Mi.,20. Okt.2021, Pazifik, Tag 2698, 22.662 sm von HH
Den ganzen Tag dümpeln wir mit drei Knoten vorwärts. Das Leben ist entschleunigt und leicht wie ein Wattebausch. Leben wie in einem Haus. Das ändert sich schlagartig um 0:30 Uhr bei meiner Nachtwache. Mein Routineblick entdeckt am Vollmondhimmel einen Wolkenkragen hinter uns. Und vor uns ist es auf einmal so komisch diesig, milchig. Ich schleiche mich zum schlafenden Achim, um die Luke der Achterkoje zu schließen. Nicht zu früh, zehn Minuten später fängt es an zu gießen. Der Wind frischt nicht auf, bleibt bei acht bis zehn Knoten stehen. Es pladdert so heftig, dass die Wellen platt geregnet werden. Atanga scheint zu schweben. Aufrecht segeln wir mit vier Knoten durch den Wolkenbruch. Schön, trotz Regen.
Am Horizont sehe ich erst Wetterleuchten, dann einen Blitz. Nach unserem Blitzeinschlag macht mich das doppelt nervös. Die Handies landen im Backofen. Atanga schwebt. Dann, nur Minuten später, ein greller Blitz direkt hinter uns, sofort gefolgt vom Donner. Achim steht augenblicklich im Niedergang. Ich sitze bereits mit Regenjacke und ohne Hose (Profi ) im Cockpit. Es gießt. Der Wind frischt auf. 15 Knoten, 20 Knoten, 25 Knoten. Herrgott nochmal, muss das sein? Atanga liegt auf der Backe. Der Wind dreht von Nord auf West. Innerhalb von zwanzig, dreißig Minuten. Wir folgen dem Wind, unsere Herta macht einen guten Job. Nur, zurück wollen wir ja gar nicht. Mit sieben Knoten donnern wir auf unserer Kurslinie zurück, die wir mit drei Knoten gezogen haben. Nein, das geht so nicht. Wir müssen die Segel auf die andere Seite bringen. Kein Vergnügen bei dem Wolkenbruch. Zuerst mal muss der Bullenstander (Hilfstau zur Sicherung des Baumes bei achterlichem Wind, dass dieser nicht ungewollt zu einer Halse führt) gelöst werden. Achims Job. Er muss dafür das Cockpit verlassen. Bei Schräglage und diesem unglaublichen Regen kein Vergnügen.
Endlich fahren wir unsere Halse. Kurs Nord. Dort blitzt es, da wollen wir nicht hin. Der Wind hat in der Zwischenzeit weiter gedreht, kommt nun aus Südwesten. Das genau wäre unsere Kurs. Den können wir nicht segeln, weg vom Gewitter wollen wir aber auch. Wir haben die Schnauze voll. Vorsegel runter. Maschine an. Nach weiteren 45 Minuten hat der Wind auf Süd gedreht, wir können wieder segeln. Hoch am Wind jetzt bei 20 Knoten. Für mich fällt das unter groben Unfug. Was soll das? Atanga schwebt nicht mehr, sondern bolzt sich ihren Weg durch die stockdunkle Nacht. Nasse Klamotten aufhängen und Wasserlachen aus dem Salon wischen. Irgendwo hat es durchs Deck geregnet. Dann endlich darf ich ins Bett. Nass und mit schrumpeligen Zehen und Fingern.
Essen: Papaya und Bananen müssen weg. Abends gibt es Wraps mit Rührei und Tomatensalat.
Tagesmeilen – 79 :cry:.
Restmeilen: bis Minerva noch 1287 plus ungefaehr 800 nach NZ runter = 2087 Rest.