Bus fahren in Ecuador

Mo.,23.Jul.18, Ecuador/Zumbahua, Tag 1514, 13.337 sm von HH

Für unser nächstes Ziel -Zumbahua- müssen wir zurück in den Süden fahren, an Quito vorbei. Auf keinen Fall wollen wir wieder quer durch die Stadt fahren, also pilgern wir zum Busterminal in Otavalo auf der Suche nach einem passendem Bus für uns.
Jede Ansiedlung in Südamerika hat, abhängig von der Orts-Größe, einen oder mehrere Busterminals. Die Anzahl der Gesellschaften ist verwirrend. Häufig heißen die Gesellschaften genau wie Städte, was die Kommunikation mit unserem dünnen Spanisch nicht einfacher macht: „Gibt es einen Bus nach Latacunga?“ „Si claro, ‚Quito‘, dahinten fährt er!“ „Nein, nein, wir wollen nach Latacunga.“ “ Si, si mit ‚Quito‘, no hay un problem. :roll:

 

Von Otavalo nach Zumbahua - vier Stunden Fahrt

Von Otavalo nach Zumbahua – vier Stunden Fahrt

Sobald man ein Busterminal betritt, brüllen Jungs von den Busgesellschaften die Ziel-Orte auf einen nieder: „Aaaambatooo, Aaambatooo. Wollt ihr nach Ambato?“ „Quiiieto, Quiiieto“, gröllt der nächste. Unbeteiligt gucken und erst mal orientieren, geht nicht. Unweigerlich nennt man sein Ziel und wird vor einen Schalter gezerrt. Kleine Mikro-Dörfer zu nennen, macht keinen Sinn, man muss selber die großen Orte kennen, die an den Hauptstrecken liegen. Zumbahua ist so ein Dorf, zweihundertfünzig Kilometer entfernt. Aber wir wissen, dass von Latacunga aus Busse nach Zumbahua fahren.

Nach einigem hin und her finden wir einen Bus nach Latacunga, der einen guten Fußmarsch außerhalb vom Terminal abfährt. Komisch. Ganz und gar unüblich. Wir steigen trotzdem ein.
Vier Stunden Fahrt werden uns avisiert. Wie üblich haben wir ein Ticket mit festen Sitzplatz-Nummern. Die Bus-Tür wird von außen mit einem Papierstreifen versiegelt. Damit keine weiteren Gäste ohne Sitzplatz mitgenommen werden? Schwarzgeld Vermeidung? Oder sollen keine fliegenden Händler einsteigen? Wir wissen es nicht.

Das Siegel hält genau zehn Minuten. Da stoppt der ‚Direktbus‘ das erste Mal und nimmt ein Mütterchen mit einem Karton Papayas mit. Der erste Hausierer mit Chips und Popcorn springt ebenfalls an Bord. Essen und Trinken ist im Bus verboten, besagt ein Schild. Niemand kümmert sich darum.
Nach einer Stunde Fahrt droht den ersten Mitfahrern der Hungertod. Der Bus hält für zehn Minuten. Die Händler entern den Bus. Es werden Hühnchen-Stücke mit Reis in kleinen Plastiktüten an Bord gebracht. Jeder zweite Fahrgast schlürft und knuspelt an schlüpfrigen Hühnerknochen. Oder puhlt glitschiges Obst aus einer weiteren Tüte. Es folgt noch eine Frau mit selbstgemachtem Eis am Stiel, Erdnuss-Tüten-Kinder und natürlich Wasserverkäufer. Alle laufen mit ihren Bauchläden durch den engen Gang und preisen donnernd ihre Ware an.

Die Fahrt geht weiter. Der Bus duftet wie eine schlechte Kantine. Die letzten Händler springen noch während der Fahrt vom Bus. Zurück bleibt ein ‚Verkäufer‘, der in übler Heizdecken-Verkauf-Manier ein Wundermittel an den Mann bringen will. Jeder Fahrgast, der nicht schnell genug die Hand wegzieht, bekommt eine Pillendose in die Hand gedrückt. Die darf man während des Vortrags festhalten. Die Pillen helfen gegen Krebs, Bluthochdruck, Prostata-Beschwerden, Gastritis und Appetitlosigkeit beim Sex. Üble Fotos von jungen Frauen, die sich mit einer roten Flüssigkeit in eine Toilette übergeben, werden hochgehalten. Zwanzig Minuten ergeht eine endlose Leier über das Wunderprodukt. Am Ende verkauft er eine Dose an unsere Nachbarn. Zehn Dollar von zwei Herrschaften in schlichter Tracht und mit Filzhüten.

Nach vier Stunden, wie versprochen, erreichen wir Latacunga. Die Gerüchte über Südamerikanische Unpünktlichkeit haben ihren Ursprung nicht bei den Bussen. Auf die Minute pünktlich gehen die Fahrten los. Der Bus stoppt außerhalb von Latacunga, aber wie von Zauberhand steht bereits ein weiterer Bus bereit, der uns zum Sammel-Terminal bringt.

„Quiiiieto, Quiitooo!“ “ Ambaaatooo!“, das übliche Geschrei empfängt uns. Ein Blick auf die Schalter und schon haben wir das richtige Ticket in der Hand. „Adelante, adelante“, werden wir gescheucht, „der Bus fährt gleich ab.“ Das klappt ja wie ‚Kattenficken in Düstern‘, wie man auf dem Land so schön sagt. Da schafft man es kaum noch mal zur Toilette zu gehen.
Es folgen noch einmal 1,5 Stunden Fahrt und wir erreichen Zumbahua mit genau Null Minuten Wartezeit. Und Du machst Dir im Vorwege Gedanken, ob wir auf der Landstraße übernachten müssen. Blödsinn, sowas passiert nicht in Südamerika.

Die Busfahrer fahren besser als dieser Spruch vermuten lässt

Die Busfahrer fahren besser als dieser Spruch vermuten lässt

Jede Reise, die ich mache, mache ich mit Gottes Segen,
und komme ich nicht zurück, dann bin ich mit ihm gegangen. :mrgreen:

Der Spruch lässt Übles vermuten. Wir haben bislang keine schlechten Erfahrungen gemacht. Vor ein paar Jahren scheint es schlimmer gewesen zu sein, wie Berichte und Statistiken über Unfallzahlen mit Bussen berichten.
Übrigens ist Busfahren spottbillig: Eine Stunde Fahrzeit = 1 USD.

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