Veränderte Bedingungen

Dienstag, 04.11.25; Neukaledonien/Nouméa; Tag 4.175

Wir müssen zehn Tage warten, dann bekommen wir unseren festen Liegeplatz für die nächsten Monate zugeteilt. Dass wir überhaupt einen bekommen, verdanken wir unserem kurzen Schiff. Als wir Atanga vor 16 Jahren gekauft haben, waren 42 Feet Länge noch viel. In Dänemark mussten wir bei 4 Meter Breite häufig die Dalben auseinander drücken, um dazwischen zu passen.
Das hat sich geändert. Atanga bewegt sich inzwischen im unteren Längen-Viertel. Was für ein Glücksfall bei der Vergabe der Liegeplätze. Unter den zehn Katamaranen, die auf der Warteliste stehen, werden Liegeplätze verlost.
Wie die Sicherheits-Maßnahmen in der Marina ablaufen, falls sich ein Zyklon nähert, erfahren wir in zwei Wochen. Dann finden die jährlichen Wartungsarbeiten an Sicherungs-Moorings statt.

Dieser Platz gehört nun uns. Für die nächsten sechs Monate. Wir können in die Lagune segeln, wenn wir wollen. Ohne Abmeldung dürfen wir kommen und gehen. Der Nachteil, wir müssen den Liegeplatz auch bezahlen, wenn wir uns nicht in der Marina aufhalten. Mit einem großzügigen Monatsrabatt kommen wir ganz gut dabei weg (30 Euro für einen einzelnen Tag – 17 Euro im Monats-Abo).
Die Mehrkosten, die entstehen, stellen wir einfach Immigration Neuseeland in Rechnung. :mrgreen:

Reihenschiff-Siedlung. Viele Schiffe sind bewohnt, allerdings keine Ausländer wie wir.

Auf diesem Platz haben wir schon  vor ein paar Wochen gelegen. Kennen die Nachbarn.
Das ist nun unser Liegeplatz für das nächste halbe Jahr – Phillipp neben uns wohnt nicht auf dem Schiff – ist aber am Wochenende immer für ein Schwätzchen zu haben.

Unsere Entscheidung, Neuseeland doof zu finden (die falsche Behauptung über Achims Visum wurde noch nicht zurückgenommen. Auch dem Storno unseres Visums fehlt die Bestätigung – man ahnt förmlich, dass wir mit Employee 50.496 noch nicht fertig sind), bringt veränderte Bedingungen mit sich.

Das Beste ist, wir brauchen nicht nach Neuseeland segeln. ;-) Tausend Meilen direkte Strecke, dabei 300 Meilen nach Ost gutzumachen, wäre vielleicht nicht so schön geworden. Das ist Geschichte, Schwamm drüber.

Der meistgesprochene Satz die letzten Wochen lautete: „Das besorgen wir dann in Neuseeland.“ Der Euro-Dollar-Kurs stünde gut für uns. Über zehn Prozent Verfall, seitdem wir dort gewesen sind. Ein paar Schönheitsreparaturen standen auf der Liste. Eine neue Membran für den Wassermacher. Ein neuer Laptop für Achim, vielleicht neue Handys für uns beide. Neuseeland ist mit dem schlechten Dollarkurs ein Einkaufsparadies.
Das sieht vor Ort anders aus. Nicht nur, dass es nicht alles gibt. Das, was vorhanden ist, kostet zwanzig bis vierzig Prozent Aufschlag. Und wer will schon eine Tastatur mit ‚Azerty‘?
Man kann sich auch einfach etwas schicken lassen. Alle Lieferungen über SVB, Temu oder Alibaba müssen über einen Zollagenten abgewickelt werden. Elf Prozent Einfuhrumsatzsteuer plus Zoll von bis zu 20 Prozent machen jedes Schnäppchen kaputt. Unser neukaledonisch-französischer Nachbar hat sich einen Speedy-Stitcher – eine Art Handnähmaschine für Segelreparaturen – von einem Kumpel aus Australien mitbringen lassen. Ein Artikel, der fünfzig Euro kostet.
„Anders geht es nicht“, sein trockener Kommentar.

