Schietwetter und ’n büschen Wind

Die Vorhersage hat es am Dienstag richtig gewusst, dass es gestern, von kleinen Unterbrechungen abgesehen, nur regnen würde. Also haben wir einen Hauswirtschafttag eingelegt und sind in einer Regenpause zum Großeinkauf unterwegs gewesen.

Für heute hatte die Vorhersage ein heiter bis wolkig versprochen.

Nun, irren ist menschlich. Schon in der Nacht fing es an zu gießen…

Es hat dann heute den ganzen Tag, ohne Unterlass, gepladdert, als ob es kein Morgen gäbe… wie wir hörten, wird dieses Tief über Portugal sogar im deutschen Wetterbericht erwähnt – es soll zu euch kommen :mrgreen:

Da nun ja bereits gestern alles auf Vordermann gebracht wurde und für heute eigentlich eine Portwein-Verprobung auf unseren to-do-Zettel stand, mussten wir uns ja Alternativen einfallen lassen. Also haben wir das Heimkino eröffnet und nur von Koch- unter Futteraktionen (abends Kartoffel-Hähnchenspieß mit Gorgonzola und Kräutersauce) unterbrochen, den Tag dann doch noch gut herumgebracht. :-)

Porto

Porto ist total schön, sehr alt und furchtbar kaputt.

Die Lage am Douro ist traumhaft, aber leider ist der Verfall „hniter den Kulissen“ so groß, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Häufig ist nur noch die unteren Etage bewohnt oder mit Geschäften bestückt. Die oberen Stockwerke stehen leer.

Die Bemühungen diese schöne Stadt zu erhalten sind überall sichtbar, aber eine wahnsinnige Herausforderung.

Wir liegen gut 4 km außerhalb in einer erst 2012 neu gebauten Marina mit jedem Zip und Zap. Dank eines 20% Rabatt-Vouchers aus Viana ist die Liegegebühr aber ganz okay (27 EUR).

Direkt neben der Marina erwartet uns der krasse Gegensatz zu unser modernen, nagelneuen Unterkunft. Es gibt hier einen, sehr rege benuzten, öffentlichen Waschplatz. Hinter dem Waschhaus sind Leinen gespannt und es existiert ein kleiner, eingezäunter Kinderspielplatz. Während Mutti mit der Hand die Wäsche wäscht, können die Lütten nicht ausbüxen. Wie praktisch!

Hätte man uns vorher erzählt, dass solche Plätze in West-Europa noch aktiv genutzt werden, wir hätten es nur schwer geglaubt. Bereits in Vigo waren uns solche Becken aufgefallen, da dort aber niemand zu sehen war, hatten wir sie für ein Relikt aus vergangenen Tagen gehalten.

Eine schöne Radel-Strecke direkt am Douro entlang, bringt uns dann in die Altstadt. Wir lassen die Räder am „Stadttor“ stehen und eine tolle Tour zu Fuß durch schmale Gassen, verwinkelte Treppenstiegen und vorbei an schönen Häusezeilen lässt uns die Stadt näher kommen.

Was bereits in Viana begonnen hat, wird hier perfektioniert fortgeführt: Portugal ist (überwiegend in blau) verkachelt.

Fast alle Fassaden weisen Kacheln in den hübschesten Mustern oder sogar mit Reliefs auf. Das ganze gipfelt dann in aufwändigen Kachelbildern, die sich in Kirchen befinden oder einen schnöden Bahnhof zur Festhalle werden lassen. Hübsch ist das. Und so ein Abendmahl zu Hause in der heimischen Küche an der Wand hätte was… für mich dann auch gerne in Rottönen und etwas kleiner. ;-)

 

 

Das erste Mal in Portugal

Eine recht langweilige Motorbootfahrt von knapp 40 sm (22 km) bringt uns von Spanien nach Viana do Castelo in Portugal.

Der Marinero nimmt uns um 21:00 Uhr extrem freundlich in Empfang und weißt uns einen Liegeplatz mit direktem Metro-Anschluss zu. Wir liegen fast genau unter der, durchaus geräuschvollen, Auto- und Bahnbrücke…zum Glück fahren die Züge nicht allzu häufig.

