Tag 3 – Wer war’s?

Do., 22.Sep.16, Atlantik, Tag 845, 7.288 sm von HH Wer war’s? Wer hatte nochmal die Idee mit der Rally? Die Frage haeuft sich grade wieder. Dazu bekommt die Rally unflaetige Attribute, wie Kotz-Rally und Kack-Rally. :mrgreen: Dabei gibt es keinen Grund zu meckern. Wir haben genug zu Essen und zu Trinken, die Sonne scheint, keine Squalls, die uns aergern, keine Gewitter oder Tropenschauer. Wir haben Zeit, uns geht es gut. Waeren da nicht ein paar haessliche Details: Wir sind seit 48 Stunden unter Segeln und haben 140 sm gesegelt. Als ob das nicht Jammer-Grund genug waere, kommt erschwerend hinzu, dass die ueberbrueckte Distanz zum Ziel grad mal 90 sm betraegt. Unsere kuerzeste Strecke in vier Stunden sind sagenhafte 9 sm. Alles was wir brauchen ist Geduld. War der erste Tag noch gepraegt von Kaffefahrt-Gemuetlichkeit auf plattem Meer, ist es damit seit 24 Stunden ebenfalls vorbei. Wir haben knapp 20 Knoten Wind mit entsprechender Welle von vorn. Das gibt Schraeglage plus Stampfen. Gemuetlich geht anders. Da wird das Schlachten eines Kuerbis zum Kampf mit den Fliehkraeften. ;-) In der Nacht haben wir gerefft, hatten somit nicht mal was von dem kraeftigeren Wind. Hoch am Wind kommt unsere Wind-Herta nicht so gut klar, meine ich zu beobachten. Im Morgengrauen habe ich die Faxen dicke. Reff raus und Chefin geht selber ans Ruder. Faehrt man zu hoch am Wind (also zu sehr gegen den Wind) verliert man Geschwindigkeit. Will man Tempo, verliert man gegebenenfalls ein paar Grad Luvgewinn. Nach drei Stunden habe ich keine Lust mehr zu steuern. Die Wind-Herta muss wieder ran. Schade nur, dass zwischen meiner und ihrer Kurslinie kein Unterschied festzustellen ist. :shock: Dann scheint sie wohl doch klar zu kommen. UKW-Funk und AIS zu anderen Rally-Teilnehmern sind laengst abgebrochen. Auch unsere langsamen Schweizer scheinen auf und davon zu sein. Wir wittern sie im Umkreis von fuenf Meilen. Nur zur Worlddancer und Duplicat hat Achim ueber Amateurfunk Kontakt. Die Worlddancer hat weiter draussen ihr Glueck versucht und ist auf den AEquatorialen Gegenstrom gestossen. Das ist ein kapitaler Gegner. Er kommt ihnen mit einem Knoten entgegen. :mrgreen: Uns behindert nur der Ebbstrom an der Kuestenlinie. Ein unkontrollierbarer Gegner. Mal versetzt er uns seitwaerts, mal schiebt er, mal kommt er von vorne. Warum er grundsaetzlich weniger schiebt als behindert, muss man andere Maechte fragen. Wir koennen im Augenblick machen was wir wollen, ueber drei Knoten im Schnitt kommen wir nicht hinaus. Unser GPS sagt, dass wir uns mit 1,5 Knoten aufs Ziel zubewegen. Macht nicht, sind ja nur noch 180 sm. Wir sind ja noch jung, wir haben Zeit. Tracker fuer unsere Route und die der anderen: share.findmespot.com/shared/faces/viewspots.jsp?glId=0n27oRarnetMoglfIvUVxj6eankyKBgNA

