Archiv der Kategorie: Bonaire

Außergewöhnliche Segler

Mo., 19.Dez.16, Bonaire, Kralendijk, Tag 933, 8.715 sm von HH

Das Segler-Portal www.segeln360.de informiert über Chartersegeln, Seemannschaft, Reviere und den Yachtsport im Allgemeinen und Besonderen.
Dies erfolgt absolut Werbe- und Sponsorenfrei. Eine echte Rarität im Internet.

Die Betreiber von segeln360 haben eine neue Rubrik ins Leben gerufen: „Außergewöhnliche Segler“.
Achim und ich wurden für diese Rubrik um ein Interview gebeten und herausgekommen ist ein, wie wir finden, gelungenes Portrait von uns.

Wir finden uns zwar nicht außergewöhnlich, aber vielen Dank an die Redaktion für die Zusammenstellung der verschiedenen Portraits und dass wir dabei sein dürfen. :-)

 

Nochmal Tatoosh

Fr., 16.Dez.16, Bonaire, Kralendijk, Tag 931, 8.715 sm von HH

Dass man für Geld keine Gesundheit, Glück und Zufriedenheit kaufen kann, ist hinlänglich bekannt.
Für alles andere gibt es die Visa-Card.
Außer für einen Liegeplatz, der ist unbezahlbar.

Das muss auch schmerzlich die ‚Tatoosh‘ erfahren.
Immer wenn zwei Kreuzfahrschiffe gleichzeitig hier sind, muss sie weg.
Für drei Schiffe ist einfach nicht genug Platz an der Pier.
Da muss der edle Milliardärs-Dampfer den schnöden „Mein-Schiff-Touristen“ Platz machen. :mrgreen: Wer hätte das erwartet?

Bereits zweimal wurde die ‚Tatoosh‘ vertrieben und kommt an Tagen ohne, oder nur mit einem, Kreuzer zurück.
Wo sie die Wartezeit verbringt, bleibt ihr Geheimnis. Ankern ist um Bonaire erst ab 60 Meter Wassertiefe erlaubt.
Das mag die ‚Tatoosh‘ noch können, aber Achim glaubt, dass die auf offener See mit Bug- und Heck und sonstwie-Ruder auf der Stelle gehalten wird.

Irgendwie uncool, wenn man alle zwei Tage von seinem Platz vertrieben wird.
Auch mal schön zu sehen, dass für Geld nicht alles zu haben ist. ;-)

Unnütze Inseln

Di., 13.Dez.16, Bonaire, Kralendijk, Tag 928, 8.715 sm von HH

„Unnütze Inseln“ soll Vespucci und über Bonaire verlauten lassen haben, als er die Insel 1499 für Spanier in Besitz genommen hat.

„Unnütze Insel“, drängt sich sofort in den Kopf, wenn man den Süden von Bonaire abfährt. Flach, kaum Bewuchs, nur ein paar Divi-Divi Bäume beugen sich dem Passat.
Landwirtschaft ist nicht möglich. Das einzige, was hier geerntet werden kann, ist Salz.

Das erkannten bereits vor knapp 400 Jahren die Holländer, die den Spanien die ‚unnützen Inseln‘ wieder abnahmen.
Der Hunger nach Salz war bei den Holländern groß. Sind sie doch die Erfinder des Matjes, der in Salzlake haltbar gemacht wird. Und Produktion von Delfter Porzellan verschlingt ebenfalls Massen an Salz.

In den natürlichen Salzseen auf Bonaire legte man Salinen an aus denen bis heute qualitativ hochwertiges Meersalz geerntet wird.
Früher war dies Sklavenarbeit. Die Sklaven wohnten in winzigen Hütten, kaum größer als unser kleiner ‚Kia‘. Die Hütten stehen entlang der Salzstraße und sind perfekt renoviert. Gestrichen im unvermeidlichen Bonaire-Insel-Ocker-Gelb.

Heute übernehmen die schwere Arbeit große Raupen und das Salzschiff wird über ein modernes Loren-System beladen.

Eine karge, unwirtliche Landschaft, die allerdings Flamingos ein großartiges Rückzug-Gebiet verschafft. Flamingos sind menschenscheu und wo viel Trubel herrscht, ziehen sie sich zurück. Bis zum knotigen Knie stehen sie in der Lauge und filtern schnatzend Plankton aus dem Wasser. Oder balancieren einbeinig in der Brühe für ein Nachmittags-Schläfchen.

