Nereid’s Rally – ein Fazit

Di., 18.Okt.16, Franz. Guyana – St.Laurent, Tag 871, 7.629 sm von HH

Die Gemeinschaft ist hat sich aufgelöst. Bis auf die Worlddancer und uns haben sich die anderen Teilnehmer in alle Winde zerstreut. Richtung Süden, zu den ‚Iles du Salut‘, weiter nach Brasilien oder zurück in die Karibik.

Zeit für ein Fazit.

Hat es sich gelohnt an der Rally teilzunehmen? Ist es die 450,00 EUR Startgebühr wert? Kann man die Tour auch auf eigene Faust unternehmen? Fragen über Fragen, ein Teufelskreis. ;-)

Für uns hat es sich in jedem Fall gelohnt. Achim hat in der Zwischenzeit vom ‚Vergessen-Trunk‘ genascht. Die Erinnerungen an die mühseligen Tage der Kreuzens sind verschwunden.

1.) Die Rally verkürzt die Wartezeit auf das Ende der Hurrikan-Saison. Grenada und die Nachbarinseln sind attraktiv und dort lässt es sich angenehm leben.

Jedoch. Schnell ist man dort gefangen in der organisierten Unterhaltung für gelangweilte Segler: Bingo am Mittwoch, montags Pizza zum halben Preis und freitags Einkaufen bei Le Bouche. Dem französischem Schlachter, der mit Bio-Fleisch wirbt, jedoch moralisch fragwürdige Entenstopf-Leber verkauft.

Du möchtest dem entfliehen? Nimm an der Rally teil!

2.) Die Rally führt in Länder, die auf der Spaßverderber-Internet-Seite ‚Auswertiges Amt‘ nicht gut abschneiden: Kriminalität, Piraten, Überfälle.
Dadurch, dass die Tourismus-Verbände in den Guyanas Interesse an uns Seglern haben, standen wir unter einem besonderen Schutz. Während des Aufenthalts in Hurakabra hat die gesamt Zeit ein Boot der Küstenwache bei uns geankert und hatten ein wachsames Auge auf uns. Die Tracks, die wir ausgesendet haben, wurden tatsächlich von der Küstenwache verfolgt. Ungeplante Ankerstopps im Essequibo hatten einen Funkruf der Jungs zur Folge: „Wenn ihr dort ankert, seit ihr nicht unter unserem Schutz. Bitte kommt nach Hurakabra“.
Da wir die erste Etappe ohne Sender gefahren sind, konnten wir ‚unbemerkt‘ in der Mündung ankern.

Du hast vor dieser Region ein wenig Schiss? Nimm an der Rally teil!

3.) Die Rally bietet ein paar Events, die alleine sicher schwer oder unmöglich zu organisieren wären. Die Trips die man Hurakabra Resort kaufen kann, sind alleine machbar.
Mit ein wenig Recherche und Organisation bekommt man das hin. Außerdem gibt es neben dem Hurakabra noch weitere Hotel-Resorts, die auf Touristen warten, tolle Ausflüge anbieten und sich sicherlich über einen dekoratives Segelschiff vor der Frühstücks-Terrasse freuen würden.
Den Tourismus-Minister und die zukünftige ‚Miss Guyana‘ trifft man dann wohl eher nicht. Auch auf Galibi wird man verzichten müssen.

Du hast keine Lust, Dir schwierig zu organisierende Touren selber zu erarbeiten? Nimm an dieser Rally teil!

4.) Im ‚Rudel‘ zu segeln ist eigentlich nicht so unser Ding.
Meistens haben die anderen Yachten nicht das Sitzfleisch wie wir, wollen schnell weiter. Diese Gemeinschaft hat uns jedoch viel Spaß gemacht. Nicht aus allen Crews werden Freunde fürs Leben, aber wir haben total interessante, liebenswerte und lustige Menschen kennengelernt. Menschen mit denen man weiter ziehen möchte.
Der Teil eines organisierten Ganzen zu sein, ist eine tolle Erfahrung.

Die Gruppe war überschaubar groß. Eingetragen hatten sich zwar 16 Yachten. Allerdings ist eine Crew kurzfristig abgesprungen, eine Yacht hat sich von der Truppe ferngehalten (es gibt auch Kauze unter uns Seglern ;-) ) und drei müssten leider schon nach der ersten Etappe umkehren. Eine Wellendichtung, dringende Termine und gesundheitliche Probleme führen zu diesem Abbruch.

Du hast Lust in einer Gruppe von maximal 20 Yachten zu segeln? Dann nimm an dieser Rally teil.

4.) Die Organisation der Nereid’s Rally war sehr gut.
Eine gute Idee von Davide hat leider nicht funktioniert: Er wollte uns die Einklarierung in Guyana erleichtern: Ein Beamter mit Stempel sollte nach Hurakabra gebracht werden, damit wir Crews nicht einzeln nach Bartica fahren müssen. Die Rechnung ging leider nicht auf. Statt dann alle Skipper in einem Wassertaxi nach Bartica zu schippern, hat Davide das für uns übernehmen wollen. Das erwies sich als schlechte Idee.
Gefühlt hatten wir nun jeden Tag etwas mit der Einklarierung zu schaffen: Pässe einsammeln, weißes Papier abgeben, Pässe wieder bekommen, rosa Papier abgeben, neues weißes Papier ausfüllen, Pässe erneut abgeben. Das war etwas unnötig nervig.

Alles andere ist perfekt gelaufen. Egal, ob es die Abholung mit der Pirogge oder die Organisation von Getränke während eines Ausflugs waren. Alles war pünktlich und gut zur Stelle. Davide kümmert sich sehr um seine Rally-Teilnehmer.
Und damit kommen wir zu einem Mecker-Punkt.
Manchmal kümmert er sich um zu viele Dinge gleichzeitig. Verliert sich in Details, wirkt dann gestresst und etwas genervt. Seine Kommunikation ist ebenfalls zu beanstanden. Ansagen über Abfahrten, Verabredungen zu BBQ macht er oft erst in der letzten Minute oder erzählt dies nur einem Teil der Crews.
Solche Sachen müssen sich dann von Schiff zu Schiff als ‚Stille Post‘ verbreiten. Wie in dem alten Kinderspiel, gehen Infos dabei verloren oder es kommt etwas Albernes dazu. :mrgreen:

Du hast kein Problem mit einem chaotischen Italiener zu reisen? Dann nimm an der Rally teil.

5.) Über das Segeln sind alle Worte gefallen.
Da Davide in Saint Laurent du Maroni seine Marina betreibt und er diesen sympathischen Ort als seine Heimat bezeichnet, endet die Rally logischer Weise hier.
Seglerisch einfacher wäre sicherlich die Strecke: Karibik – Kourou (Franz Guyana) – Teufelsinseln – St. Laurent – Guyana. So ist die Rally aber nun mal nicht angelegt. Daher bleibt die unbequeme Version bestehen. Und wenn es einfach wär, dann könnt’s ja Jeder.
Du hast mal Lust, so richtig ausgiebig zu kreuzen und Dich darüber auszukotzen? Dann nimm an der Nereid’s Rally teil. ;-)

Ein Gedanke zu „Nereid’s Rally – ein Fazit

  1. Steffi

    Wieder Mal großartig, liebe Sabine!
    Ich weiß zwar nicht, ob wir wirklich nächstes Jahr daran teilnehmen wollen oder können, aber du machst wirklich Lust darauf – ohne irgendetwas zu beschönigen!
    Liebe Grüße vom schönen St. Laurent nach Grenada
    Steffi

    Antworten

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