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Auf dem Weg zu den Vulkanen

16./17.Mrz.23, Neuseeland/Motuoapa, Tag 3211/12, 24.696 sm von HH

Wir haben zwar kein Internet im Camp, erfahren aber von einer Mitarbeiterin, dass das Wetter schlechter werden soll. Wir beschließen abzureisen. Als wir wieder den „Forgotten World Highway“ erreichen, zeigt dieser jetzt endlich seine Ursprünglichkeit. Die wohl schönsten Baumfarne der Nordinsel stehen hier. Meterhoch säumen sie dicht an dicht die Schlucht.

Immer wieder Stau auf dem Forgotten World Highway

Dichter Urwald an der Tangarakau Schlucht

Unser nächstes Ziel soll der Tongariro Nationalpark sein. Bereits auf dem Weg dorthin wird das Wetter schlechter. Also suchen wir uns einen „Warte“-Campingplatz am nahe gelegenen See Taupo. Unser Zelt schaffen wir noch im Trockenen aufzubauen – in der Nacht fängt es dann zu regnen an. Den Tag verbringen wir recht und schlecht in der Küche, im Auto oder im Zelt. Ausgerechnet bei Sauwetter treffen wir eine schlechte Campinplatz-Wahl (Motuoapa Campsite – nicht zu empfehlen). Die Küche ist kalt und ungemütlich, eine Lounge existiert nicht. Die Dusche ist eine Katastrophe, entweder werden wir verbrüht oder erfroren.
Nur das Versprechen auf Wetterbesserung am nächsten Tag hält uns bei Laune.

Zum Glück stimmt der Wetterbericht. Am nächsten Vormittag können wir tatsächlich eine Wanderung um den kleinen See Rotopounamu unternehmen. Zuerst hängt noch der Nebel im Wald. Das scheint hier häufiger vorzukommen. Farne, Moose, Flechten und noch mehr Farne überziehen die Bäume mit einem dichten Pelz. Ein Schatz von einem Wald.  Am Nachmittag ziehen die Wolken weiter auf. Ein erster Blick auf den Tongariro und seine Vulkan-Brüder liegt drin. Dahin ziehen wir Morgen um. Der Schicksalsberg aus Herr der Ringe wartet.

Eine Umrundung des kleinen Lake Rotopounamu – 2,5 Stunden Wanderung

Im Wald ist es so dunkel – dass sogar die Fotos verwackeln

Moose und Farne

In unzählbar verschiedenen Variationen

Vormittags noch Wolken

Am Nachmittag dann der erste Blick auf den Tongariro Nationalpark

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Der ‚Forgotten World Highway‘

14./15.Mrz.23, Neuseeland/Tangarakau, Tag 3210/11, 24.688 sm von HH

‚Forgotten World‘ klingt nach Urwald und Dinosaurier. Und tatsächlich weisen diverse Faltblätter darauf hin, dass es sich um den ältesten Maori-Pfad Neuseelands handeln soll. Mit einer unveränderten Landschaft, wie sie vor tausenden Jahren entstanden sei.
Die 150 Kilometer lange Strecke beginnt nur ein paar Kilometer hinter dem Taranaki. Eine schmale, kurvenreiche Landstraße. Ein Schild warnt, dass es auf der Strecke weder eine Tankstelle noch Geschäfte gibt.
Zunächst sind wir enttäuscht. Die Landschaft schaut typisch Neuseeland-Hobbit mäßig aus. Rollende, grüne Hügel, weitestgehend kahl und gespickt mit Schafen. Hübsch anzusehen, aber gewiss nicht naturbelassen.

 

 

Typische Hobbit-Landschaft – im Hintergrund noch der Taranaki im Dunst

 

Bei der Fülle an Schafen haben wir endlich das Glück einen Schäfer und seine Hunde bei der Arbeit anzutreffen. Auf einem Hügel treiben zwei Hunde eine Schafherde zusammen. Der Bauer sitzt auf seinem Quad – drei weitere Hunde hinter sich auf dem Sitz. Aufmerksam warten sie, ob sie auch noch zum Einsatz kommen. Der Schäfer ruft laut seine Kommandos. Blitzschnell befolgen die Hunde seine Anweisungen. Ein Schaf ist von der Herde getrennt. Eifrig schneiden die Hunde dem Tier den Fluchtweg ab. Aber der Bauer möchte, dass die Hunde das Tier in Ruhe lassen. Sofort lassen sie vom Schaf ab und konzentrieren sich wieder auf die Herde. Später, als wir ein Schwätzchen mit dem Schäfer halten, erfahren wir, dass das Schaf wohl blind sei. Er nimmt es direkt auf dem Quad mit zum Gatter, wo inzwischen alle Schafe zusammen getrieben wurden. Von dort treten sie dann ihre letzte Reise an. Nicht nur ein Vieh-Laster begegnet uns auf dem Highway.

