Komm‘, wenn du dran bist

14.Jan. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2420, 21.334 sm von HH

So lautet das Motto der Corona-Impf-Kampanie in Französisch Polynesien. Vor ein paar Tagen sind die ersten Impfdosen in Tahiti eingetroffen. Zunächst einmal für 7500 Menschen. Französisch Polynesien gehört zu Frankreich als Übersee-Department und ist somit ein Teil der Europäischen Union. Über Frankreich erfolgt die Lieferung des auf Bevölkerungszahl hochgerechneten Anteils. In Französisch Polynesien leben ungefähr 280.000 Menschen.
Im Februar soll dann die zweite Lieferung erfolgen – wieder für 7500 Personen. Impfwillige werden in vier Gruppen geimpft: 1.Gruppe – die über 75jährigen; 2.Gruppe – die 60 bis 74jährigen und medizinisches und systemrelevantes Personal wie Feuerwehr usw.; 3.Gruppe – die Personen, die ein so genanntes ‚rotes Buch‘ besitzen, also als chronisch Vorerkrankte registriert sind; und in der letzten Gruppe – der Rest der Bevölkerung.
So wie es aussieht, werden wir als Ausländer und Gäste nicht anders behandelt als die Einheimischen. Sobald unsere Gruppe (die vierte) an der Reihe ist, können wir uns melden und bekämen unseren Schuss. Rechenexperimente, wann das sein könnte, sind müßig im Augenblick. Wir gehen, wenn wir dran sind.
Ob man die Impfung nun will oder lieber nicht, die Diskussion ist ebenso überflüssig, solange es nicht genug Impfstoff gibt. Zudem sind wir überzeugt davon, dass viele Länder, wenn die Grenzen sich wieder öffnen, uns ohne Impfung nicht hinein lassen würden: Nimm‘ es oder bleib da, wo du bist!

Abgesehen von den Impfgedanken, leben wir von Corona unbehelligt. Maskenpflicht in Geschäften herrscht auch auf Huahine an die sich gut gehalten wird. Es gibt keine Ausgangssperre nachts, da auf den äußeren Inseln nur vereinzelt Fälle auftreten, die man lokalisiert und es bislang geschafft hat, eine Ausbreitung zu verhindern. In der letzten Kalenderwoche 2020 waren auf Huahine noch zwei Fälle registriert (in gesamt FP 550 Fälle).
Vor Ort gilt, wie auf allen Inseln, Versammlungsverbot von mehr als sechs Personen in der Öffentlichkeit. Die Sporthallen sind geschlossen, es wurden Bingo-Abende und Hahnenkämpfe :roll: untersagt.

Unterm Strich muss man sagen, dass sich keiner dran hält. Hinter der nächsten Ecke am Supermarkt fällt sofort die Maske, am Wochenende tummeln sich die Einheimischen am Strand in großen und kleinen Gruppen. Auf Huahine, wie viele Polizisten mag es hier geben? Wer kann das oder noch besser, wer will das kontrollieren? Auf Gambier wurde uns erzählt, dass die Polizei zwar lieb und nett sei, aber man komme ihnen bitte nicht mit Arbeit.
Über die Schließung, gerade der Sporthallen, sind nicht alle Polynesier angetan. Kommentare gehen schon mal in die Richtung, das als ‚unfähig‘ zu bezeichnen. Die andere Hälfte der Kommentatoren findet die Maßnahmen gut. Eine 50:50 Spaltung würde ich schätzen.
Heute gab es eine Ankündigung, dass sich der Hohe Kommissar und der Präsident darauf verständigt haben, dass die Maßnahmen bis zum 15.Februar verlängert werden. Insgesamt habe sich die Situation zwar entschärft, da sich nur noch durchschnittlich zwanzig Personen (Halbierung) auf den Intensivstationen befinden, aber die Mutation des Virus erfordere erhöhte Wachsamkeit.

Strandvergnügen auf Huahine

ohne Einhaltung der ausgesprochenen Regeln

Boote werden zum Familienausflug bis zur Sinkgrenze beladen

Wir sind mit Atanga von unserem etwas abseits gelegenen Ankerplatz näher an den Ort umgezogen. Wir konnten eine der vier Moorings vor dem Dorfstrand ergattern. Moorings sind immer eine gute Alternative, und diese sind gut gepflegt und vertrauensvoll. Und kostenlos außerdem. Das Wasser ist nicht mehr ganz so brutal türkis, aber der Weg ins Dorf ist kürzer und direkt vor uns liegt dieser traumhafte Strand.

Der Dorfstrand von Fare auf Huahine

Atanga an der Mooring vor Fare

 

Moorea – ein neues Video

09.Jan. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2415, 21.334 sm von HH

Huahine hält nicht nur gutes Wetter bereit – aber nur noch ein Monat, dann soll die Regenzeit vorbei sein. Schlecht für uns – gut für die Filme-Schneiderei.
Das Video von unserem Moorea-Aufenthalt ist deutlich früher fertig als erwartet. Viel Spaß!

