Archiv der Kategorie: Australien

Sydney Oper vs. Elbphilharmonie

12.-14.12.24, Australien/NSW/Sydney, Tag 377-380 Roadtrip, 28.845 km total, Tages-km 137

„Du kannst doch die Sydney Oper nicht mit der Elphi vergleichen!“ Achim, der Sydney bereits kennt, bekommt regelmäßig Schnappatmung, wenn ich den zwei Gebäuden einen ähnlichen Status zuschreibe.
„Und unmöglich beide Gebäude in einem Atemzug nennen. Das eine ist ein Wahrzeichen, eine Landmarke, ein Traumgebäude. Das andere war einfach viel zu teuer“. Achims Meinung steht da klar und der absurd hohe Preis ist sein Totschlag-Argument, die Elbphilharmonie nicht zu mögen.

Sydney Oper – starke Silhouette. Und zwar von allen Seiten.
Ein Jahrhundertbauwerk!

Es stimmt, die Elbphilharmonie in Hamburg ist mit 866 Millionen Euro Baukosten kein echter Schnapper gewesen.  Sie ist 11 Mal teurer geworden als geplant. Jedoch, ein Blick nach Sydney bläst Achims stärkstes Argument in die Luft: Die ‚Landmarke‘, das ‚Traumgebäude‘ überstieg 15 Mal die ursprüngliche Kalkulation. Inflationsbereinigt landet die Oper fast (!) bei den gleichen Ausgaben wie die Elphi. Na bitte.

In Sydney war es das Dach, was die Kosten in die Höhe trieb. Die Konstruktion der muschel- oder segelartigen Dachflächen war statisch aufwendig. Immer wieder wurden neue Berechnungen angestellt, die Gestaltung verändert. Zum ersten Mal kamen „Computer“ zur Berechnung einer Gebäudestatik zum Einsatz  – 18 Monate soll ein Lochstreifen-Rechner benötigt haben.

Die Lösung der komplexen Dachkonstruktion in Bronze vor der Oper verewigt.

Extravagante, künstlerische „Kleinigkeiten“ kosteten ein Vermögen. Die von weiten einheitlich weiß schimmernden Dächer bestehen tatsächlich aus kleinen Kacheln. In zwei verschiedene Farben: Cremefarben matt und weiß hochglanz lasiert. Diese Kacheln – rund eine Millionen Stück – wurden in Schweden angefertigt. Die Lasur machte eine Reinigung des Daches bisher überflüssig.

Cremefarben matt und hochglanz weiß – in Streifenmuster verlegt. Auf die Idee muss man kommen.

Höganäs – keine 15.000 Einwohner – noch heute wird dort Keramik hergestellt.

Von Weitem verliert sich schnell die Zweifarbigkeit.

In Hamburg waren die außergewöhnlichen Fenster ein Kostentreiber. 72.000 Euro pro Stück! Über eintausend speziell angefertigte Scheiben der Fassade zieren den oberen Teil der Elphi.  Die gewölbten Scheiben sind so exklusiv, dass eine Spezialfirma dreimal im Jahr andrücken muss zur Säuberung. Kostenpunkt 50.000 Euro pro Reinigung.

Am Ende der Bauzeit (tatsächlich hat auch hier Hamburg die Nase vorne: 10 Jahre zu 14 Jahre in Australien) ging Sydney das Geld für ihre Oper aus, dass nur eine Lotterie – die Australier sind wettverrückt – das Projekt noch retten konnte.
Der dänische Architekt hatte längst das Weite gesucht über öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten und war so sauer, dass er weder die Eröffnung seines Jahrhundertbauwerkes erlebte, noch jemals australischen Boden betrat.
In Hamburg pulverte der Senat (klar hat ein kleiner Stadtstaat genug Geld) die fehlenden Millionen in die Elphi.

Längst ist in Hamburg Gras über die Kosten gewachsen. Die Elphi ist zum neuen Sinnbild für Hamburg geworden. Touristen und Einheimische mögen den Backsteinklotz. Ich auch. Er zieht inzwischen mehr Touristen als das Wahrzeichen-Urgestein, der ‚Michel‘. Die Sydney-Oper legt einen drauf und hat es zum UNESCO Erbe geschafft und ist eines der bekanntesten Bauwerke der Welt.

Und zu Recht. Steht man unvermittelt vor dem Gebäude, wenn man die Hafenpromenade entlang schlendert,  klappt die Kinnlade runter. Die Oper ist, zwar kleiner als erwartet, :mrgreen:  aber absolut einmalig.

