Essen in Ecuador

Sa., 24.Nov.18, Ecuador/Bahía de Caraquez, Tag 1630, 13.337 sm von HH

Wer dachte, in Kolumbien sei das Essen schlecht, der muss nach Ecuador kommen.
Salchi Papa und Papi Pollo. Hinter diesen witzigen Namen verbergen sich schlicht Pommes mit Wurst und Hühnchen mit Pommes. Gibt es überall. Im letzten kleinen Kuhkaff. Die Papi-Gerichte erfreuen sich extremer Beliebtheit. Achim ist bestimmt kein Fast Food Verächter. Aber in Ecuador vergibt er schlechte Fritten-Noten. Die Pommes bekommen eine glatte vier. Das neue ‚Anti-braun-brutzel-Gesetz‘ für Pommes hat hier längst gegriffen. Fast immer sind die Dinger nicht durch. Da hilft es auch nicht, sie braun oder knusprig zu bestellen. Sie kommen farblos und halbgar. McDonald Ecuador sieht Achims im weltweiten Meckes-Vergleich ganz hinten: Der BigMac war kalt, das Brötchen falsch, zu viel Salat.

Salchi Papas - Papi Pollo

Salchi Papas – Papi Pollo

 

Hamburger-Buden und Papi-Papa-Läden, was anderes findet man in Kleinstädten und auf dem Dorf kaum. Natürlich gibt es noch die ‚Almuerzo‘-Restaurants, die für sehr wenig Geld (2 $ bis 3,50 $ – je nach Region) ein Mittagsmenü verkaufen. Das Essen besteht aus Bergen an Reis, Linsen oder Bohnen und einem Stück Huhn oder Rind. Salat, Gemüse oder andere Vitamin-Träger sucht man vergebens. Wenn es gut läuft, gibt es Hähnchen vom Grill dazu, wenn es schlecht läuft, ein fertig paniertes Teil aus der Tiefkühltruhe. Ab in die Fritteuse und fertig. Die Almuerzos schmecken durchaus, sind aber auf Dauer etwas eintönig. Zumal es abends wieder das gleiche gibt.

Almuerzo-das gibt es auch in besser

typisches Almuerzo-das gibt es auch in besser

Das traumhafte Gemüse und Obst von den Märkten muss am heimischen Herd verarbeitet werden. In Restaurants jedenfalls nicht. Es kann sich ja auf den Märkten nicht nur um Deko handeln. Die Einheimischen schleppen tüten weise das Zeug vom Markt. Da würde ich gerne mal in den Kochtopf schauen.

Diese Auswahl findet man nicht auf den Tellern wieder

Diese Auswahl findet man nicht auf den Tellern wieder

Und dann haben sie noch ihre Schweine. Die Hornados. Im Prinzip eine leckere Sache. Spanferkel komplett überzogen mit knuspriger Schwarte. Jedoch hat auch dies seine Tücken. Das Ferkel kommt mit einer kleinen Salatbeilage und ‚Mote‘. Das ist gekochter, weißer Mais. Nicht so unser Ding, etwas fad. Da kann das Schwein aber nichts für. Wenn man will, bekommt man mehr Salat statt Mote.
Auf den Märkten gibt es meist zig Ferkel-Verkäuferinnen, die laut um ihre Kunden buhlen. Man bekommt ein Stück Fleisch oder Kruste zum Probieren. Und dann doch die Enttäuschung mit der Portion: Auf meinem Teller war nur Fleisch, was noch wackelt, wenn man an den Tisch stößt und Achims Kruste bestand aus der Nase. Aus Schweinenase. Beide Löcher. Bitte, das möchte auch kein Mensch.

Mote mit Schwein

Mote mit Schwein

Schweinenase

Schweinenase

Schmackhaft, aber eher an der Küste verfügbar, ist die Encebollado. Eine Thunfischsuppe mit Maniok und Zwiebeln in einer kräftigen Brühe gekocht. Dazu werden Bananen-Chips gereicht. Häufig ist dies schon die Frühstücksmahlzeit der Einheimischen.
Mein Favorit ist Ceviche. Das Gericht stammt allerdings ursprünglich aus Peru. :mrgreen:
Roher Fisch oder Shrimps werden durch Limettensaft ‚gegart‘. Die werden in einem Sud aus Chili, Palmenherzen, Zwiebeln und Korianderblättern gereicht und sind ein echter Genuss.

