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Mückenschutz auf dem Schiff

So.,06. Sep.15, Gran Canaria, Tag 464, 2.728 sm

Im Augenblick haben wir keine Probleme mit Mücken. Da es seit Monaten kaum regnet, bleiben diese Plagegeister erfreulicherweise aus.

In absehbarer Zukunft sind Mücken nicht mehr nur nervig, sondern jeder Mückenstich könnte ernsthafte Folgen haben.
Französisch Guyana ist sogar Gelbfieber-Gebiet, so dass wir spätestens ab dort jeden Mückenstich vermeiden sollten.

Im letzten Jahr hatte ich unsere Achter-Schlafkoje bereits zur Mücken-Tabu-Zone umgenäht. Alle restlichen Luken auf Atanga sind allerdings noch ungeschützt. Erste Nähversuche ohne rechten Plan

Dies gilt es zu ändern.
Und ich habe viel Glück, denn Gabi von der La Joya ist Schneiderin! Wie cool ist das denn! Sie zeigt mir, wie man für ein Mückennetz am besten Maß nimmt und rät dringend dazu, ein Schnittmuster anzufertigen.
Ich hatte schon von Schnittmustern gehört ;-) , aber bislang habe ich auf solchen Firlefanz verzichtet und mir meine Sachen Pi mal Auge zugeschnitten.
Dieser Tipp ist jedoch Juwelen wertvoll. Geht mit so einer Schablone alles viel leichter von der Hand.

Somit bin ich in Massenproduktion gegangen und fünf neue Abdeckungen warten nun auf ihren Einsatz. Im Augenblick hängen sie auf der Leine zum Ausmiefen. Unglaublich, wie Kunststoff stinken kann: Die weiße Gaze für die große Luke hatten wir noch im Fundus und diese ist sofort einsetzbar.

 

Für alle, die solche Luken-Netz nach nähen wollen, hier die Zubereitung:

 

Räume der Entspannung und Wellness-Oasen sind…

Do.,03. Sep.15, Gran Canaria, Tag 461, 2.728 sm

… die Duschen in den Marinas wahrlich nicht.

Der Durchschnitts-Deutsche hält sich 39 Minuten täglich in seinem Badezimmer auf. Männer überraschender Weise nur 6 Minuten kürzer als Frauen.
Bei Neubau und Renovierung wird zunehmend Wert auf Wohlfühl-Komponenten, wie Whirlpool und Multifunktions-Duschen gelegt.

Von solchen feuchten Träumen sind die sanitären Anlagen in Häfen weit entfernt.
Zu Hause stehen indirekte Beleuchtung, anregende oder entspannende Düfte und schöne Musik im Vordergrund. Grundlagen für den vollkommenen Genuss von Ganzkörper-Peeling und aufregenden Fußmassagen.
Auch ich habe so ein schönes Ambiente sehr genossen.

Aber Prioritäten verschieben sich, wenn man bereits über ein Jahr ‚fremd-duscht‘. Selbstverständlichkeiten, wie Wasser in genau der gewünschten Temperatur und in genau der gewünschten Menge, sind plötzlich das höchste Gut.
Wenn ich dann noch an das Wasser gelange ohne Zeitlimit, weil kein Münz-Einwurf gnadenlos rückwärts läuft oder ohne, dass ich alle 15 Sekunden einen Knopf drücken muss, dann, ja dann, erscheint mir auch das übelste Duschloch als Wellness-Tempel.

Sauberkeit ist schön und wird gerne genommen.
Ich gehe trotzdem nicht einen Schritt ohne Schlappen an den Füßen und versuche auch sonst wenig zu berühren.
Zum Glück sind Duschvorhänge, die sich durch den berüchtigten Vorhang-Sog eng an den nackten Körper schmiegen könnten, eine Seltenheit.
Da ich sehr kurzsichtig bin, nehme ich unter der Dusche ohne Brille Schmuddeligkeit nur gnädig verschwommen wahr.

Dadurch blieben mir auch erste Kakerlaken-Sichtungen, von denen mir glaubhaft von Dusch-Mitstreiterinnen berichtet wurde, bislang verborgen.