Unsere australischen Vorräte der Besonderheiten wie Nüsse, Sonnenblumenkerne und Roggenmehl sind aufgebraucht. Es gibt einen Bio-Laden im Zentrum. Roggenmehl ja, Sonnenblumenkerne nein. In Laufweite haben wir drei Supermärkte. Keiner hat Rosinen. Wir erweitern unsere Runde auf die Außenbezirke. Neun Kilometer später hat der Einkaufs-Marathon Erfolg. Die Sonnenblumenkerne sind wieder aufgefüllt.
Die Fahrräder auszupacken, dazu konnten wir uns noch nicht durchringen. Die Marina ist umzingelt von steilen Bergen. Dort müssten wir in jedem Fall schieben.

Einer der besseren Supermärkte auf unserem Rundgang.

Der Supermarkt bei uns um die Ecke. Der ist brauchbar, aber schwankend im Angebot. Immer mal wieder gibt es etwas überhaupt nicht zu kaufen.

Auf unserem Weg durch die Stadt finden wir diesen Pizza-Automaten. In drei Minuten fertig – pfui.

 

Hinter der Wasserfront wird es steil – überall stehen solche Berge rum – kein Fahrradparadies.

Aber wir haben die Lagune vor der Tür. Die Wassertemperatur steigt kontinuierlich an. Herrliche Badefreuden erwarten uns. In ein paar Tagen geht es raus. Wer braucht da schon Rosinen?

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Eskalation Neuseeland

Montag, 27.10.25; Neukaledonien/Nouméa; Tag 4.167

Freunde einer schnellen Antwort, ob wir nun nach Neuseeland segeln oder nicht, brauchen nur nach unten zu scrollen auf das Foto.
Freunde von Behörden-Chaos-Geschichten mögen weiterlesen. ;-)

Nachdem Achim ein zweites Mal an die Eskalations-Mail-Adresse geschrieben hat, dass unser Antrag liegen geblieben ist und Nummern vertauscht wurden, beginnt der eigentliche Spaß.

Eskalations-Mail-Adresse Numero 1

  • Innerhalb von 24 Stunden erhalten wir erneut eine Antwort.
  • In der steht das Gleiche, wie in der ersten Mail: Man hat unsere Beschwerde bereits an den Mitarbeiter bei Immigration weiter geleitet. Mehr könne man nicht für uns tun.
  • Damit es auch Doofe verstehen, ist der Text nun mit gelben Textmarker markiert.

Eskalations-Mail-Adresse Numero 2

  • Achim findet eine zweite Beschwerde-Adresse.
  • Er schickt den gleichen Text wie zu Numero 1.
  • Wir erhalten nun Antwort von einer dritten E-Mail-Adresse.
  • Auf die kann man sogar antworten!
  • Der Schreiberling gibt sich als Mitarbeiter 50.496 von Immigration Neuseeland zu erkennen.
  • Die Anforderung eines Führungszeugnisses sei angebracht, da Achim mit dem jetzigen Antrag von sechs Monaten plus der bereits verbrachten 19 Monate die Summe von 24 Monaten Aufenthalt in Neuseeland übersteige.
  • Die medizinische Untersuchung sei angebracht, da Achims damaliges Visum (aus dem Jahr 2022) den Vermerk ASH (Approved Subject to Health – Zulassung vorbehaltlich der Gesundheit) trug. Sprich, ein neues Visum wird nur erteilt nach Gesundheits-Check.
  • Von mir ist nach wie vor nicht die Rede, obwohl wir über den gleichen Antrag laufen und bearbeitet wurden.

Fehler von NZ

  • Der Vermerk von ASH ist eine Erfindung von Employee 50.496.
  • In unserem gesamten realMe-Account findet sich kein einziger Hinweis darauf.

Unser Fehler

  • Wir haben dem Punkt ‚mehr als 24 Monate Gesamtaufenthalt‘ nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Dass tatsächlich der Aufenthalt in Neuseeland ein „Leben lang“ kumuliert wird.
  • Wir kennen drei deutsche Crews, die über mehrere Jahre Pingpong zwischen Neuseeland und Fiji gespielt haben. Deren Zeit-Konten sind übergelaufen, niemanden hat es gekümmert. Es galt nur die ungeschriebene Regel: „Bleib 181 Tage außer Landes“.
  • Während und nach Corona wurde die Nutzung des realMe-Systems ausgeweitet. Unabhängig von realMe wurden nach der Pandemie Visumsanträge generell strenger betrachtet.
  • Plötzlich mussten auch die Pingpong-Crews Führungszeugnisse erbringen.
  • Das wussten wir nicht.

Die zweite Mail an 50.496

  • Achim erklärt, dass weder in alten, noch in neuen Anträgen jemals ASH erwähnt wurde, dass er bei einem neuen Visum einen Medi-Check vornehmen lassen müsste.
  • Unser jetziger Antrag im August sei auch schlank durchgegangen. Überall ‚grüne Häkchen‘, keine Anforderungen erforderlich.
  • Achim zieht dann noch die Zyklonsaison-Karte. Dass wir nur durch die Nichtbearbeitung unseres Antrages jetzt in eine zeitliche Notlage geraten sind. Und wir in der Kürze der Zeit beide Bedingungen nicht erfüllen könnten.
  • Und er fragt, was denn eigentlich mit seiner Frau los sei.

Die Antwort von 50.496

  • 50.496 bleibt bei seinen Ausführungen.
  • Mit dem Antrag aus dem Jahr 2022 wurde Achim als gesundheitlich geeignet eingestuft – unter der Bedingung, dass mit dem nächsten Antrag ein ärztliches Zeugnis vorgelegt wird.
  • Das polizeiliche Führungszeugnis des Heimatlandes (Character Requirement) sei erforderlich.
  • Und jetzt wird es lustig: „Bezüglich Ihrer Ehefrau Sabine: Sie ist weiterhin Teil Ihres Antrages und erfüllt sowohl die Gesundheits- als auch Charakteranforderungen.“ :mrgreen:
  • Dass ich mich zeitweise in einem Wurmloch befunden haben muss, kommt für uns beide überraschend. Wir haben exakt die gleichen Tage in Neuseeland verbracht. Und trotzdem: Meine 19 plus 6 Monate ergeben weniger als Achims.

Unsere Entscheidung

  • Wir ziehen unseren Antrag zurück im realMe-System.
  • Gleichzeitig bittet Achim um Korrektur bzw. Löschung der falschen Angaben bezüglich des ASH Vermerks (man weiß ja nie – plötzlich und unerwartet muss man nach Neuseeland reisen).
  • Wir werden auch kein NZeTa (für einen Kurzaufenthalt von 90 Tagen) stellen.
  • Das NZeTa ist nämlich kein Visum, sondern nur die Genehmigung, nach Neuseeland einreisen zu dürfen, ohne vorheriges Visum. Die eigentliche Einreiseerlaubnis (das sogenannte Visitor Visa on Arrival) wird erst bei der Ankunft durch die Einwanderungsbehörde erteilt.
  • Der Beamte an der Grenze kann die Einreise verweigern. Unter anderem mit der Begründung, dass man die „Good-Character“- Eigenschaften nicht erfüllt. :lol:
  • Im schlimmsten Fall würde das die sofortige Ausreise-Aufforderung von Achim zur Folge haben.
  • Und selbst, wenn die ersten 90 Tage gut gehen sollten, so fällt uns spätestens bei der Verlängerung um weitere 90 Tage der üble Charakter von Achim vor die Füße.
  • Und vielleicht merkt dann irgendeine Blitzbirne sogar, dass ich genauso lange in Neuseeland war wie er und werde zum Arzt genötigt.

    Unsere Gefühle
  • Natürlich sind wir sauer.
  • Und enttäuscht.
  • Aber auf den Mist haben wir keine Lust. Da muss man dann auch mal an der richtigen Stelle stur sein. Natürlich könnte Achim hier zum Arzt gehen (500 Euro ungefähr beim von Neuseeland autorisierten Privatarzt) und auch ein Führungszeugnis beantragen. Wann das käme, da schwanken die Informationen. Von ‚geht relativ schnell‘ bis zu 10 Wochen habe ich alles gefunden. Zu viele unbekannte Fallen lauern auf uns.
  • Wir verzichten auf Neuseeland. Eines unserer Lieblingsländer. Dort, wo wir leben könnten.
  • Die Entscheidung wird uns leicht gemacht durch die Zusage hier in der Marina, dass wir einen Zyklon „sichern“ (was ist schon sicher im Leben?) Liegeplatz bekommen können.
    Der Zoll in Nouméa arbeitet blitzschnell. Nicht mal 24 Stunden braucht der, um uns eine Zollbefreiung für weitere sechs Monate für Atanga zu erteilen. Immigration ist kein Problem, Europäer dürfen in Neukaledonien bleiben, so lange sie wollen.
  • Können nur vermuten, was passiert ist. Die heißeste Theorie, dass unser Antrag hängen geblieben ist. Nach der Erinnerung und der Vermixung alter und neuer Visa-Nummern hat Employee 50.496 sich die Geschichte mit dem ASH-Vermerk „ausgedacht“. Um zu vertuschen? Um Zeit zu schinden? Wir wissen es nicht und werden es nie erfahren.
  • Wir werden die Rückerstattung der 280 Euro für den Antrag einfordern. Machen uns aber wenig Hoffnung.
  • Also, wir sind sauer. Fühlen uns unfair behandelt.
  • Nichts ist so schlecht als dass es nicht auch für irgendetwas gut ist. Das ist ein beruhigendes Motto. Wir machen uns einfach eine schöne Zeit in Neukaledonien und ärgern uns nicht.
  • Außerdem haben wir einen heimlichen, fiesen Wunsch. Neuseeländer müssen in Zukunft, wenn sie nach Deutschland einreisen wollen, nur eine einzige Frage zur charakterlichen Eignung für einen Aufenthalt im CO2 befreiten Deutschland beantworten: Sind sie im Besitz eines 4×4 angetriebenen Geländewagens mit 3 Litern Hubraum, bei einem Verbrauch von 20 Liter auf 100 Kilometer und fahren damit an den Strand?
    „Du kommst hier nicht rein!“  :-)

