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Mit dem Auto in den Osten

Mi., 24.Nov.21, Neuseeland/Opua, Tag 2734, 24.688 sm von HH

Am letzten Auto-Tag fahren wir nach Kawakawa – aufs Klo.
Friedensreich Hundertwasser, der fast 30 Jahre in Kawakawa lebte, hinterließ dem Ort kurz vor seinem Tod (2000) eine öffentliche Toilette in seinem typischen Stil. Krumme Fugen, bunte Fliesen, integrierte Skulpturen und Wände mit eingemauerten Flaschen. Das Klo ist die Hauptattraktion von Kawakawa. Es wird häufiger zum Fotografieren aufgesucht als zum Pinkeln. Männer auf der Damen-Toilette und umgekehrt, in Kawakawa ist das Normalität.
Das ist ganz witzig, letztendlich bleibt es allerdings ein öffentliches Klo mit dem dazu gehörenden eigentümlichen Geruch. Aber gegen die Toiletten in Neuseeland gibt es nichts zu meckern. An jeder Ecke vorhanden, sauber, und immer mit Toilettenpapier und Seife bestückt. Wobei ich gelesen habe, dass das Reinigungspersonal in Kawakawa über die vielen krunkeligen Fugen beim Saubermachen nicht begeistert sein soll.

So kann ein Eingang einer öffentlichen Toilette auch aussehen – im Hintergrund das Museum

Pinkeln bei den Herren

Das Damenklo

Der ganze Ort befindet sich im Hundertwasser-Rausch. Parkbänke, Hauswände und Parkstreifen sind in gleicher Art gestaltet. Das verleiht dem Ort ein buntes Flair. Das dazu gehörige Museum hat leider geschlossen.
Die zweite Attraktion ist eine alte Eisenbahn, die früher Kohle zum Hafen nach Opua transportiert hat – heute nostalgischer Touristenbummelzug.

Ganz Kawakawa ist bunt

Die alte Bahn in Kawakawa

Wir ziehen weiter. Heute sollen es Nebenstrecken der zerklüfteten Bay of Island sein. Nebenstrecken sind im Autoatlas weiße Linien und nicht asphaltiert. Unsere gewählte Schotterstraße befindet sich in einem Schlagloch freiem Zustand. Die Straßenkarte, die wir gekauft haben, ist gut, aber einen Ort zu finden, gestaltet sich ungewohnt. Unglaublich viele Orte fangen mit „W“ an. Alles Maori Namen, schwer zu merken und auseinander zu halten. Wir finden ‚Taranga‘ und ‚Aranga‘ auf der Karte. Da weiß man gleich, wo Atanga (Maori für „schön“ übrigens) eigentlich her kommt. ;-)

In der Pampa der Bay of Islands

Brücken sind einspurig und asphaltiert – der Rest der Straße besteht aus Schotter

Atanga – Bedeutung aus dem Te Aka Maori Dictionary

Überall auf Wanderwegen finden wir Fallen. Überwiegend Ratten- und Hermelinfallen. Bevor die Menschen Neuseeland betraten, gab es – bis auf eine Fledermausart- keine Säugetiere auf den Inseln. Entsprechend entwickelte die Vogelwelt keine Fluchtinstinkte vor Säugetieren, viele Vogelarten können gar nicht fliegen. Die Maori brachten die pazifische Ratte mit, die Weißen die Hausratte. Siedler setzten Kaninchen für die Jagd aus. Hermeline sollten der anschließenden Kaninchenplage ein Ende bereiten.
Nun setzten die Hermeline den Vögeln zu. Der Bestand der Kiwis, Nationalvogel und flugunfähig, ist in Gefahr. Ratten und Possums dezimieren die Pflanzenwelt, nicht nur Baumfarn und den schönen Pohutukawa. Neuseeland will bis 2050 alle Ratten und Hermeline frei werden. Ein ehrgeiziges Ziel – viel Glück und Erfolg. Erst sollen die vielen Halbinseln der Küste bereinigt werden, dann soll die Front an Fallen ausgedehnt werden und zusätzlich genetische Waffen zum Einsatz kommen.

Die Kiwis lieben ihren Kiwi sehr

Hermelinfalle

Da es uns in Russel so gut gefallen hat, führt unser Weg noch einmal dort hin. Diesmal mit kleiner Wanderung auf den Hausberg zur Rundumsicht auf die schöne Bucht. Dort entdecken wir dann unseren ersten Kiwi. Nein, halt, der Schnabel passt nicht … der Kiwi entpuppt sich als Weka. Ein ebenfalls flugunfähiger Bodenvogel.

