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Gran Canaria – Bergtour

Mi., 11.Feb.15, Gran Canaria, Tag 256, 2.421 sm von HH

Sich in Las Palmes in der Marina ein Auto zu mieten ist denkbar einfach. Denn es gibt hier einen nicht mehr segelnden Dauerlieger, der für kleines Geld Autos verleiht. Das Beste daran, die Wagen stehen direkt vor dem Steg. Wir erwischen einen Seat Kombi (!), 17 Jahre alt, 250.000 km runter und nicht mehr ganz frisch im Lack, eine echte Möhre, aber er fährt.  ;-)

 

Der strahlende Sonnenschein hält in den Bergen leider nicht an und somit haben wir einen wolkenverhangenen Blick als wir den Pozo de las Nieves erreichen. Nieve = Schnee verdankt seinen Namen den drei Schneespeichern, die im 17. Jahrhundert hier errichtet wurden. Schneespeicher sind Türme in denen früher Schnee gestampft und zu Eis gepresst wurde. Aus dem Eis wurden dann Blöcke geschnitten und die kalte Fracht mit Lasttieren in die Täler transportiert.

Die höchsten Erhebungen von Gran Canaria sind maßgeblich mit verantwortlich, dass diese Insel so grün ist. Denn an dem fast 2.000 m hohen Gebirge bleiben die Wolken hängen, im Unterschied zu den flachen Insel Lanzarote und Fuerteventura.

Im Wolkennebel gibt’s nicht viel zu sehen, aber es klingt als stünde man in einer nebelgefluteten Volliere. Daran ist der Kanariengirlitz Schuld, der überall herum hüpft und trällert. Hierbei handelt sich um die Wildform des Kanarienvogels. Im 16. Jahrhundert erfreute sich dieser gute Sänger im Adel hoher Beliebtheit und wurde, da die Nachfrage mit Wildfang nicht zu befriedigen war, von den Mönchen Gran Canarias gezüchtet. Dann war es nur noch ein kleiner Schritt bis der Vogel komplett gelb wurde.

 

Zurück auf ca. 1.500 m kommen wir in den Genuss des sich bereits ankündigenden Frühlings. Die Mandelbäume stehen in voller Blüte und verbreiten ihren betörenden Duft. Laubabwerfende Bäume sind zwar auch hier noch kahl, aber überall sprießen Frühlingsblüher und frisches Grün.

Tejeda ist gerade ganz aktuell zum schönsten Dorf Gran Canarias gekürt worden und das zu Recht, wie wir finden. Ein wunderbarer Ort, terrassenförmig in den Berg gebaut.

Unser Weg führt uns weiter bis nach Artenara. Dieser Ort ist bekannt für seine Felsen- oder Höhlenwohnungen. Bereits die Ureinwohner Gran Kanarias haben In das weiche Lavagestein ihre Häuser gehauen und diese Tradition hat sich bis heute erhalten. Lediglich ein kleiner Vorbau befindet sich vor der Wohnung, die Haustür ist dann bereits in den Stein eingelassen.

 

Auf der Rückseite der Schlucht, geraten wir noch einmal in die Wolken, aber dies muss an der Wetterseite die Regel sein. Die Vegetation ist komplett verändert und meterlang hängt das Moos tropfend und trauernd von den Bäumen. Überall sprießen Farne und Algen.

 

In Teror gibt es einige Straßenzüge mit gut erhaltenen Kolonialhäusern mit den typischen, kanarischen Holzbalkonen an der Front. Eine Basilika schmiegt sich hübsch in das Straßenbild. Allerdings wirkt der Ort etwas ausgestorben. Das mag aber nur am nasskalten, trüben Wetter liegen.

Abends haben wir zwar nur 120 km Strecke gemacht, aber sicherlich durch einen der lohnendsten Teile der Insel.

