Di.,24.Jul.18, Ecuador/Zumbahua, Tag 1514, 13.337 sm von HH
„Wir suchen uns einfach einen Feldweg und gehen auf eigene Faust los“, ist unsere Idee beim Frühstück in Zumbahua. Es gibt wenig Informationen über Zumbahua zu finden.
Klar ist, der 10.000-Einwohner-Ort liegt auf 3.600 Meter und die Häuser haben alle keine Heizung. Unser Hostal (unser schlechtester Griff bisher-das Zimmer ist hellhörig, winzig klein und die Wirtsleute sind unfreundlich) bewahrt seine Gäste vor dem Erfrieren durch drei Lagen Lama-Decken und einen elektrischen Radiator.
Wir treten auf die Straße und unser Problem löst sich südamerikanisch in Wohlgefallen auf. „Nach Quilotoa?“, fragt uns ein Pick-up-Fahrer. „Nein, dahin wollen wir Morgen. Wir suchen einen Wanderweg hier im Ort.“ Der ältere Typ zeigt mit dem Finger auf einen nahen Berg. „Da müsst ihr hoch, auf den Hawapati, schöner Weg, schöne Aussicht. Kommt, steigt ein, ich nehme euch mit und zeige euch, wo der Wanderweg losgeht.“
Das Angebot nehmen wir an. Er fährt uns bis zum Dorfrand und schmeißt uns raus. Wir verstehen noch ‚Wasserhaus und blau‘, dann ist er verschwunden. Wir stehen am Fuß eines ‚kleinen Hügels‘, vielleicht vierhundert Meter hoch. Und steil. Sehr steil. U bezwingbar steil. Wir stiefeln erst mal los. Das blaue Wasserwerk finden wir noch, aber keinen Weg. Da blinzelt uns ein Guanako mit seinen langen Wimpern oberhalb des Weges an. Na, wo der laufen kann, schaffen wir das auch.
Quer durch Puna-Gräser, Wiesenblüten und über Steine stolpern wir unserem vierbeinigen Führer hinterher. Als es so steil wird, dass wir schon fast nicht mehr voran kommen, treffen wir endlich auf den Weg.
Inzwischen dürften wir auf 4000 Meter sein und keine Ausrede ist zu doof, um einen Stopp einlegen zu können: Foto machen, Schuhe zubinden, Nase putzen, wieder die Schuhe und noch ein Foto. Wir pumpen wie die Maikäfer, eine Unterhaltung ist unmöglich. Achim geht so weit, dass er extra in ein Stachelgewächs greift, nur um sich in einer Pause die Stacheln aus der Hand ziehen zu können.
Der gefundene Weg schlängelt sich in Serpentinen den Hügel hoch. Zeitweise brauchen wir die Hände, um uns am Gras hochzuziehen. So richtig ins Schwitzen kommen wir nicht. Der Wind ist ziemlich eisig und wenn die Sonne hinter Wolken verschwindet, brauchen wir die Mützen.
Aber irgendwann sind wir dann oben. Wie in den Bergen üblich , belohnt uns eine grandiose Aussicht für unser Mühen.
Allerdings auch hier Anden-typische Bild: Jeder einzelne Quadratmeter ist beackert. Alle Bäume abgehackt. Verbaut und vor allem verheizt.
Örtlich wird Wiederaufforstung betrieben. Dabei hält Ecuador sogar einen Weltrekord mit 650.000 gepflanzten Bäumen an einem Tag. Leider wird hierfür häufig der schnellwüchsige Eukalyptus verwendet, der den heimischen Pflanzen zusetzt, da neben Eukalyptus kaum eine andere Pflanzenart wachsen mag.
Zumbahula ist ein kleines Berg-Kaff. Authentisch. Nicht gerade wohlhabend, geprägt durch harte Arbeit. Die meisten Häuser sind unverputzt, gerade halb fertig gebaut. Wäsche wird draußen im Hof gewaschen auf einem Waschbrett. Die Ernte wird per Hand eingeholt.
Der Anteil der Indigenas dürfte nahezu hundert Prozent betragen. Die Trachtenquote ist ähnlich hoch, zumindest bei den Frauen. Mit ihren Schultertüchern, Kniestrümpfen, Faltenrock und Filzhut mit Feder wirken die Damen wie vom letzten Schützenfest zurück gelassen. Sicherlich nicht eines der schönsten Outfits.
Gerne wird das Schultertuch durch neumodische Fleece-Decken ersetzt. Hier sind besonders Baby-Decken sehr populär: Bärchen auf himmelblauen Wolken oder Hello-Kitty-Motive. Das macht die Klamotten nicht schicker.