Suriname

Di., 29.Mrz.16, Paramaribo/Suriname, Tag 668, 5.699 sm von HH

Für unsere Taxi-Fahrt nach Paramaribo kann Davide noch ein älteres Pärchen Holländer auftreiben, so dass sich die Fahrtkosten für uns halbieren.

Ein großer Spaß ist die kibbelige Fahrt mit dem Wassertaxi auf die andere Flußseite. Wir kommen überraschender Weise heil in Suriname an.

„Euer Fahrer sieht indisch aus“, gibt Davide uns mit auf den Weg. „Er wird Euch finden und erkennen.“
Der Typ, der uns in Empfang nimmt, sieht alles andere als indisch aus, sondern ist schwarz wie die Nacht. Er nimmt den Koffer unserer Holländer und wir dackeln hinterher.

Geduldig wartet er, bis wir durch die Passkontrolle sind. Achim und ich sind schneller als die Holländer und wir quatschen ein wenig mit ihm. Er ist mundfaul, sein Englisch schlecht.
Plötzlich will er 100 EUR statt der verabredeten 80 EUR. Wir handeln ihn runter, sind aber noch immer nicht misstrauisch.

Alle vier steigen wir ein.

Sein Fahrstiel ist unter aller Kanone, er fährt 120 wo 50 erlaubt ist, schreibt SMS während der Fahrt (ja, kennt er den Spot mit den jungen Engländerinnen denn nicht? :shock: ), gähnt die ganze Zeit und reibt sich die roten Augen.

Schlussendlich kommen wir (in Rekordzeit) in Paramaribo an.
Die Fahrt zum Hotel wird zur Stadtrundfahrt, denn der Fahrer weiß gar nicht genau wo es liegt.
Komisch das alles.

Im Hotel  erwartet man uns bereits aufgeregt an der Rezeption. Eine Nachricht von Davide liegt vor: „Seid vorsichtig, das ist der falsche Fahrer. Nicht einsteigen!“

Zu spät! :mrgreen: möchte man meinen.

Achim telefoniert mit Davide, der erleichtert ist, von uns zu hören: Er hat sich Sorgen gemacht. Fahrer kidnappen schon mal menschliche Fracht, manchmal auch, um sie von allen Wertgegenständen zu erleichtern.
Deepak, der echte Fahrer, kommt gleich am Hotel vorbei, damit wenigstens die Rückfahrt geregelt läuft.

Deepak ist super nett und entspricht nun auch allen Beschreibungen
Er hätte uns wohl mit dem falschen Fahrer gesehen. Hat sich aber nicht getraut, uns anzusprechen. Die Koffer waren schon im Auto, da war er unsicher. Er wird wohl auch manchmal grob angemacht, dass er Fracht stehlen würde.

Alles nicht so schlimm, alles gut gegangen.

Suriname ist bislang für uns ein weißer Fleck auf der Landkarte.
Bis 1975 hieß Suriname noch Niederländisch-Guayana. Hat sich dann, anders als die Französische Nachbarin, vom Europäischen Mutterland gelöst und ist selbstständig.

Knapp eine halbe Million Menschen leben hier in buntem Mix beieinander.
Friedlich beieinander.
37% Schwarze, 27% Inder und 13% Indonesier.
Ihre Religionen haben alle behalten. Somit stehen in Paramaribo eine Moschee direkt neben einer Synagoge. Zwei Straßen weiter ein Hindu-Tempel und Kirchen.

Suriname ist ein Land mit Amtssprache Niederländisch (man kann nicht immer gewinnen ;-) ), was auf der Straße prompt nicht gesprochen wird. Der ethnische Mix hat zu einer eigenen Sprache, dem TakiTaki geführt.

In Suriname gehen erwachsene Männer mit filigranen Vogelkäfigen spazieren in denen ebenso zarte Singvögel sitzen. Das sind Reisknacker, sie werden  gehegt und gepflegt und zu Sangeswettbewerben mitgeschleppt.

Suriname könnte stinkreich sein.
Große Bauxit-, Gold- und Diamanten-Vorkommen liegen im Urwald.
Es gibt Erdöl und Gas. Aber Korruption und Misswirtschaft verhindern einen Aufstieg.

Hohe Inflation macht das Land kaputt, allerdings für uns sehr preiswert.
Hotels und größere Restaurants steuern mit USD-Rechnungen dagegen. Alles andere ist billig.

In Paramaribo wohnt die Hälfte der Bevölkerung.
Die Stadt steht kurz vorm Verkehrskollaps. So viel Verkehr sind wir gar nicht mehr gewöhnt und dann wird auch noch links gefahren.
Minibusse warten auf Gäste, Fußwege sind zu geparkt, Zebrastreifen funktionieren gar nicht, wo es geht, wird gerast. Echtes Chaos.

Zum Weltkulturerbe hat Paramaribo es durch seine alten Holzhäuser geschafft.
Alle Häuser sehen aus wie Villa Kunterbunt oder Bates Motel.

Die ältesten Häuser sind knapp 200 Jahre alt. Der letzte große Brand war 1832.Überall stehen Warnschilder, was bei Brand zu unternehmen ist. Feuer wäre eine Katastrophe.

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