Die Hunde fahren hinten mit bis sie ihr Kommando bekommen

Das blinde Schaf wird nicht gejagt sondern auf dem Quad mitgenommen

Nach knapp fünfzig Kilometern erreichen wir mit Whangamomona den größten Ort am Highway. Zwei Handvoll Häuser im Western-Stil. Eigentlich kein Ort, sondern eine Republik. Die „wahren Rebellen“ Neuseelands haben Whangamomona als Republik ausgerufen. Streitigkeiten über die lokale Zugehörigkeit haben 1989 zu dieser „Rebellion“ geführt. Alle zwei Jahre wird hier die Unabhängigkeit mit großem Pomp gefeiert. Man kann sich dann sogar einen Stempel in den Pass hauen lassen. Aber Vorsicht, es gibt Länder, die verlieren ihren Humor mit Spaß-Stempeln im Reisepass.

Das ehemalige Hotel diente während der Spanischen Grippe als Hospital – übernachten kann man dort zur Zeit nicht

Eins von ein paar Häusern in Republik Whangamomona

Nach hundert Kilometern hören die Weiden auf. Urwald so weit das Auge reicht. Und wir haben auch unser Ziel für zwei Nächte erreicht. Wegen der überschwänglichen Beschreibungen der „vergessenen Welt“ dachte ich, es sei eine gute Idee hier zu übernachten.
Unser Camp erreichen wir über eine sechs Kilometer lange unbefestigte Straße, die mitten im Nirgendwo endet. „Achtung, kein Handyempfang und kein Internet“, lautet die Eigenwerbung über das Camp.

Auf dem Weg zum Camp

Die Wahl entpuppt sich als der absolute Glücksgriff. Mit viel Liebe zum Detail hat Joana, die Eigentümerin, hier ein Paradies geschaffen. Ein paar Hütten kann man mieten oder zelten. Unser Zelt stellen wir direkt neben einer Kuhweide auf. Vom Grillplatz neben der Küche kann man den Bach sehen. Abends wird ein Lagerfeuer gemacht. Wir lernen Shirley (Engländerin) und Greg (Kiwi) kennen und verbringen zwei wundervolle Abende am Feuer. Für den Fall, dass wir jemals wieder nach Neuseeland kommen, geben sie uns ihre Adresse. Der Schlüssel liegt unter der Fußmatte.

Perfekter Grillplatz im Camp

Liebevoll gestaltetes Camp – Blumen auf dem Tisch und weiße Handtücher im Bad

Morgens noch im Nebel

Vor rund hundert Jahren war Tangarakau Boom-Town. Als Versorgungspunkt für den Bau einer Eisenbahnstrecke siedelten sich hier 1200 Menschen an. Die Eisenbahn wurde zum Kohleabbau in einer nahe gelegenen Mine benötigt. Mit viel Aufwand wurden Tunnel gegraben und Schienen verlegt. Der Abbau der Kohle lohnte sich nur für zehn Jahre. Danach wurde die Mine still gelegt: von zu schlechter Qualität war die Kohle.
Die Menschen zogen weg. Tangarakau wurde zur Geisterstadt. Heute wohnen hier noch drei Bauern, ein Imker, ein Ranger und Joana. Die Schienen werden nur noch von Touristen genutzt. Auf umgebauten Golf-Carts kann man ein Teilstück der Strecke fahren. Es gibt Bestrebungen, diese alte Bahnstrecke wieder zu aktivieren.
Wir gehen zu Fuß die Schienen lang. Im nahe gelegenen Tunnel ist es dunkler als die schwärzeste Nacht. Zum Glück haben wir den Tipp bekommen eine Taschenlampe mitzunehmen.