Russel von oben

Ein Weka – kein Kiwi

Am Ende der Mietzeit des Wagens, steht natürlich noch ein Großeinkauf an.
Wir haben in den drei Tagen nur eine verhältnismäßig kleine Ecke der Nordinsel erkundet. Macht nichts, für einen ersten Überblick soll es reichen. Wir kommen wieder.

Eine kleine runde in drei Tagen

 

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Ecuador – Rundreise Nord

Do.,26.Jul.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1516, 13.337 sm von HH

Achim hat Heimweh. Ich könnte noch ein paar Tage in den Bergen bleiben, freu mich aber auch auf die eigenen vier Wände. Der Heimweg über die West-Kordilleren der Anden gestaltet sich einfacher als erwartet. Wir müssen dreimal den Bus wechseln, was reibungslos klappt. Eine gut ausgebaute Straße führt über sensationelle Pässe hinunter in die Ebene. Hier ist – im vorbei fahren betrachtet -die Natur noch in Ordnung. Das erste Mal, dass wir die Anden so sehen, wie wir es erwartet haben: dünn besiedelt und ohne Ackerbau. Die flächendeckende Landwirtschaft in der ‚Avenida de los Volcanés‘ hat uns doch etwas erschreckt und überrascht.

Die Avenida de los Volcanes besteht nur aus Landwirtschaft

Die Avenida de los Volcanes besteht nur aus Landwirtschaft

Wir sind 1.300 km Bus gefahren für sensationell günstige 88 Euro für zwei Personen. Die Busse sind nicht so gut in Schuss wie in Kolumbien und lange nicht so komfortabel wie in Mexiko.
Es kommen auch ein paar Händler zu viel an Bord, um ihre fettigen Snacks zu verkaufen. Dafür wird weniger gerast als in Kolumbien. Da hatte ich auf einigen Strecken echt Angst.
Der Individual-Verkehr hält sich in Grenzen, die meisten Straßen sind gut, so dass man auch mit einem Leihwagen das Land erkunden könnte. Aber das ist teuer. Mit hundert Euro pro Tag muss man kalkulieren, kein Vergleich zu den Bussen.

Rundreise in Nord-Ecuador

Rundreise in Nord-Ecuador

Übernachtet haben wir in günstigen Hostals. Im Schnitt für 21 Euro. Dafür bekommt man ein Zimmer mit eigenem Bad, warmes Wasser, ein Frühstück (Eier nach Wahl, Brot, Saft, Kaffee oder Tee und manchmal Marmelade) und Handtücher. Die Zimmer waren alle gut bis okay. Mehr Geld auszugeben ‚lohnt‘ sich nicht, wie unsere Unterkunft in Riobamba gezeigt hat. Das Hotel hat 30 EUR pro Nacht gekostet und war weder besser gelegen, noch sauberer oder komfortabler.
In Zumbahua waren wir unzufrieden, was in erster Linie an den unfreundlichen Wirtsleuten lag. Gäste waren ihnen lästig. Das wurde durch extreme Freundlichkeit in den anderen Unterkünften wett gemacht. Gebucht haben wir über booking.com immer am Aufenthaltsort für das nächste Ziel. Reibungslose Abwicklung

Dort wo ‚Tourist‘ dran steht, wird es überdurchschnittlich teuer. Die Seilbahn in Quito kostet 15 Euro für zwei Personen, während man durch die gesamte Stadt für 25 Cent mit dem Bus fahren kann. Zur Toilette gehen (mit Papier) kostet so viel wie Bus fahren. Das Papier bekommt man abgezählt am Eingang in die Hand gedrückt. Ohne Papier-Nutzung darf man für 10 Cent zum Klo. Wobei das Papier immer in einen separaten Eimer landet, niemals in der Kanalisation.
Zur Toilette gehen kann zur Mutprobe werden, ist aber in den meisten Fällen eine akzeptable Angelegenheit.

Essen gehen ist extrem preiswert. Auf dem Land gibt es kleine Lokale, die im wesentlichen alle das selbe haben: Huhn mit Reis. ‚Pollo seco‘ genannt, wobei sich das seco -trocken- auf den Reis bezieht. Ein Hühnerbein oder auch Hühnerbrust an Bergen von Reis. Dazu gibt es eine Sauce mit oder ohne Bohnen. Das Ganze ist nicht schlecht. Aber naja, ich habe es dann an Tag drei auch über.
Mittags gibt es eine Suppe vorweg und einen Saft dazu. Oft Baumtomaten-Saft oder Tamarinde-Saft. Lecker. Kostenpunkt für ein Mittagsmenü zwei bis drei Euro.
In den größeren Städten ist die Auswahl größer, aber Helden am Herd haben wir keine gefunden. Selbst dann nicht, wenn man mehr Geld ausgibt und in ein richtiges Restaurant geht. Darüber hinaus findet man viele no-name-Fast-Food-Burger-Buden.

Ausnahmen bestätigen die Regel: wunderbar gegrillte Forelle. Merkwürdig aufgeklappt und absolut gretenfrei. Beilage: Seco und Bohnen-„pampe“. Die Forelle ist ein Gedicht gewesen.

Witzig aufgeklappte Forelle

Witzig aufgeklappte Forelle

Insgesamt ist Ecuador einfach und preiswert zu bereisen. Allerdings hilft es ein wenig Spanisch zu können. Auf Englisch trifft man kaum, mit Ausnahme von Quito. Die Ecuadorianer sind jedoch zu jeder Zeit bereit behilflich zu sein. Extrem liebenswürde, freundliche Menschen haben wir getroffen.

Ecuador-Kenner mögen sich wundern, warum wir nicht in Cuenca waren und den kompletten Süden ausgelassen haben? Warum wir nicht die Inka-Ruinen in Ecuador besucht haben?
Das holen wir im Herbst nach, in einer zweiten Runde. Wenn Achim kein Heimweh mehr hat.

Ein Kostenvergleich zu Mexiko und Kolumbien (ohne Inlandsflüge): Die Preise sind schon niedrig in Ecuador, trotz vergleichbar hohem USD-Kurs zur Zeit.
Mexiko: pro Tag 65 EUR/zwei Personen
Kolumbien: pro Tag 59 EUR /zwei Personen
Ecuador: pro Tag 50 EUR/zwei Personen

Quilotoa – eine Gratwanderung

Mi.,25.Jul.18, Ecuador/Zumbahua, Tag 1515, 13.337 sm von HH

Quilotoa-Lagune

Quilotoa-Lagune

Was so eine Gratwanderung an den Tag bringen kann: der Mann, der mit mir um die Welt segelt und 16 Meter in den Mast klettert ohne mit der Wimper zu zucken, der Mann, den ich seit 19 Jahren kenne, dieser Mann mag nicht auf einem Grat wandern. Zumindest nicht, wenn es rechts und links senkrecht abwärts geht. „Umdrehen?“, schlägt er vor. Ich schüttel den Kopf: „nein“.
Grade haben wir uns die schlimmste Steigung empor gekämpft. Der Weg ist mit Rollsplitt abgestreut. Oder mit rutschigem Mullersand. Da möchte ich nicht auf dem Hosenboden wieder runter rutschen.
Mehr zu sprechen, liegt nicht drin. Mir fehlt die Luft. Der Wind haut die Lungen voll eisiger Luft. Das hilft auch nicht. Alle paar Meter müssen wir stehen bleiben und nach Atem ringen.

Der Anfang wiegt uns in Sicherheit

Der Anfang wiegt uns in Sicherheit

 

Der erste Zacken ist brutal

Der erste Zacken ist brutal

An einigen Stellen geht es rechts und links senkrecht runter

An einigen Stellen geht es rechts und links senkrecht runter

Vor uns liegt, wunderschön, die Quilotoa-Lagune. Der Kraterrand sieht wie die gezackte Kante einer halben Eierschale aus. Wie zu Pilhuhns besten Zeiten. Der Weg führt genau auf dem Saum der Eierschale lang. Harmlos sieht es aus, beachtet man den ersten Zacken nicht.
Der steigt über 400 Meter auf knapp 4000 Meter an. Wenn wir den geschafft haben, wird es leichter, stärken wir unser Entschlossenheit.

Die kleinen Piks in der zweiten Hälfte sollen uns noch fertig machen

Die kleinen Piks in der zweiten Hälfte sollen uns noch fertig machen

So kann man sich irren. Dagegen war unser gestriger Ausflug ein Pony-Geburtstag. Die Zacken nehmen kein Ende: 30 Meter hoch, 70 Meter runter, 60 Meter hoch, 60 Meter runter. Zeitweise ist der Weg gut, dann wieder voll Geröll oder es liegt eine dünne Zuckersand-Schicht auf festem Untergrund. Rutschig wie Glatteis. Natürlich ist der Krater-Grat an solchen Stellen besonders schmal. Mein Seemann kann dann gar nicht lachen. Es ist unfassbar anstrengend und unglaublich schön. Lohnt sich die Mühe? Die Frage erübrigt sich, es ist eine der hübschesten Wanderungen, die wir bisher gemacht haben.

