Unsere Windsteueranlage bekommt ein neues Ruder

Fr./Sa., 07./08..Jul.16, St. Georges/Grenada, Tag 768/9, 6.590 sm von HH

Um unser neues Ruder nebst Ruderschaft aus dem Zoll zu bekommen, benötigen wir einen Agenten. Schon auf Carriacou hat Achim Kontakt mit Broker ‚Lesley‘ in St. George’s aufgenommen.
Mit einer British Airways Maschine landet das Dingens am Donnerstag auf Grenada und wird uns bereits am Freitag-Nachmittag geliefert.
Perfekte Arbeit von Lesley. Der rundum-sorglos-Spaß, kostet einschließlich kleiner Zollgebühren nur 70,00 EUR.
Wir werten diese Lieferung als gutes Omen.

erster Akt:
Die Badeplattform und der alte Ruderschaft müssen abgebaut werden.
Das ist Arbeit mit Kopf nach unten. In der prallen Sonne. So 35 bis 38 Grad dürfte es wohl haben. Schweiß fließt. Stellenweise habe ich Angst, Achims Kopf könne platzen. Er sieht aus wie eine überreife Wassermelone. Au weia.

Ein Auffang-Tuch zwischen Steg und Schiff, erweist sich als überflüssig. Keine Schraube, kein Werkzeug sucht seinen Weg ins tiefe Blau.

zweiter Akt:
Das neue Ruder muss zusammengebaut und ausgerichtet werden.
Michi von der La Joya geht Achim tatkräftig zur Seite. Mit vollem Körpereinsatz.
Kein leichtes Unterfangen für die beiden, viermal muss alles wieder auseinander genommen werden, bevor es passt.
Obszöne Sprache ist in der Marina nicht erlaubt…zum Glück.

In guter Erinnerung an gestern, dass ein Schrauben-Fang-Tuch überflüssig ist, wird auf so einen Firlefanz auf dem Steg verzichtet. Die 9er Nuss wittert ihre Chance und springt zwischen zwei Brettern ins Wasser. :mrgreen:
Zum Glück die 9er, die braucht kein Mensch. Eigentlich. Was hat sie dann auf dem Steg gemacht? Ich soll Ersatz aus Deutschland mitbringen.

dritter Akt:
Neues Ruder und Schaft müssen montiert werden.
Ein Brett zwischen Steg und Atanga ersetzt die Badeplattform. Sowohl zum an Bord kommen als auch als ‚Arbeitsplatz‘.
Das ungefähr 20 kg schwere Teil lassen wir am Kran am Heck herunter. Drei Bolzen müssen ihren Platz finden. Das ist nur mit der schon erprobten Überkopf-Arbeit zu erreichen. Schließlich, fünf Liter Schweiß später, ist alles fertig montiert. Gut gemacht!

Das neue Ruder ist rot.
Das gefällt uns gut, passt farblich gut zum Zierstreifen und Antifouling.
Und, sollten wir es jemals wieder verlieren, sieht man es etwas länger, wenn es langsam zum Grund absinkt. ;-)

St. George’s – Hauptstadt von Grenada

Mi., 06.Jul.16, St. George’s/Grenada, Tag 767, 6.590 sm von HH

Schon bei der Anfahrt und Ansicht von See, gewinnt St. Georges sofort mein Herz.
Gilt die Kleinstadt doch als eine der schönsten der Karibik.

Der Naturhafen ist gesäumt von Kolonialbauten und macht einen wuseligen Eindruck.
Ein richter Stadthafen.

St. George’s hat 7.000 Einwohner, allerdings wohnen im Großraum knapp 40.000 Menschen. Nach den vielen kleinen Karibik-Dörfern schon fast Großstadt-Flair.

Es gibt zwei Marinas in St. George’s: Den noblen ‚Port Louis‘ mit Swimmingpool und jedem Schnick-Schnack.
Genau gegenüber hat es den kleinen, älteren Yacht Club.
Nicht so edel, aber nur halb so teuer. Da wir schon vor drei Wochen reserviert haben, bekommen wir für zwei Monate ein Plätzchen und guten Rabatt (12 EUR/Tag).

Eine Bar mit EM-Fernseher und eine Dusche machen den Laden perfekt.
Das Duschwasser ist kühl und nicht verstellbar. Aber so kommt man wenigstens nicht in die Versuchung heiß zu duschen und schon beim Abtrocknen wieder zu schwitzen.

Auf der anderen Straßenseite gibt es einen Schiffs-Ausrüster, der Männerherzen zum Schlagen bringt. Die Wege zum Supermarkt und in die Stadt sind kurz.

Kurzum, es gefällt uns gut und wir beglückwünschen uns zu der Entscheidung direkt in die Stadt gegangen zu sein.
Morgen kommt die La Joya für ein paar Tage zu uns. Was will Mensch mehr. :-)

Der Skulpturenpark in Moliniere Bay

Mo., 04.Jul.16, Grenada/Dragon Bay, Tag 765, 6.586 sm von HH

Am nächsten Morgen kommen die Ranger zum Kassieren der 10 USD für die Mooring (wir befinden uns wieder in einem Marine-Park).
Auf die übliche Frage wie es uns geht, berichten wir von der lauten Musik am Abend. Die Antwort ist ein Lachen: „Hey man, Carneval is’nt far away…“

:shock: …hallo, bis Karneval sind es noch vier Wochen!
Jawohl, richtig gelesen. Auf Grenada findet Karneval Anfang August statt. Jeder Insel-Staat in der Karibik feiert Karneval wann er will. Diktiert werden diese unüblichen Termine durch Trinidad. Der Karneval auf Trinidad gilt als der bester der Welt und ist so mächtig, dass die anderen Inseln es sich nicht leisten können zur gleichen Zeit so ein Spektakel auszurichten. Es würde sich keiner für sie interessieren.