Von Bord gejagt

Di., 10.Feb.15, Gran Canaria, Tag 255, 2.421 sm von HH

Da Achim heute noch ein wenig Feintuning an seinem Kupferwerk vornimmt, bin ich an Bord über.
Das stimmt leider, denn solche Werkel-Aktionen sind meistens damit verbunden, dass Pantry und Salon mit Werkzeugkisten, dem Inhalt des zu bearbeitenden Schranks, Polstern und Ersatzteilen verbaut werden.
Somit werde ich bei solchen Aktionen häufig freundlich genötigt von Bord zu gehen. Ich nutze diese Zeiten, um einzukaufen, mal wieder Edelstahl an Deck zu polieren oder, ich verdrück mich. Und das erst Recht, wenn so schön die Sonne scheint.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass der Hafen von der Stadt durch eine mehrspurige Straße getrennt wird. Parallel dazu führt am Wasser entlang ein wunderbarer Fahrradweg. Zwar kann man prima aufs Meer und auf die vor Reede liegenden Frachter und Bohrschiffe schauen, aber die Autopista ist so ätzend, dass die Strecke in Summe leider nur eine 3 bis 4 bekommt. Außerdem es gibt nur selten eine Möglichkeit durch einen Tunnel in die Stadt zu gelangen.

Nach einigen Kilometern erreiche ich San Christobal, ein Dorf mitten in der Stadt. Das Dorf existierte mit Sicherheit schon Bau der Schnellstraße. Es wurde einfach von der Stadt durch eine meterhohe Trasse direkt neben den alten Häusern getrennt.
Nur aus Süden kommend, kann man San Christobal über eine Abfahrt erreichen. Zu Fuß nur durch einen der seltenen Tunnel. Bedingt durch die abgeschnittene Lage hat sich unten am Wasser eine Art „Subkultur“ entwickelt. Anders kann ich den dörflichen Charakter, der mich empfängt, nicht beschreiben.
Hier ticken die Uhren definitiv langsamer. Was auffällt ist, dass viele Menschen in arbeitsfähigem Alter in den Bars sitzen oder dem Briefträger entgegen gehen, weil sie scheinbar nichts anderes zu tun haben. So eine offensichtliche Arbeitslosenqoute sieht man in Las Palmas down town nicht.

Ein Leben neben dem Karneval

Mo., 09.Feb.15, Gran Canaria, Tag 254, 2.421 sm von HH

Nicht, dass hier jetzt der Eindruck entsteht, wir würden nur Beach-Partys und Karneval feiern!!

Tagsüber wird viel gewerkelt an Bord.

1. Neue Steckdose
Wir hatten ja bereits nach zwei Monaten der Reise festgestellt, dass Gas zum Kochen zu besorgen eine schwierige, bisweilen unmögliche und durchaus teure Angelegenheit ist.
Entweder passen die Anschlüsse nicht, Tankstellen dürfen Flaschen nicht füllen oder auch, Taxifahrer dürfen Flaschen nicht transportieren und die Wege, um sie zu Fuß zu schleppen, sind einfach zu weit.

Das führt bis in die „Illegalität“, wenn Carlos in Lissabon jemanden kennt, der jemanden kennt, der Flaschen füllt. So einen Dienst lässt Carlos sich dann mit 35, 00 EUR bezahlen (zum Vergleich, eine Füllung in DE kostet 9,00 EUR). :shock:

Die Salzbuckel-Crews der Aquaria und Max haben uns den entscheidenden Tipp gegeben, einen kleinen Elektroherd für die Hafenzeiten zu kaufen.
So ein Ding haben wir uns im Oktober in Lagos besorgt und mussten seitdem keine Gasflasche neu anschlagen.

Der Nachteil war nur, dass das Kabel von diesem Kocher entweder quer durch die ganze Pantry verlief, da sich unsere 220 Volt Steckdose rechts von Waschbecken befindet, oder vor den Schubladen und Fächern im Weg hing.
Somit hat Achim mir eine neue Steckdose verlegt und zwar direkt am Herd, und das lästige Kabel ist nun verschwunden.

Dieser Kocher ist Gold wert, denn ich darf jetzt Kartoffeln erst kochen und dann auch noch braten, Pinienkerne rösten und Walnüsse karamellisieren ohne dass über den Gasverbrauch gemeckert wird.