Tag 2 – Es besteht noch Hoffnung

Mi., 21.Sep.16, Atlantik, Tag 844, 7.232 sm von HH Wir haben seit heute Morgen Gesellschaft. Im Morgendunst taucht vor uns die So’ham auf. Da unsere Schweizer Mitstreiter nicht bei der Fischernetz-Aktion gewartet haben, sondern 2,5 Stunden Vorsprung haben, darf man behaupten: wir sind schneller! :-) Bis auf eine Meile naehern wir uns an, dann driften wir durch verschiedene Kreuzschlaege wieder auseinander. Die Nacht ueber bis in den Mittag hinein, haben wir schlaffe drei Windstaerken und troedeln mit drei Knoten im Schnitt vor uns hin. Unser Kurs lautet 100 Grad und plus/minus kommt aus der Richtung der Wind. In der Nacht waren wir kuestennah und haben gemerkt, dass der Wind dem Land folgt und recht noerdlich kommt. Das hat uns ein paar Stunden einen sehr guten Ostkurs beschert. Diese Strategie wollen wir heute Nacht ebenfalls verfolgen. Jetzt hat es auf Staerke vier bis fuenf aufgefrischt. In zwei Stunden ist es dunkel und mal sehen, ob heute Nacht das gleiche passiert. Auf dem AIS blitzen ab und an die Signale unserer Mitsegler auf. Frust pur. Die Atla ist bereits 50 sm vor uns und ein 4er Trupp Segler um die 30 Meilen. Wir setzten unsere Hoffnung nun auf die, vielleicht, langsamen Schweizer Kollegen. ;-) Tracker fuer unsere Route und die der anderen: share.findmespot.com/shared/faces/viewspots.jsp?glId=0n27oRarnetMoglfIvUVxj6eankyKBgNA

Tag 1 – Gefangen im Netz

Di., 20.Sep.16, Atlantik, Tag 843, 7.161 sm von HH Um 6:00 Uhr starten die verbliebenen elf Yachten der Nereid’s Rally zur zweiten Etappe. Es liegen 25 sm Motorstrecke vor uns, bevor wir Segel setzen koennen. Diese Meilen muessen bei Hochwasser ueberbrueckt werden. Die Muendung des Essequibo ist so versandet, dass die Yachten mit zwei Meter Tiefgang und mehr drohen stecken zu bleiben. Zunaechst zuckeln wir am Schnuerli-Band hinter einander her. Durch unterschiedliche Marschfahrt zieht sich das Feld in die Laenge und Breite. Auf unserem AIS sehen wir die ‚Blue Sun‘ mit null Knoten Fahrt vor sich hin duempeln. Wir denken uns nichts boeses dabei. Nahe bei gesellen sich noch drei weitere Schiffe dazu. Noch immer kommen wir nicht auf die Idee, dass die ‚Blue Sun‘ festsitzt. Erst als wir naeher ruecken, sehen wir das Treibnetz und schnell ist die Situation klar. ‚Blue Sun‘ ist gefangen wie ein Fisch. Auf der ‚Nautilus‘ ist Ian schon in Tauch-Ausruestung grade dabei ins Wasser zu springen und zur ‚Blue Sun‘ zu schwimmen. Zum Glueck haben wir nur einen Hauch von Wind, keine Welle. Allerdings ist das Wasser schlammig, keine Sicht und zwei Knoten Stroemung rauschen unter der ‚Blue Sun‘ vorbei. Kein ungefaehrlicher Tauchgang an einem Netz ohne Sicht. Mit vier Yachten bleiben wir in der Naehe als Sicherungsboote. Nach 45 Minuten hat Ian es geschafft: ‚Blue Sun‘ ist wieder frei. Allerdings haengt noch ein Tampen mit einem Teil des Netzes um den Propeller. ‚Blue Sun‘ ist nicht manoevrierfaehig. Die riesige ‚Atla‘ (ein 64 Fuss Schlachtschiff) nimmt ‚Blue Sun‘ in Schlepp. Eine Stunde Zeit haben wir verloren. Es ist jetzt wichtig, dass wir alle schnell aus dem Flachwasser kommen, wollen wir nicht zwoelf Stunden aufs naechste Hochwasser warten. Im Konvoi ruecken wir ins tiefe Wasser vor. Hier gibt es jetzt weder Stell- noch Teibnetze, so dass wir uns in der Stroemung auf den Atlantik druecken lassen koennen. Ian geht erneut ins Wasser. Erfolgreich saegt er den Rest des Netzes vom Propeller. Stefanie beobachtet besorgt, ob sie Blasen aufsteigen sieht. Ihren Mann im trueben Wasser zu auszumachen, ist unmoeglich. UEber Funk gibt die ‚Blue Sun‘ Meldung: sie hoeren ihn arbeiten. Nach 20 anstrengenden Minuten ist es geschafft: ‚Blue Sun‘ ist von den Resten befreit. Ian wird von seiner Stefanie wieder eingesammelt, die Schleppleine geloest. Der Trupp loest sich auf. Ein wenig Wind hat sich nun auch eingestellt, dass wir Segel setzten koennen. Sechs Stunden spaeter ist das Feld bereits weit auseinander gezogen. Der Teil der Gruppe, der nicht bei der ‚Blue Sun‘ gewartet hat, ist auf und davon. Aber auch unsere Gruppe driftet auseinander. Wir sind noch in Funkkontakt-Reichweite und koennen einige sehen. Aber irgendwie hinkt Atanga schon jetzt hinter her. Tracker fuer unsere Route und die der anderen: share.findmespot.com/shared/faces/viewspots.jsp?glId=0n27oRarnetMoglfIvUVxj6eankyKBgNA

