Mi., 24.Nov.21, Neuseeland/Opua, Tag 2734, 24.688 sm von HH
Am letzten Auto-Tag fahren wir nach Kawakawa – aufs Klo.
Friedensreich Hundertwasser, der fast 30 Jahre in Kawakawa lebte, hinterließ dem Ort kurz vor seinem Tod (2000) eine öffentliche Toilette in seinem typischen Stil. Krumme Fugen, bunte Fliesen, integrierte Skulpturen und Wände mit eingemauerten Flaschen. Das Klo ist die Hauptattraktion von Kawakawa. Es wird häufiger zum Fotografieren aufgesucht als zum Pinkeln. Männer auf der Damen-Toilette und umgekehrt, in Kawakawa ist das Normalität.
Das ist ganz witzig, letztendlich bleibt es allerdings ein öffentliches Klo mit dem dazu gehörenden eigentümlichen Geruch. Aber gegen die Toiletten in Neuseeland gibt es nichts zu meckern. An jeder Ecke vorhanden, sauber, und immer mit Toilettenpapier und Seife bestückt. Wobei ich gelesen habe, dass das Reinigungspersonal in Kawakawa über die vielen krunkeligen Fugen beim Saubermachen nicht begeistert sein soll.
Der ganze Ort befindet sich im Hundertwasser-Rausch. Parkbänke, Hauswände und Parkstreifen sind in gleicher Art gestaltet. Das verleiht dem Ort ein buntes Flair. Das dazu gehörige Museum hat leider geschlossen.
Die zweite Attraktion ist eine alte Eisenbahn, die früher Kohle zum Hafen nach Opua transportiert hat – heute nostalgischer Touristenbummelzug.
Wir ziehen weiter. Heute sollen es Nebenstrecken der zerklüfteten Bay of Island sein. Nebenstrecken sind im Autoatlas weiße Linien und nicht asphaltiert. Unsere gewählte Schotterstraße befindet sich in einem Schlagloch freiem Zustand. Die Straßenkarte, die wir gekauft haben, ist gut, aber einen Ort zu finden, gestaltet sich ungewohnt. Unglaublich viele Orte fangen mit „W“ an. Alles Maori Namen, schwer zu merken und auseinander zu halten. Wir finden ‚Taranga‘ und ‚Aranga‘ auf der Karte. Da weiß man gleich, wo Atanga (Maori für „schön“ übrigens) eigentlich her kommt.
Überall auf Wanderwegen finden wir Fallen. Überwiegend Ratten- und Hermelinfallen. Bevor die Menschen Neuseeland betraten, gab es – bis auf eine Fledermausart- keine Säugetiere auf den Inseln. Entsprechend entwickelte die Vogelwelt keine Fluchtinstinkte vor Säugetieren, viele Vogelarten können gar nicht fliegen. Die Maori brachten die pazifische Ratte mit, die Weißen die Hausratte. Siedler setzten Kaninchen für die Jagd aus. Hermeline sollten der anschließenden Kaninchenplage ein Ende bereiten.
Nun setzten die Hermeline den Vögeln zu. Der Bestand der Kiwis, Nationalvogel und flugunfähig, ist in Gefahr. Ratten und Possums dezimieren die Pflanzenwelt, nicht nur Baumfarn und den schönen Pohutukawa. Neuseeland will bis 2050 alle Ratten und Hermeline frei werden. Ein ehrgeiziges Ziel – viel Glück und Erfolg. Erst sollen die vielen Halbinseln der Küste bereinigt werden, dann soll die Front an Fallen ausgedehnt werden und zusätzlich genetische Waffen zum Einsatz kommen.
Da es uns in Russel so gut gefallen hat, führt unser Weg noch einmal dort hin. Diesmal mit kleiner Wanderung auf den Hausberg zur Rundumsicht auf die schöne Bucht. Dort entdecken wir dann unseren ersten Kiwi. Nein, halt, der Schnabel passt nicht … der Kiwi entpuppt sich als Weka. Ein ebenfalls flugunfähiger Bodenvogel.
Am Ende der Mietzeit des Wagens, steht natürlich noch ein Großeinkauf an.
Wir haben in den drei Tagen nur eine verhältnismäßig kleine Ecke der Nordinsel erkundet. Macht nichts, für einen ersten Überblick soll es reichen. Wir kommen wieder.
Ach, schick…
Zu den flugunfähigen Vögeln hatten wir auf Rakiura (Stewart Island) ein nettes Erlebnis mit einem vor uns her hüpfenden Stewart Island Robin, von dem unsere Maoriführerin meinte (sarkastisch), dass es nur noch 50.000 Jahre dauere, bis auch der vollends „flightless“ sei. Wenn denn nicht wieder Ratten oder Katzen auftauchen. Niederschmetternde Aussicht..
Ich möchte hier mal vor allem bei den Mitlesern eine Lanze für die Bemühungen des DOC (siehe Kauri-Blog oder Stout Traps etc.) brechen, die unglaubliche Mühen in die Wiederherstellung der ursprünglichen Ökologie stecken; das ist ein Arxx voll Arbeit und häufig ziemlich sisyphosartig, und ich werbe daher für Geduld mit den DOC-Maßnahmen, auch wenn sie nicht immer von vornherein selbsterklärend sind. Es gibt leider viele Segler, die das nicht verstehen (wollen), aber noch mehr Neuseeländer, die es an Kritik am DOC nicht fehlen lassen. Es gibt Segler, die es nicht einsehen, dass man ein marines Schutzgebiet einfach als solches respektieren sollte („…ist doch so schön und es sind ja auch nur wir…“ Zitat!).
Ich hoffe, dass an manchen Stellen die zurpckliegende Tourismuspause ein paar Dinge beschleunigt hat, aber die Arbeit ist endlos.
In diesem SInne – das Wort zum Sonntag!
Andrea
Danke, Andrea, für das Wort zum Sonntag!
Hier noch der Link vom DOC – zum Nachlesen, was die alles machen. https://www.doc.govt.nz/
Die junge Frau, die wir beim Kauri getroffen haben, die war so voller Leidenschaft über „ihre“ Kauris, dass es einen förmlich mitgerissen hat. Toll.