Muscheln oder Segel? Der dänische Architekt hat sich darüber nie geäußert.

Das Gute an der Oper, springt man auf eine Fähre, kann man sie von allen Seiten bewundern.

Das Dach ist von allen Seiten schön.

Was Hamburg seine Speicherstadt ist, das ist in Sydney eine moderne glitzernde Skyline.

 

Hafen Hamburg vs. Hafen Sydney

Die Häfen von Sydney und Hamburg haben also ihr Wahrzeichen und sind sich auch sonst nicht ganz unähnlich. Die Wasserstraßen in der verwinkelten Bucht von Sydney sind schmal, was zu einem flussartigen Eindruck führt. Fähren und Ausflugsboote wuseln hüben wie drüben umher. In Sydney fehlen nur die dicken Pötte und die ikonischen Schreier, die Tickets für eine Hafenrundfahrt anpreisen. Am ‚Circular Quay‘ kauft man sein Ticket elektronisch. Kreditkarte an den Scanner halten, fertig. Und Fischbrötchen gibt es ebenfalls nicht. Aber Klau-Möwen. Bei McDonald wird vor geflügelten Burger-Dieben gewarnt.

Sydney Harbour Bridge. Fähren jeden Alters düsen umher. Skyline auf beiden Seiten der Brücke.

 

Skyline auf der Opern Seite.

 

Im Vordergrund ‚The Rock‘. Übrig gebliebene alte Häuser- bzw. Schuppen-Struktur. Heute sind dort teure Restaurants.

Nahe der Harbour Bridge (um die hundert Jahre alt) findet man noch ein paar alte Häuser zwischen modernen Wolkenkratzern.

Darling Harbour. Ein weiterer Hafen in der großen Bucht von Sydney. Noch in Laufentfernung von der Oper. Hier liegt ein Nachbau von Captain Cook’s Endeavour.

Schaut man in die Umfragen von Kreuzfahrtschiff-Reisenden landet Hamburg in der Bewertung auf Platz neun, hinter Sydney auf Platz sechs. Befragt man die KI liegt Hamburg vorne. Und hätte Hamburg das Wetter von Sydney, würden wahrscheinlich auch die Kreuzfahrer Hamburg wählen. ;-)

Elphi Fan vor Sydney Oper.

Glasfassade auf alter Backstein-Speicher-Struktur. Mit einem Dach, was Wellen darstellen soll. Auch nicht schlecht, kann dann aber doch mit der Oper nicht ganz mithalten.
Ob beide Gebäude weiterhin von mir in einem Atemzug genannt werden?

63

Radau im Wald

05.-10.12.24, Australien/NSW/Deua NP+Gerringong, Tag 371-376 Roadtrip, 28.059 km total, Tages-km 320+123

Nach wettertechnisch gemischten Tagen bei den Seelöwen riskieren wir einen Abstecher in die Berge. Es ist Sonnenschein vorhergesagt. Richtige Campingplätze hatten wir die letzte Zeit genug, wir möchten mal wieder in der Wildnis stehen. Parallel zur Küste zieht sich die ‚Dividing Range‘ als ein flacher – ungefähr 500 Meter hoher- Gebirgszug. Ein Nationalpark  geht in den nächsten über. Wir entscheiden uns für den Deua Park.
Der Weg in den Wald ist unbefestigt, aber in gutem Zustand. Vorbei an einsamen Wohnhäusern schrauben wir uns höher und tiefer in die Berge hinein. Die Abfahrt zum Campingplatz ist steil und ausgewaschen. Wir landen auf einem idyllischen Platz etwas oberhalb von Deua River.

Der Fluss plätschert friedlich vor sich hin, wir sind die einzigen Camper. Herrlich!

Malerischer Deua River -glasklar.

Perfekter Platz mitten im Wald – mit Tresen – gut zum Wein trinken

und für eine Rasur.

Es könnte so friedlich sein, wenn da nicht der ‚Maskierte Teufel‚, der ‚Doppeltrommler‚, das ‚Rotauge‚ und zehntausende ihrer lärmenden Kumpel in den Bäumen sitzen würden. Es ist wieder Zikaden-Zeit!
Der Lärm, den die Zikaden-Kerle erzeugen, nur um Weibchen anzulocken, ist ohrenbetäubend. Zikaden haben ein „Tymbal-Organ“, eine Art Luftsack mit dem klickende Geräusche erzeugt werden können. Dieses Geräusch wird so schnell wiederholt, dass es dem menschlichen Gehör als durchgehenden Rauschen oder Zirpen erscheint. Bis zum schmerzhaften Level von 120 Dezibel.

