Archiv der Kategorie: Gran Canaria

Essen wie Gott in Spanien

So.,16. Aug.15, Gran Canaria, Tag 442, 2.728 sm

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte mich Bine schon einmal meinem Schicksal überlassen und ist nach Hamburg gefahren. Während dieser Zeit machte ich unvergessene Erfahrungen mit den Produkten von U und Zapetti. Ravioli bzw. Spaghetti Bolognese aus der Dose. Noch heute schüttelt es mich, wenn ich nur an die U Ravioli denke. Das grenzte schon an lang anhaltende Körperverletzung. Genau genommen habe ich ein Trauma davon getragen und muss nun damit leben.

In diesem Jahr soll mir nicht der gleiche Fehler unterlaufen und so hatte meine Küche zumindest einen guten und sehr wohlschmeckenden Start. Hoffen wir mal, dass das so weitergeht.

Die Tortilla Shells haben wir beim Lidl gekauft, aber auch im Dino gibt es eine gute Auswahl. Die Hühnerbrust gut anbraten und mit Salz, Pfeffer und einer ordentlichen Portion Cayenne Pfeffer würzen. Die Shells werden einfach in der Pfanne ohne Öl gebräunt. Fleisch mit Paprika, Zwiebel, Gurke und eventuell Möhre in die Shell legen und etwas China Süß-Sauer Sauce darüber geben. Alles nett rollen und schon ist der Snack fertig.

Mittag

Morgen werde ich wohl die Arbeiten unter der Achterkoje abgeschlossen haben und dann wird es auch ein paar Bilder geben.

Mein Leben ist kein Pony Hof

Fr.,14. Aug.15, Gran Canaria, Tag 440, 2.728 sm

Gestern ist Bine nach Hamburg geflogen. Für uns hieß das, um 5 Uhr aufzustehen. Da ich immer etwas mehr unter Reisefieber leide, war ich bereits um 4 Uhr wach. Alles lief wie am Schürrchen und auch Bines Transport zum Flughafen war pünktlicher als die Maurer am Steg. Um 5:45 war Bine dann weg, aber meine Nacht war vorbei….und so blieb es auch…ich konnte nicht mehr einschlafen und den ganzen Tag war ich einfach nur müde.

Heute war die Welt dann wieder in Ordnung. Ich hatte eine geruhsame Nacht und bin frisch um 7:00 aufgestanden. Es war nun an der Zeit, mich um die Projekte zu kümmern, die ich besser mache, wenn Bine nicht da ist.

Unter der Achterkoje hatte ich vor einigen Monaten Kupferfolie als Erdung für das Kurzwellengerät gelegt. Leider ist es dort nicht immer ganz trocken, was aber nicht an Bine liegt, die normalerweise darüber schläft. Ich habe die Folie daher heute einfach einmal überlaminiert, um sie dauerhaft vor Feuchtigkeit zu schützen. Bei den gegenwärtigen Temperaturen (30° im Schiff) war das eine schweißtreibende Arbeit, die insbesondere auch durch die Atemmaske nicht wirklich angenehmer wurde.

ohne das Teil wär ich wohl erstickt

Morgen geht es dann weiter und das Ganze wird mit Bilgefarbe gestrichen. Das stinkt dann auch nochmal 20 Stunden und somit werde ich wohl die nächsten Nächte im Salon schlafen müssen. Da muss ich mir wohl einen kleinen auf die Lampe gießen, damit das klappt.

Bilder vom Werk gibt es dann mit dem nächsten Post, wenn alles geklappt hat

Ein Scheiß Problem

Di.,11. Aug.15, Gran Canaria, Tag 437, 2.728 sm

„Ihhh“ höre ich Achim rufen, „irgend etwas tropft bei uns im Abfluss-Schrank. Hol mal schnell eine Taschenlampe.“ Was im Strahl der Taschenlampe zu sehen ist, lässt uns das Blut in den Adern gefrieren. Braune Laufspuren direkt unter dem Fäkalientank. :shock: Ihhh, aber es riecht zumindest nicht. Das ist schön, allerdings merkwürdig.

