Mandingas in Mindelo

So., 10.Jan.16, São Vicente, Mindelo, Tag 589, 3.765 sm von

 

Mandinga

Mandinga

 

Schwarz ist alles, was wir heute sehen.
Es ist so viel schwarz, dass der Autofocus in der Kamera beim Scharfstellen versagt, da er keinen Kontrast findet, auf den fokussieren könnte.
Grund für so viel Schwarzseherei sind die

Mandingas (Mendingas) in Mindelo

Die vier Sonntage vor Karneval ziehen die Mandingas um die Häuser.
Tief im Wohngebiet versteckt, beginnt der Umzug der schwarzen Männer.
Mit Altöl eingerieben werden aus den, meist kaffeebraunen, Einwohnern, tiefschwarze Afrikaner.
Mit Speeren, Dreizack, Perücken und allerlei Voodoo-Zierrat, wie Puppen, Federn, Amuletten und Ketten werden aus ihnen gruselig, schaurig anmutende Zauberer und Götzenanbeter.
Sie wirken animalisch, kannibalisch, wild.

Zu grober Trommelmusik wird getanzt und gehüpft. Leiber glänzen in der Sonne.

Die Zuschauer bedrängen den Tross der Voodoo-Männer, ziehen uns schnell mit.
Wenn wir nicht aufpassen, werden wir getrennt. Das will von uns keiner. Adrenalin fließt. Sowohl auf der Seite der begeisterten, schwarzen Menge als auch bei uns Handvoll Weißer.

Wir fallen auf wie ein Stück Kohle im Schnee.
Unseren Adrenalin-Ausstoß können wir aber wieder senken. Wir werden entweder angelächelt oder ignoriert.
Fotografieren ausdrücklich erwünscht. Niemand bedrängt uns oder belästigt uns.
Alle wollen nur am schwarzen Treiben ihren Spaß haben.

Wir sind vor dem Neuen, nie Gesehenen, gefesselt, fasziniert. Sprachlos! Unglaublich was wir sehen und hören. :-)

Der Umzug stellt die Besinnung der Bevölkerung auf ihre afrikanischen Wurzeln dar. Unter portugiesischer Herrschaft lange verboten, wird diese Tradition jetzt aufrecht gehalten. Mandinga bedeutet ‚Teufel‘ oder ‚Zauberstück‘. In zweiter Bedeutung handelt es sich um einen Stamm von Ureinwohnern aus Angola.
Mandingas sollen die ersten Sklaven gewesen sein, die aus ihrer Heimat entführt und nach Brasilien verschleppt worden sind.

Um die extrem schwarze Hautfarbe der Ur-Mandingas zu erreichen, soll tatsächlich Altöl verwendet werden . Andere Quellen berichten von Kohle, vermischt mit Öl und Resten von Batterien.
Keine Variante ist eine schöne Vorstellung. In Altöl dürfte so ziemlich alles enthalten sein, was krank macht.

Die Tänzer beirrt dies nicht. Verlangt eine Tradition sogar, dass man sieben Jahre hintereinander im Trupp tanzen muss, da es sonst Unglück bringe.
Die Zuschauer holen sich ein wenig Farbe ab, um sich Wangen und Stirn zu schwärzen. Wer nicht aufpasst, wird von den Mandingas umarmt.
Wohl dem, der da Omas alten Hausfrauen-Trick kennt, dass Altöl mit Butter wieder raus geht. :mrgreen: