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Alderney Race Teil 2

Gestern haben wir von Alderney nach Guernsey (26 sm) gewechselt und diesmal haben wir das Alderney race nicht nur diagonal gequert, sonder längs abgeritten.
Bedingungen perfekt, leichter, halber Wind (das heißt, der Wind kommt von der Seite und ist das beste, was es gibt), Stärke 3, sonnig.
Aber wieder Wind gegen Welle und wieder dieses gruselige Verhalten des Meeres. Überall ist die Oberfläche ruhig und auf einmal kommt einem diese Welle aus dem Nichts entgegen.
Ich mag auch irgendwie nicht über diese öligen Stellen segeln, da hab ich sofort Phantasien von Aliens oder Seeungeheuern, die wahlweise auftauchen oder einen in die Tiefe ziehen.
Achim findet es klasse (einen Seemann kann nichts erschüttern)…
Das Race beschert uns ein Plus von 6 kn in der Spitze und somit erreichen wir nach gut 4 Stunden sehr schnell Guernsey.

Hier müssen wir zunächst am Warteponton festmachen, denn in St.-Peter-Port kann nur bei 2 Stunden vor und nach Hochwasser eingelaufen werden.
Es gibt aber keine Schleusen, sondern ein Sill.
Diese Barriere trennt das Hafenbecken vom Meer und wenn das Wasser abläuft, dann bleibt das Becken einfach gefüllt, während die Einfahrt davor trocken fällt. Bei Flut steht das Wasser hoch genug über dieser Mauer, so dass man drüber weg fahren kann.
Das ganze wird sogar durch Ampelschaltung angezeigt (klassisch wie auf der Strasse: grün = go = mindestens 2 m Wasser über der Mauer).
Wir haben fast Springzeit und hier im Augenblick 9m Tidenhub.

Die letzt Nacht war übrigens himmlisch, kein einziger Wackler hat die Nachtruhe gestört – geht doch!

Alderney,

schönes Alderney, sag ich. Ich hatte große Erwartung an die Kanalinseln und habe mich sehr auf diese gefreut. Und meine Erwartung werden übertroffen.

Die Küste hat mal traumhafte Sandstrände in perfekter Sichelform und mal schroffe, abweisende Felsenabschnitte.
Das innere ist grün und fruchtbar, es gibt, vor allem an den Hängen zum Wasser hin riesige Flächen, die von ca. 80 cm hohem Farn bewachsen sind. Auf dem „Hochplateau“ wächst Heide, Stechginster, blühendes Wollgras, Grasnelken und viele weitere Wiesenblumen und Gräser, die im Augenblick um die Wette eifern, wer am schönsten blüht.
Zum Teil erinnert einen der Bewuchs an dänische Inseln, wüchsen dazwischen nicht mediterrane Pflanzen wie die Mittagsblumen. Wenn man sich die Insel erwandert, ist man praktisch den ganzen Tag alleine und trifft kaum auf andere Menschen.
Es gibt hier eine große Kolonie der Tölpel, die wir schon auf Helgoland gesehen haben und manchmal auch Papageitaucher.
Alderney ist recht klein (3 km x 5 km) und besiedelt mit 1.900 Einwohnern.
Der kleine Ort St. Anna kommt englisch rüber, ist sehr gepflegt und überall hängen die berühmten hanging baskets.
Anders als in Dänemark ist Alderney nicht dabei auszubluten.
Während in Dänemark die Dörfer auf solch kleinen Inseln halb leer stehen, nur noch alte Leute dort wohnen und man Häuser mit 5.000 qm Grund für ’nen Appel und ’n Ei bekommt, ist St. Anna offensichtlich boom town.
Häuser fangen bei 250.000 Pfund (!) an und gehen weit höher als 500.000 Pfund.
Es gibt eine super Infrastruktur, mit Schlachter, Krämer, dem gut sortiertem örtlichem Obi und eine gut besuchte Schule.
Dazu dieses milde Klima von Frühjahr bis Herbst und praktisch nie Frost oder Schneefall. Toll!
Wir können Alderney als Urlaubsziel sehr empfehlen.

Das einzige, was uns nicht gefallen hat, war der fürchterliche Schwell im Hafen.
Es rollen ungesicherte Gurken vom Tisch, im Schrank kippen Tassen um und die ganze Nacht wird man hin- und hergetrudelt.
Besonders unangenehm, wenn man auf dem Bauch oder Rücken liegt, das untere Drittel des Körpers bleibt auf den Lacken liegen und die oberen zwei Drittel bewegen sich von rechts nach links.
Um sechs wacht man gerädert auf und es hilft nur noch sich gegenseitig abzustützen und zu verkeilen. Skipper sagt, der Wind läßt nach und die nächste Nacht wird besser….