Atempause bei jeder Gelegenheit

Atempause bei jeder Gelegenheit

Atempause bei jeder Gelegenheit

Atempause bei jeder Gelegenheit

Die Lagune, die unter uns liegt, ist 1280 bei einem gewaltigen Ausbruch des Quilotoa entstanden. Der Ausbruch hatte Stärke 6 auf einer Skala bis 8. Die Lavaströme ergossen sich in den 200 Kilometer entfernten Pazifik. Zehn-Kubikkilometer Tephramassen wurden 25 Kilometer hoch geschleudert. Der Quiloto steht unter dem Verdacht für die kleine Eiszeit mit Hungersnöten in Europa verantwortlich gewesen zu sein. Jetzt liegt alles friedlich vor uns. Einige Bauern beackern die Kraterwände mit Mais und Kartoffeln. Eine Familie errichtet grade ein Wohnhaus auf dem Kratersaum. An einer Flanke sehen wir eine Wiederaufforstung mit Nadelbäumen.

Zwölf Kilometer und sechs Stunden später ist die Umrundung geschafft. Uns sind eine Handvoll Wanderer entgegen gekommen oder haben uns überholt. Die meisten bleiben an der Aussichtsplattform an der Straße. Im kleinen Ort Quilotoa am Kraterrand, der nur aus Restaurants und Hostals für Kraterbesucher besteht, finden wir schnell einen Pick-Up, der uns für 5 USD ins vierzehn Kilometer entferne Zumbahula zurück bringt.

Hawapati – ein unmöglicher Aufstieg

Di.,24.Jul.18, Ecuador/Zumbahua, Tag 1514, 13.337 sm von HH

„Wir suchen uns einfach einen Feldweg und gehen auf eigene Faust los“, ist unsere Idee beim Frühstück in Zumbahua. Es gibt wenig Informationen über Zumbahua zu finden.
Klar ist, der 10.000-Einwohner-Ort liegt auf 3.600 Meter und die Häuser haben alle keine Heizung. Unser Hostal (unser schlechtester Griff bisher-das Zimmer ist hellhörig, winzig klein und die Wirtsleute sind unfreundlich) bewahrt seine Gäste vor dem Erfrieren durch drei Lagen Lama-Decken und einen elektrischen Radiator.

Wir treten auf die Straße und unser Problem löst sich südamerikanisch in Wohlgefallen auf. „Nach Quilotoa?“, fragt uns ein Pick-up-Fahrer. „Nein, dahin wollen wir Morgen. Wir suchen einen Wanderweg hier im Ort.“ Der ältere Typ zeigt mit dem Finger auf einen nahen Berg. „Da müsst ihr hoch, auf den Hawapati, schöner Weg, schöne Aussicht. Kommt, steigt ein, ich nehme euch mit und zeige euch, wo der Wanderweg losgeht.“

Eigentlich ist der Berg unbezwingbar

Hawapati -Eigentlich ist der Berg unbezwingbar

Das Angebot nehmen wir an. Er fährt uns bis zum Dorfrand und schmeißt uns raus. Wir verstehen noch ‚Wasserhaus und blau‘, dann ist er verschwunden. Wir stehen am Fuß eines ‚kleinen Hügels‘, vielleicht vierhundert Meter hoch. Und steil. Sehr steil. U bezwingbar steil. Wir stiefeln erst mal los. Das blaue Wasserwerk finden wir noch, aber keinen Weg. Da blinzelt uns ein Guanako mit seinen langen Wimpern oberhalb des Weges an. Na, wo der laufen kann, schaffen wir das auch.

Diese Wimpern - Guanako

Diese Wimpern – Guanako

Quer durch Puna-Gräser, Wiesenblüten und über Steine stolpern wir unserem vierbeinigen Führer hinterher. Als es so steil wird, dass wir schon fast nicht mehr voran kommen, treffen wir endlich auf den Weg.