Mit Latexhandschuhen und Stirnlampe bewaffnet, mache ich mich ans Werk (Freiwillige vor J ). Schon beim ersten wischen bemerke ich kleine, harte Krümelchen. Beherzt mache ich am Lappen die Geruchsprobe. Auf die auf Schiffen übliche Geschmacksprobe bei unerwartetem Wasser im Schiff, ob süß oder salzig, verzichte ich. Entwarnung! Bei den braunen Laufspuren handelt es sich eindeutig um Rost. Nur um Rost. ;-)

Somit kann der Edelstahl-Tank schon mal nicht durchgerostet sein.

Jetzt leuchten wir den kleinen, dunklen Raum mit Flutlicht aus und unterziehen den Tank einer gründlichen Inspektion. So wie es aussieht, hat sich nur Kondenswasser am Tank gesammelt und ihn an der Oberfläche zu ein wenig Rost geführt.
Leichte Korrosion findet in dem, mit Ventilen und Abflüssen vollgestopften, Feucht-Raum seit Jahren statt. Die Bronze-Ventile haben auch schon ihre grünen Lauf-Spuren hinterlassen. Das ist doch eine gute Gelegenheit diesen unbeliebten Schrank endlich mal auf Vordermann zu bringen Ich pinsel die fleckige Wand strahlend schön mit Bilgenfarbe un der Fäkalientank bekommt eine Hammerit-Kur. Wir hoffen, dass sich unsere Diagnose der Oberflächen-Korrosion als richtig erweist. Zukünftig ist auf der weiß-wie-Eisbär Oberfläche jeder Rosttropfen zu sehen und wir können sofort handeln. Die Ventile sehen zwar noch immer etwas abgerockt aus, aber sie sind zuverlässig beweglich und „never touch a running system“.

Ventilschrank

Ventilschrank

 

An die Kette gelegt

Mo., 10. Aug.15, Gran Canaria, Tag 436, 2.728 sm

Ich habe ja schon mehrfach berichtet,  dass uns Las Palmas begeistert. Die Stadt  ist vielleicht einen Tick zu groß, aber das stört nicht wirklich.
Richtig ätzend ist nur die große Straße zwischen Hafen und Stadt.

Der Rest ist sehr ‚local‘, wie es von allen hier genannt wird. Typisch spanisch, untouristisch, einfach nett und unaufgeregt.

Wir fühlen uns sicher und wohl hier.
Nur eine Unsitte scheint weit verbreitet: Fahrrad-Klau.
Ein Nachbar, zwei Boote weiter, berichtet vom dreisten Diebstahl direkt von seinem Kahn runter – am helligten Tag. :shock:

Nachts sollen die Diebe mit Schlauchbooten kommen und die Räder direkt von Bord pflücken.

Jeder warnt uns, alle weisen uns darauf hin. Somit haben wir einen Gegenplan entwickelt.
Statt des üblichen Fahrradschlosses, was man mit einer Kneifzange und Büroklammer knacken kann, rüsten wir auf.

Ich fahre jetzt mit einer Ankerkette und einem Monster von Vorhängeschloss in der Satteltasche umher. Diese ist lang genug, um beide Räder an einer 500 Jahre alten Ulme zu sichern.
Achim hat es gut gemeint mit der Länge der Kette.
Blöd nur, dass sich das Gewicht des Rades dadurch spontan verdoppelt hat. Jedes Verkaufsgespräch über das geringe Gewicht so eines Klapprades wird ad Absurdum geführt.
Dazu kommt die Schlepperei runter von Bord, wieder rauf aufs Schiff, da wir unsere Räder mittlerweile auch an Bord anketten.

Den Eindruck, den ich mit meiner Kette vor Geschäften hinterlasse ist unerfreulich. Es sieht ja so aus als würde ich alle hier für Banditen halten.
Nun, da muss ich durch (und die Canarios ebenfalls), nützt nix, mein Rad ist mir heilig!