Wollte man die Schienen wieder nutzten – müsste viel renoviert werden

600 Meter langer Tunnel

Dunkler geht nicht – zum Gruseln – ständig schaut man über die Schulter

Überall treffen wir auf Ziegen Schafe und Kühe

Der alte Bahnhof von Tangarakau

Die letzten Siedler in der Geisterstadt

Der DOC Ranger kommt von der Fallenkontrolle – die Kiwis haben immer Zeit für einen Schwatz

 

Das Lagerfeuer im Camp ist nicht nur romantisch, sondern auch nötig. Tangarakau liegt ungefähr auf 300 Meter. Nachts gehen in sternenklarer Nacht die Temperaturen auf sechs Grad runter. Achim, die Frostbeule, ist unter Schlafsack und beiden (!) Decken nicht wieder zu finden. Sein Sweatshirt hat er sich um den Kopf gewickelt. Mir reicht noch der Schlafsack.
Als wir morgens aufwachen, liegt tiefer Nebel über dem Camp. Alles ist tropfnass. Erst am Nachmittag ist unser Zelt wieder trocken. Wir wollen weder ein patschnasses Zelt einpacken, noch bis mittags warten. Also ziehen wir in eine der Hütten um. Eine tolle Entscheidung. Die Mischung aus Wildnis und schneeweißer Bettwäsche ist perfekt.

Unser Zelt direkt bei der Kuhweide

Dann der Umzug in die Hütte

Als der Nebel sich etwas verzogen hat, befolgen wir den eindringlichen Rat von Joana und machen uns zur „Schlucht der Fossilien“ auf. Ein netter Spaziergang am Fluss entlang, der vier, fünf Meter unterhalb unseres Weges plätschert. Drei Kilometer, leicht zu laufen. Wir erwarten am Ende nichts Besonderes. Aber dann öffnet sich plötzlich der Weg. Wie auf einer natürlichen Theaterbühne. Links begrenzen Felsen eine Ebene. Vor uns ein steiler Hügel. Rechts braust der Fluss in seinem steinigen Bett. Ein paar verwilderte Pferde grasen am Hang. Ziegen flüchten vor uns und verschwinden zwischen Binsen. Die Tiere halten die Wiese kurz. Ein Bach sucht sich seinen Weg durch das Gras und zwischen einem kleinen Hain hindurch.
Wir stehen mit offenem Mund da und staunen. Das hätte man sich besser nicht ausdenken können. Ein Ort voller Liebreiz. Einfach märchenhaft. Zauberhaft.

Da wir so eine freie große Fläche nicht erwartet, sondern mit Wald gerechnet haben, sind wir ohne die Drohne los gelaufen. Wir ärgern uns kurz, beschließen dann aber einfach, dass wir am Nachmittag noch einmal wiederkommen. Aber weder die Fotos der Drohne noch die der normalen Kamera können die Schönheit dieses Platzes einfangen. Lange werden wir noch an Tangarakau zurück denken. Einer der schönsten Orte in Neuseeland für uns.

Wie eine Theaterbühne

Die Fossilien-Schlucht

Die Pferde runden das Bild perfekt ab

Verwildert mit verfilzten Mähnen – aber nicht sehr scheu

Wunderschöne Details

 

Solche versteinerten Krebse kann man in der Steilwand finden

 

Hütte 100 NZ$ (60 Euro) ohne Bad und Küche –
Zeltplatz 40 NZ$

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Taranaki – ein verliebter Vulkan

9.-13.Mrz.23, Neuseeland/New Plymouth, Tag 3204-9, 24.688 sm von HH

Der Taranaki steht weit abgeschlagen von seinen Vulkan-Kollegen im Westen der Nordinsel. Mit 2.500 Metern ragt er als perfekter Spitzkegel auf einer weiten Ebene hervor. Warum er nicht auf der neuseeländischen Vulkan-Route steht, ist für Geologen noch ein Rätsel.
In der Mythologie der Maori gibt es dafür eine einfache Erklärung: Liebeskummer! Denn einst stand der Taranaki friedlich zusammen mit seinen Vulkan-Kollegen im Zentrum der Nordinsel. Aber dann verliebte sich der baumlose Taranaki in die bewaldete Bergin Pihanga. Leider war Vulkan-Kumpel Tongariro ebenfalls in Pihanga verliebt. Zwischen den beiden Bergen kam es zu einem heftigen Streit. Die Erde bebte und rumpelte – bis sich Pihanga für Tongariro entschied. Der abgewiesene Taranaki war todtraurig, verließ die anderen Berge und wurde an der Küste, seinem heutigen Standort, sesshaft. Erst wenn es zu dauerhaftem Frieden auf Erden kommt, werden die zerstrittenen Vulkane sich wieder vertragen und der Taranaki wird zu den anderen Bergen zurück kehren.