Also hält man es wie die Queen, passt mir der Tag meines Geburtstages nicht, wird er verschoben.

Wir machen unser Dinghy klar und fahren ein kurzes Stück um die Ecke in die Moliniere Bucht. Neben klarem Wasser und Fischreichtum gibt es hier einen Skulpturen-Park des Künstlers Jason deClaires Taylor.
Auf 800 qm sind verschiedene Figuren-Gruppen verteilt.
Ohne Kreuze auf dem Wasser, wo die Gruppen zu finden sind, muss man sich das Auffinden schnorchelnd erarbeiten.

Die Skulpturen sind aus Beton und unterliegen durch Bewuchs einem ständigen Wandel.
Fische und Krustentiere bewohnen Löcher in den Figuren.
Muscheln, Schwämme und Korallen wachsen aus den Ohren der rätselhaften Gruppe, die verschwörerisch im Kreis steht.

Es macht Spaß immer neue Skulpturen zu finden. Dazwischen stoßen wir auf Barrakudas und einen großen Schwarm winziger Sepien. Ein tolles Freiluft-Öko-Museum.

Die Erfahrung der letzten Nacht führt zur Entscheidung, nicht noch einmal in der Dragon Bay übernachten.
Ein kurzer Ankerstopp vor Grande Mal überzeugt uns ebenso wenig, so dass wir direkt nach St. Georges durchfahren und vor der hübschen Hauptstadt Grenadas vor Anker gehen.

Die Idylle der Dragon Bay auf Grenada

So., 03.Jul.16, Grenada/Dragon Bay, Tag 764, 6.586 sm von HH

Nach einer schicken, schnellen Überfahrt (ich wiederhole mich: das Segeln in der Karibik ist eine Klasse für sich), erreichen wir die Dragon Bay auf Grenada.
In einer mikro-kleinen Bucht machen wir an einer Mooring fest. Wir sind das einzige Schiff.

Die Bucht lässt das Herz aufgehen: Hufeisenförmig mit Sandstrand gesäumt, an den Enden Felsenküste, alles ist wie gelackt grün bewachsen.
Zwei händevoll Häuser schmiegen sich an die sanften Hänge. Wir liegen vor saftigem Urwald keine 50 Meter entfernt. Wir ankern quasi im Wald.
Dass die Bucht arg schwellig ist, nehmen wir für Grillen-Gesang und das erwartete Laubfrosch (tree-frogs) Gequakte billigend in Kauf.

Der perfekte Frieden.

Die schläfrige Nachmittags-Idylle trügt, mit Sonnenuntergang geht es los.
Es kommen nicht etwa Moskitos, nein, Soca, kommt.
Diese allgegenwärtige, angesagte Musik dröhnt volles Pfund über die Bucht.

Entsetzt stürzen wir an Deck und erwarten einen Aufzug in der Größe der Love-Parade zu ihren besten Zeiten. Jedoch, zwischen den Büschen und Palmen können wir nur zwei, drei Menschen ausmachen.

Wir beide sind nicht empfindlich und wenn andere Crews von durchwachten Nächten und Oropax-Arien berichten, haben wir nur ein Fragezeichen übrig: „Wir haben nix gehört.“ Schließlich haben wir auch Lissabon überlebt.

Das, was sich uns heute bietet, ist brutal.
Wir können uns an Deck praktisch nicht unterhalten.

Was sagen bloß die Nachbarn vom Störenfried zu dem Lärm?
Das schöne deutsche Wort „Anwohner-Beschwerde“ scheint es hier nicht zu geben. :mrgreen:

In einem Dorf in der Nordheide wird schon für 50 Dezibel weniger von vertrockneten Nachbars-Hexen die Polizei gerufen. :shock:
Das ist ätzend, kleinlich und verbittert. Aber ätzend ist unser Dragon Bay Rowdy auch.

Die Vermutung liegt nahe, dass zum Ort hin eine Schall-Schutzmauer errichtet wurde, damit das Dorfleben normal weiter gehen kann.
Nur die Dragon Bay und der freie See-Raum bis Venezuela werden beschallt.

Da liegen wir in einer so schönen Bucht und dann das. :cry:
Als wir ins Bett gehen, dröhnt es noch immer aus allen Rohren. Wir lassen uns vom Soca-Sprechgesang in den Schlaf wiegen.

Segel-Film auf Sandy Island

So., 03.Jul.16, Carriacou/Sandy Island, Tag 764, 6.556 sm von HH

Und weil es so schön war auf Sandy Island, haben wir einen Film gedreht. :-)

I proudly present my ersten richtigen Segel-Film… äh… Ankerfilm.

So, und jetzt will der Käpt’n die W-Lan-Antenne einpacken, es soll los gehen.