Do.,24.Aug.23, Fiji/Vanua Levu/Savusavu, Tag 3372, 26.426 sm von HH
Das schlechte Wetter dauert an. Seit wir in Fiji sind, immer das gleiche Spiel: drei Tage schön, acht Tage Regen. Und von vorne – 3:8. Und wieder 3:8. Etwas dünne Ausbeute an guten Tagen.
In Savusavu können wir prima unsere Vorräte wieder auffüllen: Diesel, Wasser und Lebensmittel. Eine Wäscherei direkt neben dem Dinghydock ist auch einfach zu erreichen. Überhaupt gefällt uns Savusavu sehr gut. Ein überschaubarer Ort, bunt und quirlig.
Die Bevölkerung dürfte dem statistischen Anteil zwischen Melanesiern (65 Prozent) und Indern (rund 30 Prozent)entsprechen. Man wohnt und arbeitet zusammen, aber eine echte Integration der Inder ist (noch) nicht erfolgt.
Die Inder wurden von den Briten als billige Arbeitskräfte ins Land gebracht, die man nach Belieben ausbeuten konnte. Ihr Anteil an der Bevölkerung wuchs auf fast fünfzig Prozent an.
Währenddessen errangen die Melanesier bei den Briten den Status einer „primitiven Gemeinschaft“, die als schützenswert eingestuft wurde. Diese Ungleichbehandlung der alten Kolonialherren verhinderte eine kulturelle Annäherung der Melanesier und Inder.
Als Fiji 1970 in die Unabhängigkeit strebte, waren sich die Anführer der Melanesier und Inder einig, dass sie Rassentrennung hinter sich lassen eine gemeinsame, demokratische Nation bilden könnten. Leider hielt die Wunschvorstellung der Realität nicht stand. Immer wieder kam es in den letzten dreißig Jahren zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Völkern. Militärische Putschversuche eingeschlossen.
Den Indern war es untersagt Land zu besitzen. Sie bauten Handel und Dienstleistungsgewerbe auf. Nach dem alten Motto „Ist der Handel noch so klein, bringt er mehr als Arbeit ein“, mehrten die Inder ihren Wohlstand, während die Melanesier als Bauern arbeiteten. Wer kein Land besitzen darf, wohnt in der Stadt. Und nirgends ist es einfacher an Bildung und Ausbildung zu kommen als in urbanen Gebieten. Bildung gleich Möglichkeiten.
Heute sind Melanesier und Inder vor dem Gesetzt gleich gestellt. Aber die Vergangenheit spiegelt sich noch immer im Alltag wieder. Geschäfte sind in indischer Hand – auf dem Markt sieht man überwiegend melanesische Verkäufer. Im Supermarkt stehen indische Frauen hinter der Kasse – melanesische Frauen packen Ware in die Regale.
Der reale (oder vermeintlich) größere Wohlstand der Inder führt erneut zu Unruhen.
Wir merken davon freilich nichts. Beide Bevölkerungsgruppen sind ausgesprochen freundlich und aufmerksam uns gegenüber. Im Supermarkt habe ich allerdings beobachtet, dass eine Melanesierin eine indische Kassiererin mit einem Knoten in der mitgebrachten Einkauftasche böse schikaniert hat. Sie hat darauf bestanden, ihren Einkauf in die nicht zu öffnende Tasche gepackt zu bekommen. Am Ende der Auseinandersetzung hat die Kassiererin der Kundin die Tasche vor die Brust geworfen.
Heute Nachmittag verlassen wir das freundliche Savusavu. Es geht südwärts. Unser Ziel ist eine ehemalige Leprainsel. Wahrscheinlich wieder kein Internet. Die Insel liegt nur sechzig Meilen entfernt. Aber sechzig Meilen bedeuten eine Nachtfahrt. Okay, wir sind bereit (aber ohne große Vorfreude darauf ) für einen erneuten nächtlichen Rodeo-Ritt.
Savusavu liegt auf der Grenze zweier Kontinentalplatten. Nett sieht daher der Strand bei Ebbe aus. Es dampft aus allen Poren. Findet man die richtige Stelle im Wasser kann man sogar heiß baden.