ist, sitzen wir Mädels zu dritt hinten im Astra.

Vor der Haustür liegt das Anaga-Gebirge und dahin führt uns unser erster Weg.
Bereits von unserem Liegeplatz aus haben wir einen tollen Blick auf die steilen, schroffen Berghänge. Die Fahrt bis zur äußersten Nordküste Teneriffas ist sensationell.
Die Hänge sind saftig grün und alle Wildblumen blühen um die Wette. Mohn, Disteln, Strohblumen, Gräser, mir total unbekannte Schönheiten und dazwischen Wicken, die wie kleine Orchideen aussehen.

 

An der Küste gibt es einen steinigen Strand an dem sich die Atlantik-Dünung ungehindert austoben kann. Und kleine Orte mit typischen, spanischen Restaurants.

 

Vom Pico del Inglés, dem höchsten Punkt des Anaga-Gebirges, hat man den besten Blick auf die zerklüftete Landschaft. Die Sicht reicht von Santa Cruz, über die Hochebene von La Laguna bis hin zum, noch immer ein wenig schneebedeckten, Teide.
Heute ist es extrem kalt, denn bereits auf knapp 1.000 Meter haben wir nur noch 10 Grad, so dass wieder Fluschis und Windbrecher aus dem Kofferraum herhalten müssen.

 

Unsere Fahrt führt uns weiter nach Puerto de la Cruz. Aber nach der stillen Abgeschiedenheit im Anaga-Gebirge, können wir fünf dem touristisch geprägten Ort nichts abgewinnen, so dass Michael durchstartet und wir unseren Stopp fürs Picknick etwas weiter im Westen machen.

Zufällig landen wir in Rosario. Ein kleiner Ort mit vielleicht 20 Häusern, direkt an die Steilküste gebaut. Die schmalen Gassen sind für uns nicht mehr befahrbar, so dass wir zu Fuß zum wilden Steinstrand weiter müssen.
Die Bewohner betreiben ein wenig Landwirtschaft und haben kleine Gärten für den eigenen Bedarf: Kohl, Zwiebeln, ein paar Kartoffeln, Mais und dazwischen einige Papaya-Bäume.

 

Wir fahren noch weiter bis nach Garachico , wo ich mit Achim bereits gewesen bin.
Der hübsche Ort mit seinem kleinen Altstadtkern lohnt aber einen zweiten Besuch.
In einem Café gibt es ein spätes Kaffetrinken mit Torte und einer Spezialität, die es nur auf Teneriffa gibt: den Barraquito.
Er besteht aus drei Schichten: ganz unten gesüßte Kondensmilch, dann Espresso mit oder ohne einem Schuss Likör, aufgeschäumter Milch, die mit etwas Zimt bestreut wird. Ein wenig Orangenschale gibt dem Ganzen dann den letzten Pfiff.
Die kleine Sensation kostet übrigens nur 1,20 EUR!  :-)  – ist aber mit einem feisten Stück Tiramisu-Torte des Süßen ein klein wenig zu viel. :oops:

 

Um 19:00 Uhr sind wir wieder zurück und lassen den Tag auf der La Joya mit ein paar kühlen Bier und Wein nett ausklingen.

 

School’s out

Fr., 17. Apr.15, Teneriffa, Tag 321, 2.477 sm von HH

School’s out for summer
School’s out for ever…

Diese Hymne von Alice Cooper ist heute auch die unsere.  :mrgreen:

Nach zwei Wochen soll es zunächst genug sein mit unserem Spanisch-Unterricht.
In Woche zwei waren wir zu viert, denn ab Montag ist noch ein junger Engländer zu unserer Gruppe dazu gestoßen. Der junge Mann hat einen großen Wortschatz ist uns aber leider sehr unsympathisch.
Und Achim ist fassungslos: er ist der erste Engländern bzw. Englische Muttersprachler, den er kennenlernt, der nicht in der Lage ist, ein „th“ auszusprechen. Und den Ersatz seines „th“ durch ein „ff“ übernimmt er auch mit ins Spanische.
Ich verstehe den Kerl weder in der einen noch in der anderen Sprache und frage mich, wie Vicente das hinbekommt.

Das waren für uns zwei ganz erfolgreiche, aber auch ganz schön anstrengende Wochen.
Die 40 Stunden Unterricht haben eine Menge gebracht, aber das wichtigste ist nun, dass wir am Ball bleiben.
Der Plan sieht vor, dass jeder für sich weitere Vokabeln lernt, denn ein großer Wortschatz macht schlechte Grammatik zum Teil wett. Und außerdem wollen wir in Zukunft an normalen Tagen, die ohne Großeinkäufe oder Ausflüge usw. belegt sind, eine halbe Stunde miteinander Spanisch sprechen.
Dann wird zwar nicht immer alles richtig sein (was wir wiederum gar nicht merken), aber es übt.

Ich werde berichten, wie gut wir unsere Vorsätze einhalten.