35.000 Tiere gibt es im Dreieck Venezuela-Curacao-Bonaire. Die rosa Federn verlieren nach der Rupfung ihre Farbe, so dass sie von Sammlern verschont bleiben.

Wild-Esel suchen ebenfalls die Salzwiesen nach verwertbarem Futter ab.
Als man die Tiere nicht mehr zur Salzgewinnung brauchte, weil Maschinen die Arbeit übernommen haben, wurden sie einfach auf der Insel frei gelassen.
Sie verwilderten und stellen nun eine Plage dar. Sie sind weder bei Umweltschützern noch bei Gartenbesitzern beliebt.
Ein Esel-Reservat nimmt sich seit 20 Jahren dieses Problems an. Zwei Drittel aller Esel wohnen mittlerweile dort und durch Kastration soll eine ungezügelte Vermehrung der freilaufenden Tiere verhindert werden.

An den Küsten der Südhälfte findet man auch die wenigen Sandstrände Bonaires. Aber der schöne Schein trügt. Die Ostseite sieht grausam aus. Wie eine versprengte Müllhalde. :shock:
Das Ufer ist gesäumt mit Unmengen an Plastik-Müll. Es ist grausam und ich könnte heulen, wenn ich das sehe. :cry:

grauenhafter Müll

grauenhafter Müll

 
Wäre es nicht eine gute Idee jedem Leihwagen ein paar Mülltüten mit auf den Weg zu geben? Alle Touristen, die mit leerem Kofferraum vorbei kommen, sammeln ein, zwei Tüten voll und nehmen sie mit in die Stadt. Der Müll ist sauber und in zwei Minuten hat man eine Tüte voll. Es wäre weder eine stinkende, noch anstrengende Tätigkeit.
Gute Sammelcontainer im Ort aufgestellt und die Gemeinde kümmert sich dann um eine artgerechte Entsorgung.

Es soll schon Sammel-Aktionen seitens der Gemeinde gegeben haben. Aber die Mengen, die da vom Atlantik ankommen sind so gewaltig, dass jeden Tag gesammelt werden müsste. Die oberste Priorität heißt somit Müllvermeidung. Wo und wann immer es geht! :-)

Unseren Leihwagen haben wir von ‚Caribe Car Rental‘ gemietet. Er war der preiswerteste Vermieter bei dem wir nachgefragt haben (wobei preiswert bei 120 EUR für zwei Tage relativ ist) und bei der Rückgabe des Autos wissen wir auch warum.

Der, uns vermietete, ‚Kia Picanto‘ verbraucht 13 Liter auf einhundert Kilometer.  :mrgreen:
Ohne Berge, ohne Stadtverkehr und bei einer gefahrenen Durchschnittsgeschwindigkeit von weniger als 50 km/h (die Straßen sind recht schlecht auf Bonaire und gespickt mit Schlaglöchern).

Unser Autovermieter übergab uns den Wagen nicht vollgetankt, sondern mit einer 7/8 tel Füllung. So sollten wir ihn auch zurück geben.
Nun kennt jeder die zittrigen Anzeigen in, vor allem recht preiswerten, Autos. Eben zeigen sie noch vollgetankt an, um im nächsten Augenblick dreiviertel leer zu sein. Es ist unmöglich diese Schätz-Anzeigen genau auf einen bestimmten Punkt zu betanken.

Das Unglück will es, dass man auf Bonaire einen bestimmten Betrag bezahlt, die Säule wird freigeschaltet und dann kann man die entsprechende Menge tanken.
Wir haben unseren 10-Liter-Kanister für den Außenborder dabei, bezahlen 20 USD, befüllen den Kanister, den Rest bekommt der Kia.
Wir befüllen ihn also mit gut acht Litern und wähnen uns auf der sicheren Seite.

Da haben wir aber nicht die Rechnung mit unserem Vermieter-Fuchs gemacht.
Er sieht die Nadel einen Millimeter unter ’seinem‘ Strich und schlägt uns ein „richtig gutes“ Geschäft vor: Statt der üblichen 20 USD, die er bis zur ’nächsten-Strich-Auffüllung‘ von seinen Kunden nimmt, begnügt er sich bei uns mit 10 USD.
Gelächter.
Wir diskutieren eine Weile mit ihm über Sinn oder Unsinn seiner 7/8tel Füllung und über Ungenauigkeiten solcher Anzeigen….
Da fällt von seiner Seite das böse ‚A—loch‘-Wort. Achim bleibt cool.