Aus! Ende! Vorbei! Neuseeland ist ausgeträumt.
Unsere letzte Landkarte brauchen wir nicht mehr.

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Ein Visums-Krimi – (noch) ohne Happy End

Montag, 20.10.25; Neukaledonien/Nouméa; Tag 4.160

Die Vorgeschichte

  • Wir sind vor 2,5 Jahren aus Neuseeland ausgereist.
  • Genug Zeit ist vergangen für einen Neuantrag.
  • Wir wollen sechs Monate bleiben.
  • Als Deutscher bekommt man bei der Einreise mit NZeTa eine dreimonatige Aufenthaltserlaubnis.
  • Verlängerung über drei Monate hinaus im Land möglich durch Wechsel auf einen anderen Visumstyp.

Der Antrag

  • Achim ist wie immer unser Visumsbeauftragter.
  • Im Internet möchte Achim dieses NZeTa beantragen.
  • Die NZ-Immigration-Seite erzählt Achim, er solle besser die App benutzen.
  • Nach dem Download stellt er fest, dass in der App als Einreise-Weg nur Kreuzfahrtschiff oder Flugzeug zur Auswahl steht. Eigenes Segelboot fehlt.
  • Achim wechselt zurück aufs Internet.
  • Er findet ein spezielles Visum: „Ankunft mit eigener Yacht“ – inklusive der Möglichkeiten drei, sechs oder zwölf Monate Aufenthalt zu wählen.

Anm. der Red.: Prima, genau das, was wir wollen. Und wir ersparen uns die Verlängerung nach drei Monaten.

Der Prozess

  • Achim drückt den Knopf ‚anwenden‘ und wird direkt auf das Portal ‚realMe‘ weitergeleitet.

Wieder prima, denn unser altes Account von 2021 ist noch aktiv. Die gesamte alte Visa-Historie ist dort hinterlegt.

  • Achim nennt unser voraussichtliches Einreisedatum: 15. November 2025.
  • Ausreise 05. Mai 2026. Wuchtig, schön unter sechs Monaten bleiben.
  • Der Antrag wird angenommen und in die Verarbeitung geschickt.
  • Bearbeitungszeit: drei Wochen.
  • Die Gebühr von 280 Euro wird sofort eingezogen.
  • Nach ein paar Tagen erhalten wir Fortschritts-Informationen der Bearbeitung: alle persönlichen Daten sind vollständig; Medizinische Untersuchung ist nicht notwendig; falls wir noch etwas brauchen, melden wir uns. Check!