Bei Hafen-Duschen, kommt Wohlfühl-Freude nicht bei heimeligen Kerzenschein auf, sondern wenn Haken und Ablagen vorhanden sind und der Abfluss nicht verstopft ist.
Wenn ich bis zu den Knöcheln in gestautem Wasser stehe, frage ich mich immer, was da noch alles mit hoch gespült wird. Gott sei Dank rettet mich auch hier meine Kurzsichtigkeit und hält Haarbüschel und sonstiges Ekelzeug vor mir verborgen.

Duschen in den Häfen wird zum Erlebnis

In Vigo (Galicien) ging die Tür auf dem Werfgelände zu den Mädchen-Duschen nicht zu.
Durch Feuchtigkeit verzogen, konnte sie nicht geschlossen werden und der halbe Hafenbetrieb strömte daran vorbei.
Als ich dort unter der Dusche mit Vorhang stand, hatte ich sofort Bilder der berühmten Dusch-Szene aus Psycho vor Augen. :shock: Entspannt duschen geht anders…

Aber das Übelste an dieser Dusche war, dass der Bewegungsmelder nur für zwei Minuten das Licht anschaltete. Erneute Helligkeit bekam ich nur durch ‚Arme wackeln‘ mitten im Raum.
Also raus aus der Dusche und vor der halb geöffneten Eingangstür nackig ein kleines Tänzchen aufgeführt, zurück hinter den Vorhang und Psycho meldete sich zurück…

Das mit dem Bewegungsmelder ist übrigens ein gern gemachter Fehler.
In Porto ist das Bad quasi ohne Fenster und komplett in anthrazit gestrichen. Da steht man dann in einer black Box, wenn das Licht ausgeht und man freut sich, wenn man nicht auf der Seife ausrutscht, während man sich triefnass seinen Weg zum Melder sucht.

Ganz schlimm ist es jetzt auch hier in Las Palmas.
Die Person, die sich das örtliche Wasserspar-System ausgedacht hat, müsste jeden Tag mit eiskalten Aufgüssen bestraft werden: Es gibt zwei Knöpfe zum Drücken. Beide liefern Wasser für ca. 10 Sekunden. Der eine Knopf liefert kochend heißes, der andere eiskaltes Wasser.
Wenn man sie gemeinsam drückt, ergibt der Mix für genau eine Sekunde Duschwasser, was die richtige Temperatur hat. Den Rest der Zeit ist man beschäftigt, um Verbrennungen zweiten Grades oder Erfrierungen zu entkommen.
Es gibt noch die Methode einmal heiß und zweimal kalt zu drücken. Dann verlängert sich die Zeit der nahezu optimalen Temperatur zwar auf fünf Sekunden. Allerdings ist hierfür hohe Konzentration und Mitzählen der abgelaufenen Sekunden erforderlich. Dadurch ist an Haare waschen nicht mehr zu denken.

Meinen bisherigen Platz 1 der Duschen, belegt die Wellness-Oase auf La Palma: Holz-Ambiente, angenehmes Licht, so dass einem im Spiegel nicht das fleischgewordene Grauen entgegenblickt, Ablagen, Haken, viel Platz und Sauberkeit.

In der Plazierung weit vorne ist allerdings auch die grauenhafte Dusche in Lissabon.
Die Ecken schwarz verpilkt, an den Wänden klebende Haare, dazu abgerissene Haken und die gruselige Atmosphäre eines Dusch-Containers.
Weniger Wellness geht nicht! Aber Wasser zu jeder Tageszeit in der Temperatur und Menge, die mein Herz begehrt.

Waschen wie zu Oma’s Zeiten

Mo.,31. Aug.15, Gran Canaria, Tag 457, 2.728 sm

Vor Jahren gönnten wir uns die erste Miele Waschmaschine unseres Lebens.
Eine gar nicht alte AEG hatte viel zu schnell ihren Geist aufgegeben.
Das Verkaufsgespräch im Fachgeschäft ist mir noch gut im Gedächtnis:
Da die meisten Waschmaschinen Wäsche waschen können, war der stärkste Trumpf des Verkäufers, die wartungsfreie Trommel-Innenbeleuchtung zu erwähnen.
Wir kauften.

