Mo., 21.Jan.19, Chile/Osterinsel/Hanga Roa, Tag 1695, 15.744 sm von HH
Endlich Moai. Den ganzen Tag Moai. Moai satt. Die berühmten Stein-Statuen der Osterinsel. Moai in Reihe, Moai am Hang, Moai mit dem Gesicht im Dreck. Kleine Moai, große Moai.
Um zu den Moai zu gelangen, mieten wir uns ein Auto für 60 EUR. Nicht ganz preiswert, aber mit einer organisierten Tour, die einen über die Insel hetzt, wollen wir nicht fahren. Es gibt praktisch nur eine Straße auf der relativ kleinen Osterinsel (27 Kilometer in der längsten Ausdehnung). Wer abends mehr als 80 Kilometer auf der Uhr hat, macht etwas falsch.
Rano Raraku
Wir steuern direkt den Höhepunkt der Insel an: den Krater Rano Raraku. Dieser Krater ist die Geburtsstätte der Moai. Schon bei der Anfahrt sieht man die Statuen im Hang stehen. Die Faszination dieses Ortes springt sofort auf uns über. Die Anzahl der fertigen und halbfertigen Moai ist überwältigend. 397 Moai sind hier registriert. Und zweifellos sind noch weitere verschüttet.
Der Ort gleicht einer Geisterstadt in der Arbeiter eines Tages alles stehen und liegen gelassen haben und nie zurück kehrten. Sogar ihre Arbeitswerkzeuge, einfache Keile aus härterem Gestein, fand man neben den halbfertigen Moai einfach fallen gelassen, so als sollte Morgen die Arbeit weiter gehen. Aber am nächsten Tag kehrte niemand in den Steinbruch zurück. Von ungefähr 250 Jahren hörte von einem Tag auf den anderen die exzessive Produktion der Moai einfach auf …
Die Moai wurden auf dem Rücken liegend aus dem weichen Tuffgestein gemeißelt. Liegend erhielt er seine Gesichtszüge, die Details des Torsos und seine Arme. Lediglich die Einzelheiten der Augen fehlten. Die bekam ein Moai erst an seinem Bestimmungsort eingemeißelt.
Am Ende schlug man den Rücken keilförmig aus der Felswand heraus und ließ den Moai mit einem System von Seilen und Rollen den Abhang hinunter gleiten. Dort wurde er in vorher ausgehobene Gruben gestellt, damit der Rücken fertig bearbeitet werden konnte.
Die Moai im Hang sind weder restauriert, noch wurden sie hier von Archäologen aufgestellt. Sie stehen so, wie die Steinmetze sie zurück gelassen haben. Nachdem der Steinbruch verlassen wurde, rutschen Erdreich und das Geröll der Meißel-Arbeit ab und begruben die weiter unten stehenden Moai. Die Köpfe, die heute zu sehen sind, haben alle einen Körper. Thor Heyerdal grub einen der Moai aus, um diese Theorie zu beweisen.
Die offensichtliche Besessenheit immer mehr und immer größere Moais zu bauen, führte zu einem Moai-Stau am Kraterhang. An Steinen und Baumeistern mangelte es nicht. Die Verknappung von Holz auf der Insel machte es zunehmend schwieriger, die Moai aus dem Steinbruch abzutransportieren.
Vom Fuß des Kraters traten die Moai ihren Weg über die Insel auf sogenannten ‚Moai-Straßen‘ an. Sie wurden zu ihrem Ahu gebracht. Einem Steinpodest auf dem die Moai aufgerichtet wurden. Ob sie auf einer Art Schlitten liegend oder auf Rollen stehend transportiert wurden, darüber herrscht unter Wissenschaftlern Uneinigkeit. Alles ist möglich. Sämtliche Theorien konnten mit den Mitteln, die den Insulanern damals zur Verfügung standen, erfolgreich nachgestellt werden.
Der Transport war für den frisch geborenen Moai lebensgefährlich. Stein-Leichen pflastern die Straßen. Über die weite Ebene verstreut, liegen alle hundert Meter zerbrochene Moai. Ein zerbrochener Moai war wertlos, da er sein Mana (Kraft, Energie, Spiritualität) ausgehaucht hatte. Er wurde achtlos liegen gelassen und man wandte sich dem nächten Koloss zum Transport zu. Die Arbeit von ein, zwei Jahren war dahin.
Angesichts dieser unglaublichen Ressourcen-Verschwendung scheint es nicht verwunderlich, dass diese Kultur unter gegangen ist. Als 1722 die Osterinseln von Europäern entdeckt wurde, schien die Moai-Welt noch in Ordnung. Aber bereits 50 Jahre später, als Thomas James Cook die Osterinsel besuchte, berichtete er von umgestoßenen Statuen. Weitere 60 Jahre später stand kein einziger Moai mehr auf seinem Ahu und es ist ein körperlich schlechter Zustand der Insulaner überliefert.
Tongariki
Nur ein paar Kilometer weiter befindet sich Tongariki. Wenn man mit dem Auto um die Ecke biegt, macht einen der Anblick sprachlos. Mit heruntergeklappter Kinnlade betreten wir das Gelände.
Fünfzehn Moai stehen auf ihrem Ahu. Wie auf allen Ahu waren auch hier die Moai umgekippt worden. Dabei hat man sorgfältig darauf geachtet, dass die Moai mit dem Gesicht im Dreck landen. Warum? Es ist nicht überliefert. Uns erscheint die Theorie am wahrscheinlichsten, dass die Rapa Nui merkten, dass sich trotz des besessenen Baus von Moais ihre Lage kontinuierlich verschlechterte. Dabei sollten die Moai doch ‚Mana‘ auf ihre Erbauer abgeben. Als man merkte, dass dies nicht funktionierte, gab man die Moai auf und wandte sich dem Vogelmann-Kult zu. Vielleicht war es aber auch ganz anders. Vielleicht gab es Stammes-Fehden, die zum Umsturz der Moai führten. In den 90er Jahren konnten in Tongariki – mit Hilfe eines gesponserten Krans einer japanischen Baufirma – alle 15 Moai wieder aufgerichtet werden. Und bieten heute diesen spektakulären Anblick.
Die fünfzehn Moai in Tongariki stammen aus unterschiedlichen Perioden, wahrscheinlich mehrere Jahrhunderte. Die Gestalt ist ähnlich. Nur in Größe und bei den Details finden sich Variationen.
Tolle Bilder und ein sehr schöner Brericht über die Osterinsel.
Gefällt mir sehr gut.
Danke . LG Michael
Danke für die Blumen, Michael.
Deine Art zu schreiben ist einfach grossartig! Ich geniesse jede Zeile wegen Deines subtilen Humors! Liebe Grüsse von der Yin Yang, derzeit noch auf den Las Perlas am Sprung nach Ecuador
Lieben Dank, Margarethe!
Viel Spass in Ecuador und es sollte doch wohl machbar sein, dass wir uns in ein paar Monaten treffen können…
Mal wieder super tolle Fotos und ein interessanter Bericht dazu! Das ist das erste Mal, dass ich Dich/Euch wirklich um eine Erfahrung beneide
Danke, Pedi!
Es ist auch ein absoluter Traum von mir, seit, hüstel, 40 Jahren.
Toller Bericht, tolle Fotos. Danke.