Die Ablehnung

  • Nach knapp sechs Wochen Wartezeit verlieren wir unsere höfliche Geduld.
    Im ‚realMe account‘ kann man niemanden persönlich befragen. Alles ist automatisch generiert. Einen Sachbearbeiter-Namen kennen wir nicht.
  • Achim findet im Internet eine Eskalations-E-Mail-Adresse und schickt eine freundliche Anfrage, was denn mit unserem Antrag ist.
  • Einen Tag später – einen Freitag – erreicht uns eine automatische Mail (no reply), dass die Bearbeitung zwei Werktage dauert.
  • Am Mittwoch erhalten wir über ‚realMe‘ statt einer Visumszusage eine schlechte Nachricht.
  • Achim soll zur medizinischen Untersuchung (Lunge röntgen, Bluttest, allgemeine ärztliche Untersuchung – das volle Programm).
  • Ich werde nicht erwähnt. Sehr merkwürdig.
  • Schnell sieht Achim, dass die Antwort unter der Nummer unseres Visumantrags aus dem Jahr 2022 läuft.
  • Er schreibt an die Eskalations-Mail die Nachricht, dass wohl eine Verwechslung der Antragsnummern stattgefunden hat und bittet um Korrektur.
  • Die Antwort dauert nur eine Stunde.
  • Die Antragsnummer ist nun korrigiert.
  • Aber zusätzlich zur ärztlichen Untersuchung ist jetzt auch noch eine Anforderung eines polizeilichen Führungszeugnisses dazugekommen.
    Alles abzuliefern bis zum 29. Oktober. :mrgreen:

Ein Führungszeugnis kann online beantragt werden. Die Wartezeit kann für ein internationales Führungszeugnis zehn Wochen dauern. Außerdem benötigt man einen Personalausweis mit Chip. Achim hat einen, ich nicht. Okay, ich bin ja auch nach wie vor gar nicht erwähnt …

 

  • Das etwas vermixt wurde, ist offensichtlich.
  • Eine ärztliche Untersuchung wird nur (!) angefordert bei Aufenthalten über sechs Monate.
  • Ein Führungszeugnis erst bei Aufenthalten über zwei Jahre.
  • Offensichtlich denkt der Algorithmus oder der Sachbearbeiter, dass wir uns seit 2022 dauerhaft in Neuseeland aufhalten.
  • Achim fasst den Sachverhalt zusammen und hinterlegt das Schreiben in unserem ‚realMe‘ account und sendet es an die Eskalations-E-Mail.

Die Alternativen

Am 1. November beginnt offiziell die Zyklonsaison. Wir denken über die Ausweichländer nach. Das sieht dünn aus.

Australien
Leicht zu erreichen. Zyklonsicher. Allerdings waren wir dort ja 19 Monate. Die Australier würden uns (wohl) ein Visum erteilen. Dann müssten wir gegebenenfalls nach drei Monaten rausfliegen und ob sie uns dann wieder reinlassen würden, weiß keiner. Zu leicht stinkt das nach Visums-Missbrauch.

Pazifische Inselstaaten um uns herum
Vanuatu, Samoa und Tonga fallen weg. Dort gibt es keinen Schutz vor Zyklonen. Zudem liegt das ganze Insel-Gelumpe nicht mal eben um die Ecke.

Fiji
Allein Fiji käme überhaupt in Frage.
Dort gibt es sogenannte ‚cyclon pits‘. Nahezu einmalig auf der Welt werden dort Boote mit ihrem Kiel eingegraben. Die Anzahl dieser Löcher ist begrenzt. Vor ein paar Tagen gab es noch zwei Restposten. Ob die noch frei sind? Außerdem darf man dann nicht auf dem Schiff wohnen. Eine weitere Schwachstelle.

Neukaledonien

Wir könnten einfach hier bleiben. In der Lagune zu ankern, ist bei einem Zyklon sicher keine gute Idee. Die Marina, in der wir gerade liegen, gilt als relativ sicher. Allerdings benötigt man einen extra vermessenen Liegeplatz. Ob einer frei ist, haben wir noch nicht gefragt.

Die bessere Lösung
Sollte Achims Mail keine Nachbesserung unseres Antrags bewirken, ziehen wir den Antrag zurück. Natürlich ohne Geld zurück. Einen abgewiesenen Visumsantrag gilt es unbedingt zu vermeiden. Der fällt einem bei jedem Antrag in kommenden Ländern auf die Füße.
Achim beantragt dann ein normales NZeTa, was uns drei Monate Aufenthalt ermöglichen sollte (sofern der Immigration-Mann nicht der Bruder vom Sachbearbeiter bei ‚realMe‘ ist).
Sind wir dann mal drin im gelobten Land, sehen wir weiter. Entweder wir können vor Ort eine Verlängerung beantragen oder wir müssen raus- und wieder einfliegen.

So der Status.

