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Der Gerät

Mi./Do., 05./06.Nov.14, Tag 158/159 Lagos, 1.714 sm von HH

Diese zwei Tag sind vollumfänglich dem neuen Gerät gewidmet. Außer ein paar Flüchen ist von Achim nicht viel zu hören. Aber am Ende des Tages ist alles vollbracht und ich habe einen hochzufriedenen Skipper neben mir. Jetzt fehlt nur noch eine Blende, um das Loch zu schließen, wo sich das alte Gerät befand.

Der erste(Pactor) Connect geht dann auch noch gleich bis nach Halifax – 2.500 sm (4.630 km) wie man mir stolz berichtet. Über mehr Details möchte ich die nicht-AFU-Gemeinde nicht langweilen, gerne eine PN an Achim.

Das Tief hat sich, wie vorhergesagt, am Dienstag und Mittwoch ausgetobt. Zum Glück gab es weniger Regen als erwartet. Nur leider sind mit dem Schwinden des Windes die Temperaturen auch mit davon geflogen. Nachts wird es schon sehr frisch (die ersten hier an Bord greifen zur Wolldecke) und auch tagsüber ist das sommerliche T-Shirt-Wetter, was Sonntag noch vorherrschte, verschwunden.

Da es hier nun herbstlich wird und die Tiefdruckgebiete zunehmen, überlegen wir mit unserer weiteren Reise-Planung hin und her. 7-10 Tage würden wir gerne noch an der Algarve bleiben, da noch ein Treffen mit Edith und Bernd aussteht und wir einen Besuch von Sevilla mit dem Bus planen. Aber die Wetterfenster nach Madeira werden immer seltener. Hier heißt es jetzt warten.

Eine Entscheidung ist allerdings gefallen, dass wir Lagos zu unserem Stützpunkt für weitere Unternehmungen in die „nähere“ Umgebung machen. Weiter östlich werden wir nicht segeln. Erstens müssen wir das wieder zurück segeln, wenn wir nach Madeira aufbrechen und außerdem bietet der Hafen viele Annehmlichkeiten und Lagos hat eine gute Infrastruktur zum länger Verweilen. Der Preis ist durch Wochen-Kontingente mit 19,00 EUR auch total klasse.

Von der Kochfront gibt es heute von einem Marketing-Gag einer Fertigsoßen-Firma zu berichten. Bereits in Deutschland hatte ich diese Fertig-Würzmischung gekauft und heute ist sie nun endlich zum Einsatz gekommen: Chicken Kashmir – für Indisches Rahmhähnchen… man achte auf die Zutaten, die frisch dazu kommen!

Das neue Spielzeug ist da

04.Nov. 14, Lagos, 1.714 sm von HH

Bereits heute Vormittag kommt, unerwartet früh, der Anruf von TO-Leiter Thomas Schmidgen (vielen Dank an dieser Stelle noch einmal für Deine Hilfe), dass unser Päckchen bei ihm angekommen sei. Also verabreden die beiden ein Treffen am Bahnhof von Estombar-Lagoa und Achim setzt sich um 14:00 in den Zug.

Bereits eine halbe Stunde später ist er dort, Thomas erscheint pünktlich wie verabredet und das 8 kg schwere Paket wechselt den Besitzer. Nun hat Achim leider etwas Aufenthalt und kommt sich vor wie bei „Spiel mir das Lied vom Tod“, wie er mir berichtet. In den drei Stunden Wartezeit ist kein Mensch zu sehen, es gibt kein Restaurant, kein Kiosk, keinen Fahrkartenschalter, noch nicht mal einen Fahrplan, den man auswendig lernen könnte. Dazu ist es grau und ungemütlich windig, das perfekte Wetter, um auf einem zugigen Bahnhof zu sitzen (eine innere Stimme hat mir warnend zugeflüstert auf diesen Ausflug zu verzichten :cool: ).