Auf nach Franzoesisch Guayana

Mo., 19.Sep.16, Guyana-Hurakabra, Tag 842, 7.092 sm von HH Wir haben Montagmorgen und gleich geht es weiter. Die zweite Etappe der Rally beginnt. Es wird noch eine Uebernachtung mit Anker-Stopp kurz vor der Muendung des Essequibo geben, bevor der schwierigere Teil der Rally vor uns liegt. Es gibt verschiedene Strategien, wie man von hier nach Franzoesisch Guayana kommt. Die einen bevorzugen kuestennahes Segeln mit mehreren Kreuzschlaegen, die anderen sind fuer einen langen Schlag von ueber 100 sm aufs offene Meer. Wir entscheiden nach Wind, welchen Weg wir waehlen. Davide berichtet, dass die Teilnehmer an der Kueste im allgemeinen die Schnelleren seien. Wir haben jetzt einen Tracker an Bord und unsere Route und die der anderen kann im Internet verfolgt werden: share.findmespot.com/shared/faces/viewspots.jsp?glId=0n27oRarnetMoglfIvUVxj6eankyKBgNA Leider haben wir seit Donnerstag kein Internet mehr. Das Kontinent im Hurakabra-Resort ist aufgebraucht. Die letzten Berichte musste ich deshalb ohne Bilder ueber Funk schicken. Wir hoffen, dass wir am Ziel Fotos nachtragen koennen (kann ja nicht sein dass die spektakulaeren Wasserfaelle ohne Fotos bleiben ;-) ) Wir melden uns von unterwegs (Petra, hier beginnt bitte wieder Deine Ueberwachung) und senden begeisterte Gruesse aus dem unerschlossenen und wunderschoenen Guyana.

Marshall-Falls

Fr., 16.Sep.16, Guyana-Hurakabra, Tag 839, 7.092 sm von HH

Waehrend die Ausfluege der letzten Tage alle kostenpflichtig waren (und das nicht zu knapp – mein Flug gestern haut mit 328 USD rein), kommen wir heute in den Genuss eines gesponserten Trips.
Der Tourismus-Verband, der so gern einen Anstieg von Yacht-Besuchen sehen wuerde, zieht die Spendierhosen aus: Wir werden in zwei gecharterte Speedboote geladen und schiessen wir den Essequibo und Mazaruni-River flussaufwaerts.

Zwei mal 200 PS druecken uns in die Baenke.
Die alte Hubraum-Regel gilt auch hier: PS ist durch nichts zu ersetzen. Ausser durch noch mehr PS. :-)

Als wir den spiegelglatten Fluss gegen kleine Stromschnellen eintauschen, beginnt der Spass erst richtig. Unser Fahrer weiss hoffentlich was er tut. Ob er die rote Spirale angelegt hat, koennen wir nicht sehen. :mrgreen:


Wir fliegen ueber’s Wasser. Gischt spritzt. Der Rumpf knall hart aufs Wasser.
Achtung, festhalten. Schon kommt der naechste Flug, der naechste Schlag. Was fuer ein Fun! Klar, koennte man den Fluss auch langsam bereisen, versuchen Tiere zu sehen und die Natur zu geniessen. Aber das ist eine andere Geschichte. ;-)

Am oertlichen Gefaengnis und den mickrigen Resten eines Fords machen wir kurze Fotostopps. Das eigentliche Ziel liegt weiter in den Dschungel hinein.
Die Marshall-Falls. Die koennen natuerlich nicht mit den sensationellen Faellen von gestern mithalten, bieten fuer Wagemutige aber eine besondere Attraktion. Wer sich traut eine zwei Meter hohe Stufe zu erklimmen, hat die Gelegenheit hinter einem Wasserfall zu hocken. Todesmutig sind ein paar Kerle bereit…