Zu Hause bestaunten wir das blau-kalte LED-Licht.
Ganze Abende verbrachten wir nun im Keller statt vor der Glotze. Der simple Vorgang des einströmenden Wasser wurde zum Event. Kalt-blaues LED Licht verwandelte unseren Kellerraum in Abyss.

Es mehrten sich die Verdachtsmomente, dass sogar saubere Wäsche im Wäschekorb landete, nur um erneut dieses Spektakel zu bewundern.
Der Gipfel der Waschlust war erreicht, wir waren auf dem Wasch-Olymp angekommen.

Diese Zeiten sind vorbei.

Die Waschmaschinen in den Marinas bieten weniger Knöpfe als ein einfacher Dreipunkt-Mixer oder Toaster.
Keine Drehräder zum Vorwaschen oder Energiesparen, kein Knitterschutz, nicht mal eine Wollschaukel, die einen in den siebten Wasch-Himmel wiegen könnte.
Stufenlos regulierbare Temperaturen? Fehlanzeige.
Wo sind der Timer und das Schnellprogramm? Geschichte.

Kalt, warm und heiß – mehr Knöpfe gibt es nicht.
Eine Angabe über Grad Celsius sucht man vergebens. Wie wäre es wenigstens mit Kelvin. Mit einem Taschenrechner wäre diese Hürde schon zu nehmen.


Wie warm mag warm nun sein? Wenn kalt tatsächlich kalt ist, dann könnte warm ja 30 Grad sein. Und heiß wären dann 60 Grad.
Ist kalt aber bereits 30 Grad, dann wäre heiß eine fatale Fehlentscheidung.

Wir tasten uns langsam heran und suchen aus dem Wäscheberg T-Shirts, deren Totalverlust kein Drama wäre. Wir wählen warm.

Warm ist das neue kalt.

Nach 30 Minuten ist die Wäsche fertig. Nein, falsch ausgedrückt, das Waschprogramm ist beendet, von gewaschen sind wir noch ein Stück entfernt.
Die Wäsche wird kurz nass gemacht und wieder geschleudert. Und sie riecht nach dem automatisch zugefügten Waschmittel. Die Duftnote liegt irgendwo zwischen Grüner Seife und Klostein.

Wir trauen uns an heiß.
Heiß ist aber offensichtlich kein Deut heißer als warm.
Dafür habe ich einen Beweis. Übliche Küchen-Wischlappen, die mit der guten, alten  Miele bei 60 Grad sauber geworden sind, fangen jetzt bereits am zweiten Tag an zu stinken.

Nach einmaligem Gebrauch die Lappen weg zu werfen, erscheint mir zu schade.
Also koche ich wie zu Omas Zeiten die Lappen auf dem Herd im Kochtopf aus.
Nach dieser Prozedur sind alle Bakterien tot und die Lappen wieder ein paar Tage einsetzbar.

Eine Waschmaschinen-Ladung kostet hier 8,00 EUR. :shock:
Da ja sowieso nicht gründlich und heißer als lauwarm gewaschen wird, bekommt der alte Wäschehaufen-Spruch: „schmutzig, aber noch tragbar“ eine ganz neue Wertigkeit.
Jetzt müffeln zwar die Küchenlappen nicht, aber…

Manchmal wünsch ich mir mein altes Miele-Leben zurück. ;-)

Wieder zu Hause

Fr.,28. Aug.15, Gran Canaria, Tag 454, 2.728 sm

Gestern bin ich erstaunlich pünktlich in Las Palmas gelandet.
Es war wunderbar all Euch lieben Menschen getroffen zu haben und vielen Dank für die schönen Stunden (48), die wir miteinander verbracht haben. :-)
Nach zwei Wochen Heimat-Urlaub freue ich mich aber auch auf Achim und unser schwimmendes Zuhause.

Geflogen bin ich mit Norwegian Air, einer aufstrebenden Billig-Fluglinie.
Billig ist allerdings nur der Flug gewesen, ein Sandwich im Flieger kostet 7,20 EUR. :shock:
Aber ich will nicht meckern, denn Norwegian Air hat mir 40 kg Freigepäck plus 10 kg Handgepäck geschenkt. Warum? Keine Ahnung.

Als wir das raus gefunden hatten, haben wir angefangen alles, was auf den Kanaren nicht zu bekommen ist, in Deutschland zu bestellen: Ferritkerne (Funk-Kram), Entstörfilter (auch Funk-Kram) und Bücher.

