Bus fahren in Kolumbien

Mi., 18.Okt.17, Kolumbien/Santa Marta, Tag 1237, 11.850 sm von HH

Das Bus-System in Kolumbien bringt einen in das letzte Dorf.
Man muss keine Angst haben, dass man auf einem Busbahnhof stecken bleibt. Irgendein Fahrzeug findet sich immer.
Mehrmals täglich wird auch die letzte Siedlung angefahren. Nach Fahrplan – alle 23 Minuten in ein 5.000 Seelen-Kaff zum Beispiel.

Das System ist allerdings schwer zu durchschauen.
Auf den Bahnhöfen gibt es zig Anbieter, die um ihre Gäste buhlen. Viele Anbieter haben das gleiche Ziel. In Reihen stehen mit Reklame zugekleisterte Buden.
Neon-Laufbänder zeigen blinkend diverse Ziele. Die Mitarbeiten winken mit Schildern, rufen unter den Schlitzen der Glas-Trennscheiben ihre Angebote den Suchenden zu.
Welche Linie man am besten nimmt, ist eine Art Glücks-Spiel. Sind eure Busse komfortabel? „Si, claro“, lautet die ewig gleiche Antwort. Da wird auch schon mal geschwindelt. ;-)

Der Preis ist ebenfalls kein verlässlicher Indikator für eine komfortable Reise.
Wir sind 300 Kilometer für 8,00 EUR (pro Person) im blitzsauberen Luxus-Bus mit Liegesitzen und Wifi gefahren und haben für 160 km im ausgelutschten Klapperbus fast das gleiche bezahlt.

Die Busse fahren auf die Minute pünktlich ab.
Was umso mehr verwundert, weil bei der Fahrtdauer grundsätzlich untertrieben wird. Als Faustformel kann man pro Stunde Fahrzeit 15 Minuten drauf rechnen. Klingt harmlos, macht bei versprochenen sechs Stunden bereits 1,5 Stunden mehr. :shock:

Zum Busfahren gehört eine gute Portion Mut. Es wird gefahren wie Sau.
Dagegen sind die Fahrer in Mexiko lahme mittelamerikanische Enten.
Auf dem Weg nach Silvia wäre unser Bus beinahe frontal mit einem Lkw zusammen gestoßen. Ein beherzter Schlenker des Fahrers hat uns das Leben gerettet.

In vielen Bussen zeigt eine, zu den Fahrgästen gedrehte, Digital-Anzeige die aktuelle Geschwindigkeit. Das ist praktisch. So kann man die gefahrene Geschwindigkeit prima mit den Straßenschildern abgleichen. Fast immer ist es mehr als das Doppelte. :mrgreen:

Kamikaze-Überholmanöver, dichtes Auffahren, hupen , statt bremsen.
Kurven schneiden, auch sehr beliebt. Das Beste ist, man achtet nicht drauf, sondern erfreut sich an der traumhaften Landschaft (dann hat man wenigsten noch mal was Schönes gesehen, bevor die Lichter für immer aus gehen).

Die Einfallstraßen vor großen Städten sind autobahnähnlich. Zweispurig und getrennt durch Mittelstreifen vom Gegenverkehr. Hier könnte man aufatmen, weil die unerhörten Überholmanöver eine Ende haben. Was macht der kolumbianische Busfahrer? Nun überholt rechts. Im Prinzip bleibt ihm nichts anderes übrig, da die lahmen LKWs gerne die linke Spur blockieren.
Dazwischen düsen Mopeds, die im Zick-Zack ihren eigenen Stiefel fahren.

Die Quote der Verkehrs-Toten beträgt das vier- bis sechsfache Vergleich zu Deutschland, je nachdem welche Statistik im Internet Recht haben mag.

In Summe sind wir 2.100 km Bus gefahren – wir haben es überlebt – und können es daher mit gutem Gewissen weiter empfehlen. :lol:
In Medellin endet unsere Rundreise, leider streikt eine Airline noch immer. Chaos am Flughafen, Verschiebung und Flugausfall müssen wir nicht haben. Wir entscheiden uns nach Santa Marta ebenfalls den Bus zu nehmen.

840 km! Versprochen wurden uns 15 Stunden, gebraucht haben wir 19 (logisch).

Kann man überstehen. Wichtig sind dann ausreichend Jacken, Mützen, Schals und Decken. Wir haben unterwegs eine zwei mal zwei Meter super Fluschi-Wärme-Decke auf einer Raststätte in den Bergen erstanden.

Ein Lebensretter für den kleinen Preis von vier Euro.

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