Ceviche mit viel Deko und natürlich Kochbanane

Ceviche mit viel Deko und natürlich Kochbanane

Sehr gut essen kann man bei den Ausländern. Tolle Pizza in Cuenca und wir haben dann auf den Rundreisen die Chifas für uns entdeckt. Das sind China-Restaurants. Im ganzen Land sind das ungemütlich mit Neonlicht erhellte Säle. Aber mit Yummi-Yummi-Essen. So große Portionen, dass ein Gericht plus Reis für uns beide reicht. Dort haben wir uns die Bäuche vollgeschlagen, wenn uns Papi Pollo und Linsen-Almuerzo zu den Ohren heraus kam.

Ein Ecuador Video ist online

Pünktlich zum Ende der zweiten Rundreise ist das Video über unsere erste Ecuador Rundreise fertig.
Kommt noch mal mit in die Berge auf viertausend Meter, auf die Märkte und nach Quito.

#13 Ecuador Rundreise – Avendida de los Volcanes

Ein paar technische Daten:

  • Aus 2 Stunden Drehzeit ist ein Video von knapp 6,5 Minuten geworden
  • Von 772 gedrehten Szenen habe ich ca. 200 verwendet
  • Der Schnitt hat 20 Stunden gedauert und die Vertonung nach mal die gleiche Zeit :-)

Viel Spaß!

Cuicotcha-Lagune mit den zwei Inseln

Cuicotcha-Lagune mit den zwei Inseln

Die Post in Ecuador

Mi., 14.Nov.18, Ecuador/Bahía de Caraquez, Tag 1627, 13.337 sm von HH

In drei Wochen heißt es ‚Anker auf‘. Unsere Zeit in Ecuador läuft ab und der Sommer auf der Südhalbkugel steht vor der Tür. Höchste Zeit aus unserem Camping-Schiff ein See-Schiff zu machen.
Artig arbeiten wir unser Mach-was-Listen ab: Proviant durchsehen, sortieren, aufstocken. Schränke umräumen, sauber machen und fehlende Teile besorgen. Ölwechsel am Wassermacher, Tauchkompressor, Maschine und Getriebe. Wir kommen gut voran.
Da flattert die freudige Mitteilung ins Haus: „Sie haben Post“. Nach zweieinhalb Monaten können wir endlich unser nachbestelltes Sika aus Deutschland in Empfang nehmen. Gemäß Tracking war es bereits nach drei Wochen in Ecuador. Dann hat es vier Wochen an einem unbekannten Ort gelegen. Um es ausgeliefert zu bekommen, werden nun 61 EUR an Gebühren fällig. Sobald wir diesen Betrag auf ein Konto eingezahlt haben, gehen die Tuben auf die Reise nach Bahía.
Nach weiteren 5 EUR in bar am örtlichen Post-Office, halten wir das Sika in den Händen. Die fünf Euro sind für das Tracking, wird uns erzählt. Ein große Witz, denn das Tracking lügt wie gedruckt. Von einer versuchten Bestellung in Porto Viejo wird unter anderem berichtet.

Die Sika-Tuben haben nun einen Gegenwert von Gold. Die 90 EUR Transport vom Versender aus DE hat KLM nicht erstattet – für solche Kollateralschäden seien sie nicht verantwortlich. Sie bedauern allerdings ihren Fehler (danke nochmal an dieser Stelle an den Clown am Hamburger Flughafen. :evil: )  Und wir haben dabei noch Glück. Zoll fällt komischer Weise bei unserer Lieferung keiner an. Da haben wir Geschichten von zweihundert Prozent auf den Warenwert gehört.

Achim fängt sofort an, die schlimmen Fugen auf dem Vorschiff zu entfernen und neu zu versiegeln. Eine Arbeit, die für September geplant gewesen ist. Ein doofer Zeitpunkt so kurz vor der Weiterreise. Sollte doch das Schiff in Ordnung gebracht und nicht in ein neues Chaos gestürzt werden. Jetzt trocknet das Sika und wird in den nächsten Tagen geschliffen.

