Lochfraß

Fr., 05.Mai 17, Belize/San Pedro, Tag 1069, 10.193 sm von HH

Zweitanker als Reitgweicht, 80 Meter Kette und weiß der Henker, was noch alles, hauen wir auf den Meeresgrund, damit wir auf der Stelle bleiben.
Und dann hängt unser ‚Leben‘ nur am rostigen Faden. Buchstäblich. :shock: :shock: :shock:

Ein Glied unserer Ankerkette ist total zerfressen. Das Eisen ist bis auf die Hälfte verschwunden. Weggefressen, durch ‚Bimetall-Korrosion‘.
Der Chemiker an Bord kennt sich mit sowas aus, ist Angesicht der schnellen und rücksichtslosen Zerstörung trotzdem überrascht.
Ich bin geschockt.

Lochfraß im verzinkten Kettenglied, rechts das Verbindungsglied aus Edelstahl

Lochfraß im verzinkten Kettenglied, rechts das Verbindungsglied aus Edelstahl

 

Mit Kauf des Schiffes haben wir 50 Meter Edelstahlkette erworben.
Über Edelstahl als Ankerkette gehen die Experten-Meinungen auseinander. Bei schlechten Stählen bzw. Verarbeitung kann Edelstahl porös werden, Löcher bekommen, ohne dass dies optisch zu erkennen ist. Trotzdem ist Edelstahl drei bis vier Mal so teuer.
Einig ist sich die Welt über das Fallverhalten von Edelstahl zurück in den Ankerkasten. Viel geschmeidiger.

Die 50 Meter Kette erschienen uns nicht als ausreichend und wir haben auf Martinique 45 Meter verzinkte Kette dazu gekauft. Die lag bislang nutzlos im Ankerkasten. Mit der Edelstahlkette durch ein Verbindungsglied, ebenfalls Edelstahl, verbunden.
So ein Verbindungsglied hat eine Bruchlast von ca. 4 Tonnen (laut Katalog :mrgreen: ). Das ist nicht so elegant, wie eine durchgängige Kette, aber passt schon.

Der erste Einsatz der verzinkten Kette erfolgte am letzten Samstag.
Bereits nach zwei Tagen im Salzwasser nahm Achim eine leichte Verfärbung des ersten verzinkten Ketten-Gliedes wahr. Merkwürdig, aber Mann denkt sich ja noch nicht so viel dabei. Der Fokus seiner Aufmerksamkeit beim Ankergeschirr galt dem Halt auf schlechtem Grund.

Weitere zwei Tage später war schon das zweite Glied betroffen.
Achim wurde jetzt stutzig und schnorchelte beunruhigt um das Verbindungsglied. Ihm gefällt nicht, was er sieht, aber beim Schnorcheln sind die Details nicht zu erkennen.

Heute, an Tag sechs im Salzwasser, holen wir die Kette ein.
Herr im Himmel. Das dritte Glied hat auch schon Farbe angenommen. Noch eine Woche weiter und wir wären durch gegammelt.
Der Witz an der Sache ist, dass die Edelstahlkette auch mit dem Anker verbunden. Der ist ebenfalls verzinkt und unedler als die Kette. Dort zeigen sich weder Verfärbungen noch Lochfraß. Nur die Kombination edel/unedel scheint also nicht zu reichen, um diesen Prozess der Zerstörung hervorzurufen.

Achim musste das Verbindungs-Glied aufsägen (einmal geschlossen, ist es nicht wieder zu öffnen) und hat die drei befallenen Glieder der verzinkten Kette ebenfalls entfernt.

Beide Ketten sind wieder miteinander verbunden. Jetzt mit einem Ankerwirbel ( mit deutlich weniger Bruchlast als eine Verbindungsglied), ebenfalls aus Edelstahl.
Das Experiment hat begonnen. Alles zusammen ist im Salzwasser versenkt. Jetzt brauchen wir nur noch abwarten, ob sich wieder die Bimetall-Korrosion zeigt.

3 Gedanken zu „Lochfraß

  1. Wolfgang Bohndorf

    Hallo ihr Langsegler,viele gruesse aus Australien.Habe mir euer Ankerketten problem angeschaut.Koennt ihr irgendwie die ketten mit Plastik voneinander trennen?Die verschiedenen Metalle bilden ein galvanisches Element ,die verzinkte Kette wird sonst immer angegriffen.–Wir verfolgen eure Tour mit grossem Interesse.
    Viele liebe Grusse von „Down Under“
    Helga und Wolfgang

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  2. Achim

    Hallo Wolfgang, schön von Dir zu hören und auch, dass ihr unserem Blog noch folgt.

    Die beiden Ketten mit Kunststoff gegeneinander zu isolieren halte ich nicht für möglich. Wenn richtig Last und Bewegung auf die Kette kommt, dann würde der Kunststoff vermutlich einfach zermalmt. Erstaunlich bei dieser Geschichte ist die Geschwindigkeit, mit der sich das Kettenglied der verzinkten Kette auflöste und dass beim Übergang von Verzinktem Anker auf Edelstahlkette ein ähnlich Effekt nicht zu sehen ist.

    Euch alles Gute und viele Grüße
    Joachim

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  3. Bernhard

    Hi, ich bin ja interessant wie das weiter ausging. Vielleicht ergänzt ihr das noch mal.
    Ich bin total skeptisch bzgl kettenverbinder vor allem allerdings wegen der bruchlast bzw dem u auch gegen verkanten bes. an der Verbindung Anker- kette. Ich hab so als vage Idee ein dyneema strop als Sicherung mit lose parallel zu montieren.
    Gruss
    U dann f die tolle kostenaufstellung bei der gelegenheit

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