Do.,03. Sep.15, Gran Canaria, Tag 461, 2.728 sm
… die Duschen in den Marinas wahrlich nicht.
Der Durchschnitts-Deutsche hält sich 39 Minuten täglich in seinem Badezimmer auf. Männer überraschender Weise nur 6 Minuten kürzer als Frauen.
Bei Neubau und Renovierung wird zunehmend Wert auf Wohlfühl-Komponenten, wie Whirlpool und Multifunktions-Duschen gelegt.
Von solchen feuchten Träumen sind die sanitären Anlagen in Häfen weit entfernt.
Zu Hause stehen indirekte Beleuchtung, anregende oder entspannende Düfte und schöne Musik im Vordergrund. Grundlagen für den vollkommenen Genuss von Ganzkörper-Peeling und aufregenden Fußmassagen.
Auch ich habe so ein schönes Ambiente sehr genossen.
Aber Prioritäten verschieben sich, wenn man bereits über ein Jahr ‚fremd-duscht‘. Selbstverständlichkeiten, wie Wasser in genau der gewünschten Temperatur und in genau der gewünschten Menge, sind plötzlich das höchste Gut.
Wenn ich dann noch an das Wasser gelange ohne Zeitlimit, weil kein Münz-Einwurf gnadenlos rückwärts läuft oder ohne, dass ich alle 15 Sekunden einen Knopf drücken muss, dann, ja dann, erscheint mir auch das übelste Duschloch als Wellness-Tempel.
Sauberkeit ist schön und wird gerne genommen.
Ich gehe trotzdem nicht einen Schritt ohne Schlappen an den Füßen und versuche auch sonst wenig zu berühren.
Zum Glück sind Duschvorhänge, die sich durch den berüchtigten Vorhang-Sog eng an den nackten Körper schmiegen könnten, eine Seltenheit.
Da ich sehr kurzsichtig bin, nehme ich unter der Dusche ohne Brille Schmuddeligkeit nur gnädig verschwommen wahr.
Dadurch blieben mir auch erste Kakerlaken-Sichtungen, von denen mir glaubhaft von Dusch-Mitstreiterinnen berichtet wurde, bislang verborgen.
Bei Hafen-Duschen, kommt Wohlfühl-Freude nicht bei heimeligen Kerzenschein auf, sondern wenn Haken und Ablagen vorhanden sind und der Abfluss nicht verstopft ist.
Wenn ich bis zu den Knöcheln in gestautem Wasser stehe, frage ich mich immer, was da noch alles mit hoch gespült wird. Gott sei Dank rettet mich auch hier meine Kurzsichtigkeit und hält Haarbüschel und sonstiges Ekelzeug vor mir verborgen.
Duschen in den Häfen wird zum Erlebnis
In Vigo (Galicien) ging die Tür auf dem Werfgelände zu den Mädchen-Duschen nicht zu.
Durch Feuchtigkeit verzogen, konnte sie nicht geschlossen werden und der halbe Hafenbetrieb strömte daran vorbei.
Als ich dort unter der Dusche mit Vorhang stand, hatte ich sofort Bilder der berühmten Dusch-Szene aus Psycho vor Augen. Entspannt duschen geht anders…
Aber das Übelste an dieser Dusche war, dass der Bewegungsmelder nur für zwei Minuten das Licht anschaltete. Erneute Helligkeit bekam ich nur durch ‚Arme wackeln‘ mitten im Raum.
Also raus aus der Dusche und vor der halb geöffneten Eingangstür nackig ein kleines Tänzchen aufgeführt, zurück hinter den Vorhang und Psycho meldete sich zurück…
Das mit dem Bewegungsmelder ist übrigens ein gern gemachter Fehler.
In Porto ist das Bad quasi ohne Fenster und komplett in anthrazit gestrichen. Da steht man dann in einer black Box, wenn das Licht ausgeht und man freut sich, wenn man nicht auf der Seife ausrutscht, während man sich triefnass seinen Weg zum Melder sucht.
Ganz schlimm ist es jetzt auch hier in Las Palmas.
Die Person, die sich das örtliche Wasserspar-System ausgedacht hat, müsste jeden Tag mit eiskalten Aufgüssen bestraft werden: Es gibt zwei Knöpfe zum Drücken. Beide liefern Wasser für ca. 10 Sekunden. Der eine Knopf liefert kochend heißes, der andere eiskaltes Wasser.
Wenn man sie gemeinsam drückt, ergibt der Mix für genau eine Sekunde Duschwasser, was die richtige Temperatur hat. Den Rest der Zeit ist man beschäftigt, um Verbrennungen zweiten Grades oder Erfrierungen zu entkommen.
Es gibt noch die Methode einmal heiß und zweimal kalt zu drücken. Dann verlängert sich die Zeit der nahezu optimalen Temperatur zwar auf fünf Sekunden. Allerdings ist hierfür hohe Konzentration und Mitzählen der abgelaufenen Sekunden erforderlich. Dadurch ist an Haare waschen nicht mehr zu denken.
Meinen bisherigen Platz 1 der Duschen, belegt die Wellness-Oase auf La Palma: Holz-Ambiente, angenehmes Licht, so dass einem im Spiegel nicht das fleischgewordene Grauen entgegenblickt, Ablagen, Haken, viel Platz und Sauberkeit.
In der Plazierung weit vorne ist allerdings auch die grauenhafte Dusche in Lissabon.
Die Ecken schwarz verpilkt, an den Wänden klebende Haare, dazu abgerissene Haken und die gruselige Atmosphäre eines Dusch-Containers.
Weniger Wellness geht nicht! Aber Wasser zu jeder Tageszeit in der Temperatur und Menge, die mein Herz begehrt.
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Wohlfühlen in La Palma
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Teneriffa – schön, aber kaltes Wasser
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Horror-Dusche in Lissabon