Kletterei

Kletterei

Inzwischen dürften wir auf 4000 Meter sein und keine Ausrede ist zu doof, um einen Stopp einlegen zu können: Foto machen, Schuhe zubinden, Nase putzen, wieder die Schuhe und noch ein Foto. Wir pumpen wie die Maikäfer, eine Unterhaltung ist unmöglich. Achim geht so weit, dass er extra in ein Stachelgewächs greift, nur um sich in einer Pause die Stacheln aus der Hand ziehen zu können. :lol:

Der Griff in die Dornen

Der Griff in die Dornen

Pause

Pause

Der gefundene Weg schlängelt sich in Serpentinen den Hügel hoch. Zeitweise brauchen wir die Hände, um uns am Gras hochzuziehen. So richtig ins Schwitzen kommen wir nicht. Der Wind ist ziemlich eisig und wenn die Sonne hinter Wolken verschwindet, brauchen wir die Mützen.
Aber irgendwann sind wir dann oben. Wie in den Bergen üblich , belohnt uns eine grandiose Aussicht für unser Mühen.

Ackerbau bis in die letzte Bergspitze

Ackerbau bis in die letzte Bergspitze

Für Wald ist im Tal kein Platz mehr

Für Wald ist im Tal kein Platz mehr

Allerdings auch hier Anden-typische Bild: Jeder einzelne Quadratmeter ist beackert. Alle Bäume abgehackt. Verbaut und vor allem verheizt.
Örtlich wird Wiederaufforstung betrieben. Dabei hält Ecuador sogar einen Weltrekord mit 650.000 gepflanzten Bäumen an einem Tag. Leider wird hierfür häufig der schnellwüchsige Eukalyptus verwendet, der den heimischen Pflanzen zusetzt, da neben Eukalyptus kaum eine andere Pflanzenart wachsen mag.

Blick auf Zumbahula

Blick auf Zumbahula

Gipfelkreuz

Gipfelkreuz

Zumbahula ist ein kleines Berg-Kaff. Authentisch. Nicht gerade wohlhabend, geprägt durch harte Arbeit. Die meisten Häuser sind unverputzt, gerade halb fertig gebaut. Wäsche wird draußen im Hof gewaschen auf einem Waschbrett. Die Ernte wird per Hand eingeholt.
Der Anteil der Indigenas dürfte nahezu hundert Prozent betragen. Die Trachtenquote ist ähnlich hoch, zumindest bei den Frauen. Mit ihren Schultertüchern, Kniestrümpfen, Faltenrock und Filzhut mit Feder wirken die Damen wie vom letzten Schützenfest zurück gelassen. Sicherlich nicht eines der schönsten Outfits.
Gerne wird das Schultertuch durch neumodische Fleece-Decken ersetzt. Hier sind besonders Baby-Decken sehr populär: Bärchen auf himmelblauen Wolken oder Hello-Kitty-Motive. Das macht die Klamotten nicht schicker.

Bus fahren in Ecuador

Mo.,23.Jul.18, Ecuador/Zumbahua, Tag 1514, 13.337 sm von HH

Für unser nächstes Ziel -Zumbahua- müssen wir zurück in den Süden fahren, an Quito vorbei. Auf keinen Fall wollen wir wieder quer durch die Stadt fahren, also pilgern wir zum Busterminal in Otavalo auf der Suche nach einem passendem Bus für uns.
Jede Ansiedlung in Südamerika hat, abhängig von der Orts-Größe, einen oder mehrere Busterminals. Die Anzahl der Gesellschaften ist verwirrend. Häufig heißen die Gesellschaften genau wie Städte, was die Kommunikation mit unserem dünnen Spanisch nicht einfacher macht: „Gibt es einen Bus nach Latacunga?“ „Si claro, ‚Quito‘, dahinten fährt er!“ „Nein, nein, wir wollen nach Latacunga.“ “ Si, si mit ‚Quito‘, no hay un problem. :roll:

 

Von Otavalo nach Zumbahua - vier Stunden Fahrt

Von Otavalo nach Zumbahua – vier Stunden Fahrt

Sobald man ein Busterminal betritt, brüllen Jungs von den Busgesellschaften die Ziel-Orte auf einen nieder: „Aaaambatooo, Aaambatooo. Wollt ihr nach Ambato?“ „Quiiieto, Quiiieto“, gröllt der nächste. Unbeteiligt gucken und erst mal orientieren, geht nicht. Unweigerlich nennt man sein Ziel und wird vor einen Schalter gezerrt. Kleine Mikro-Dörfer zu nennen, macht keinen Sinn, man muss selber die großen Orte kennen, die an den Hauptstrecken liegen. Zumbahua ist so ein Dorf, zweihundertfünzig Kilometer entfernt. Aber wir wissen, dass von Latacunga aus Busse nach Zumbahua fahren.

