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Portobelo

Mi., 29.Nov.17, Panama, Puerto Lindo, Tag 1278, 12.217 sm von HH

Tiefe Wolken hängen morgens über unser Anker-Bucht.
Was bei unserer Ankunft freundlich sonnig wirkte, büßt spontan seinen Charme ein.

Wir düsen mit dem Dinghy zur Marina und mehr düstere Wolken erscheinen: Unser Krantermin ist ‚bis auf weiteres‘ verschoben. „Ich habe frühestens in zwei, vielleicht drei Wochen einen Termin für Euch.“ Hm, so haben wir uns das nicht vorgestellt. Da muss der Familien-Rat erst mal tagen, wie wir damit umgehen. :evil:

Nach dieser Enttäuschung fahren wir nach Portobelo.
Portobelo bedeutet schöner Hafen. Das klingt gut, denn da müssen wir hin zum Einklarieren.

Der Panamaer will es wissen.
395 USD! Wow! :shock:
Soviel haben wir noch nirgends bezahlt. Dafür erhalten wir Menschen 90 Tage Aufenthalt-Erlaubnis und Atanga darf 365 Tage bleiben.

Die super freundliche Immigration-Offizierin stempelt und fotokopiert, fotokopiert und stempelt.
Die kopierten Fotos unserer Pässe werden säuberlich ausgeschnitten und an diverse Formulare geheftet. Ein bisschen Gefängnis-Feeling kommt durch die Abnahme unser Daumenabdrücke per Stempelkissen auf. Sogar die USD-Noten mit den wir bezahlen, kopiert die Lady.
Mit welchem Trick sie auch immer den Kopierer dazu überlistet hat.

Portobelo entpuppt sich dann als nicht so belo. Die dunklen Wolken verdüstern den Ort apokalyptisch.
Die Wehranlage in der Bucht ist Unesco Weltkulturerbe. Steht aber auf der roten Liste als ’stark gefährdet‘. Die Gebäude sind zerfallen und von Moos überwuchert. Alles ist schimmelig und bröckelig. Gier hocken auf den maroden Mauern.

Symbolträchtiger kann ein Geier nicht plaziert werden

Symbolträchtiger kann ein Geier nicht plaziert werden

nur die Kirche strahlt in Portobelo

nur die Kirche strahlt in Portobelo

Passend dazu liegen in der Ankerbucht etliche Wracks und Halbwracks. Grün besparkt, auf der Seite, rostig. Endstation Sehnsucht!

Die Häuser im Ort sind hüfthoch schimmelig schwarz. Scheint denn hier niemals die Sonne?
Die Fußwege sind glitschig bemoost, glatt wie Schmierseife. Ich mache den Abflug und schlage mir das Knie blutig.
Es gießt wie aus Eimern. Dazu Gewitter. Blitz und Donner kommen fast zeitgleich. Achim vergleicht das Kaff mit ‚Georgsmarienhütte‘, dem düstersten Ort an dem er bislang gewesen sei.

Portobelo. Dieser Name erscheint uns falsch.
Portobelo erscheint uns Gott verlassen.

Wir fahren nach Puerto Lindo zurück.
Noch mehr düstere Wolken erscheinen am Himmel: Unser Dinghy finden wir mit einer platten Wulst am Steg.
Das passt ja gut in diesen Tag. Jackpot. Hauptgewinn. Sind wir jetzt auch von Gott verlassen?

Wir kommen mit dem Dinghy noch zu Atanga zurück. Das Dinghy kommt an Deck und das Loch ist schnell gefunden. Dann können wir nichts weiter machen. Dunkelheit legt sich über den düsteren Tag.

 

Infobox:
Cruising-Permit 185 USD – erhältlich in der Lintonbay-Marina
Yatista-Visa 105 USD pro Person – erhältlich in Portobelo
Porvenir ist nicht länger Einklarierungshafen. Dort erhält man keine Cruising-Permit.

 

 

Tag 3 – Auf nach Panama

Mo., 27.Nov.17, Panama, Porto Lindo, Tag 1276, 12.217 sm von HH
Ein Satz mit x – das war wohl nix. :mrgreen: Tag 3 verbuchen wir mal unter Wetterfenster-wie-es-nicht-sein-soll. Der Tag beginnt trübe. Tonnenschweren Wolken hängen bleigrau am Himmel. Das Meer sieht aus wie die Nordsee an ihren schlimmsten Tagen. Mordsee.
Mittags beginnt es zu nieseln. Dann zucken erste Blitze. Das Gewitter steht genau über uns. Ein Blitz kommt vor unserem Bug runter, der Donner folgt unmittelbar. So nah waren wir einem Gewitter noch nie. Achim guck grad woanders hin, hört den Blitz summen. :shock:
Handy, IPad und Funkgerät schlummern im Backofen in der Hoffnung, dass ihnen im Fall eines Einschlags dort nichts passiert.
In meinem Kopf kreisen nur zwei Gedanken: „Verdammte Axt, weit und breit sind wir der einzige Mast.“ Und die Ermahnung von Achim nicht den Relingsdraht anzufassen. Der sei mit dem Mast verbunden. „Dann siehst du aus wie ein Grillhähnchen.“
Zum Glück ist der Spuk schnell vorbei. Was folgt, ist stundenlange Windstille. Der Motor läuft. Um Mitternacht kommt der Wind zurück. Genau auf die Nase. Aus Süd-Westen. Aus dieser Richtung darf er gar nicht kommen. Es ist zum ver-rückt werden. Wir motoren tapfer weiter. Nur noch 30 Meilen. Aber es zieht sich. Gegenwind und Strömung bremsen uns runter auf zwei Knoten Geschwindigkeit.
Mittags, ziemlich genau nach drei Tagen Überfahrt, fällt der Anker in Puerto Lindo. Eine hübsche Bucht (wie der Name schon sagt ;-) ).
In der Einfahrt wechseln sich von Gischt umtoste Felsen mit grünen Mini-Inseln ab. Die sind mit Palmen bewachsen bis zur Wasserkante. An einem Strand baden Menschen, ein idyllischer Mini-Ort steht karibisch bunt direkt am Ufer.
So soll es sein, so kann es bleiben.

Tag 1 und 2 – Auf nach Panama

Sa./So., 25./26.Nov.17, Karibisches Meer, Tag 1274/5, 12.007 sm von HH
Jetzt haben wir so lange auf unser Wetterfenster gewartet und werden belohnt. Eine Briese zwischen 12 und 18 Knoten (Windstärke 4 bis 5 – so wie es jeder Segler am liebsten hat) bringt uns die ersten 30 Stunden nach Westen. Direkt auf Kurs gehen, dürfen wir am Anfang nicht, dann geraten wir in ein Windloch, wie es gerne vor der Küste von Panama entsteht. Wir kommen gut voran. Kaum Welle, kein Geschüttel im Schiff. Nichts klappert und ich kann bereits am ersten Abend kochen.
Ich glaube, wir sind während unserer langen Liegezeit weich geworden: Segeln ist schön. :lol: Zur Nacht – an Tag zwei – ändern wir den Kurs auf 240 Grad. Der Wind kommt jetzt genau von achtern. Unsere große Genua ist ausgebaumt und zieht uns mit sechs Knoten vorwärts. Jetzt rollt es etwas, aber absolut gut auszuhalten.
Kleine Regenschauer verderben den Spaß. Die haben zum Glück nicht viel Wind oder gar Winddreher als Geschenk dabei.
Noch 120 Seemeilen to go. So soll es sein, so kann es bleiben.