Von nun ab geht es nur noch ums Prinzip.
Wir denken gar nicht daran, ihm die 10 USD zu schenken. Wir sind keine Zeit-limitierten Touristen, die 14 Tage so angenehm wie möglich gestalten wollen.
Wir sind mitten in unserem Alltag, haben keinen Urlaub und haben viiiiel Zeit.

Also fahren wir noch einmal zur Tankstelle.  Damit es an der Kasse nicht albern ist, zahlen wir 5 USD. Dafür bekommen wir knapp weitere fünf Liter Sprit, die in den Kia kommen.
Die Anzeige rückt noch immer nicht einen Millimeter von ihrer falschen Position. :mrgreen:

Wie fahren trotzdem zum Vermieter zurück. 13 Liter müssen bei 116 gefahrenen Kilometern einfach genug sein. Er dreht den Zündschlüssel und sieht die Nadel unter ’seinem‘ Strich. Noch lässt er nicht locker, er will die 10 USD. Nach ein wenig verbalem Gerangel lässt er uns allerdings gehen.

Wir würden bei ‚Caribe Car Rental‘ kein Auto wieder mieten. Ob es Zufall mit der 7/8-tel Füllung war oder ob Methode dahinter steckt, können wir nicht beantworten.

 

Kaktusse, Kaktanten, Kakteen

Mo., 12.Dez.16, Bonaire, Kralendijk, Tag 927, 8.715 sm von HH

Wir sind mit dem Leihwagen im bergigen Norden ;-) (höchste Erhebung lächerliche 241 m) von Bonaire unterwegs. Der Norden ist recht grün, allerdings nicht tropisch üppig bewachsen, sondern Kakteen-Wälder dominieren den Bewuchs. Dicht gedrängt stehen sie an der Fahrbahn und behindern stellenweise die Weiterfahrt.
Die starken Regenfälle der letzten Tage sorgen für Baumbruch.


Die Nordspitze ist Naturpark und darf nur von Allrad getriebenen Fahrzeugen befahren werden. Da kommen wir mit unserem albernen Kia ‚Picanto‘ nicht hinein.
Zuerst sind wir sauer, dass unser Auto-Vermieter das nicht erwähnt hat.
Allerdings ist sowieso der halbe Park gesperrt, unpassierbar seien die unbefestigten Straßen. Der Parkwächter empfiehlt uns als Alternative eine zwei-Stündige Wanderung und die erweist sich als ein super Tipp.

Kleine Trampelpfade führen durch den Kakteen-Wald.
Kakteen kommen (bis auf eine einzige Ausnahme) nur auf dem amerikanischen Kontinent vor, gehören zu den langlebigen „Sträuchern“ und sind nicht meine Lieblingspflanzen. Aber zwischen 10 Meter hohen Säulenkakteen und Kandelaber-Kakteen zu wandeln, ist eine Hausnummer.

Dazwischen wachsen Kugel-Kakteen und „Schwiegermuttersitze“, die von den Azteken als Folterinstrument eingesetzt wurden. Selbst blattführende Pflanzen, wie Akazien, haben Dornen. Hier sind alle Pflanzen bis unter die Zähne bewaffnet.

Das machen sich die Einheimischen zu Nutzen und bauen lebende Kakteen-Zäune gegen gefräßige Ziegen und nicht minder hungrige Wild-Esel, die durch die Gegen ziehen.

Früher gab es im Norden einen richtigen Wald, der der Abholzung für den Schiffsbau zum Opfer gefallen ist. Eine Wiederauf-Forstung gestaltet sich schwierig, da Ziegen und Esel alle Schoßlinge verbeißen.

Richtung Küste wird der Bewuchs spärlicher und hört schließlich ganz auf. Die Ostseite mit den ungebremsten Wellen der Karibik ist nahezu strandlos, rau und dramatisch.
Eine attraktive Tour auf der wir komplett alleine sind, obwohl die Saison begonnen hat und ein großer Kreuzer im Hafen liegt. Leicht zu laufen und sehr zu empfehlen.

Rincon, die älteste Siedlung auf Bonaire, gefällt mir spontan. Alles ist frisch und bunt gestrichen. Wobei die Lieblings-Farbe der Bonairer ein sattes Ocker-Gelb zu sein scheint. Kirche, Mauern, Wände, Feuerwehr, alles erstrahlt in Gelb.

Auf dem Friedhof wird nur überirdisch beerdigt. Man hat keine Angst, fröhliche, grelle Farben als Gruften-Bemalung einzusetzen. Wer es lieber weiß mag, schmückt die Front der Grabstätte mit Relief-Platten und Porzellan-Tellern, die beim Streichen der Gruft schon mal etwas Farbe abbekommen.
Die Teller stammen eindeutig aus Oma’s altem Küchenschrank.