Ich bin sowieso schon eine taube Nuss, höre auf einem Ohr nicht mehr so gut. Bei Achim legt sich durch die Dauerbeschallung ein Taubheitsfilm auf die Ohren. Ich muss Sätze dreimal wiederholen. Den Zikaden-Damen scheint es zu gefallen, denn die Viecher vermehren sich in großer Zahl.

Grade geschlüpfte Zikade (ein Rotauge) – ungefähr 5 cm lang – die Flügel sind knapp trocken. 15 Sekunden später hebt der Brummer ab.

Hunderte, Tausende, Zehntausende sitzen in den Bäumen.

Die leeren Hüllen der Zikaden sind ein kleiner Zombie-Albtraum. Überall hängen diese toten Hüllen, die sogar Aussparungen für die Augen haben. Der Rücken ist aufgeplatzt, dort sind die geflügelten Zikaden entschlüpft.

Die Temperaturen sind die letzten zwei Wochen kontinuierlich gestiegen. Die Abende sind wieder mild. Sogar eine erste (moderate) Heatwave-Warnung erscheint in der Wettervorhersage. Die Temperaturen erreichen Mitte 30 Grad. Das passt gut, denn wird es zu warm, halten die Zikaden die Luft an. Sie zirpen nur zwischen 23 und 36 Grad. Erfreulicher Weise sitzen sie nicht auf jedem Baum, so dass der Lärm noch erträglich ist.

Die hohen Temperaturen sind, um den Weg auf der anderen Seite vom Deua River zu erklimmen, eher störend. Der Weg ist steil. Super steil. Wir stapfen uns langsam höher. Manchmal mit durchdrehenden Wanderschuhen. Es ist so steil, dass uns die Puste ausgeht. 180 minus Alter, lautet so die empfohlene Herz-Belastungsregel? Dann müssen wir Neugeborene sein. Wir pumpen wie Maikäfer.
Die Belohnung für die Anstrengung hält sich in Grenzen. Viel Mühe für wenig. :mrgreen:

Für ein Auto fast zu tief, aber es gibt einen deutlich befahrenen Weg auf der anderen Fluss-Seite.

 

Absolut steil – man erkennt es auf dem Foto nur ansatzweise – aber ohne Stütz-Stock rollt man den Abhang runter. Dieser Weg ist ein Feuerwehweg und ausdrücklich als Strecke für abenteuerliche 4×4-Fahrer erlaubt und angepriesen. In den Alpen wären die Wege auch so steil gewesen. Wir sind noch einmal froh, dass es mit dem Crossing nicht geklappt hat. ;-)

Die Belohnung – dünne Aussicht.

 

Total aufgeheizt kommt uns der flache Bach gerade recht. Glasklares Wasser. Und die Temperatur ist genau richtig – geschätzte 23 Grad. Wir kommen beide ohne viel Gequicke rein. Doppelt herrlich.

Glasklar, kaum Fische und kleine Stromschnellen massieren den Rücken.

 

Am Fluss müsste es eigentlich Wombats geben. Allerdings liegen nur wenige der auffällig würfelförmigen Ködel umher. Auch Känguru-Pupp ist fast nicht vorhanden. Entsprechend haben wir auch in der Dämmerung kein Glück.
Am Abfahrtsmorgen erfahren wir vom Stopp-Schild-Halter-Mann den Grund. Auch im Deua Nationalpark hat es 2019/2020 heftig gebrannt.  Die Tiere sind entweder geflohen oder umgekommen. Langsam kommen sie zurück, erzählt unser Lollipop- Freund.

Lollipop werden die Verkehrs-Regler in Australien genannt, die mit einem Lolli förmigen Schild den Verkehr regeln. Dieser Herr steht dreißig Kilometer tief im Wald. Drei Autos am Tag – man könnte auch eine Ampel installieren. Das hätte uns aber um ein nettes Schwätzchen gebracht.

Statt Säugetieren haben wir einige ‚Weihnachtskäfer‘ gefunden. Dreißig Arten gibt es von diesen Prachtexemplaren. Pünktlich zum Fest kriechen die schillernden Tiere aus dem Boden, wo sie als Larven sich von Graswurzeln ernährt haben.
Leider gibt es einen starken Rückgang dieser Käferart zu beklagen. Früher sollen die Äste des bevorzugten Eukalyptus vor Käfern gebogen haben. Die Bäume glitzerten wie Weihnachtsbäume – ganz ohne LED.

