Liebe Leser…

So.,20.Sep.15, Gran Canaria, Tag 478, 2.728 sm

…liebe Freunde, Fans und Liker.

Ihr seid großartig!
Und weil das so ist, haben wir es heute gemeinsam unter die Top 20 der Top 100 Segelblogs geschafft.
Es freut mich riesig, dass Ihr durch Eure Klicks atanga.de so weit nach vorne gebracht habt. Vielen Dank für Eure Ausdauer und Mut jeden Tag meinen geistigen Ergüsse zu folgen.
Noch mutiger erscheinen mir allerdings die Leser, die sich Achim’s Technik-Kram reinfegen. Euch gebührt echter Respekt. ;-)

Ich hatte nie den Plan so regelmäßig zu bloggen.
Als wir losgefahren sind, wusste ich noch nicht einmal das es das Blog und nicht der Blog heißt. In schöner Konsequenz habe ich es falsch geschrieben.
Nun habe ich im Duden, dem Vater aller Regeln, die Entwarnung gefunden: es kann das oder der Blog heißen.

Ich wusste nicht wie WordPress, das Programm mit dem wir bloggen, funktioniert.
Ich hatte keinen Plan von SEO, content, und google analytics.
Ich wusste nicht, dass es Blogparaden und Blockstöckchen gibt und wie mächtig facebook ist.
Das Ganze hat in der Zwischenzeit einen Sinn bekommen, nur #hashtag #erschließtsichmirimmernochnicht. :roll:

Früher habe ich im Urlaub immer ein Reisetagebuch für meine Mitreisenden und mich ganz privat geschrieben.
Und so ähnlich habe ich auch das ( ;-) )Blog gesehen: Ich schreibe für die Familie, Freunde und Kollegen, was uns unterwegs so passiert.

Dabei wollte ich mich mit Achim abwechseln, der den Blog mit den ersten Erfahrungen mit Atanga ja ins Leben gerufen hatte.
Der kam aber mit seinen Berichten regelmäßig nicht aus dem Quark, so dass ich schnell die meisten Berichte übernahm.

Durch den Artikel in der Yacht waren wir ja sowieso schon einen Schritt in die Öffentlichkeit gegangen. Haben uns nackt gezeigt mit allen Vor-und Nachteilen so einer ‚Entblößung‘. Da konnte mein Geschreibsel ja wohl kaum noch „peinlicher“ sein. :mrgreen:

Recht schnell bekam unser Blog eine Eigendynamik. Sogar fremde Menschen schreiben uns nette Grüße ins Gästebuch, unter den Kommentaren oder per privater eMail.
Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber wie nett ist so was bitte.

Und die täglichen Klick-Zahlen gehen kontinuierlich hoch.
Ich glaube, wer einen öffentlichen Blog schreibt und behauptet, er schaut nicht auf die Klicks, der lügt.
Es macht nämlich mächtig Spaß für 60 Leute zu schreiben, mehr Spaß für 100 und über 150 ist es richtig cool. Es gibt sogar zwei Tage mit über 700 Lesern – endgeil.

Ich habe früher selber gierig Blogs von Langfahrt-Seglern verschlungen (und mache es noch). Nach Infos und Erfahrungen, nach guten Ideen und einfach netter Unterhaltung gesucht.
Meine Posts sind ja nicht so auf die tollen Tipps und Infos abonniert (lassen wir unsere neue Tipps-Rubrik und die Buchhaltung) mal außen vor.
Aber, wenn ich Euch unterhalten, ein Schmunzeln oder Lachen hervorzaubern kann, dann macht mir das sehr viel Freude. :-)

Daher danke für Platz 18!
Euer und mein Ziel ist klar, wir wollen die Top10….

Irgendwann musste es ja passieren

Do., 18.Sep.15, Gran Canaria, Tag 475, 2.728 sm

Wir kommen nach einem netten Abend von der La Joya und beim Aufklettern auf Atanga, passiert es: Ich rutsche ab, bremse mit dem Rücken am Steg noch etwas den Fall und versinke in den Fluten.
Da ich mich erinnere, dass ich schwimmen kann, alles nicht so schlimm.