Neu versiegelte Fugen mit Gold-Sika

Neu versiegelte Fugen mit Gold-Sika

Innerhalb Ecuadors funktioniert es ganz anders mit der Post. Ein 20 Liter Eimer Antifouling, den wir mitnehmen wollen in die Südsee, ist nur in Manta (120 km entfernt) zu bekommen. Mit Hilfe von Juan in der Marina bestellt Achim den Pott telefonisch. Dann muss er die 500 USD bei der Bank einzahlen und am nächsten Tag kommt der Eimer mit einem Bus aus Manta. Als alleinreisendes Paket. Am Busbahnhof gibt es ein Sammeldepot und dort können wir das Antifouling unkompliziert abholen.

 

Cuenca und der Süden Ecuadors

Fr., 02.Nov.18, Ecuador/Cuenca, Tag 1616, 13.337 sm von HH

Cuenca ist für uns die schönste Stadt Ecuadors.
Gemütlich kann man durch die koloniale Altstadt bummeln. Gerüchte über Fotoapparat-Klau und nächtliche Überfälle gibt es nicht. In der Nachbarschaft der Kathedrale ist Tag und Nacht was los: Blumenmarkt, fliegende Händler mit ihren witzigen Eigenbauten und die Gläubigen, die sich beim Passieren der Kathedrale bekreuzigen.

Die Altstadt von Cuenca

Die Altstadt von Cuenca

 

Beim Betreten fühlt man sich winzig. Das riesige Gewölbe aus rosa Marmor und die Decken aus hellem Alabaster stimmen sprachlos. Zehntausend Menschen fasst die Kathedrale, die ursprünglich das größte sakrale Gebäude Südamerikas werden sollte. Ein Konstruktionsfehler in den Türmen durchkreuzt diese Idee. Vier, fünfmal am Tag findet eine Messe statt. Gut besucht, auch Sonntagabend um 20:00 Uhr, zur Prime Time, zur Tatortzeit. Monitore übertragen die Predigt in die letzte Ecke, Bose-Boxen sorgen mit gutem Klang dafür, dass keiner einschläft. Am Beichtstuhl wird Schlange gestanden.
Ein schönes Gebäude innen, wie außen, ohne Zweifel. Keine hundertfünzig Jahre alt, erst 1968 endgültig fertig gestellt. Eine Paradebeispiel für den Prunk der katholischen Kirche. Das Geld hätte man wahrlich sozialer ausgeben können.

Kathedrale in Cuenca

Kathedrale in Cuenca

Beichte

Beichte

Unsere zweite Reise in den Süden hatte nicht so viel Drama, wie die Nordreise. Die Entfernungen sind größer und wir haben mehr Zeit im Bus verbracht. Die Wanderungen im Süden sind wegen der geringeren Höhen deutlich entspannter. Eine schöne Reise. Und Cuenca ist sicherlich ein Highlight.

Parque Abdón Calderón

Parque Abdón Calderón

Cuenca ist an jeder Ecke schön

Cuenca ist an jeder Ecke schön

Unser Hostal (Casa del Rio) liegt perfekt am Fluss, ruhig und trotzdem im Zentrum. Nur am Frühstück muss hier noch gearbeitet werden. Um das Frühstück kümmern sich externe Betreiber, die ‚Tres Hermanos‘, die einen Raum im Hotel dafür gemietet haben. Am ersten Tag gibt es gute Eier, ein wenig Obst und die üblichen Tostadas. An Tag zwei fällt das Frühstück aus, da die Tres Hermanos einen Notfall melden und nicht kommen können. Die jungen Wirtsleute zahlen für uns das Frühstück in einem benachbartem Restaurant. Am dritten Tag schmeckt die Wurst im Ei gammelig. Wir verzichten. Die Wirtin entschuldigt sich tausendmal für die Probleme und gelobt Änderung. Ungefragt wird tagsüber meine schmutzige Jeans aus dem Zimmer mit in die Wäsche gesteckt. Niedlich. An Tag vier gibt es nur Obst und Waffeln. Davon wird jetzt auch keiner richtig satt. Unsere komplette Dreckwäsche wird nun mit gewaschen. An Tag fünf, sechs und sieben ist dann adas Frühstück wieder okay. Schön.
In der achten Nacht feiern die Hermanos bis spät in die Nacht in ihrer Frühstücks-Küche. Wir können es deutlich hören, unser Zimmer liegt genau darüber. Schon klar, dass es an achten Morgen kein Frühstück gibt. Wir ziehen mit unseren Sachen davon. Ungefrühstückt. Atanga wartet. Und zwölf Stunden Bus liegen noch vor uns.