Morgen geht es nach Guernsey weiter – die haben eine Marina :-)

Alderney race

Wir sind heute Morgen pünktlich um 6:30 losgekommen und hatten genau den Wind und Wetter, wie es vorhergesagt war: etwas Regen, Windstärke 3, genau gegen an.
Der Wind frischte nach 2 Stunden Fahrt auf Stärke 4 auf.
Und dann passierte das, was ich gestern schon erwähnte: es stand der Strom (in der Spitze etwas über 5 kn) gegen den Wind. Das Meer hat sich total unnormal verhalten, total spooky.
Die Wasseroberfläche hatte Halbfussballfeld große Flächen, die total glattgezogen waren, als ob eine Ölschicht auf ihr schwämme. Gleich daneben Flächen, mit kleinsten Miniwellen, ähnlich als ob starker Regen in eine Pfütze prasselt.
Alle Felder wechseln total unruhig ihr Aussehen, es bilden sich kleine Oberflächen-Wellen, die gegen den Wind laufen und über das ganze legte sich, aus dem Nichts, eine Welle, kapp einen Meter hoch, die uns wiederum entgegen kam.
Nach 30 Minuten war der Spuk, fast von jetzt auf sofort, vorbei und das Meer hörte auf zu kochen. Wir sind uns einig, dass wir so etwas auf keinen Fall bei 2 oder 3 Knoten mehr Strom und noch kräftigerem Wind erleben wollen. So war das schon unheimlich genug…

Um 10:30 haben wir dann bei strahlendem Sonnenschein wohlbehalten Alderney erreicht.
Wie hübsch, ist das erste was man denkt, wenn man in die von spitzen Felsen und Sandstränden gesäumte Bucht einläuft.
Hier gibt es keine Stege, sondern man macht an, in der Bucht am Boden verankerten, Bojen fest. Wenn die Anreise nicht schon etwas weltreisendes hatte, so vermittelt einem spätestens diese Art des Parkens, dass wir auf großer Tour sind…
Und wir müssen das erste Mal einklarieren, denn die Kanalinseln gehören nicht zu Scheng. Nach einem kurzen Mittagessen, haben wir unser Dinghi (Beiboot, in unseren Fall ein Schlauchboot) klar gemacht, um an Land zu kommen. Ein netter Ort, gar nicht mehr französisch, was sich leider auch in den Supermärkten bemerkbar macht. Ich hatte mir schon so etwas gedacht und wir sind mit französischen Köstlichkeiten eingedeckt :-)

Heute Abend geht es dann mit Willi und Hanne zum Fußball gucken. Die beiden haben bereits in Cherbourg neben ins gelegen, sind super nett und wir haben schon einen feucht fröhlichen Abend miteinander verbracht. … kleine Korrektur zum Bericht von gestern, der Tidenhub beträgt hier max. 7 m! Meine Quelle war falsch!

Kanalinseln – wir kommen

Unsere erste Insel soll Alderney sein.

Aber man segelt dort nicht einfach so hin wie es einem grad so gefällt.
12 Meter Tidenhub lassen in der Enge (die den passenden Namen Alderney Race trägt) zwischen Frankreich und Alderney eine Strömung von bis zu 12 knoten (22 km/h) entstehen. Es handelt sich dabei um die extremste Strömung in Europa, diese entsteht allerdings nur zu Springzeiten.
Wir haben im Augenblick Nipzeit, so dass „nur“ 5-6 kn zu erwarten sind.
Wir benötigen unbedingt die Ebbströmung, weil die andere uns entgegen käme und wir rückwärts führen.
Die Ebbströmung setzt zwei Stunden nach Hochwasser in Dover ein.
Hochwasser in Dover ist um 6:53.
Zu dieser Uhrzeit, die in unserem Hafenhandbuch in utc angegeben ist, muss man zwei Stunden dazu addieren, um die Ortszeit zu erhalten.
Bis zu dem Punkt, wo diese extreme Strömung beginnt, brauchen wir ca. 2 Stunden, also müssen wir spätestens um 7:00 hier los….
Wenigstens kann der Hafen auf Alderney zu allen Tidenzeiten angelaufen werden, so dass wir hier nichts mehr berücksichtigen müssen. Oft genug gibt es nämlich Häfen oder Buchten, die nur 2 Stunden vor und nach Hochwasser erreichbar sind.
Auch ist Morgen nur mit schwachem Wind zu rechnen und das ist gut so. Denn wenn kräftiger Wind gegen diese Strömung steht, dann entstehen laut Karte ‚dangerous overfalls‘, gefährliche Stromschnellen, und unter Umständen unangenehme Wellen von 2-4 Meter Höhe.
Das ist schon ganz schön haarig hier mit diesen Gezeiten.
Wenn wir jetzt alles richtig gerechnet haben, melden wir uns von Alderney, ansonsten ggf. aus England oder sonstwo her ;-)