Tauch-Boot Atanga

So., 11.Dez.16, Bonaire, Kralendijk, Tag 926, 8.715 sm von HH

Die Ufer von Bonaire sind anders als die östlichen Antillen.
Hier gibt es keine weitläufigen Buchten mit Sandstrand, der sanft ins tiefe Blau übergeht. Bonaire ist komplett von einem Saum-Riff umgeben. Dies beginnt 60 bis 100 Meter vom Ufer entfernt. In der schmalen, seichten Uferzone sind die Bojen verankert an denen wir Segler festmachen müssen.

Das Riff beginnt auf knapp 9 Metern, fällt mit 45 Grad Neigung oder senkrecht auf 30 Meter ab. Dort gibt es ein sandiges Plateau, ebenfalls nur schmal, bevor es dahinter richtig tief wird. 200, 300 Meter und tiefer.

Es gibt nur 40 Bojen für Segler. Die See-Besiedelung der Uferzone hält sich also angenehm in Grenzen. Wie am Perlenband liegen die Schiffe nebeneinander.

Der Hintern von Atanga schwebt genau über der Riffkante, die so begehrt zum Tauchen ist.

Wir brauchen uns einfach nur vom Schiff direkt ins Aquarium hinein fallen lassen.
Wobei ‚einfach‘ in diesem Zusammenhang totaler Quatsch ist. Zum ersten Mal finden wir es nicht so cool, dass wir ein Mittelcockpit haben und nicht zu ebener Erde auf die Badeplattform gelangen können.

Am Ruderstand ist die Füllstation aufgebaut. Endlich kommt unser Kompressor zu seinem Einsatz (heute wurde ihm noch schnell eine Abdeckung genäht, damit er bei den häufigen Schauern nicht nass wird). Der leistet gute Arbeit, nach 40 Minuten sind beide Flaschen wieder gefüllt.
Allerdings macht er anständigen Krach dabei. Zum Glück lässt unser Nachbar zur Linken stundenlang seinen Generator an Deck laufen, der kann sich mal grad nicht beschweren. Der Nachbar zur Rechten hat zwei Wind-Generatoren. Der eine ist so laut, dass auch er freundlich rüber winkt, wenn wir füllen. ;-)

Die Flasche mit Jacket lässt Achim dann an der Bordwand runter. Ich nehme die Sachen schwimmend in Empfang und stopfe erst im Wasser mein Blei ins Jacket. Da braucht er die fünf Kilo nicht auch noch über die Reling wuchten.

Anzug und Flossen kann ich auf der Badeplattform anziehen, der Rest erfolgt dann im Wasser. Kaum dass eine halbe Stunde rum ist, sind wir fertig mit anrödeln.
Wenn wir mit dem Dinghy ein paar Tauchplätze weiter fahren, als rechts und links von unserem Liegeplatz, kommt als Zwischenstation noch das Packen des Dinghys hinzu.

Ein Segelboot ist definitiv kein praktisches Tauch-Boot.
Aber wir genießen die Freiheit jederzeit tauchen gehen zu können, wann wir Lust dazu haben.

Auf Bonaire gibt es keine Regeln. Es ist eine Park-Schutz-Gebühr von 25,00 USD pro Person zu bezahlen und dann kann es auch schon los gehen.
Wer ohne Schiff hier ist, erreicht die Tauchplätze bequem per Auto. Am Straßenrand weisen gelbe Hinweis-Steine dem Taucher den Einstieg. Der ideale Top-Spot für Leute, die auf dem Tauchboot seekrank werden.

Die Tauchgänge sind super easy (keine Strömung) und bereiten viel Freude: Guter Bewuchs an Hartkorallen, viele Schwämme, Fischsuppe mit unglaublich viel Kleinvieh, Schlangen-Aale und Tarpune von kapitalem Ausmaß.

Rotfeuerfische, die hier nicht her gehören sind von den Tauchbasen zum Abschuss frei gegeben.
Sehr außergewöhnlich: Padi (‚die‘ Tauchorganisation) bietet als ‚Extra‘ eine dreitägige Ausbildung zum „Lion-Fish-Hunter“ an.
Bis jetzt haben wir nur einen der außergewöhnlich schönen Fische gesehen. Die wurden aus dem Pazifik hier eingeschleppt und müssen, ähnlich der Spanischen Nacktschnecke in deutschen Gärten, wieder weg.