Bereits im November als wir in dieser Gegend waren, befürchteten wir, dass wir die wichtige Nachricht über den Weltfrieden verpasst haben. Kein Berg zu sehen. Auch als wir jetzt aus Kawhia anreisen, ist er unsichtbar. Ist er weg oder hüllt er sich in Wolken?

Zunächst ziert er sich für uns sichtbar zu werden. Ein beliebter Foto-Spot liegt an einem mehrere Kilometer langen Küstenweg, der um New Plymouth herum führt. Eine architektonisch gelungene Fußgängerbrücke wurde genau in Blickrichtung auf den Taranaki gebaut. Leider trüben Bauarbeiten in der Mitte der Brücke das tolle Fotomotiv.

Das weiße Tuffige im Hintergrund ist der Taranaki

Dekorative Fußgängerbrücke

in New Plymouth

Am nächsten Morgen umkreisen wir mit dem Auto den Taranaki. Ringstraßen führen durch den Nationalpark in verschiedenen Abständen. Mit dem Zirkel hat man die Grenze zum Nationalpark gezogen. Der Rand besteht aus Wiederaufforstung – überwiegend Kiefern. Dann schließt sich natürlicher Buschbewuchs an. Auf ungefähr 1500 Metern verschwindet die Vegetation. Im Winter ist das obere Drittel vom Taranaki Schnee bedeckt. Es gibt sogar eine Ski-Piste an der Ostflanke.
Die weite Ebene ist Baum frei und besteht nur aus Weideland.

Aus Westen gesehen – der perfekte Kegel

Mt. Taranaki oder auch Mt. Egmont genannt aus dem All – gut erkennbar der kreisrunde Nationalpark

strahlender Sonnenschein und für 10 Minuten freier Gipfel

 

New Plymouth hat knapp 50.000 Einwohner und ist schlechthin der Touristen-Standort für Ausflüge zum Berg. Zusätzlich ist der weitläufige Strand ein Surfer- und Kiter-Paradies. Entsprechend groß für so viel Andrang ist der Campingplatz am Ortsrand. Schwach besucht an den Wochentagen (es ist schon Nebensaison – deutlich zu merken), aber am Freitag reist die halbe Kiwi-Bevölkerung mit Wohnwagen, Kind und Kegel an zum Kurzurlaub. Schluss mit der Beschaulichkeit für die Atanga Rentner. Die Küche bei den Zelt-Parzellen ohne Strom sieht aus wie ein Schlachtfeld. Wir gehen zu den Einrichtungen bei den Hütten. Bingo! Dort ist es besser. Schnell haben wir raus, dass nach 19.00 Uhr Grill und Spülen wieder frei sind. Alle sitzen dann in ihren Wohnmobilen beim Abendkrimi oder bringen die Kinder ins Bett. Größer könnte der Unterschied zum betulichen Platz in Kawhia nicht sein.

Unter der Woche ist wenig los – am Wochenende der Teufel

Leuchtturm an der Westseite – Ebene bis zum Berg – jetzt wieder in den Wolken

Auch in New Plymouth schwarzer Sandstrand

Witzige Skulptur in New Plymouth

 

Perfekte Spiegelung – wo ist unten – wo ist oben? Park-Szenerie im größten Park von New Plymouth

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Kawhia – ein Zufalls-Fund

6.-8-.Mrz.23, Neuseeland/Kawhia, Tag 3201-3, 24.688 sm von HH

Neuseelands Hauptverkehrsadern nennen sich State-Highway. Das klingt nach Autobahn. Um Auckland herum stimmt das auch – mit Höchstgeschwindigkeit 110 km/H.
Im Rest des Landes sind die Highways im Grunde einfache Landstraßen. Häufig kurvenreich, gar nicht mal so breit und mit vielen Schlaglöchern gespickt.
Nebenstrecken sind ‚local roads‘ – noch kurvenreicher, noch enger.
Abgelegene Gegenden sind nur über Schotterpisten zu erreichen. Die haben immerhin noch einen Anteil von 40 Prozent des Straßennetzes.
Somit schafft man bei Leben erhaltender Fahrweise kaum 60 Kilometer in der Stunde – manchmal weniger. Wir beschließen zum Mount Taranaki (550 Kilometer) nicht in einem Rutsch durchzufahren.