 

 

Anfahrt auf die Cooks Bay

Inselrunde um Huahine

06.Jan. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2412, 21.334 sm von HH

Nach dem großen Spaß mit dem Motorroller auf Moorea, versuchen wir gar nicht mehr ein Auto zu mieten, sondern suchen uns gleich einen Motorroller-Verleih. Ich hätte nicht gedacht, dass Achim (ehemaliger VTR 1000 und Hayabusa Reiter) 125 ccm so viel Freude bereiten würden. Aber falsch gedacht – vergnüglich kutschiert er mich erneut um die Insel. Die Mühle, die wir heute erwischen, ist deutlich unbequemer als der letzte Hobel. Für mich bleibt nur ein halbes Brötchen auf das ich meinen Hintern quetschen muss. Na, für achtzig Kilometer einmal rum, wird es gehen.

Und da soll ich hinpassen mit der dicken Kiste?

Huahine ist ganz anders aufgebaut als Tahiti und Moorea, die aus einem runden, massiven Vulkanberg-Inneren bestehen mit einem schmalen Saumriff drum herum.  Huahine besteht aus zwei Inseln, die durch eine fünfzig Meter lange Brücke verbunden sind. Tiefe Einschnitte und flussähnliche Lagunen sehen von Land aus betrachtet, wie Bergseen aus.

Huhahine Nui und Huahine Iti

Strandloser Meeresarm zwischen den beiden Inselteilen

Der Legende nach hat Gott Hiro Schuld, dass die Insel gespalten ist. Mit seinem Kanu hat er Huahine in zwei Teile geteilt als er von Raiatea herüber gesegelt gekommen ist. Als er in der Nacht ein kleines Nickerchen halten wollte, bat er seinen Bruder aufzupassen und ihn zu wecken, wenn der Wind dreht, damit sie nicht gegen die Insel segeln. Aber der Bruder ignorierte die Anweisung und somit kam es zum Unfall, der die Insel teilte. Auch unter Göttern scheint es schwierig zu sein gutes Personal zu bekommen.

Überreste – der Boden fehlt bereits – eines traditionellen Segel-Kanus – mit so etwas dürfte Hiro unterwegs gewesen sein

Auf Huahine hat man über dreißig Marae gefunden. Das sind die Zeremonienplätze der Ureinwohner gewesen – entstanden vor ungefähr 1500 Jahren. Viel ist für Nicht-Archäologen nicht zu erkennen. Dafür ist das Prinzip der alten Stein-Reusen klar zu sehen. Lange Reusenkammern befinden sich in der Lagune im Norden, die heute noch von den Einheimischen zum Fischfang genutzt wird.

Überreste eines der vielen Marea auf Huahine – jetzt nicht sooo beeindruckend

Stein-Reusen bei Flut

bei Ebbe braucht man nur noch einsammeln

Die Lagune mit den Reusen wirkt wie ein Fluss ist aber ein Meeresarm

In einem Mini-Dorf wohnen in einem Bach ‚heilige‘ Aale mit blauen Augen. Warum diese Aale als heilig gelten, konnten wir nicht heraus finden. Aber die Einheimischen füttern sie mit Ölsardinen aus der Dose. Die Aale werden immer fetter und zutraulicher. Sie lassen sich streicheln und anfassen, wenn man denn mag. Zufällig war eine fünfzehnköpfige Familie anwesend, die heilige Sardinen an die heiligen Aale verteilte unter großen ‚hallo‘ der Kleinsten, die im Bach standen.

Heiliger Aal mit blauen Augen

Der Bach wimmelt nur so vor den handzahmen, fetten Aalen

Rund sechstausend Menschen leben hier, die meisten im Hauptort Fare im Nordwesten. Touristisch führt Huahine ein Schattendasein im Vergleich zu den berühmten Nachbarinseln. Das hält die Insel ursprünglich und die Küsten sind nicht mit Hotels verbaut, sondern man kommt fast überall ans Wasser. Endlose Traumstrände sucht man auch hier vergeblich. Fotos mit Puderzucker-Strand entstehen meistens auf den sogenannten Motus. Das sind kleine Inselchen, die sich auf dem Riffsaum befinden.

Ein super Ausflug (mit einem etwas gequälten Hintern), der bei Achim Huahine zum derzeitigen Gesellschafts-Insel-Favoriten aufsteigen lässt. Ich schwanke noch, ob mir Moorea besser gefällt.