Aber er trudelt trotzdem glücklich um 18:00 Uhr mit seinem neuen Spielzeug wieder bei mir ein und versenkt sofort das Schiff in ein Chaos (einschließlich Lego-Kasten). So wie ich die Sachlage im Augenblick sehe um 21:15 UTC, wird das eine längere Kabelschlacht werden. Das Schlimmste daran ist, dass er als Stütze mein Körbchen für den Abwasch verwendet. Bei so einer Bastelaktion ist schon einmal eins zerbrochen, aber genau dies passt perfekt von der Größe überall hin. Manchmal hiflt nur noch beten… :grin:

Ein Tag am Meer

02.Nov. 14, Lagos, 1.714 sm von HH

Wie eigentlich jeden Morgen, holen wir Grib-Daten (Windvorhersage für Berufs- und Sportschifffahrt) ein. Seit Tagen deutet sich da ein massives Tiefdruckgebiet an, das viel Regen und noch mehr Wind ab Montag-Nachmittag bringen soll.

Somit disponieren wir um, verschieben Aktionen auf und am Schiff auf diese schlechte Wetterphase und machen uns zum Strand auf.
Rechts von Lagos trifft man nach 10 Minuten Fußweg auf die wunderschönen Felsen und links eröffnet sich ein langer Sandstrand von knapp 5 km Länge.
Zum Baden ist es uns ja deutlich zu kalt, aber einem Strandspaziergang bei mäßigen Wind und tollen Sonnenschein steht nichts im Wege. Eigentlich wollten wir nur ein Stündchen laufen, aber eher wir uns versehen, erreichen wir den Rio de Alvor. Hier ist der Strand zu Ende, aber Alvor ist leider nicht zu erreichen, da ein recht breites, sumpfiges Delta zwischen uns liegt.

Daher ist der Strand hier auch fast menschenleer, denn so einfach kann man dieses Ende der Bucht nicht erreichen. Auch in Lagos selber merkt man, dass die Saison sich dem Ende entgegen neigt und es Herbst wird.

Unser Plan sieht vor, dass wir hier bis Freitag das schlechte Wetter abwarten, dann nach Portomáo segeln (nur 10 sm) und uns noch einmal mit Edith und Bernd treffen.
Außerdem wartet in Portimáo bald ein neues Funkgerät auf uns. Joachim hat ein Icom IC-718 in Deutschland bestellt, Ulla hat es netterweise an den TO Stützpunktleiter (TO ist Trans Ozean eV und wenn man Mitglied ist, dann übernehmen die TO-Leiter gerne solche Dienste) weitergesendet und dort können wir es abholen. Gemäß Tracking hat es immerhin das Zielland schon erreicht. :-)
Unser altes Funkgerät reicht für unsere Zwecke leider doch nicht aus, somit ist dann demnächst wieder mal eine Ebay-Auktion fällig (und ich dachte, wir hätten dort bereits unseren gesamten Hausstand verkauft ;-) ).

Hafentage gleich Basteltage

01.November 14, Lagos, 1.714 sm von HH

Zwei Tage beschäftigen wir uns mehr oder weniger intensiv mit der Wartung von Atanga und allgemeinen Hausarbeiten wie Wäsche waschen usw.

Wir haben einen super schönen Liegeplatz hier in Lagos, sicherlich gehört dieser unter die Top 3 unserer bisherigen Reise (Hafen nicht Ankerplatz). Da macht es sogar Freude bei Sonnenschein und moderaten Temperaturen den Heckträger zu polieren. Im Hintergrund hört man die Störche klappern, die hier auf jedem verfügbaren Schornstein ein Nest bauen. Ungenutzte Schornsteine gibt es hier in der Gegend Dutzend weise, denn früher gab es an der Algarve viele Fisch-Konserven-Fabriken. Die haben aber, bis auf wenige Ausnahmen, alle schließen müssen.

Achim widmet sich derweil unserem AP Navigator DS. Dies ist schon ein älteres Gerät, welches in erster Linie als unser Backup GPS und als Ankeralarm dient. Dieser Navigator startete in der letzten Zeit nicht korrekt, lieferte falsche Alarme und brauchte Ewigkeiten bis er richtig arbeitete. Die Gebrauchsanweisung gibt den Hinweis, dass diese Fehler durch einen Wechsel der Speicherbatterie zu beheben sein könnten, der aber nur durch den „autorisierten Fachhandel“ vorzunehmen ist. Der Fachhandel hier an Bord fühlt sich autorisiert und schraubt erst das Gerät ab und dann auf. :shock: Nach dem Wechsel der Batterie fährt der Navigator leider noch immer nicht korrekt hoch (wie war das noch mit der Autorisierung?…) Wie sich etwas später herausstellt, ist auch noch das NMEA In+ Kabel (grün) los gejackelt (schon wieder ein loses Kabel, wer macht das nur immer? ;-) ). Nach ein paar, nicht reproduzierbaren, Tastendrücken für ein Reset läuft der alte Kasten jetzt wieder problemlos.