Zum Visumsantrag muss man Fotos mit einreichen. Eine Story für sich. Hintergrund einfarbig, hell, neutral. Keine Schatten im Gesicht. Kein Lächeln. Augen offen, Mund geschlossen. Keine Filter. Wer eine Brille trägt, nimmt sie besser ab.
Wir haben die Fotos vor der Wand vom Marina-Büro geschossen. Fotos auf denen wir halbwegs, also nur halbwegs vertrauenserweckend aussehen, hat das System abgelehnt. :lol:

Ich würde uns auch nicht reinlassen. Grausam!

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Wundervolle Lagunenzeit

01.–14.10.25; Neukaledonien/diverse Buchten und Inseln; Tag 4.141–54; 29.298 sm von HH

Die Lagune von Neukaledonien hat den Vorteil, dass man im Zickzack Buchten und Inseln abfahren kann. Der Nachteil ist: Man muss es auch. Der vorherrschende Süd-Ostwind bläst gerne mal aus Westen.
Sofort verlieren die Inselchen ihren Charme. Erreicht der Wind dann noch über zwanzig Knoten, ist Schluss mit lustig. Wir liegen aufriffig. Schaumkronen und einen halben Meter hohe Wellen – es fühlt sich an wie ankern auf dem offenen Ozean. Wir fliehen. Nicht nur einmal.
Der Vorteil: Nur fünf, acht oder zwölf Meilen weiter, an der Mutterinsel, finden wir Schutz.

Wir flüchten …

Typische Sandbankinsel in der Lagune. Das Riff ist zehnmal so groß wie die Inselchen. Schutz allerdings nur bei Süd-Ostwind. Foto credit: rocket cruising guide

Die Buchten auf der Westseite gefallen uns nicht so gut wie im Osten. Es ist nicht so abwechslungsreich und wir kommen kaum an Land. In Neukaledonien gilt das Gesetz, dass private Grundstücke den Zugang zur Küste nicht blockieren dürfen. Der öffentliche Uferbereich ist der Gezeitensaum und darüber hinaus noch mindestens drei weitere Meter. :roll:
Und so finden wir es auch vor. Hinter den drei Metern versperren Zäune das Fortkommen. Es wohnt kaum jemand hier, die Zäune sind für Weidevieh. Rindviecher und Wild.

Unbewohnte Küste an der Haupinsel.

An der Mutterinsel ist nicht so viel los – das Wasser immer leicht undurchsichtig und der Strand, wenn es einen gibt, meistens steinig. Außer paddeln, kann man nicht viel unternehmen.

Die Tage auf den unbewohnten Sandbank-Inseln entschädigen. Manchmal haben wir sie für uns alleine, ab und an kommen noch zwei, drei Schiffe dazu.
Die Korallenbänke sind gesund und leuchten unter Wasser. Perfekte Schnorchelbedingungen. Sieht man von der Wassertemperatur ab. Noch immer keine 24 Grad. Zu kalt, um längere Zeit ohne Neopren zu schnorcheln. Der Fischreichtum beeindruckt. Große Teile der Lagune sind Schutzzonen, Fischen verboten. Die Rifffische danken es mit stattlichen Größen. Dazu die unfassbare Menge an Schildkröten. Wir sehen so viele Panzer, dass wir trockenen Fußes, von Kröte zu Kröte hüpfend, an Land kommen könnten.
Wundervolle Tage. Besonders die Tage komplett ohne Wind. Da brauchen wir nicht schnorcheln. Mit dem Waka über das Riffdach zu gleiten, ist wie in einem Glasboden-Boot zu sitzen.

Morgens hat man die Inseln noch für sich alleine.

Unser Dinghy brauchen wir gar nicht. MIt dem aufblasbaren Waka kommen wir überall gut hin. Mit zehn Zentimeter Tiefgang können wir herrlich über die Korallen gleiten.

Schnorcheln? – die Sicht ist schon über Wasser atemberaubend.

Leider ist der Akku unserer Unterwasserkamera kaputt – braucht man gar nicht. Zumindest bei Windstille.

Hunderte Schildkröten – zeitweise tummeln sich sechs, sieben Stück auf einer Stelle.

Der Beweis – das Wasser ist bebadbar.
Aber uns sind 23,5 Grad noch etwas zu frisch für Hochgenuss.

Und immer wieder Seeschlangen. Auch neben dem Boot und beim Tauchen. Von Australieien hören wir die Geschichte, dass sie in ihren Lenzrohren im Cockpit hoch gekommen sein sollen. Gerne klettern sie auch in Kajaks, wenn diese an Land lagern. Kontrollen sind angebracht.

