15.12-28.12.24, Australien/NSW/White Bridge,Cessnock,Glen Davis,Mudgee, Tag 381-393 Roadtrip, 29.330 km total
Wir verlassen Sydney und haben, fast auf den Jahrestag genau, erneut ein Treffen bei Achims Nichte. Wieder sind wir nicht der einzige Besuch – Achims Bruder verbringt Weihnachten bei seiner Tochter. Es folgt ein entspanntes Familientreffen. Dankeschön, dass wir uns alle getroffen haben.
Nach Großstadt-Trubel und Familientreffen verziehen wir uns nach Cessnock City. Eine Stadt, 60 Kilometer im Inland, die mitten in einem Weingebiet liegt, sich aber als maximal langweilig herausstellt. Genau das Richtige, um ein paar Tage nichts zu machen, außer Lesen, Wäsche waschen und Reiseplanung. Eine erste ‚Heatwave‘ dieser Saison (mit 40 Grad) sitzen wir entspannt im Schatten ab.
Für den nächsten Stopp müssen wir fast 300 Kilometer fahren. Komplett um den riesigen Nationalpark herum. Auf der Westflanke vom Wollemy Nationalpark haben wir uns in ‚Glen Davis‘ ein paar Tage eingebucht. Ein feiner Campingplatz mitten im Wald. Plumpsklo, kein Telefon oder Internet. Nahe am Fluss gelegen. Eine riesige Wiese mit mehreren Tisch-Bänken deutet an, dass hier auch mehr los sein kann.
Heute ist es ruhig: zwei Parteien sind schon da, fünf Camper trudeln nach uns ein. Dazu gesellen sich ab dem späten Nachmittag mehr als fünfzig Kängurus. Sie bleiben die ganze Nacht. Als wir im Zelt liegen hören wir „rupf, rupf“, wie die Wiese kurz gehalten wird.
Irgendwann werden wir geweckt. Das Zelt vibriert ganz zart. An der Leiter sind leise Schnaufgeräusche zu hören. Irgendetwas kegelt mit unseren Crocs umher. Am nächsten Morgen finden wir sie verstreut um das Zelt. Die Spannleine von der Markise klebt voll mit Fell. Wer mag sich hier geschubbert haben? Kängurus machen das eigentlich nicht. Wir tippen auf einen Wombat. Wohnlöcher dieser befellten Würste (bis 40 Kilo) gibt es genug in der Nähe.
Auch tagsüber ist der Campingplatz reizvoll. Der Fluss führt so wenig Wasser, dass man bequem von Sandbank zu Sandbank hüpfen kann. Die Kängurus, die hier im Schatten den Tag verdösen, lassen sich kaum stören. Nur manchmal wir träge aufgestanden und eine Sandbank weiter gesprungen.
Am Eingang vom Nationalpark liegt ein ehemaliges Dorf – Glen Davis. Wir sind bei unserer Ankunft mit dem Auto daran vorbei gefahren und hatten uns schon über die viele Kamin-Ruinen auf den Wiesen gewundert.
Wir laufen zu Fuß zum alten Dorf zurück. Bis 1952 wurde hier Schieferöl abgebaut. Heute stehen die Überreste der alten Fabrik malerisch mit bomben Aussicht an der Kante vom Wald.
Es gab wohl auch mal eine Führung durch die Ruinen, aber die Hinweisschilder dafür sind halb vergammelt.
Über den Forstweg gehen wir zum Campingplatz zurück. Immer parallel zum Bach. Auf einem Baumstamm machen wir Mittagspause. Während wir so muffeln, sage ich zu Achim, dass dieser Ort doch perfektes Schlangenland sei: Sandbank, Totholz, Wasser, alles da. Dann bleibt mir fast der Bissen im Halse stecken: schwarze Schlange kriecht von vorne direkt auf uns zu.
Wir stehen schnell auf und bringen Abstand zwischen uns. Die ‚Black ballied Snake‘ hat uns noch nicht bemerkt. Achim weicht seitlich von ihr aus und kann Fotos machen. Dann plötzlich, spürt sie eine Erschütterung und dreht ab. Vorsichtig schleichen wir hinter bis das Prachtexemplar auf der anderen Flussseite verschwindet. High five!
Die Tage vergehen wie im Flug. Ein Platz nach unserem Geschmack. Aber jeden Tag kommen mehr Camper dazu. Es geht hart auf Weihnachten. Große Gruppen von 12 bis 15 Leuten verändern die Atmosphäre. Die Grasfläche wird zur Festwiese mit Musik und spielenden Kindern. Die Kängurus ziehen sich zurück. Wir auch.
Für die Feiertage haben wir in Mudgee sicherheitshalber einen Platz reserviert. Eine von den ganz sinnlosen Aktionen. Wir haben uns so weit in die Provinz zurück gezogen, dass hier kaum jemand Weihnachten verbringen möchte .Vier Wohnwagenbesitzer und drei Hütten sind belegt. Von den Leuten merken wir nicht viel, sie kommen den ganzen Tag nicht von der Klimaanlage weg. Wir befinden uns zwar auf 500 Meter, aber es hat gute 30 Grad. Die Küche gehört allein uns. An Heiligabend können wir uns ausbreiten und in Ruhe brutzeln.
Fröhliche Weihnachten!
Die hohen Temperaturen bleiben nicht ohne Folgen: Hitzegewitter. Bereits in der Nacht hören wir es in der Ferne grummeln. Im Morgengrauen kommt das Gewitter näher. Wir liegen wach nebeneinander und zählen. Ich bin für Umzug nach unten ins sichere Auto. „Ach was“, Achim hat die Ruhe weg, „hörst du, da liegen doch schon mehrere Sekunden zwischen Blitz und Donner.“ Sein Atem ist noch nicht ganz verhallt, da gibt es einen fürchterlichen Schlag. Es ballert und blitzt gleichzeitig. Ich hechte (Achtung übles Wortspiel) wie ein geölter Blitz nach unten. Passt man bei Regen nicht auf, ergießen sich mehrere Liter von der Eingangsabdeckung in den Nacken. Egal. Unter mir wartet der sichere Beifahrersitz. Achim sitzt nur ein paar Sekunden später neben mir. Es stinkt wie in einer Ozon-Schwefel-Hölle. Aber wir sind gerettet. 2025 bitte etwas weniger knappe Veranstaltungen.
Wir wünschen Euch ein neues Jahr voller unerwarteter Entdeckungen, stiller Zufriedenheit und der Gesundheit, um die Wunder zu erleben, die es bereithält.
Freunde der Sonne, kommt gut rein und haltet die Ohren steif. Bis nächstes Jahr.