Die Reiseleitung wählt Kawhia (sprich Kafia) als Zwischenstopp aus. Ein Ort, der in Reiseführern mit knapp zwei Zeilen Erwähnung findet. Muss man doch vom Highway runter und eine extreme enge ‚local road‘ 40 Kilometer zur Westküste runter fahren.
Da es sich nicht lohnt für eine Nacht das Zelt aufzubauen, planen wir von Anfang an zwei Nächte. Bereits am nächsten Morgen verlängern wir auf drei Nächte.

Der Campingplatz sieht von der Straße etwas rummelig aus. Klein, verbaut und in den Ecken gammelt etwas Schrott vor sich hin. Wir lassen uns nicht abschrecken und gratulieren uns zu dieser Entscheidung die nächsten zwei Tage. Küche und Waschgelegenheiten sind alt, aber sauber und alles funktioniert. Wir bekommen eine große Parzelle auf der Wiese – direkt am Wasser. Näher kann man nicht am Meer zelten. Der nächste Schritt wären nasse Füße. Der Preis mit 30 Dollar (18 Euro) liegt 20 Dollar unter dem Durchschnitt. Nachts hört man außer Zikaden nichts. Ein Rentner-Paradies. ;-)

Links unten unser Campingplatz – klein, aber fein

Die Bucht von Kawhia – unser Blick vom Campingplatz

Kawhia liegt an einem gewundenem Meeresarm ein paar Kilometer vom offenen Ozean entfernt. Ruhiges Wasser mit Mangrovensäumen. Die Wellen brechen sich weiter draußen an der Küste. Knapp 700 Einwohner, zwei Kirchen, ein Gemischtwaren-Laden und eine Tankstelle. Eine beschauliche Stimmung.

In Kawhia wohnen viele Maori – entsprechend hoch die Dichte an Maraes – Versammlungshäuser der verschiedenen Stämme

und Totems

 

Am nächsten Morgen gehen wir zu Fuß zum schwarzen Sandstrand. Der ist Kilometer lang und menschenleer. Nur ein Pärchen vergnügt sich in den Wellen. Das ist nichts für uns. Zwanzig Grad kaltes Wasser können uns nicht verlocken.

Schwarzer Traumstrand – hier noch bei Hochwasser

Am Nachmittag kommen wir zur Ebbe noch einmal wieder. Bewaffnet mit einer Schaufel, die wir uns vom Campingplatz leihen können. Die Hauptattraktion von Kawhia findet man nur bei Niedrigwasser. Ein offensichtliches Profi-Buddel-Paar scheint schon erfolgreich zu sein. Er buddelt wie ein Verrückter ein Loch in den Sand. Grade dort, wo die Wellen nicht mehr ankommen. Es rieht deutlich nach Schwefel dort wo er gräbt.

Wir suchen uns etwas abseits ebenfalls einen Claim. Achim fängt an zu graben. Das Loch soll sich eigentlich mit heißem Wasser füllen. Nein, alles bleibt kalt. Zwei Meter weiter das gleiche. Beim fünften Versuch dann auch bei uns ein Treffer: heißes Wasser. Die Hauptattraktion In Kawhia sind geothermische Stränge, die das Wasser bis auf 60 Grad erhitzen. Ein großer Spaß. Wenn man im Loch stehend sich mit den Füßen tiefer gräbt, verbrennen die Fußsohlen.

Eine Spur vergeblicher Versuche

Wenn Erwachsene nach heißem Wasser buddeln

Dann geben sie alles

wirklich alles

Die Profi-Buddler liegen in ihrem privatem Hot-Pool

Auf einmal wird es heiß unter den Sohlen

 

Kawhia, in jeder Hinsicht ein gelungener Zwischenstopp.