Dass das Boot das aushält…

Mi., 05. Aug.15, Gran Canaria, Tag 431, 2.728 sm

…war eigentlich nie eine Frage.
Jeder, der was von Schiffen versteht (und auch welche ohne Plan) haben uns immer bescheinigt, dass wir ein schweres, stabiles, absolut seegängiges Schiff haben.
Dieses Schiff hält mehr aus als die Crew und kann locker die Welt umsegeln.

Ich habe diesen Behauptungen Glauben geschenkt.

Um so größer war dann mein Entsetzten als ich vor ein paar Monaten einen Riss entdeckte. Mitten im Salon unterm Sitz von Achim.
Keine Ahnung, seit wann sich der dort schon befindet. Die Stelle wird halb verdeckt vom Salontisch. Dort ist es dunkel und man kommt nicht wirklich daran vorbei.
Achim beruhigte mich. Ich schwieg. Ich schwieg in der stillen Hoffnung, dass der Riss dort schon immer war.

Dann vor vier Wochen fand ich den zweiten Riss. :shock:
Auf der anderen Seite vom Salon in der Ecke zum Schrank. Der musste neu sein. Okay, das ist eine Ecke in der man nicht jede Woche Staub wischt, aber er wäre mir schon vorher aufgefallen.

Wir brechen doch nicht auseinander? Mamma mia!
Achim schafft es, mich wieder zu beruhigen. Muss wohl an seiner Kompetenz als Bootsbauer und Schiffszimmermann liegen.
Holz ist nicht wirklich seins, aber er lullt mich ein. Sind ja nur die Möbel, beruhige ich mich selber.

Es bleibt jedoch so viel Unsicherheit, dass ich wieder schweige.
Klar, wer berichtet schon gerne davon, dass sein Schiff auseinander bricht? Oder zumindest droht, auseinander zu brechen?
Oder entschärft formuliert, dass sich das Mobiliar verzieht, weil das Schiff sich verwindet. Hallo, eine Hanseat verwindet sich nicht!

Heute breche ich das Schweigen, denn wir sind nicht länger allein. :-)
Es erreicht uns eine Mail eines befreundeten Bootes.
Lapidar tauschen sich die beiden Skipper über anstehende Reparaturen aus. Beiläufig wird Achim berichtet, dass Risse im Mobiliar zu beseitigen sind.

Ein paar Mails später mit der Dame des Schiffes und bin ich im Bilde.
Da sie ebenfalls in Schweige-Starre gefallen ist, als die ersten Risse entdeckt wurden, bewahre ich hier ihre Anonymität und nenne sie nur B von der SY C.

Unsere Schiffe sind, was Qualität, Alter und Bauweise betrifft, sehr gut vergleichbar. Ebenfalls eine Werft ohne Tadel.
B’s Worte in ihrer ersten Nachricht:  „ich bin so froh, dass ihr welche habt, hab auch nicht drüber gesprochen“
Nein, keiner spricht gerne drüber. Zumindest keiner, dem verkauft wurde, dass das Boot das aus hält. Also eine Weltumsegelung aushält.

B und ich tauschen Fotos von den entdeckten Schäden aus und Infos über unsere Männer.
Die haben ebenfalls Gemeinsamkeiten. Beide sind eher Elektronik lastig als Holz interessiert, beide mit dem Hang zum Hobby-Funker.
Über die Risse im Mobiliar herrscht auch auf der C absolute Tiefenentspannung beim Skipper.

B fasst unsere gemeinsame Situation pragmatisch zusammen:
„Wenn unser Funk super läuft und wir absaufen, weil die Karre auseinander bricht, können wir noch immer Tschüss sagen. Egal wo wir sind.“  :mrgreen:  :mrgreen:

B, ich freu mich auf Dich. :-)

Inzwischen habe ich mich getraut mit dem echten Fachmann der Familie zu sprechen: Gert hat seiner Tochter nicht dringend geraten, das Schiff fluchtartig zu verlassen.
Das ist ja eine gute Nachricht.
Im Augenblick tauschen wir Bilder aus und die finalen Reparatur-Vorschläge erhalte ich in Deutschland. Mit ein paar Holzschrauben ist es nicht getan. :shock: