Popayan und Silvia

So.-Di., 08.-10. Okt.17, Kolumbien/Popayan, Tag 1226-9, 11.850 sm von HH

Der Weg raus aus San Andrés ist einfacher als rein.
Allerdings nur einmal täglich – morgens um 6.00 Uhr. :shock:
Durch atemberaubende Landschaft geht es durch die Anden. Das Wetter ist so gut, dass wir die schneebedeckten Gipfel im Osten sehen können.
Leider haben wir die falsche Seite im Bus gewählt und gucken gegen den Berg (also, wer von San Andrés nach Popayan fährt, unbedingt rechts hinsetzten).

Ein abenteuerlicher Weg. Die Spuren von frischen Erdrutschen sind grade beseitigt.
An einer Stelle ist die Straße quasi unterhöhlt. Nach vier Stunden erreichen wir trotzdem wohlbehalten Popayan.

Popayan (1700 Meter) hat den Ruf der zweitschönsten Kolonial-Stadt Kolumbiens und trägt den Beinamen ‚die Weiße‘, la ciudad blanca.
Wie üblich im Schachbrett-Muster gebaut, sind alle Villen, Kirchen und Reihenhäuser weiß getüncht.

Eine wohlhabende Stadt. Straße und Wege sind in gutem Zustand und morgens geht eine Armee von Straßenfegern durch die Stadt. Nirgends findet man auch nur einen Papier-Schnippel. Dazu ein hohes Polizeiaufgebot im Altstadtkern.
Zu uns ist die Polizei liebenswürdig und hält gerne ein Schwätzchen.

Die Menschen sind ausgesprochen freundlich. Touristen Fehlanzeige, nur eine Handvoll Backpacker und kolumbianische Gäste.

Popayan

Popayan

 

Der indigene Einfluss macht sich bei den Einheimischen optisch stark bemerkbar.
Die Frauen tragen ihre schwarzen Haare hüftlang, manchmal zu einem armdicken Zopf geflochten. Wunderschöne „Indianer“-Haare, wie ich sie nie vorher gesehen habe. Nicht ganz so glatt wie bei Asiaten und ohne Blaustich. Ein haargewordener Traum.

Knapp 50 Kilometer von Popayan entfernt liegt Silvia.
Ein 7000-Seelen-Ort, hoch in den Bergen auf 2.600 Metern, der nichts besonderes zu bieten hätte, wäre dienstags nicht Markttag.
Dann kommen die Guambiano-Indianer aus den Bergen, um ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Webereien zu verkaufen.
Etwa 25.000 Guambiano leben selbst verwaltet in den nahen Bergen um Silvia.

Wenn man in Silvia aus dem Bus steigt, wähnt man sich in einem Kostüm-Film.
Die Guambiano haben sich ihre traditionelle Kleidung bewahrt: die Männer tragen einen blauen Rock plus grauem Poncho und totem Schal. Bei den Frauen ist der Poncho kobaltblau und der Glockenrock grau. Alles umsäumt mit einem auffälligen Streifen in pink.

Einen grauen Filzhut tragen beide.
Dazu knöchelhohe Lederschuhe, oder die jungen Leute, modern, haben Sneakers an.

Traditionelles Ehepaar

Traditionelles Ehepaar


Es dauert einen Augenblick bis man sich an den Anblick gewöhnt hat und sich traut, die Kamera zu erheben.

Tradition und Moderne schließen sich bei den Guambiano nicht aus: wer mit dem Moped anreist, hält den Filzhut in der Hand, während der Helm auf dem Kopf sitzt. Dann wird getauscht.
Und selbstverständlich hat Frau ein Handy, wenn auch old fashion. ;-)

Tradition und Moderne

Tradition und Moderne

Die Frauen gelten als hervorragende Weberinnen. Dass sie spinnen können, beweisen sie, wo sie stehen und gehen. Mit einer kleinen Handspindel wird ein gleichmäßiges Garn gesponnen.

Die meisten Guambiano reisen nicht mit dem Moto, sondern mit einem Chivas an.
Chivas (=Ziege) sind auf Lkw-Chassis gebaute Busse mit einem Gestell aus Holz und Metall. In wochenlanger Arbeit werden die Busse bemalt. Jeder Fahrer gibt seinem Chiva einen individuellen Spitznamen.

In den ländlichen Gegenden sind die Chivas seit fast einhundert Jahren als Transportmittel nicht wegzudenken. Das moderne Kolumbien lehnt die Chivas allerdings ab, zu sehr seien sie ein Symbol für Unterentwicklung.

Auf einem Chiva wird einfach alles verladen

Auf einem Chiva wird einfach alles verladen

Wir sind in jedem Fall schwer beeindruckt von den hoffnungslos überladenen Vehikeln und möchten den Anblick nicht missen.
Ob eine Alternative einen Gewinn bringen würde, ist fraglich. In kein Gefährt der Welt bekommt man so viele Menschen und Ware gleichzeitig.

2 Gedanken zu „Popayan und Silvia

  1. Michael

    Hallo Sabine, schöner Bericht. Das mit dem toten Schal hat uns besonders gut gefallen. Noch viel Spaß euch beiden.
    Liebe Grüße von der La Joya
    Gaby und Michael

    Antworten

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