Am nächsten Tag unternehmen wir einen gemütlichen Bummel durch die nette Altstadt, die mit überraschend hochwertigen Geschäften aufwartet. Tischwäsche, Bettwäsche, Dessous und Kleinmöbel, Kleidung und Schuhe, alles top und durchaus hochpreisig. Auch ein nahes Einkaufscentrum ist super modern und könnte in Deutschland stehen.

Nach dieser Reizüberflutung kommen wir noch auf die Schnaps-Idee die Basilika, auf dem örtlichen Hausberg gelegen, zu besichtigen.

220 Höhenmeter und nahezu 1000 Stufen warten auf uns. Im Ort beim Bummel war es noch gar nicht so warm, aber diese Treppe treibt uns den Schweiß auf die Stirn und bringt so manchen Herzkaper. Das Schlimmste daran ist, dass wir erst auf halber Strecke sehen, dass eine Cable Car direkt zum Gipfel fährt.

Oben angekommen, ist die Frage erlaubt, ob der Aufwand sich für ein altes Gebäude und etwas Strand-View gelohnt hat ;-)

Abends verheißt die Wettervorhersage für den nächsten Tag leichten Westwind. Da unser Kurs bis auf weiteres nur noch Süd sein wird, sind wir auf alle solche Gelegenheiten angewiesen, denn Motorboot fahren macht uns wenig Spaß.

Also beschließen wir, nach nur einem kurzen Stopp weiter Richtung Porto zu fahren.

 

Adios Galicia

„Die Sonne scheint bei Tag und Nacht, eviva españa“

…hier muss jetzt mal gründlich mit einem Irrtum in deutschem Liedgut aufgeräumt werden. Dass sie nachts nicht scheinen würde, war vorher klar, aber sie scheint auch tagsüber häufig nicht. Spanien im Sommer = nicht auszuhaltende Hitze = falsch. Galicien zählt zu den regenreichsten Region Spaniens mit bis zu 150 (!) Regentagen im Jahr. Und die Tages-Temperaturen bleiben selbst im Hochsommer häufig bei 20 Grad stecken. Dazu kommt häufig Nebel, der sich den ganzen Tag halten kann.

Die Gallegos sind sehr hellhäutig, vielfach blond und spielen Dudelsack. Alles Hinterlassenschaften der Kelten. Dann gehen auch sie gerne bei rot über die Straße, nicht ganz so konsequent wie die Franzosen, aber doch immer dann, wenn irgend möglich.

Dafür sind die Galicier ihren Touristen gegenüber sehr viel mitteilungsbereiter und halten ihre Muttersprache nicht für das Zentrum der Welt, denn Beschriftungen an Denkmälern, Statuen und Museen sind häufig dreisprachig. Und es wird viel mehr und ein viel besseres Englisch als im Nachbarland gesprochen.

Und wie angenehm, im Supermarkt wird einem an der Kasse der Einkauf inTüten gepackt (über den Plastiktüten-Wahn legen wir an dieser Stelle das Schweigen…wir verwenden unsere wenigstens noch als Müllbeutel).

Und es gibt zu Hauf merkwürdige Geschäfte, die bei uns nahezu ausgestorben sind: Hutläden! – An jeder Ecke findet man so ein Geschäft. Offensichtlich hat die galicische Hausfrau viele Gelegenheiten sich aufwendige Kopfbedeckungen auf’s Haupt zu stülpen. Die genauen Anlässe, die so einen Kopfschmuck rechtfertigen, bleiben im Dunkeln, aber an einem ganz normalen Freitagabend haben wir eine junge Frau mit rotem Geck plus schwarzen Federn in einem Straßen-Café gesehen.

Die Gallegos ernähren sich überwiegend von geplatztem Gummischlauch mit Saugnoppen…dem sogenannten Pulpo. Außerdem gibt es hier Titten-Käse. Sorry, für die rüde Wortwahl, aber das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Queso Tetilla (germanischer Wortstamm Titte oder Zitze), auch Busenkäse genannt ist der Legende nach in Santiago entstanden. Und zwar, weil sich in der Kathedrale zwei Statuen, der lächelnde Prophet Daniel und die Königin von Saba, gegenüberstehen. Einem Erzbischof war das Lächeln von Daniel in das Dekolleté der Königin zu lüstern, so dass er ihr einen kleineren Busen bildhauern lies. Die Bürger von Santiago waren so empört darüber, dass sie aus Protest den Titten-Käse erfunden haben.

Und dann muss auch noch eine Lanze für die Franzosen gebrochen werden, die als Frosch- und Schneckenfresser beschimpft werden. Klar ist das kulinarisch im höchsten Maße bedenklich. Aber was die Galicier sich hier leisten, ist noch schlimmer… die essen viel und gerne Entenmuscheln… ein Bild sagt mehr als tausend Worte…

 

Von Vigo zu den Islas Cies

Nach 4 Aufenthalt Tagen verlassen wir Vigo.

Die große Stadt besitzt noch einen netten Altstadtkern, aber es sind auffällig viele Häuser verfallen, stehen leer oder sind zwischen fünf stöckigen Häuserfronten einfach feinsäuberlich herausgetrennt worden. Damit die Nachbarbauten nicht einstürzen, werden Querträger eingezogen und die Flanken der Nachbarhäuser rechts und links, nun der Witterung ausgesetzt, werden 40 cm dick mit orangenem Bauschaum eingesprüht.

Der Renovierungsrückstand der alten Häuser ist so groß, dass sie uns unrettbar erscheinen. Auch mögen wir uns bei so manchem Haus nicht das noch bewohnte Innenleben vorstellen.

Nach so viel Großstadt zieht es wieder aufs Land – hier nun in der Form der Islas Cies. Es handelt sich um zwei kleine Insel im Naturschutzgebiet, 10 km westlich von Vigo.

Als wir den kurzen Trip starten, herrscht schönster Sonnenschein, aber bei der Annäherung an die Inseln sehen wir:  Nichts. Vom Atlantik her ergießt sich zwischen den Inseln und den Flanken der Rìa ein dichter Bodennebel, der nur zwischen 100 und 20 Meter hoch ist, aber den kompletten Tag und unsere erste Ankernacht anhält. Dies führt in Kombination mit dem Sonnenschein zu wunderschönen Bildern. Zwei tolle Wanderungen zeigen uns immer neue Ausblicke dieser reizvollen Gegend.

Wir bleiben zwei Tage und Nächte vor Anker in der schönsten Bucht der Welt (gemäß Wahl der britischen Zeitung „The Guardian“).

Der zweite Tag auf den Inseln hat dann statt Nebel Wind im Gepäck. Wir sind am Nachmittag gerade wieder an Bord zurück und halten ein nettes Schwätzchen mit einem Katamaran-Selbstbauer von Bordwand zu  Dinghi als wir merken, dass eine schwedische Yacht, eigentlich neben uns liegend, auf einmal hinter uns zu sehen ist.  Unser Klön-Partner düst eben mit dem Dinghi zur Yacht auf Abwegen, um zu prüfen, ob jemand am Bord ist. Fehlanzeige!

Das Schiff bewegt sich mittlerweile recht schnell herrenlos über die Bucht, also muss flink eine Lösung her. Achim ruft über Funk auf Kanal 16 um Hilfe und es meldet sich relativ schnell die „Küstenwache“ (Kapitän Ehlers) die mehr Details über das Problem wissen wollen. In der Zwischenzeit düst Mr. Katamaran (wir wissen leider keinen Namen, soweit waren wir beim Klönen noch nicht gekommen) Richtung Strand, um die Eigner derYacht zu finden. Diese haben aber offensichtlich selber von Ufer aus ihr Schiff schon auf Abwegen gesehen und kommen im Dinghi mit Vollspeed angesaust. Puh! Das war knapp!

Rettungsaktion der Coast Guard kann abgeblasen werden… alles gut. Der Schwede verholt sich und wir halten, so lange der Wind noch so stark anhält, verschärft Ankerwache.