Sandstrände gibt es auf den Motus

Am Schönsten ist das Meer im Süden mit seiner großen Lagune

Jahreswechsel in Huahine

1.Jan. 2021, Franz.Polynesien/Huahine/Fare, Tag 2406, 21.334 sm von HH

Die Überfahrt war so lala. Direkt hinter der Abdeckung von Moorea wartet eine kurze, steile Hacksee auf uns, die schräg von achtern kommend Atanga deutlich auf die Seite legt. Diese Drücker sind anstrengend und am ersten Tag unangenehm ungewohnt. Aber es ist ja nur eine Nacht, trösten wir uns. Die Vorhersage hat Wind unter den Squalls von 35 Knoten angedroht. Aber man denkt ja immer, der Ozean ist so groß, vielleicht treffen wir ja keinen Squall. Diese Wind- und Regenzellen sind häufig nur ein paar hundert Meter breit – wie viel Zufall gehört dazu, dass wir zur gleichen Zeit am gleichen Ort sind. Der Zufall meint es dann gerecht mit uns, es erwischt sowohl Achim als auch mich während unser Nachtwachen. Wind und Regen von der unbequemsten Sorte. Viel Schlaf bekommen wir nicht.
Im Morgengrauen taucht dann schon Huahine am Horizont auf. Es folgt schönes Segeln ohne Welle hinter der Abdeckung der Inselberge als wir auf der Westseite von Huahine hoch düsen. Der Anker fällt nach 17 Stunden in einem See aus Türkis auf fünf Meter. Wann haben wir das letzte Mal so flach geankert? Wir müssen lange zurück gehen in der Zeit – da hieß der Ozean noch Atlantik.

Das Wetter wird zum Nachmittag mistig, da werden wir Silvester wohl an Bord verbringen und auf einen Restaurantbesuch verzichten. Regenschauer kommen über die Berge geflogen. Böen rütteln an der Ankerkette. Für unser Silvestermenü haben wir keine Kosten und Mühen gehabt: es gibt den restlichen Kartoffelsalat von der Überfahrt, Würstchen mit Senf und eine Dose Bier dazu.

Wenn du weißt, gleich ist das bei dir

Im Cockpit ist alles nass – nur in der hintersten Ecke findet sich noch ein trockenes Plätzchen

aber das kann einen Seemann nicht erschüttern – in der Regenpause wird draußen gegessenen

Unser Internet-Guthaben für den Dezember weißt noch einen Rest von drei Gigabyte aus. Da das Morgen verfällt, investieren wir die gesparten Bytes in Deutsches Fernsehen. Wir gucken einen Jahresüberblick 2020 von der Wochenshow, einen von Nuhr, ein paar Shows und Nachrichten, alles, was youtube so bereit hält. Wir haben lange kein Deutsches Fernsehen mehr gesehen. Und obwohl wir fast täglich im Internet unterwegs sind, sagen uns ein paar Dinge und Personen gar nichts, haben noch nie davon gehört. Wir hätten Corona-Bingo spielen sollen – immer wenn das Wort fällt, muss man einen trinken. Aber da wäre uns wohl nach einer Stunde der Schnaps ausgegangen.
Erst fühlen wir uns gut amüsiert, aber nicken dann doch vor der Kiste ein. Um Mitternacht steigen zwei, drei Raketen im Dorf in die Luft, dann ist Ruhe. Nur der Wind heult noch über die Bucht. Herzlich willkommen 2021, zeig uns, dass du es besser kannst als dein kleiner Bruder. Und vielleicht wird aus 2020 Harry Potter mäßig das Jahr, was nicht genannt werden darf. :mrgreen:

Tschüss 2020

30.Dezember 2020, Franz.Polynesien/Moorea/Cooks Bay, Tag 2404, 21.237 sm von HH

Wir machen uns heute Nachmittag vom Acker. Die nächste Insel wartet. Es wird ein ungewohnt kurzer Schlag von ca. 80 Meilen. Grad eine Strecke, die man bei Tageslicht nicht schaffen kann. Wir fahren am späten Nachmittag los und hoffen (unser) Silvester-Morgen anzukommen – auf Huahine.

Eine Nachlese auf 2020 verkneife ich mir. Diesem Jahr wollen wir nicht noch mehr Aufmerksamkeit widmen – das verdient dieses Biest einfach nicht.
Wir hatten mit Französisch Polynesien einen guten Gastgeber, der uns Ausländer ausgesprochen fair und freundlich behandelt hat. Selbst den Engländern, die durch ihren Brexit nicht mehr der EU angehören, ist man unbürokratisch entgegen gekommen.
Nette Leute hier.

Wir wünschen Euch allen ein gutes Jahr 2021 und hoffen, dass wir uns im nächsten Jahr an dieser Stelle wieder treffen. Wie heißt es jetzt auf Neudeutsch? Positiv denken, negativ bleiben! Guten Rutsch.

Und 2020 schicken wir diesen Internet-Fund hinterher:

Wenn man zu Silvester um 23:58 Uhr und 42 Sekunden das Lied
‚Schrei nach Liebe‘ von den Ärzten abspielt, dann ist das letzte Wort,
welches das Jahr 2020 hören wird: Arschloch!

 

Tschüss Moorea – Tschüss Cook’s Bay