Ein Weihnachtskäfer auf dem Tresen – leider tot.
Es ist ein Anoplognathus viridiaeneus.

Nach zwei tollen Tagen kehren wir zur Küste zurück. Bevor Sydney ruft, legen wir noch einen Stopp in Garringong ein. Zwei Tage dunkler Himmel, einen Tag Sonnenschein. Ein hübscher Ort. Es ist Samstag als wir eintreffen. Wir bekommen grade so eben noch einen Platz. Viele Familien aus Sydney oder Canberra verbringen hier ihre Wochenenden.
Ab Sonntagnachmittag versinkt das Dorf wieder in einen Dornröschen-Schlaf.

Gerringong bei schlechtem Wetter – am Sonntag gibt es trotzdem ein Kinderfest am Strand . Das Rescue Schlauchboot fährt schon mal raus.

Das Fest bleibt, trotz anders aussehenden Himmels, vom Regen verschont.

An den nördlichen Klippen ist Schluss – über den Meeresarm kommt man nicht rüber.

Für Wellen-Hasser gibt es einen Salzwasserpool an den südlichen Klippen.

oder auch für Blauring Oktopus Schisser – eines der giftigsten Tiere der Welt!

Die südliche Ostküste erinnert so sehr an Neuseeland – kein Wunder – NZ liegt ja auch genau gegenüber.

Warri Beach bei Sonnenschein. Gleich noch viel schöner.

Letzte Ruhestätte mit phantastischer Aussicht.

 

55

Die Querung der Alpen

30.11-04.12.24, Australien/VIC+NSW/Myrtlefort+Cooma+Narooma, Tag 366-370 Roadtrip, 28.281 km total, Tages-km 357+182

Wir verlängern in Myrtlefort. Der gesamte Osten von Australien liegt unter Regenwolken. Es gibt kein Entkommen. Selbst in Sydney kommt es noch zu Überschwemmungen.
Myrtlefort ist gut geeignet zum Abwettern. Wir suchen noch weitere der versteckten Mosaike im Dorf und stoßen auf einen skurrilen Laden: Import von Asien-Trödel aller Art. Die Geschäfte-Kultur in Australien ist dünn. In jedem Ort gibt es die gleichen Hardware Stores, Autoläden, Camping-Shops und Boutiquen. Individuelle Geschäfte findet man selten. Dieser Laden ist eine Fundgrube für den extravaganten Geschmack.

Altes und Kitschiges – der perfekte Laden um bei Regenwetter zu stöbern.

Endlose Quadratmeter: Türen alte Fliesen, Woks, Klangschalen, Fenstergitter, Schränke, Holzfiguren

Die Umgebung von Myrtlefort – bayrische Idylle – nur die Kakadus passen nicht ins Bild.
Neun von zehn Kühen in Australien würden vom trockenen Süden und Westen nach Myrtlefort umziehen.

Der Campingplatz liegt direkt neben einem Rasen-Bowling-Platz. Dieser hat zwei Spielfelder und wenn es nicht regnet, finden sich tatsächlich jeden Tag Spieler ein. Und nicht nur Rentner! ;-)
Am Abfahrts-Morgen werden wir durch ein gurgelndes Rasenmäher-Geräusch geweckt. In der Nacht hatte es geregnet und zwei ältere Herren schieben Rasenmäher, die gleichzeitig Regenwasser absaugen können über die Flächen. Ich hatte das Grüne  von weitem für Kunstrasen gehalten. Falsch, es handelt sich um fein gepflegtes ‚Golf Green‘. Mindestens fünf Mal in der Woche wird gemäht.

Links: um 3 mm gekürzter und getrockneter Rasen – rechts noch nass.

Dann wird der Rasen noch gewalzt. Fast wirkt dieses Aufsitzgerät wie ein Luftkissen-Fahrzeug. Hightec! Für Rasen Bowling ;-)

Die letzte Zeit ist unsere Strecke ja recht zahm gewesen, daher hatten wir die Idee, die Australischen Alpen quer zu durchfahren. Das ist ein drei Tages Trip auf unbefestigten Wegen abseits der Highways. Aber das unbeständige Wetter – zwei Tage schön; ein Tag Regen – hält an. Bei Nässe ist das ‚Alpine Crossing‘ nicht angeraten. Die Wege sind zu steil, die Flüsse zu voll.
Wir wählen also den asphaltieren ‚Tourist Drive‘. Und sind enttäuscht. Besonders abwechslungsreich ist die Strecke nicht. Serpentinen führen durch dichten Wald. Selten wird eine Aussicht geboten. Oder die Bäume sind abgebrannt. 2019/2020 haben fürchterliche Buschfeuer in Australien gewütet. In den Alpen hat es 60 Tage gebrannt. Die Wunden sind noch deutlich zu erkennen. Im Nachgang sind wir froh, dass es mit dem Crossing nicht geklappt hat.

