Unterm Schottenrock

01.Jan23, Neuseeland/Waipu, Tag 3137, 24.696 sm von HH

„Unter dem Schottenrock ist gar nichts, da ist nichts und da war nichts“, dieser tiefgründigen Aussage in dem Schlager von Nico Haak aus dem Jahr 1977 wollen wir auf den Grund gehen. Jedes Jahr an Neujahr veranstaltet die Gemeinde Waipu ‚Highland Games‘. Dieses Jahr bereits zum 150ten Mal. Die größte Schottische Gemeinde findet sich zwar auf der Südinsel, aber die Nordinsel hat die ‚Highland Games‘.

Schon bei der Einlaufparade der Dudelsack-Pfeifer kommen uns die ersten Männer in Kilt entgegen. Das Tragen eines Kilts ist Männer vorbehalten. Frauen tragen auch Kariert und ebenfalls Rock, aber eben nicht den acht Meter langen Wickelrock aus Wolle.

Die Dudelsack-Gruppe mit Clan-Banner – McKanzie – McLoad – McDonald

Nicht nur dicke Backen machen – ein Pfeiffer mit vollem Einsatz

Es soll nicht stimmen – dass man anhand des Karos die Clan-Zugehörigkeit erkennt

Knielang muss der Kilt sein – soll beim in die Hocke gehen nicht den Boden berühren

Eine besondere Schnürsenkel-Bindung gehört zur Tracht

 

„Es ist Tradition, nichts darunter zu tragen, dagegen ist auch nichts einzuwenden“, ist der Tenor des Kilt-Verbandes. Getreu dem Motto „Let it swing“.
Mit billigen Tricks, wie Gegenstände fallen lassen und Schuhe zuzubinden, haben ein Heer an Touristen bereits versucht einen Blick unter Kilts zu werfen.
Wir lassen das – unsere Gelegenheit wird schon noch kommen – und folgen dem Zug auf den Festplatz.

Über dem Rock trägt der Schotte seinen Sporran – ohne Hosentasche weiß er ja nicht wohin mit seinem Geld und anderen Alltagsgegenständen

Es gibt Sackhüfen und Wettrennen für die Kinder, Freßbuden (übrigens kein Alkoholausschank, obwohl der Hauptsponsor der Spiele eine Brauerei ist) und kleine Bühnen mit schottischen Highland Dances.  Im Wettbewerb wird hier um Pokale getanzt. Die Tänze werden von einem Solo-Dudelsack begleitet. Im Orchester ein ganz schönes Instrument, solo gespielt, kommt es eher etwas eigensinnig rüber. Die Tänze haben Ballett-artige Züge und im Schwerpunkt viel Beinarbeit und Sprünge.

Nicht die schönste Tracht der Welt

Und auch nicht der schönste Tanz – um ehrlich zu sein

Aber es scheint keine Nachwuchs-Probleme zu geben

Die Hauptattraktion mit den meisten Zuschauern sind zweifelsohne die ‚Heavyweight Games‘. Zehn Kilo schwere Feldsteine oder Hämmer müssen so weit wie möglich gestoßen oder geworfen werden. Und es gilt Strohsäcke mit der Forke über eine meterhoch liegende Stange zu schleudern.

10 Kilo Feldstein-Weitstoß

Hammer Weitwurf

Der Höhepunkt ist das Baumstamm schleudern. Die Teilnehmer müssen einen Stamm von sechs Meter Länge und bis zu fünfundfünzig Kilo Gewicht senkrecht anheben, versuchen den Stamm von unten zu halten, ein bisschen Anlauf nehmen für den Schwung und dann soll der Stamm so geschleudert werden, dass er sich einmal komplett überschlägt. Dabei ist darauf zu achten, dass man selber nicht vom Stamm erschlagen wird.

In der Hocke wird mit den Händen am Baumstamm bis zum Boden entlang gefahren – Gleichgewicht finden

Anlauf nehmen

Abstoßen

Und auf den Überschlag hoffen – gelingt bei weitem nicht jedem und nicht immer

Zum Schluss gibt es noch ein Tauzieh-Wettbewerb. Wir haben lange nicht so gelacht. Gruppen von acht Personen konnten sich für ein Startgeld von 80 Dollar melden und gegeneinander antreten. Als Gewinn locken dem Sieger-Team immerhin 1600 Dollar – knapp tausend Euro.
Wenn acht männliche Muskelpakete aus der Fitness-Bude gegen die gemischte Truppe der Yoga-Freunde antreten, dann dauert es keine fünf Sekunden und der Drops ist gelutscht. Der Gegner wird förmlich über den Rasen gepflügt. Die eindeutigen Favoriten finden erst bei einer polynesischen Familie ihren Gegner. Die setzt schlicht auf ihre Masse. Die Frauen brauchen gar nicht richtig ziehen, allein ihr Schlussmann ist als Anker fest im Rasen verkeilt und kaum von der Stelle zu ziehen.

Die Muskel-Truppe – und final auch die Gewinner

Die Gruppe mit der höchsten Gewichtsklasse

Highland Games finden weltweit überall statt, wo sich Schotten angesiedelt haben. Wer mal die Gelegenheit hat, sollte sich das nicht entgehen lassen. Ein unterhaltsamer Tag. Rundherum gelungen.

Kommen wir zu dem Geheimnis zurück. Was ist denn nun unterm Schottenrock? Es war ein windiger Tag. :mrgreen: Und bei den Athleten wippt im Wettkampf nicht nur das T-Shirt hoch. Auch der Kilt wird so manches Mal angehoben. Was wir da zu sehen bekommen haben, ist bitter. Ein Mythos ist zerstört.

Mythos zerstört – ‚let it swing‘ war gestern

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