Achim zieht mich rückwärts auf den Steg zurück. Das Beste daran ist, dass ich sowohl meine neue Brille als auch noch beide Flip Flops anhabe. :cool:

Ein junger Mann, der neulich von La Joya ins Wasser gefallen ist, hatte weniger Glück und seine Uhr dabei verloren. :roll:

Leitern zum Aufklettern sucht man hier vergeblich.
Jetzt mimt Achim den Helden und sagt, er hätte mir das Leben gerettet. Aber in der Tat, wenn ich alleine gewesen wäre, hätte ich ganz schön weit schwimmen und über fiese Schüttsteine an Land krabbeln müssen.

Ich gebe es zu, es war ein wenig Alkohol im Spiel. Aber ich habe schon jeden Tag stocknüchtern mit so einer Panne gerechnet.
Wir liegen wieder mit dem Bug zum Steg ohne seitlichen Finger. Wenn der Wind ungünstig steht, liegen wir so weit vom Steg entfernt, dass es einfach passieren musste. Meine Befürchtungen gehen soweit, dass ich nie ein Handy beim Übersteigen bei mir habe.

Wie schrieb Volker von der SY Hexe neulich so nett:
Wer noch nicht nass geworden ist……der werfe den ersten Stein

Wohnen in einer Reihenhaus-Siedlung

Di., 16.Sep.15, Gran Canaria, Tag 473, 2.728 sm

Wir leben mittlerweile seit über 9 Monaten auf den Kanaren.
Ankern ist auf allen Inseln nur schlecht möglich. Es gibt kaum seichte Buchten, steile und tiefe Felsenküste dominiert die schroffen Inseln.

Dazu kommt viel Wind und ein unglaublicher Schwell. Auf der Wind zugewandten Seite hat man mit Windschwell zu kämpfen. Auf den Westseiten, die eigentlich windstill sind mit der ungebremsten Atlantikdünung.

Somit spielt sich auf den Kanaren das Leben in den Marinas ab. Bislang waren die Häfen nur maximal halb gefüllt oder in unserer Nähe lagen viele unbewohnte Schiffe.

Jetzt ist das anders.
Es sind nahezu alle Plätze belegt und fast alle Schiffe sind bewohnt. So bekommt ein Steg den Charakter einer Reihenhaus-Siedlung.

Mit einem Unterschied: Im Reihenhaus wohnt man nicht so eng aufeinander.
Da trennt einen vom Nachbarn noch eine steinsche Wand – im Idealfall schallgedämpft.
Uns trennen von unseren Nachbarn nur, mit Luft gefüllte, Fender .

Zwischen den Terrassen gibt es keine gemauerten Trennwände, keinen Sichtschutz, sondern man lebt quasi das Leben des Nachbarn mit.
Wird dort gelacht, gestritten, falsch musiziert, gehämmert und gefurzt, als Nachbar nimmt man aktiv daran teil.

Das ist nicht nur schön.
Unsere bisherigen Steuerbord-Nachbarn waren ein super nettes Pärchen um die 40. Allerdings hat Carola mir schon zum Frühstück schlechte Laune bereitet, wenn sie mit ihrer perfekten, cellulite-freien Bikini-Figur an Deck auf und ab gelaufen ist.
Wenigstens saß Achim ihr mit dem Rücken zu. :mrgreen:

Die beiden sind weg und jetzt wohnen deutlich alte Engländer neben uns.
Er steht einmal täglich auf seinem Vorschiff mit dem Gartenschlauch in der Hand und wäscht sich.
Dabei wühlt er eifrig vorne und hinten in seiner Übergröße-Shorts herum. :roll:
Es gibt Dinge, die will ich nicht sehen.

Immerhin behält er die Büx an.
Ganz anders als der ebenfalls ältere, deutsche Dauerlieger schräg gegenüber. Der hängt seine Wäsche schon mal im Adams-Kostüm zum Trocknen auf.