Die andere Seite der Halbinsel Kawhia – ebenso schön

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Die Handwerker verabschieden sich

Do., 02.Mrz.23, Neuseeland/Whangarei, Tag 3197, 24.696 sm von HH

Mit viel Verzögerung durch Regen im Januar und Zyklon Gabrielle vor gut zwei Wochen sind wir nun doch endlich fertig. Das letzte Projekt ist abgeschlossen. Die Löcher-Reparatur in den Fächern vom Cockpit war da noch einmal ein extra Schmankerl. Achim kam von unten an die Löcher nicht heran. Also hat er aus einem Joghurtbecher einen Deckel geschnitten. Diesen mit einer Schnur versehen und von außen mit Gewichten stramm vor dem Loch festgesetzt. Auf diesem  schwebenden Boden hat er dann Epoxy geschmiert. Toller Trick. Den habe er aber aus einem Buch, wie er mir gesteht. Trotzdem: Skipper Achim ist jetzt Bootsbauer-Experte in allen Belangen. ;-)

Bereits vor Weihnachten lackiert – jetzt erst eingebaut

Letztes Projekt im Cockpit – die Löcher stopfen – die zum Wassereinbruch bei Gabrielle geführt haben

Das Cockpit ist wieder zusammengebaut – alles lackiert inklusive Halter für die Instrumente und dem Brett im Hintergrund, alles glänzt – das Cockpit ist poliert und gewaxt – wir sind tatsächlich fertig!

Der Kahn ist aufgeräumt. Kisten mit Werkzeug und Material sind aufgelöst. Atanga sieht wieder wie ein Schiff aus. Die Fender baumeln am Bug. Das Dinghy steht wieder an Deck.
Wir haben jetzt tatsächlich alles erledigt, was wir uns an Renovierung und Erneuerung vor 15 Monaten vorgenommen hatten. Na ja, man soll nicht lügen … fast alles. Es gäbe am Rumpf noch ein paar Gelcoat Reparaturen. Dafür bräuchten wir wieder das große Gestell – das ist anderweitig vermietet. Eine vortreffliche Ausrede. Die Luft für ein weiteres zwei-Wochen-Projekt ist raus. Wir hängen unsere Overalls an den Haken.  Unsere Lebensleistung an Schleif-Arbeiten ist sowieso verbraucht. :mrgreen:

Boat Builder gesucht bei uns auf der Werft – kein Problem für uns, den Job nehmen wir – nach 15 Monaten Arbeit durch alle Gewerke :mrgreen:

Und nun? Jetzt ist noch einmal eine Tour mit dem Auto geplant. Einen Besuch der Südinsel haben wir im Geiste schon vor sechs Wochen gestrichen. Zufällig eine weise Entscheidung. Die Plätze auf den Fähren sind bis Ende März ausgebucht. Durch Gabrielle gab es Ausfälle im Fährbetrieb und dann ist auch noch eine Fähre so kaputt, dass sie wochenlang nicht fahren wird.

Wir machen da weiter, wo wir unsere Tour im November abgebrochen haben: beim schönsten Vulkan auf der Nordinsel, beim Mt. Taranaki. Mein Fuß ist wieder gut für fünf Kilometer ebene Strecke. Ob er in den Bergen zickt, werden wir erleben. Drückt mal die Daumen, dass die Sehnen-Reizung ausgeheilt ist. Die letzten Wochen habe ich noch einige Massagen und Mobilitäts-Anwendungen bekommen. ACC sei Dank war alles kostenlos. Die junge Physio-Dame hat mich nun als geheilt entlassen.

Spätestens am 1. April kommen wir von unserem Trip zurück und zwei Wochen später Atanga wieder zurück ins Wasser. Erst war uns der Termin zu spät. Jetzt sind wir froh. Die Zyklon-Saison ist voll im Gang. Judy und Kevin sind gerade auf dem Weg Vanuatu zu verwüsten. Diese beiden Stürme werden Neuseeland zum Glück nicht mal streifen.
Die Schäden von Gabrielle sind noch lange nicht beseitigt. Viele Straßen noch gesperrt. Wir werden uns auf einige Umwege einstellen müssen.

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