Hostal 4 Rios

Hostal 4 Rios

El Cajas – ein zweiter Versuch

Mi., 31.Okt.18, Ecuador/Cuenca, Tag 1614, 13.337 sm von HH

Uns zieht es nochmals ins Hochgebirge in den Cajas Nationalpark. Es gibt acht ausgewiesene Wanderwege, die wollen entdeckt werden und es muss ja nicht immer neblig da oben sein.
Nach einer Stunde Busfahrt wissen wir mehr. Die Wolken stehen höher, es ist trocken, leicht sonnig.
Schlechtes Wetter droht kurz vorm Start eher von innen heraus: Achim mault an meiner Wander-Leistung herum. Er mag nicht Wanderweg Nr. 3 mit mir gehen, der mit drei, dreieinhalb Stunden ausgewiesen wird. „Ich bin mir nicht sicher, ob Du das schaffst. Du bist zu langsam. Das kommt weil Du an jedem Blümchen stehen bleibst.“
Pffffft! Da kann der Haussegen schon mal in den Angeln hängen. „Du schaffst das nicht, du schaffst das nicht“, äffe ich ihn nach. Blödes Gemecker, finde ich. Als ob ich eine total lahme Oma wäre.
„Ist doch egal, wenn wir fünf Stunden brauchen“. „Und wenn das Wetter kippt und wieder Nebel aufkommt?, wendet Achim ein. „Wenn ich keine Blumen mehr gucken darf, komme ich nicht mit. Dann geh alleine!“ Das will er auch nicht. :mrgreen: Achim hat viel zu viel Schiss, dass er sich alleine verirrt. Die Parkaufsicht warnt eindringlich davor, dass es bei Nebel gefährlich sein kann in dem Gewirr aus Teichen, Lagunen und Tümpeln.

Wir maulen uns gegenseitig an, der Ausflug steht kurz auf der Kippe mit einer Busfahrt nach Cuenca sofort beendet zu werden. Dann noch ein wenig Schmollen, dann einigen wir uns (wäre doch schade um die schöne Gelegenheit, den Göttergatten im Moor zu versenken).

Der Bewuchs sieht eintönig aus, ist im Detail aber total spannend

Der Bewuchs sieht eintönig aus, ist im Detail aber total spannend

Die Cajas nehmen mich trotz „Laufschritt“-Tempo in ihren Bann. Eine unglaubliche Landschaft. Nur von weitem sieht der Bewuchs eintönig aus.
Sogar Kolibris leben hier auf viertausend Meter noch. Brillenbär, Tapir, Condor und Puma bleiben uns natürlich verborgen. Ganz alleine sind wir nicht unterwegs. Vier, fünf Pärchen wandern mit uns ebenfalls Weg Nummer drei. Gruppen sind auf maximal acht Personen limitiert und höchstens hundert Wanderer täglich sind erlaubt. Eine schöne Maßnahme. Wer eine zweitägige Wanderung unternimmt, kann auf einem alten Pfad der Inka laufen. Ihr Königspfad führt direkt durch den Nationalpark.

Tümpel, Bäche, Moos

Tümpel, Bäche, Moos

Keine Blümchen, aber heimlich Moos habe ich fotografiert

Keine Blümchen, aber heimlich Moos habe ich fotografiert

El Cajas Nationalpark - zum Verirren

El Cajas Nationalpark – zum Verirren

Trotz roter Markierungen und Wanderkarte, die es am Eingang gratis gab, verlieren wir zwischendurch unseren Weg. Sieht doch alles verflixt ähnlich aus. Dieser Páramo hat es in sich. Bei dickem Nebel wollte ich hier tatsächlich nicht laufen. Wie schön, wenn der liebe Mann vor einem den Weg findet. Nach genau drei Stunden (hä, hä) erreichen wir das Ende des Wanderwegs. Jetzt wird es spannend, gibt es diesmal einen Bus nach Cuenca zurück oder müssen wir wieder trampen? Da es heute lange nicht so nasskalt ist, lässt sich die Wartezeit besser aushalten. Nach zwanzig Minuten kommt dann auch schon der Bus. Glück gehabt.

Das gute Wetter hält an, die Laune ist wieder da

Das gute Wetter hält an, die Laune ist wieder da