Ein seltener Aussichtspunkt auf 120 Kilometer Wald-Serpentinen.
Der höchste Berg, der Mount Kosciuszko ist hier verborgen. Er ist auch nur 2.228 Meter hoch.

Auf den Ostflanken sind die Schäden der Brände ganz besonders deutlich sichtbar. Die Schneeanzeiger sprechen auch eine Sprache, die man in Australien so nicht erwartet hätte.

In dem Katastrophen-Sommer verloren 33 Menschen ihr Leben, sind 13 Millionen Hektar Wald und Landwirtschaftsflächen vernichtet worden und über eine Milliarde (höhere) Tiere verbrannt. Durch extrem heiße Buschfeuer steigen die Feuer kilometerweit in die Atmosphäre auf. In diesen Hitzesäulen kondensiert die Feuchtigkeit und es entstehen Gewitter. Diese können weitere Brände auslösen und bringen durch Windböen und wechselnde Winde Feuer weiter außer Kontrolle.

In den ‚Snowy Mountains‘ fällt mehr Schnee als in den europäischen Alpen, obwohl sie vergleichsweise flach daher kommen. 2.228 Meter, mehr schafft der höchste Berg Australiens nicht. Allerdings sorgen 140 Tage Schnee für einen ausgiebigen Winter-Tourismus.
Mächtige Seen und die Schneeschmelze in den Bergen dienen 16 Staudämmen, 225 Kilometer Tunneln /Aquädukten und sieben Wasserkraftwerken mit so viel Wasser, dass die Hauptstadt Australiens mit Wasser und Strom versorgt werden kann. Und bewässern gleichzeitig noch 2.500 Quadratkilometer landwirtschaftliche Nutzfläche. Eines der komplexesten Stauwerke der Welt. Nur zwei Prozent davon sind oberirdisch sichtbar. Knapp 4.000 Megawatt Strom werden hier erzeugt – so viel wie drei bis vier mittlere Atomkraftwerke schaffen.

Dieses Tal ist einem der Staudämme zum Opfer gefallen – heute hübsche Ausweich-Überflutungszone – früher stand hier mal ein Dorf.

So wurden die Häuser in den 50er Jahren umgezogen. (Abfotografiert von Shire-Hinweis-Schildern)

Eisenbahnbrücken wurden überflüssig.

Die gleiche Brücke vor Bau des Staudamms. (Abfotografiert von Shire-Hinweis-Schildern)

Ein Wasserkraftwerk, was sichtbar ist im Alpine Nationalpark.

Hinter den Bergen legen wir einen kurzen Übernachtungs-Stopp in Cooma ein (schlechter Griff) und flüchten vor Regen an die Küste nach Narooma (guter Griff). Der Campingplatz liegt direkt am Meer. Der schmucke Touri-Ort schlummert noch Vorsaison.

Der Meeresarm zieht sich durch den Ort – rechts hinter den hohen Nadelbäumen liegt der Campingplatz.

Die Lage, die Lage, die Lage.

Die Lage ist super – aber die Regeln auf diesem Platz sind unterirdisch – man darf nicht rechts von der Betonfläche parken und somit hat man keine Wahl, wie man das Auto zum Wind stellt. Bei Regenwetter etwas fragwürdig. Und voll belegt möchten wir diesen Platz ebenfalls nicht erleben.

Zeltplatzbesucher – ein Regenbogenlori.

Keine 20 Grad – brrr

 

Draußen brandet die Tasman Sea, aber durch eine schmale Zufahrt kann ein verzweigter, von Flachs und Inseln durchzogener, Meeresarm auch von größeren Booten angefahren werden. Am Rand der aufgeschütteten Wellenbrecher tummelt sich eine Herde Seelöwen. Nur fünf Meter oberhalb der Steine haben wir eine super Sicht auf die Tiere.

