Di.,26.Apr. 22, Neuseeland/Whangarei, Tag 2879, 24.696 sm von HH
Mit einem Tag Verzug beginnen die Rumpf-Schleifarbeiten. Wahnsinn! Eine unglaubliche Sauerei. Der Gestank vom GFK wabert bis vor die geschlossene Halle. Nach anderthalb Tagen ist die Arbeit geschafft. Zurück bleibt zentimeterdick der Staub. Dem rücken die Skipper der Ari B und Atanga zu Leibe. Mit Luftdruck pusten die beiden Männer den Staub von den Schiffen und fegen so gut es geht den Dreck zusammen. Noch ist Atanga abgeklebt, aber ich bin jetzt schon gespannt, ob es der Staub bis ins Schiffsinnere schaffen konnte.
Der Rumpf wäre jetzt bereit, um drei Lagen neue Glasfasermatte zu bekommen. Und dann eine schlechte Nachricht: Beim Schleifen legen die Arbeiter an Atangas Rumpf Stellen mit grob geflochtener Matte frei. Darunter verbergen sich große Hohlräume. Eindeutig ein Baufehler – die Garantie dürfte allerdings nach 33 Jahren abgelaufen sein.
Die schlimmsten Stellen werden gleich mit der Flex weggenommen. Tiefe Eindellungen bleiben zurück. Tief bedeutet bis zu 3 mm – da der Rumpf ja schon um 4,5 mm abgeschält wurde, bleibt nicht mehr viel Material übrig. Die Beseitigung der kleineren Löcher werden von Peter zur Crew-Aufgabe degradiert: „Montag ist ein Feiertag. Ihr habt also ein langes Wochenende Zeit, um alle verborgenen Löcher zu finden und aufzubohren. Je mehr ihr findet, desto besser.“ Er drückt uns einen übergroßen Dremel in die Hand. Eine ehrenvolle Aufgabe. Also ran ans Werk. Es sind hunderte (ja, gar tausende) Löcher. Einige sind nur klein, die liegen allerdings dicht an dicht. Bohrspuren mäandern sich über den Rumpf. Wie nach Wurmfraß auf einem Apfel.
Dienstagmorgen sind wir jedenfalls weisungsgemäß fertig mit Bohren. Peter hat gleich einen neuen Auftrag für uns. „Bevor wir ans Kleben des kompletten Rumpfes gehen können, müssen erst die tiefen Löcher geschlossen werden. Die Kleinen spachteln wir zu. Ihr könnt die neue Matte für die tiefen Löcher zuschneiden.“
Wir bekommen drei verschiedene Glasmatten hingelegt und getrennt von einander eine Anweisung, wie wir vorzugehen haben. Unser Verständnis, wie groß genau die Flicken zu schneiden sind, widerspricht sich. Dies hat eine Ehegatten-Diskussion zur Folge.
Nach etwas hin und her einigen wir uns auf Achims Meinung und fangen zu schnippeln an. Wir nummerieren die Löcher, wir nummerieren die dazu gehörigen Flicken in den drei verschiedenen Größen und bilden ein Stapel-System, dass man jeden Flicken-Satz seinem Loch zuordnen kann.
Schnell ist klar, dass die Löcher alle eine ähnliche Größe haben: 5 x4, 6×5, 5×5. Wir produzieren weiter. Bei Loch 38 machen wir Mittagspause. Als wir zurück kommen, ist Peter wieder da. Die Flicken seien zu groß! Aber das würde nichts machen, dann nimmt man einfach einen kleineren Flicken von einem anderen Stapel und sucht sich, was man braucht. @&§$@@ Wir reißen also unsere Stapel auseinander und bilden jetzt nach Flickengröße neu sortierte Haufen.
Die nächste schlechte Nachricht folgt: „Wir könnten ja heute mit der Reparatur der Löcher beginnen, aber leider muss ich euch sagen, dass das Harz, was ich für Atanga bestellt habe nicht da ist. Ich habe gerade mit dem Lieferanten telefoniert, die sind noch bei der Produktion. Frühestens Freitag wird geliefert.“
Da warten wir nun wochenlang auf unseren Hallenplatz, der sich immer weiter nach hinten geschoben hat. Und dann ist nicht rechtzeitig das Material bestellt worden? Abends weinen wir ein wenig in die Kissen … nächste Woche soll es dann aber wirklich, wirklich los gehen, dass Atanga wieder chic gemacht wird.
Hallo Ihr zwei,
das kommt mir alles sehr vertraut vor, mein Boot sollte auch seit Februar fertig sein….
Werften sind offensichtlich überall gleich.
Handbreit
Michael
Ich glaube Häuse-Bauer können auch ein Lied davon singen.
Komplexe Refits oder Neubauten dauern wohl immer länger als erwartet …
Viel Glück mit Deinem Schiff.
Werft und Projektmanagement scheint ein Widerspruch in sich zu sein, haben wir auch noch nie anders erlebt. Wir wünschen die nötige Geduld und Hartnäckigkeit!
VG Jan
… da ist viel Wahres dran!