23.-28.03.24, Australien/WA/Carnarvon, Tag 114-119 Roadtrip, 10.504 km total, 357 Tages-km
Carnarvon ist auf hunderte Kilometer der einzige Ort, der als Stadt bezeichnet werden kann. Deshalb haben wir dort einen Termin zum turnusmäßigen Motor-Ölwechsel vereinbart. Unser Bundy ist Scheckheft gepflegt und dieses böse Buch mahnt, dass auch der Zahnriemen überfällig sei. Also gut, das ist nicht ganz preiswert, aber er soll gewechselt werden.
Unser Zeltplatz ist drei Kilometer von der Werkstatt entfernt. Achim bringt morgens den Wagen weg und kommt zu Fuß zurück. Alles, was wir für den Tag benötigen, haben wir in der Camp-Küche gelagert.
Grade als wir Mittag essen, klingelt das Telefon: „Der Kühler, der zum Wechseln vom Zahnriemen ausgebaut werden musste, hat zwei Löcher und sieht auch sonst miserabel aus. Irreparabel! Den bauen wir nicht wieder ein. Morgen kann aus Perth ein neuer Kühler angeliefert werden und am Nachmittag bekommt ihr euer Auto wieder.“
Haben wir eine Wahl? Nein!
Blöd nur, dass unser Zelt nun auch in der Werkstatt übernachtet. Wir überlegen kurz unsere Optionen, ob wir vielleicht eine Hütte mieten sollten auf dem Campingplatz. Aber wir müssen sowieso zum Auto, um Zahnbürsten und ähnliches Zeug zu holen. Somit fällt die Entscheidung, das Erdzelt aufzubauen. Das muss jetzt nur noch zum Campingplatz kommen.
Wir brauchen zusätzlich noch die Matratzen, Kissen und Schlafsäcke. Unmöglich können wir das alles schleppen. Ein Anruf in der Werkstatt bringt Erleichterung. Gerne fährt man uns mit unserem Bündel zum Zeltplatz zurück.
Wir machen eine Liste. Kaffee und Tee fürs Frühstück nicht vergessen! Und frische Unterwäsche! Achim übernimmt wieder den Marsch alleine, während ich überlege, was wir abends essen könnten. Unser Kochgeschirr auch noch einzupacken, erscheint uns zu aufwendig. Also gibt es ein Mikrowellengericht aus dem Supermarkt.
Wie versprochen, ist Bundy am nächsten Nachmittag fertig und wir um 1.600 Euro ärmer. Auto fängt halt mit ‚au‘ an.
Auch unsere Reiseplanung läuft nicht so geschmeidig. Schuld ist Ostern. Und die dazu gehörenden zweiwöchigen Schulferien. Seit Wochen werden wir gewarnt, dass dann an der schönen Küste nördlich von uns alles ausgebucht sein soll.
Also haben wir uns überlegt, die Küste zu meiden und uns in Carnarvon östlich ins Landesinnere verziehen. In die Kennedy Ranges und in den Mount Augustus Nationalpark. Spannende Plätze, die wenig angefahren werden. Anfragen auf den entsprechenden Campingplätzen geben grünes Licht: viele Plätze frei! Allerdings gibt seit gestern ein Blick in den Wetterbericht eine Heatwave-Warnung: 42 Grad wwrden erwartet – bis mindestens Oster-Dienstag.
Mist. Das ist uns zu viel. Auf so viel Schwitzerei haben wir keine Lust. Also schauen wir doch nach freien Plätzen an der Küste. An den berühmtesten (Ningaloo Reef) und schönsten Orten ist tatsächlich alles belegt. Aber in der zweiten Reihe können wir unterkommen. Morgen geht es also an’s Meer. Schön.
Alkohol Talk
Der Anteil an Aborigines der Bevölkerung in Australien beträgt grade mal 3,8 Prozent. Sie wohnen jedoch nicht gleichmäßig verteilt, sondern haben ihre Ballungs-Orte, die sich überwiegend im Zentrum und im nördlichen Australien befinden. Es gibt Orte in denen hundert Prozent Aborigines wohnen. Hier benötigen Weiße tatsächlich eine Zutritts-Genehmigung.
In Carnarvon, wo wir uns gerade befinden, beträgt der Aborigine Anteil 22 Prozent.
Die Geschichte zwischen den weißen Siedlern und der Aborigines ist eine Finstere. Unfassbar viel Unheil wurde den ersten Bewohnern Australiens angetan. Grausame Geschichten kann man im Internet finden. Über die Vergangenheit weiß man im Allgemeinen als Europäer nicht viel. Über die Gegenwart tauchen Bilder im Kopf von sturzbetrunkenen Aborigines in staubigen Wüstenstraßen auf.
Dass sie Alkohol genetisch bedingt schlechter vertragen, darüber gibt es wohl keine wissenschaftlichen Beweise. Sie sind ärmer als andere Australier und stärker von Problemen im Zusammenhang mit Kriminalität und Alkoholmissbrauch betroffen.
Alkohol kann man in Australien nur in Liquor Stores kaufen. Die findet man in jedem Ort, denn auch der weiße Australier ist bekannt dafür, dass er nicht ins Bier spuckt. Ab 18 Jahre kann jeder Alkohol kaufen so viel wie er bezahlen kann.
Außer in Städten mit hoher Aborigine-Dichte. Die Regeln sind unterschiedlich. In Carnarvon darf jede Person pro Tag einen Karton Bier oder 2 Flaschen Wein kaufen. An der Kasse wird der Ausweis vom Kunden gescannt und an ein System übermittelt, damit man nicht im Nachbargeschäft oder Nachbarort einen zweiten Einkauf tätigen kann. Ist man in bestimmten, namentlich aufgeführten Orten (Aborigine-Dörfern) gemeldet, darf man gar keinen Alkohol kaufen.
Viele bezeichnen diese Beschränkungen als Rassismus. „Ja, aber es sei positiver Rassismus“, entgegnen die Befürworter, „er dient dem Schutz der Urbevölkerung.“
Ein Studie in Alice Springs (50 Prozent Aborigines) hat ergeben, dass dort ein totales Alkohol-Verbot nicht zu einer Verminderung sexueller Übergriffe, häuslicher Gewalt und anderer Delikte geführt hat. Es wird noch genau so viel gesoffen, wie zuvor. Dem Schwarzmarkt sei Dank.
Als wir in Carnarvon im Liquor Store unseren Einkauf machen wollen, spricht uns ein Aufpasser an. „Ihr seid internationale Touristen? Okay, dann füllt dieses Formular aus, zeigt an der Kasse eure ID und ihr dürft so viel Alkohol kaufen, wie ihr wollt.“ Ein weißer Herr vor uns in der Schlange, Australier, darf das nicht.
Na, wenn das kein Rassismus ist? Hätte der Aufpasser uns auch angesprochen, wenn wir schwarz wären?
Die Meinung der weißen Australier ist eindeutig: wer nur sein Wochenendbier trinken will für den sind die Beschränkungen eine Nervensäge!
Eine teure dazu. Denn Wein kostet in Orten mit Kaufbeschränkung locker doppelt so viel.