Wenn das Fell vom Seelöwen langsam abtrocknet, wird klar, warum er Seelöwe heißt …

Neuankömmlinge werden mit Geheul begrüßt und es folgen kleine Scheinkämpfe.

49

Victoria “Outback”

23.-29.11.24, Australien/VIC/Ballarat+Euroa+Myrtlefort, Tag 360-365 Roadtrip, 27.616 km total, Tages-km 202+219+123

Wir verlassen die ‘Great Ocean Road‘, die Richtung Osten ihre Steilküste aufgibt und lange nicht mehr so spektakuläre Aussichten bietet. Wir biegen ins Inland ab. An der Küste versperrt uns Melbourne den Weg – die größte Stadt Australiens mit über fünf Millionen Einwohnern. Wir haben keinen Bedarf, zumal in Melbourne lustige Linksverkehr-Verkehrsregeln gelten: Wer rechts abbiegen will, muss auf der linken Spur in die Kreuzung einfahren. Der Gradeausverkehr rauscht dann rechts an einem vorbei. Springt die Ampel vom Querverkehr auf ‚grün‘, muss man zusehen, dass man davor noch schnell nach rechts weg fahren kann. Man kann also wahlweise von einem späten Gradeausfahrer oder vom Querverkehr abgeschossen werden. :mrgreen:

Unser eigentliches Ziel, die Australischen Alpen liegen östlich von Melbourne, aber da ist das Wetter schlecht. Somit bummeln wir durch die Provinz. Unser erster Halt heißt ‚Ballarat‘. Mit gut einhundert tausend Einwohnern auch keine Kleinstadt mehr. Aber der Stadtkern ist zu Fuß zu erreichen und nett restauriert. Viele Gebäude aus der Gründerzeit sind noch erhalten. Goldfunde in der Region machten Ballarat zu einer wohlhabenden Stadt.

1865 – schöne Häuserfronten sind noch erhalten in Ballarat.

1888 – mit Mining wurde hier viel Geld verdient.

1952 – Altes Kino – so was gab es in Deutschland auch mal. Der gezeigte Film ist aktuell: Gladiator II

Natürlich weihnachtet es auch in Australien.

Nach zwei Nächten zuckeln wir weiter nach ‚Euroa‘. Dreitausend Einwohner. Typisch Australisch. Man bekommt alles im großen Supermarkt mit angeschlossenem Baumarkt. Dazu ein Klamottenladen, zwei Second Hand Geschäfte, ein Schlachter und die Bevölkerung ist überwiegend im Rentenalter. Alles ist geschniegelt und die Rasenflächen sind frisch gemäht.
Schlechtes Wetter erreicht Euroa. Zum Glück läuft die Regenfront nachts über uns, so dass wir tagsüber die Umgebung erkunden können.

 

Die beste Camp-Küchen-Aussicht in Euroa. Der Campingplatz liegt malerisch an einem kleinen Bach.

Wir zuckeln weiter Richtung Alpen. Von Melbourne verläuft strahlenförmig ein dichtes Straßennetz in alle Richtungen. Einige ‚Free Ways‘ – deutschen Autobahnen nicht unähnlich – und viele gut ausgebaute Highways. Victoria ist mit 28 Einwohnern pro Quadratkilometer das am dichtesten besiedelte ‚State‘.
Wir entscheiden uns fürs Querfahren und meiden die großen Straßen. Und sogar in Victoria, nur 160 Kilometer von Melbourne entfernt, findet sich eine Art Outback. Wir schaffen es, sechzig Kilometer nur über Feldwege nach Osten zu fahren. Keine Dörfer, kein Handyempfang. Nur Weideland, ab und an ein Farmhaus. Die Feldwege sind gut, keine Bodenwellen, nur selten ein Schlagloch. Australien zeigt mal wieder, was es am besten kann: nicht besiedelt zu sein.

60 Kilometer am Stück geht es durch die Feldmark.

Eingang einer Farm im Outback Victoria.

Langsam kommen wir den Bergen näher.

Aus Flachland wird Hügelland, aus Hügelland wird Vor-Alpenland. Wir stoppen in ‚Myrtlefort‘. Einem Touristenort, der als Tor in die Alpenregion gilt. Auffällig sind die vielen europäischen Bäume. Mitgebracht von den ersten Siedlern aus der Heimat. Birken, deutsche Eichen, Pappeln und Buchen. Frisches Grün beschattet die Orte statt der grau-blauen Blätter vom Eukalyptus. Der Campingplatz ist dreiviertel leer. „Zu Weihnachten sind wir ausgebucht“, berichtet die Wirtin.