2. Neuer Schlauch im Kühlschrank
Unser Kühlschrank ist ein großer Edelstahlkasten, der unten einen Ablauf für das Kondenswasser hat.
Dieser Ablauf mündete in einen Schlauch, der unglückseliger Weise nicht in der Bilge endete, sondern in einem Fach unter unserem Herd.
Am Ende dieses Schlauches befand sich ein Absperrhahn und somit stand der Schlauch permanent voll Kondenswasser.

Durch Krümel und andere verderbliche Kleinigkeiten, die ihren Weg in den Schlauch finden, fing es darin regelmäßig an zu müffeln.
Also musste ich spätestens alle vier Wochen den Kühlschrank leer räumen, das Wasser aus dem Schlauch lassen und solange mit heißem Essigwasser spülen bis alles wieder duftet. Das hat genervt!

Und somit hat mir der beste Skipper von allen den Schlauch verlängert und in den Abfluss von der Spüle verlegt.

Als Belohnung für so viel Schufterei besuchen wir abends die Namastee und verbringen ein paar sehr nette Stunden. :-)

Casa de Colón

So., 08.Feb.15, Gran Canaria, Tag 253, 2.421 sm von HH

Da das Wetter mit dauerbedecktem Himmel weiterhin nicht super attraktiv ist und über 18 Grad nicht hinauskommt, verschieben wir unsere geplante Auto-Anmietung von einem Tag auf den nächsten.
Stattdessen machen wir in Kultur und gehen noch einmal in die Altstadt.

Wie jede Stadt, in die Kolumbus jemals seinen Fuß gesetzt hat, so hat selbstverständlich auch Las Palmas ein ‚Casa de Colón‘.
Hier am geschichtsträchtigen Ort, der ungewollten Unterbrechung seiner ersten Reise über den Atlantik, macht das Sinn.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Kolumbus dieses Haus tatsächlich betreten hat, denn 1492 residierte hier der Gouverneur von Las Palmas.
Damals war das Gebäude allerdings noch nicht so groß, denn man hat vier Häuser zu einem Museumskomplex zusammengeführt.

Das Museum ist ganz nett, wobei das Gebäude der schönste Teil daran ist.
Die Ausstellung selber ist etwas mager und es werden nur wenige Originale gezeigt.

Unser Segelschiff ist mit allem modernem Zipp und Zapp -GPS, AIS, Radar, Rettungsweste und -insel, Funk und Pactor- ausgerüstet. Wir können nur staunen mit was für primitiven Instrumenten sich damals in dieses Abenteuer gestürzt wurde. Da erscheint das eigene Vorhaben auf einmal gar nicht mehr so gefährlich.

Dabei ist auch noch zu bedenken, dass Kolumbus seine Atlantiküberquerung zu falschen Jahreszeit, nämlich während der Hurrikan-Saison begonnen hat.
Es gibt vier Schautafeln seiner Atlantikquerung inklusive der Windrichtung, die er vorgefunden hat.
Hier sieht man deutlich, dass die Route seiner ersten Fahrt suboptimal gewählt wurde. Er segelte etwas zu nördlich und hat somit die stetigen Passatwinde verpasst. Bereits auf seinen nächsten Reisen wählte er eine südlichere Route und legte somit den Meilenstein für die Trade-Winds.
Möglicherweise hätte ihm der richtige Kurs 1492 die Meuterei kurz vor Ziel erspart.

Mich macht die Betrachtung einer Karte des Atlantiks immer sehr, sehr klein. ;-)

Ein Traum in Kupfer

Sa., 07.Feb.15, Gran Canaria, Tag 252, 2.421 sm von HH

Vor einigen Monaten hatte ich den Wunsch, eine kapazitive Erdung für unsere KW Anlage einzurichten. Dazu habe ich ca. 3m² auf der Innenseite des Rumpfes (unterhalb der Wasserlinie) mit Haushaltsalufolie ausgelegt. Das Ergebnis dieses Versuchs war sehr vielversprechend und die Übertragungsraten, die ich im Pactorbetrieb hatte, haben sich durch diese Maßnahme deutlich verbessert.
Haushaltsalufolie hat unglücklicherweise nur eine Dicke von ca. 0,004 bis 0,02 mm, was etwas zu wenig ist, wenn man die Eindringtiefe von Hochfrequenzströmen bei verschiedenen Frequenzen betrachtet (Skin-Effekt) und ist darüber hinaus weder mechanisch ausreichend stabil noch ausreichend korrosionsbeständig. In Kombination mit Wasser löst sich die Folie mehr oder weniger schnell in „Luft“ auf.
Den Einsatz der allgemein bekannten kupferhaltigen Farbe eines Anbieters aus Deutschland habe ich sehr schnell verworfen, da mir die Kosten hierfür einfach astronomisch erschienen.

Seit Lagos war ich daher auf der Suche nach Kupferfolie von ca. 0,1-0,3mm. Ich weiß nicht mehr, wie viele Läden ich abgelaufen bin, aber solche Folie war einfach nicht zu bekommen….bis wir nach Las Palmas kamen. Hier bekam ich auf die Frage, ob es Kupferfolie gäbe, nur die Antwort, welche Stärke ich den wolle (Danke noch einmal an Carsten von der Namastee, der mit mir die Fahrradtour auf den Berg gemacht hat). Schnell waren 10m der 40cm breiten und 0,1mm starken glänzenden Schönheit gekauft (ca. 85€ für 3,6Kg).

Ich habe also die alte Alufolienkonstruktion komplett entfernt und die frei gewordenen Flächen mit Kupferfolie ausgekleidet. Im Nachhinein war ich froh, dass ich keine dickere Folie genommen habe, da sich schon 0,1mm als recht störrisch erweisen können. Ich halte es im Moment auch für beliebig unwahrscheinlich, dass die Folie je einreißen wird.
Um zu verhindern, dass sich die Folie selbständig macht, habe ich sie mit etwas Montagekleber an der Bordwand fixiert (das hat mir ein paar Minuspunkte eingebracht, da der Kleber nicht ganz geruchsneutral war und die Klebungen unter Sabines Schlafstätte waren…).
Beim Verlegen lohnt es sich Handschuhe zu tragen. Die Schnittkanten sind teilweise rasiermesserscharf, verursachen üble Schnitte und können die ganze Aktion im Blutbad enden lassen.

Leider gibt es auf unserem Schiff keine durchgehenden Flächen unter den Böden und Kojen. Alles ist in einzelne Fächer aufgeteilt, was sich zumindest beim Packen des Schiffes als recht praktisch erweist. Die Verbindung der Flächen in den Fächern war genau genommen der schwierigste Teil. In die Trennwände habe ich ca. 8 cm breite Schlitze geschnitten und Kupferband durchgezogen. Den Anschluss habe ich dann mit Hilfe kupferumwickelter Holzknebel erstellt (zu verbindende Folien zwischen 2 Knebel und mit mehreren Schrauben fest verschrauben).
Die Folien selbst habe ich überlappend verlegt (ca. 10cm) und in Abständen von ca. 20cm verlötet. Da ich ja nun schon dabei war, die Erdung neu zu machen, habe ich auch das Anschlusskabel vom Erdausgang des Tuners an die Folie durch ein ca. 15-20cm breites Kupferfolienband ersetzt.
Im Sprechfunk konnte ich die neue Installation noch nicht testen, da der Empfang hier am Steg L in Las Palmas einfach unterirdisch ist. Hier mitten im Mastenwald hört man außer Störungen eigentlich nur wenig Verwertbares. Wenn Nichts mehr geht, dann geht aber meist noch Pactorbetrieb.
Um es kurz zu machen….die Connects mit der Schweiz und mit Halifax konnten mehr oder weniger auf Anhieb erreicht werden. Meist waren die Übertragungssraten unter 1000Bytes/min. Eine Ausnahme war allerdings über 5000Bytes/min auf dem 20m Band kurz vor Sonnenuntergang.

Natürlich bin ich sehr gespannt, ob sich diese Variante als nachhaltig haltbar erweisen wird.