Nach einigem hin und her finden wir einen Bus nach Latacunga, der einen guten Fußmarsch außerhalb vom Terminal abfährt. Komisch. Ganz und gar unüblich. Wir steigen trotzdem ein.
Vier Stunden Fahrt werden uns avisiert. Wie üblich haben wir ein Ticket mit festen Sitzplatz-Nummern. Die Bus-Tür wird von außen mit einem Papierstreifen versiegelt. Damit keine weiteren Gäste ohne Sitzplatz mitgenommen werden? Schwarzgeld Vermeidung? Oder sollen keine fliegenden Händler einsteigen? Wir wissen es nicht.

Das Siegel hält genau zehn Minuten. Da stoppt der ‚Direktbus‘ das erste Mal und nimmt ein Mütterchen mit einem Karton Papayas mit. Der erste Hausierer mit Chips und Popcorn springt ebenfalls an Bord. Essen und Trinken ist im Bus verboten, besagt ein Schild. Niemand kümmert sich darum.
Nach einer Stunde Fahrt droht den ersten Mitfahrern der Hungertod. Der Bus hält für zehn Minuten. Die Händler entern den Bus. Es werden Hühnchen-Stücke mit Reis in kleinen Plastiktüten an Bord gebracht. Jeder zweite Fahrgast schlürft und knuspelt an schlüpfrigen Hühnerknochen. Oder puhlt glitschiges Obst aus einer weiteren Tüte. Es folgt noch eine Frau mit selbstgemachtem Eis am Stiel, Erdnuss-Tüten-Kinder und natürlich Wasserverkäufer. Alle laufen mit ihren Bauchläden durch den engen Gang und preisen donnernd ihre Ware an.

Die Fahrt geht weiter. Der Bus duftet wie eine schlechte Kantine. Die letzten Händler springen noch während der Fahrt vom Bus. Zurück bleibt ein ‚Verkäufer‘, der in übler Heizdecken-Verkauf-Manier ein Wundermittel an den Mann bringen will. Jeder Fahrgast, der nicht schnell genug die Hand wegzieht, bekommt eine Pillendose in die Hand gedrückt. Die darf man während des Vortrags festhalten. Die Pillen helfen gegen Krebs, Bluthochdruck, Prostata-Beschwerden, Gastritis und Appetitlosigkeit beim Sex. Üble Fotos von jungen Frauen, die sich mit einer roten Flüssigkeit in eine Toilette übergeben, werden hochgehalten. Zwanzig Minuten ergeht eine endlose Leier über das Wunderprodukt. Am Ende verkauft er eine Dose an unsere Nachbarn. Zehn Dollar von zwei Herrschaften in schlichter Tracht und mit Filzhüten.

Nach vier Stunden, wie versprochen, erreichen wir Latacunga. Die Gerüchte über Südamerikanische Unpünktlichkeit haben ihren Ursprung nicht bei den Bussen. Auf die Minute pünktlich gehen die Fahrten los. Der Bus stoppt außerhalb von Latacunga, aber wie von Zauberhand steht bereits ein weiterer Bus bereit, der uns zum Sammel-Terminal bringt.

„Quiiiieto, Quiitooo!“ “ Ambaaatooo!“, das übliche Geschrei empfängt uns. Ein Blick auf die Schalter und schon haben wir das richtige Ticket in der Hand. „Adelante, adelante“, werden wir gescheucht, „der Bus fährt gleich ab.“ Das klappt ja wie ‚Kattenficken in Düstern‘, wie man auf dem Land so schön sagt. Da schafft man es kaum noch mal zur Toilette zu gehen.
Es folgen noch einmal 1,5 Stunden Fahrt und wir erreichen Zumbahua mit genau Null Minuten Wartezeit. Und Du machst Dir im Vorwege Gedanken, ob wir auf der Landstraße übernachten müssen. Blödsinn, sowas passiert nicht in Südamerika.

Die Busfahrer fahren besser als dieser Spruch vermuten lässt

Die Busfahrer fahren besser als dieser Spruch vermuten lässt

Jede Reise, die ich mache, mache ich mit Gottes Segen,
und komme ich nicht zurück, dann bin ich mit ihm gegangen. :mrgreen:

Der Spruch lässt Übles vermuten. Wir haben bislang keine schlechten Erfahrungen gemacht. Vor ein paar Jahren scheint es schlimmer gewesen zu sein, wie Berichte und Statistiken über Unfallzahlen mit Bussen berichten.
Übrigens ist Busfahren spottbillig: Eine Stunde Fahrzeit = 1 USD.