Der Campingplatz wirkt europäisch.

Ein Weg mit versteckten Mosaiken führt durch Myrtlefort – eigentlich für Kinder gemacht und mit Rätseln verbunden.
Die einzelnen Mosaiken sind toll gemacht. Hier steht die Kuh in Geschirr-Scherben mit Mohnblumen und Schmetterlingen.

Ausgewähltes Porzellan für die Mosaiken. Sehr hübsch und individuell gemacht.

Der Ort ist nett und der nahe gelegene Mt. Buffalo Nationalpark‘ gibt einen Vorgeschmack auf die Alpen, die man vom 1732 Meter hohen Mt. Buffalo schon gut erkennen kann.
Das Wetter ist toll auf zwei Wanderungen.

Besonders die Steinformationen in Mt. Buffalo stechen ins Auge.

Witwenmacher-Steine.

Zum Gipfel vom Mt. Buffalo führt ein schneckenförmiger Weg – mit vielen Gittern und Geländern.

Gitter für normale Touristen, damit man sich nicht so quälen muss.

Die Landschaft wirkt grau. Zum einen haben die Steine Schuld und außerdem

hat es 2020 gebrannt. Zurück geblieben sind graue Eukalyptus-Stümpfe.

Die Eukalypten schlagen aber kräftig aus.

Im Nationalpark ist die heimische Botanik wieder in Ordnung – Dianella longifolia, die Glatte Flachslilie. :-)

53

Great Ocean Road

18.-22.11.24, Australien/VIC/Koroit+Princetown+Apollo Bay, Tag 354-359 Roadtrip, 27.072 km total, Tages-km 214+130+84

“Eine der schönsten Küstenstraßen der Welt“, heißt es über die Great Ocean Road. Die Anforderungen sind hoch für einen Abschnitt von 250 Kilometer Länge, der vor uns liegt. Bevor wir uns überzeugen, ob die vollmundigen Behauptungen stimmen, legen wir noch einen Zwischenstopp in Koroit ein. Für zwei Tage ist bedeckter Himmel vorher gesagt, dass macht jede schöne Küstenstraße kaputt.

Zwei trübe Tage in Koroit – nichts fürs Meer – aber gut für einen Bush Walk.

Mehrere Kraterseen sind ineinander verwoben in Tower Hill. Sehr schöne Landschaft mitten in Weideland.

Koroit hat einen kleinen Vulkankrater mit gut ausgebauten Wanderwegen und verspricht Koala-Sichtungen. Wir versuchen unser Glück. Und werden nicht enttäuscht. Ein großer Koala hängt träge nur zwei Meter über uns im Geäst. Während wir nach oben in den Baum starren, legt der Koala den Kopf in den Nacken und fängt zu brüllen an. Wie am Spieß. Laut und lang gezogen. Affengebrüll nicht unähnlich, vermischt mit etwas Tiger-Grollen. Oder auch wie das Gurgeln eines defekten Abflusses.

Augen zu – Kopf in den Nacken

Und brüllen, dass wir fast vor Schreck umfallen. Die kleinen Zähne bloß gelegt. Süß.

Koala mal ganz anders.

 

Das Gebrüll zeigt die Stärke und Stellung des Koalas innerhalb einer Gruppe an. Die Gruppe muss weit verstreut sein. In der Nähe unseres Koalas können wir keine weiteren Tiere finden. Wer weit auseinander wohnt, muss halt brüllen.

Nachdem wir von Unserer Runde noch einmal beim Koala vorbeischauen, macht der Kerl, was Koalas 20 Stunden am Tag können: Schlafen!

Eine neue Skink-Sorte läuft uns auch noch über den Weg – ein Southern Grass Skink.

Das Hinterland der Great Ocean Road wird dominiert von Milch-Viehwirtschaft. Koroit selber hat eine große Butterfabrik mit großen Milchsilos auf dem Gelände.
Unser erster Abstecher zur schönen Küste führt auf einem Feldweg quer durch Weideland. Prompt geraten wir in einen Viehtrieb. 300 Kühe – mindestens – werden zum Melken gebeten. Artig trotten die Tiere zum Stall.

Der moderne Cowboy ist mit dem Quad unterwegs.

Der westlichste Zipfel der Great Ocean Road am Ende vom Feldweg.

Immer wieder sieht man solche riesigen Hecken. Schutz für die Tiere gegen den eisigen Südwind, der uns um die Ohren pfeift.

