Mo., 13.Mrz.17, Mexiko/Isla Mujeres, Tag 1.017, 9.937 sm von HH
Mexiko ist ein erstaunliches Land.
Von weitem hält man das Land schlicht für eine Bananen-Republik. Die Berichte über die Drogenkriege und die traurigen Müll-Kinder im Moloch Mexiko-Stadt nähren diese Einschätzung.
Ein Blick in die Statistik sagt etwas anderes: Mexiko ist auf Platz 15 der größten Volkswirtschaften der Erde. Es belegt Platz 12 der größten Exporteure und Platz 10 beim Import. Mexiko ist Mitglied der G20 und stellt seit 2012 sogar dessen Präsidenten.
Schaut man dann in die Straßen von Mexico glaubt man eher an die Bananen.
46% aller Mexikaner (55 Millionen Menschen) leben in Armut, knapp 10% sogar in extremer Armut. Sie alle haben keinen ungehinderten Zugang zu Bildung, Gesundheit und Unterkunft.
Kinderarbeit ist in den ländlichen Bereichen eine Selbstverständlichkeit. Drei Jahre Schule, mehr ist für die Landkinder nicht drin. Analphabeten vorprogrammiert.
Soziale Absicherung Fehlanzeige. Behinderte werden von den Familienangehörigen zum ‚Arbeiten‘ im Rollstuhl oder auf eine Decke auf die Straße gesetzt. Auch sie müssen ihren Teil zum Familieneinkommen ‚verdienen‘.
Alte, uralte Frauen und Männer sitzen vor den Kirchen und hoffen auf ein paar Almosen. Wir haben viel beobachtet, dass Mexikaner ihren Landsleuten Geld in die Hüte geworfen haben. Aktives Betteln gibt es kaum. Auch von Kindern nicht.
Die Städte sind ein Spiegelbild dieser unglaublichen Schere. Mérida zum Beispiel.
Die großen Einfallstraßen wirken modern und europäisch. Denkt man sich die Stromleitungen weg und ersetzt Palmen durch Ahorn, konnte man in Hamburg sein. Chromglitzernde Autohäuser, Banken, Shopping-Center.
Hinter dem ‚Mercado Municipal‘ sieht es aus wie in der dritten Welt. Luftlinie vielleicht drei Kilometer.
- Mexiko, Mitgliedstaat G20
- nicht auf den ersten Blick
- zu erkennen
Viele Bemühungen kann man entdecken, den Umweltschutz nach vorne zu treiben: Mülleimer in Mérida mit Trennung von Öko-Müll zum Rest.
Ein Heerschar an Straßenfegern sind in Beschäftigung, um die Stadt sauber zu halten.
In den Supermärkten werden allerdings Plastikverpackungen und Tüten verbraucht als ob es kein Morgen gäbe.
Öffentliche Toiletten sind speziell.
Sie sind abgesichert mit riesigen Drehkreuzen aus Metall wie im Hochsicherheits-Trakt eines Gefängnisses.
Das Toilettenpapier gibt es entweder aus einem Automaten vor den Toiletten oder in schon in passende Bündel direkt von der Klo-Frau in die Hand gedrückt. Dafür gibt es dann aber auch eine Quittung über 3 Pesos (15 Cent).
Das Abwassersystem muss im ganzen Land eine Katastrophe sein. Papier in die Toilette werfen, ist unerwünscht. Das ist für uns Segler nun das kleinste Problem.
Meistens sind die öffentlichen Toiletten sehr sauber. Mit Fußbetrieb zum Aufziehen und es ist immer Seife da.
- Nicht Gefängnis – Zugang zur Toilette
Überall Schilder in den Restaurants, selbst in den letzten Mittags-Spelunken: Hände waschen vor dem Essen und nach der Toiletten-Nutzung.
Das Gesundheits-Ministerium scheint eine Verordnung erlassen zu haben, dass so ein Schild zur Pflicht geworden ist.
Wir hatten eine wunderbare Rundreise in einem abwechslungsreichen, mit Geschichte vollgestopften Land. Sie ist ganz einfach auf eigene Faust zu organisieren.
Spanisch hilft auf dem Land, zur Not geht es auch ohne.
Trotz aller Warnungen vor Trick- und Taschendieben hatten wir nie das Gefühl, dass es jemand auf unserer Hab und Gut abgesehen hätte.
Die Mexikaner sind sehr zurückhaltend, leise, fast schüchtern. Unglaublich freundlich, wenn man sie anspricht. Sie freuen sich dann über Versuche auf Spanisch und helfen sehr, dass man verstanden wird.
Das fröhliche, laute ‚Hey, man, was geht‘ von den Antillen wird man hier nicht erleben. Das hat den Vorteil, dass man nicht andauernd eine Hand schütteln oder die Ghetto-Faust anschlagen muss.
Im Grunde kommt dieses Verhalten uns trockenen Fischköppen doch näher als die Verrückten aus der Ost-Karibik.
- Kirchen sind gut besucht
- und sonntags wird getanzt