Und am Nachbarsteg gibt es noch König Dickbauch, wie er von uns wegen seiner auffälligen Figur getauft wurde. Ebenfalls Deutscher.
Puh, Herr im Himmel. Mit seinem Organ unterhält er den ganzen Hafen, gerne mit solchen Schmankerln wie: „In Alemania we have no Kraftfahrzeugscheins for Moppeds.“
Der Mann ist perfekt dreisprachig. Und er ist das personifizierte Grauen.

Ein spanischer Nachbar nennt ihn „King of the habour“ und „creature“. Wobei das mit dem ‚König‘ unabhängig voneinander entstanden ist. :-)

Riffe bauen

So., 14.Sep.15, Gran Canaria, Tag 471, 2.728 sm

Seit Ende Juli sind wir wieder in Las Palmas. Wie ich schon mal berichtete, liegen wir an Steg ‚R‘, an der Nordflanke der Marina.

Die Wege zu den sanitären Einrichtungen und zum Mini-Market sind weit: 500 Meter bzw. 800 Meter jeweils eine Tour. Auch zur La Joya ist es einen knappen Kilometer zu Fuß.
Als Achim dort dann das erste Mal vor verschlossener Tür stand, hat er unser Dinghi aufgeblasen, damit wir per Schlauchboot bequem Besuche abstatten können.
Eine gute Idee, ist man doch so zack zack da und netter als zu Fuß die unattraktive Strecke zu laufen, ist es auf diese Art allemal.

Die La Joya wurde nun von ihren Luxus-Liegeplatz an Steg ‚L‘ vertrieben, da ihr Platz für einen ARC Teilnehmer reserviert ist. Jetzt liegen sie am Nachbarsteg und die Wege sind kurz geworden.

Somit kann aus dem Schlauchboot die Luft raus und wir können es wieder an Deck verstauen.

Dass sich nach 5 bis 6 Wochen ein wenig Bewuchs am Schlauchi befinden würde, war zu erwarten. Aber das was wir vorfinden, geht über leichten Bewuchs deutlich hinaus.
Unser Schlauchboot ist ein lebendes Riff!

Über zwei Stunden muss Achim sich mit dem Bewuchs abquälen. :shock:
Es handelt sich überwiegend um kalkige Röhren, die nur mit einem Spachtel abgekratzt werden können. Zwar zerfallen die Röhren durch Abspritzen mit Süßwasser schnell, aber lassen dann trotzdem nicht los.

Wir mögen uns gar nicht vorstellen, wie ein Schlauchboot nach sechs Wochen in den Tropen aussehen könnte.

Mückenschutz – die Dritte

Sa.,12. Sep.15, Gran Canaria, Tag 470, 2.728

Nachdem nun alle großen Löcher im Schiff ein, mehr oder weniger schönes, Häubchen bekommen haben, fehlt nur noch unseren schmalen Luken im Cockpit ein Mückenschutz.
Eine Haube wie für die großen Luken kann man dort bauart-bedingt nicht drüber ziehen.
Also mache ich den Vorschlag, dass wir Klebeklett von außen ins Cockpit kleben und darauf die Gaze bappen.

Aber das gefällt Achim so wenig, dass er sich in feiner Laubsäge-Arbeit versucht.
Was ist nur aus meinem Nichthandwerker mit zwei linken Händen, alles Daumen, geworden? Ein Vollprofi!

Ich kann gar nicht so schnell blinzeln, wie er eine Schablone aus Pappe und zwei Rahmen aus Sperrholz fertig hat.

Zum Fein-Tuning gibt er sie dann allerdings in die „Schönmach-Abteilung“ zum Schleifen und Lackieren: Sperrholz kann nun nicht gerade gut geschliffen werden, aber ich versuche mein Bestes und raspel noch ein paar kleine Dellen aus dem Model.
Ein paar Lackierungen später sitzen die Dinger wie eine zweite Haut in unseren Luken. :-)

Gebo, unser Luken-Hersteller, bietet fertige Einsätze aus Kunststoff an, dann kostet so ein Teil zwischen 30,00 und 40,00 EUR. Das nenn ich mal einen echten Schnapper.
Abgesehen von diesem Wahnsinns-Preis hätten wir diese hier gar nicht bekommen.