 

Da heute Bastelstunde ist, bekomme ich noch ein neues Feature für meinen Apothekerschrank. Der heißt bei uns so, weil er ausziehbare Körbe hat in denen ich Vorräte lagere. Die Tür für den Schrank ist höher als ich und versucht bei Seegang immer wieder zuzuschlagen. Wenn ich nun vor den Körben stehe und etwas suche, haut mir der Schnapper der Tür schmerzhaft genau in mein Ellenbogen-Gelenk. Die Lösung soll ein Sicherungs-Haken von innen bringen. Diesen Haken haben wir noch von einer anderen Tür übrig, aber leider ist er etwas zu kurz und erfüllt erst seinen Zweck, nachdem Achim ein Abstands-Klötzchen „geklöppelt“ hat. Jetzt kann ich die Tür prima sichern.

Ich habe dann noch die sehr „unangenehme“ Aufgabe zum Markt, keine 500 Meter entfernt, zu gehen. Das Ergebnis dieser schlimmen Arbeit, ist eine leckere Lammkeule mit Bohnen…

Grotten, Felsen, Überhänge

30.Okt.14, Lagos, 1.714 sm von HH

Wir werden vom allerschönsten Sonnenschein geweckt, die Temperatur beim Frühstück beträgt schon 20 Grad, so dass wir beschließen eine kleine Wanderung auf dem Plateau der Felsenküste zu unternehmen. Der Wind kommt sehr kräftig aus Süd-Ost, so dass heute die Brecher an die Steilküste donnern. Was für ein Unterschied gegenüber der friedlichen See von vor drei Tagen, heute wäre ein Besuch der kleinen Strände unmöglich.

Wir können uns nicht satt sehen an den Türmen, Bögen, Kathedralen und Unterspülungen. Hinter jeder Biegung wird der Blick noch ein wenig schöner…

Viele Touristenfüße haben bequeme Trampelpfade auf der Ebene hinterlassen. Hier kann man sich nun, je nach Mut und Lebensversicherung, einen Weg nahe an der Steilkante oder lieber etwas Abseits auf sicherem Terrain aussuchen. Ein großer Teil vom Plateau ist zu verkaufen, wie uns ein Schild verrät. Allerdings muss man damit rechnen, dass nach einem Regenguss die Hälfte der eben erworbenen Quadratmeter nicht mehr existiert. Denn nicht nur, dass das Meer an der Küste nagt und knabbert, nein, mitten im Gelände existieren riesige Canyons, die ebenfalls stark zum Schwund von Grund und Boden beitragen. Um an der Küste weiter zu kommen muss man große Umwege um diese Krater machen.

Auf dem Plateau ist es vom Bewuchs her nun endlich „mediterran“: wunderschöne gewachsene Schirm-Pinien (Mittelmeer), Mittagsblumen (stammen eigentlich aus Afrika), blattlose Feige (Ursprung wahrscheinlich Südwestasien), Feigenkakteen (Herkunft Mexiko) und mannshohe Agaven (ebenfalls Mexiko) bestimmen das Bild. Darunter wächst Klee als grüner, dichter Teppich. Dazu ein azurblauer Himmel und hochsommerliche Temperaturen, eine sehr gelungene Wanderung.

Abends essen wir heute mal typisch portugiesisch: Echte Thüringer Bratwurst (vom Lidl) mit Sauerkraut (von Melly und Dirk). So gestärkt ziehen wir mit Elke und Thomas in die kaum mehr von Touristen besuchte Altstadt zum verspäteten Sundowner. Es ist abends immerhin noch so mild, dass man mit leichter Jacke noch draußen sitzen kann. :-)