Und zwar jede Menge Reiseführer. Davon befand sich bislang kaum einer an Bord.
Dies hatte ich bei der Abfahrt schlicht nicht überlegt, dass echte Reiseführer-Bücher nett und hilfreich sein könnten.
Im Internet finden sich zwar jede Menge Infos zu besuchten Ländern und Städten, aber über Wiki und Touristen-Seiten muss man es sich dann doch mühselig zusammen klicken.

Ich habe bestimmt 8 kg Bücher mit aus Deutschland gebracht. Diese habe ich gebraucht bei Amazon, zum Teil für nur 3,00 EUR, gekauft. Einige sind zwar schon älter, aber da Kirchen nicht zur Seite zu springen pflegen, führt auch ein älterer Reiseführer zum Ziel.
Tipps für Restaurants und Hotels sind für uns sowieso uninteressant.

Somit befindet sich jetzt Literatur über gesamt Süd- und Mittelamerika und die Karibik in unserer Bord-Bibliothek.

Den Volumen-Inhalt von zwei großen Koffern bzw. Tasche im Schiff zu verstauen ist mit ein wenig Umlagerung, Neuorganisation und Phantasie ein lösbares, jedoch tagesfüllendes Problem.

Der Koffer ist übrigens ein Keller-Fund, der mir von Freunden über Arbeitskollegen organisiert wurde. Mit dem können wir nichts anfangen, aber wir stellen ihn hier neben die Müllcontainer und sind uns sicher, dass er einen neuen Besitzer finden wird.

Wasser, Wasser, Wasser….hat das denn kein Ende

Mi.,26. Aug.15, Gran Canaria, Tag 452, 2.728 sm

Michael von der La J. ist schuld. Schuld daran, dass sich unsere Reise kalkulatorisch um einen Tag verkürzt. Er hat mir den Floh ins Ohr gesetzt, dass ein Druckausgleichbehälter und ein Filter im Brauchwassersystem notwendig sind. Das Schlimme ist, dass er damit richtig liegt.
Unser Brauchwassersystem hatte bislang weder einen Filter vor der Pumpe noch einen Druckausgleichsbehälter. Das ist umso erstaunlicher, als dass auf der Pumpe fett gedruckt steht, dass sie nicht ohne Vorfilter betrieben werden soll. Die Entscheidung einen solchen Filter einzubauen war daher schnell und ohne Diskussion erfolgt.

Was hat es mit dem Druckausgleichbehälter auf sich? Diese Tonne wird in die Wasserleitung eingeschliffen. Sie ist zweigeteilt. Ein Teil ist direkt mit den fließenden Wasser verbunden, der andere durch eine Membran davon getrennt. In jenem Teil, der abgetrennt ist, sorgt ein erhöhter Luftdruck dafür, dass leichte Druckschwankungen in der Wasserleitung ausgeglichen werden. Dadurch wird erreicht, dass die Pumpe nicht jedes Mal anspringt, wenn der Druck im System abfällt. Dies kann schon dadurch passieren, dass sich das Wasser nach Abschalten der Heizung abkühlt. Alles klar?
Filter und Druckausgleich ergeben somit Sinn und ich musste diese Wunderwerke der Technik für unser Schiff haben. Heute Morgen habe ich die entsprechenden Teile besorgt und eingebaut. Zu meinem großen Erstaunen, waren alle Verbindungen ohne Nacharbeiten dicht und das System funktioniert.


Das war das letzte große Projekt, was ich während der Abwesenheit von Bine in Angriff nehmen konnte. Ich habe nicht alles geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Bin ich zu langsam? Nun, einige der Projekte hatte ich überhaupt nicht auf meinem Zettel. Wenn man aber auf einem Schiff erst einmal anfängt, dann finden sich neue Projekte im Minutentakt.

Den Nachmittag verbrachte ich damit, das Schiff wieder ein Zuhause zu verwandeln. Ich habe Staub gewischt, Staub gesaugt, den Boden gewischt und das Cockpit sauber gemacht. All diese Arbeiten gehören nicht zu meinen Lieblingstätigkeiten, aber wat mutt, dat mutt.