Das Ende dieser Zeit ist eingeläutet. Vier Wochen sind rum und unser Essen ist aufgefuttert. Das ist der zweite Nachteil der neukaledonischen Lagune. Als Stadt gibt es Nouméa und sonst keine Einkaufsmöglichkeiten vom Schiff aus. Wir müssen zurück.

Die letzten zwei Nächte verbringen wir noch einmal vor der Hotelinsel Îlot Maitre. Viele Segler fangen an, sich für Neuseeland vorzubereiten. Die Gerüchteküche brodelt. Neben uns liegen Neuseeländer – sie wissen zu berichten, dass die ‚Biosecurity‘ dieses Jahr streng sein soll. Angeblich wird jedes dritte Schiff bemängelt und aus dem Wasser gekrant.
Achim füllt unsere Tauchflaschen. Wir gehen noch einmal den Rumpf putzen. Die letzte Reinigung darf nicht länger als dreißig Tage her sein. Wir rücken dem neuen Schleim und vergessenen Tieren am Ruderspalt auf den Haltefuß.
Der Rumpf ist jetzt sauber für Operationen am offenen Herzen. Unsere Kiwi-Nachbarn sind so nett und leihen uns ihre Unterwasserkamera.  Unsere GoPro hat einen kaputten Akku. Ein Ersatz ist in Neukaledonien nicht zu bekommen. GoPro liefert hier nicht her. Was für eine merkwürdige Vertriebs-Politik. Grrr.

Unterwasserschiff – wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Gute Arbeit. :-)

Wir fahren morgen nach Nouméa zurück und bereiten dort den Rest für die Überfahrt vor.
Dass wir nach sieben Wochen Wartezeit noch kein Visum von den Neuseeländern erhalten haben, ist eine andere Geschichte. Die normale Wartezeit beträgt drei Wochen. Achim, der geduldigste Visums-Antragsteller, den ich mir wünschen kann, hat eine E-Mail-Adresse gefunden, wo sich vergessene Antragsteller „beschweren“ können. Es gab eine Antwort, dass wir innerhalb von drei Werktagen eine Antwort erhalten werden. Die sind morgen rum.

Ungewohnter Scheinwerfer-Sonnenuntergang.

Jeden Abend Farbenzauber. Das erste Mal sehen wir einen ‚green Flash‘ beim Sonnenuntergang. Nicht bei diesem. ;-)
Tatsächlich gibt es Gerüchte, dass die grünen Blitze nur nach dem Konsum Bewusstseins erweiternden Drogen auftreten. Nein! Sie erscheinen bei sehr klarer Luft und wenn keine Wolken am Himmel sind. Lange mussten wir warten und haben schon nicht mehr dran geglaubt.

Alle zehn Tage kommt mal ein Kreuzfahrtschiff vorbei. Die halten aber nur in Nouméa.

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Das Video unserer Rundreise in Australien

06.10.2025; Neukaledonien/Baie Papaye; Tag 4.146; 29.307 sm von HH

Wir ankern immer noch in der Lagune. Herrlich türkisene Tage.

Aber heute gibt es keine Strandfotos, sondern einen Blick zurück nach Australien.
Das Video über unsere komplette Rundreise ist fertig. Das Abenteuer im Abenteuer – die Simpson-Wüste – wurde ja bereits gewürdigt. ;-)

Vierzehn Monate in einen Film zu bringen, war eine Herausforderung. Neben einigen Video-Schnipseln hatte ich die Auswahl von 9.000 Fotos. Verteilt auf 132 Ordner.
Knapp 2.000 Fotos haben es in die engere Wahl geschafft; 400 davon in die Endfassung.
„Kill your darling“, eine gut gemeinte Video-Schneide-Regel. Aber von welchem liebgewonnenen Foto soll ich mich trennen? Das sind schwierige Entscheidungen.
Hunderte Male habe ich die Fotos verschoben und neu sortiert. Die Standzeiten wieder und wieder verändert. Zwei Sekunden oder besser nur eine?

Ein Panorama unseres großen Abenteuers. Das Ergebnis ist in sechzehn Minuten zusammengefasst. Ich glaube, dass es schöne Minuten geworden sind. Sie zeigen die tollsten Ausblicke und Momente, die wir unterwegs hatten.

Ich wünsche Euch viel Spaß damit.

#32 In 14 Monaten rund um Australien

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