Statt bequemer Parklätze müssen wir uns beim ersten Blick auf die GOR durch die Büsche kämpfen. Am Ende soll uns dieser Spot am besten gefallen.

Die nächsten Stopps sind offizielle Touristen-Punkte. Gekennzeichnet durch braune Hinweisschilder. Eine extra Abbiegespur zum Parkplatz und die Spots tragen Namen: ‚London Bridge‘, ‚The Grotto‘ und die ‚zwölf Apostel‘. Für europäisch gewohnte Rechtsfahrer gibt es Warnhinweise, dass man bitte auf der linken Spur weiter fahren soll nach dem Foto Stopp. Hubschrauber knattern über die Küste entlang.
Man fährt ein Stück mit dem Auto, aussteigen, einen kurzen Weg zur Küste laufen, Foto machen und weiterfahren. Beide mögen wir diese Art des Sighseeings nicht sehr. So recht bleibt nichts im Gedächtnis, was man gesehen hat.
Bis zu sieben Millionen Besucher hat die Great Ocean Road jährlich und ist einer der Touristen-Attraktionen in Australien. Trotz Vorsaison ist es überall voll, besonders an der top Attraktion ‚Apostel‘. Auffällig für uns, dass 80 Prozent der Besucher Chinesen sind. Eine neue Touristen-Kultur scheint sich zu entwickeln.

The London Bridge. Hier ereignete sich 1990 ein Drama. Damals war der Bogen noch mit dem Festland verbunden. Zwei Touristen waren zur rechten Zeit am rechten Ort – sie befanden sich auf dem rechten Teil, als die Brücke hinter ihnen einstürzte. Nach mehreren Stunden konnten sie mit Hubschraubern gerettet werden.

Razorblade – es ist schon schön an der GOR. Dieser Aussichtspunkt gefällt uns am besten.

Die 12 Apostels – eigentlich sind es nur acht Pfeiler. Wir sind zum falschen Sonnenstand da, aber zum Glück stehen noch zwei  Pfeiler auf der anderen Seite der Aussichtsplattform.

Keine Selfie-Profis. Schiefer Horizont, aber eine tolle Aussicht.

Wir sind abends froh, dass wir auf halber Strecke der Great Ocean Road einen Campingplatz finden, der – man glaubt es kaum – fast leer ist. Ohne Infrastruktur in der Nähe und mit Plumpsklos ausgestattet, scheint er nicht beliebt zu sein. Obwohl er nur sechs Kilometer von den Aposteln entfernt liegt. Wir bleiben zwei Nächte und haben am nächsten Tag den herrlichen Strand für uns alleine. Wie kann das sein?

Nach so viel Küste gibt es abends heiße Suppe – der Wind ist eisig. Nur hinterm Auto ist es einigermaßen auszuhalten. Eintopf mit Kartoffeln und Süßkartoffeln. Paprika, Koriander, Knoblauch und mit ‚German Nackwurst‘ vom Aldi. Schön scharf, damit wir wieder auftauen.

Prachtstaffelschwanz – ein Leichtgewicht von 8 bis 14 Gramm. Wunderschöner Winzling, der nicht still sitzen kann. Fotografieren fast unmöglich – hier mit viel Glück ein Schnappschuss.

Vom Campingplatz führt ein großartiger Weg am Fluss entlang zum menschenleeren Strand.

Der dunkle Fluss von Princetown mündet ins wilde Meer.

Schöner als jeder Aussichtspunkt. ;-)

Nach dem Nachthochwasser war hier schon jemand mit Schluss-Sprüngen unterwegs. 2,5 Meter Abstand ungefähr. Zu sehen bekommen wir aber keine Kängurus.

Der Eiswind vom Vortag hat sich gelegt – man kann den Tag schon fast warm nennen.

Muschel und Schnecken armer Strand – diese Hübschen sind noch bewohnt.

Eine weitere Nacht verbringen wir in Apollo Bay. Ein angenehmer Touri-Ort mit Restaurants und Boutiquen. Nur mit Glück ergattern wir noch einen Platz. Gestern war der Campingplatz ausgebucht. Versteh hier einer die Touristenströme.

Apollo Bay hat einen feinen Sandstrand, angespülten Kelp auf den Felsen und sogar eine Seelöwen Kolonie. Die lagen faul auf einem Riff vor der Küste. Der Kelp fasst sich an wie eine Mischung aus Leder und Silikon. Unzerreißbar!

48