Jetzt gehen wir aber gleich rüber auf die La Joya, da es gilt das kommende Wochenende, unseren Schulschluss, das schöne Wetter und 1.000 andere Dinge zu feiern. ;-)

Man achte auf die aufgebaute Abschreib-Barriere… :mrgreen:

 

Hitchhiker – Nachtrag

Do., 16. Apr.15, Teneriffa, Tag 320, 2.477 sm von HH

Als Nachtrag zum Bericht über die Hitchhiker in Las Palmas wollte ich noch nachliefern, dass „unsere“ Hitchhiker, Anna und Paul, ein Schiff gefunden haben und heil in der Karibik angekommen sind.
Gut war ihre Überfahrt nicht, denn die Abreise ging schon überstürzt und chaotisch los. Wir hatten noch mitbekommen, dass der finale Einkauf für die drei Wochen Überfahrt für fünf Personen in einer Hau-Ruck-Aktion von 17:00 bis 22:00 Uhr erledigt wurde.
Keine spitzen Voraussetzungen.

Zudem hat sich wohl die romantische Vorstellung einer Seereise von Anna und Paul nicht ganz erfüllt. Wen es interessiert, der kann ihre Eindrücke auf ihren Blogs nachlesen.

Pauls Blog  & Annas Blog

Nachdem die etwas freudlose Überfahrt dann überstanden war, durften die zwei in St. Marten nicht einreisen.
Die Behörden dort erlauben nur eine Einreise, wenn man ein gültiges Rückflugticket dabei hat. Dies gilt allerdings nicht für Personen, die wie wir, mit dem eigenen Boot anreisen.

Wir hatten schon vorher häufiger von dieser Art Bestimmungen gehört, die man wohl auf vielen der Inseln vorfindet. Das kann so weit gehen, sollte der Tramper von Bord gehen und verschwinden, dass man als Skipper selber solange aufgehalten wird, bis sich der Tramper wieder einfindet. Und dann durch den Skipper oder auf Kosten des Skippers aus dem Land gebracht wird.

Diese Problematik ist für uns auch der Hauptgrund, warum wir keine Tramper mitnehmen würden. So verlockend es auch sein mag, für die langen Passagen noch eine weitere Deckshand zu haben, und so nett auch einige der Mitfahrer sind, so unangenehm können die Probleme werden.

Anna und Paul wurden übrigens vom Käpt’n ihres Schiffes in die Dominikanische Republik gefahren und durften dort wohl problemlos einklarieren.

Wetter und Wolken

Di., 14. Apr.15, Teneriffa, Tag 319, 2.477 sm von HH

Wetter ist ja für jedermann zu jeder Zeit ein Gesprächsthema wert.
Immer unverfänglich im Fahrstuhl und immer obligatorisch die erste Frage nach Ende eines Urlaubs.

Für uns hat Wetter, seit wir unterwegs sind, aber noch an Wichtigkeit zugenommen.
Zum einen natürlich wegen der Segelei, aber das sind ja die wenigsten Tage.
Vielmehr ist es auch extrem wichtig für unsere Hafentage.

Dadurch, dass wir unter Deck nur einen kleinen Lebensraum haben, halten wir uns natürlich auch gerne im Cockpit auf.
Das bietet einen zusätzlichen Wohnraum und im Prinzip die einzige Möglichkeit zu sehen, was in der Nachbarschaft und im Hafen so los ist. Hier sitzt man aber nur gemütlich, wenn es nicht zu kalt ist und nicht regnet.
Durch die Kuchenbude (Verdeck über dem Cockpit) tröpfelt es an einigen Nähten nach stundenlangen Regengüssen etwas rein. :cry:

Da wir alle Landgänge nur zu Fuß oder per Rad unternehmen können, ist es auch hier wichtig zu wissen, ob es regnen wird.
Mangels Trockner und Keller, können wir unsere Wäsche nur an Deck oder manchmal auch in sündhaft teuren Tümmlern im Hafen trocknen.

Somit ist der erste Blick morgens ins Internet, wie das Wetter wird.
Da die Vorhersagen hier genauso wenig korrekt wie zu Hause sind, hat Achim dafür in letzter Zeit häufig das aktuelle Satellitenbild zu Rate gezogen. Wir machen uns dann unseren eigene Wettervorhersage:
Wolken auf dem Atlantik zu sehen: Vorsicht!
Keine Wolken: alles ist möglich.

Dabei ist uns aufgefallen, dass man auf dem Satellitenbild ganz deutlich sehen kann, warum es auf den Kanarischen Inseln im Norden meistens bewölkt und im Süden bestes Wetter ist. Der Wind und somit ggf. vorhandene Wolken kommen meistens aus Nordosten.
Die Gebirge auf den einzelnen Inseln reißen ein so großes Loch in die Wolkendecke, dass dieses noch 100te Kilometer südlich der Inseln zu erkennen es. Dort wo die Wolken sich wieder zusammenfügen, kann man gut die Verwirbelungen erkennen, die dieser Prozess mit sich bringt.
Nur auf Lanzarote und Fuerteventura klappt das nicht, da die Berge zu niedrig sind.

Diese Erkenntnis hilft uns nun auch nicht wirklich bei einer bessern Vorhersage, aber wir sind überrascht, dass dies so deutlich zu erkennen ist. :-)

 

 

P.S. Spanisch, die zweite Woche läuft…