Archiv der Kategorie: Kanaren

Wasser, Wasser, Wasser….hat das denn kein Ende

Mi.,26. Aug.15, Gran Canaria, Tag 452, 2.728 sm

Michael von der La J. ist schuld. Schuld daran, dass sich unsere Reise kalkulatorisch um einen Tag verkürzt. Er hat mir den Floh ins Ohr gesetzt, dass ein Druckausgleichbehälter und ein Filter im Brauchwassersystem notwendig sind. Das Schlimme ist, dass er damit richtig liegt.
Unser Brauchwassersystem hatte bislang weder einen Filter vor der Pumpe noch einen Druckausgleichsbehälter. Das ist umso erstaunlicher, als dass auf der Pumpe fett gedruckt steht, dass sie nicht ohne Vorfilter betrieben werden soll. Die Entscheidung einen solchen Filter einzubauen war daher schnell und ohne Diskussion erfolgt.

Was hat es mit dem Druckausgleichbehälter auf sich? Diese Tonne wird in die Wasserleitung eingeschliffen. Sie ist zweigeteilt. Ein Teil ist direkt mit den fließenden Wasser verbunden, der andere durch eine Membran davon getrennt. In jenem Teil, der abgetrennt ist, sorgt ein erhöhter Luftdruck dafür, dass leichte Druckschwankungen in der Wasserleitung ausgeglichen werden. Dadurch wird erreicht, dass die Pumpe nicht jedes Mal anspringt, wenn der Druck im System abfällt. Dies kann schon dadurch passieren, dass sich das Wasser nach Abschalten der Heizung abkühlt. Alles klar?
Filter und Druckausgleich ergeben somit Sinn und ich musste diese Wunderwerke der Technik für unser Schiff haben. Heute Morgen habe ich die entsprechenden Teile besorgt und eingebaut. Zu meinem großen Erstaunen, waren alle Verbindungen ohne Nacharbeiten dicht und das System funktioniert.


Das war das letzte große Projekt, was ich während der Abwesenheit von Bine in Angriff nehmen konnte. Ich habe nicht alles geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Bin ich zu langsam? Nun, einige der Projekte hatte ich überhaupt nicht auf meinem Zettel. Wenn man aber auf einem Schiff erst einmal anfängt, dann finden sich neue Projekte im Minutentakt.

Den Nachmittag verbrachte ich damit, das Schiff wieder ein Zuhause zu verwandeln. Ich habe Staub gewischt, Staub gesaugt, den Boden gewischt und das Cockpit sauber gemacht. All diese Arbeiten gehören nicht zu meinen Lieblingstätigkeiten, aber wat mutt, dat mutt.

Wasserspiele oder Wasser ist dünn und schnell

Di.,25. Aug.15, Gran Canaria, Tag 451, 2.728 sm
Seit langem haben wir Wasser unter der Pantry stehen. Es ist kein See, mehr eine Pfütze.
Da die Verbindungen der Wasserleitungen unter dem Spülschrank ohne anatomische Anomalien praktisch nicht zu erreichen sind, habe ich das Wasser einfach ignoriert. Für eine Reparatur fehlt mir einfach noch ein Gelenk neben dem Ellenbogen. An das gelegentliche Anspringen der Wasserpumpe hatten wir uns nach kurzer Zeit gewöhnt. Nachts haben wir die Pumpe kurzerhand abgestellt.


Damit sollte jetzt Schluss sein. Bine ist nicht an Bord und mit wenigen gezielten Aktionen ist es mir gelungen, auf dem Schiff das totale Chaos zu veranstalten. Kein ungeregeltes Chaos, sondern eines, was seinen Zweck erfüllt und was von Trägern des XY Chromosomensatzes nicht als solches empfunden wird. Doppel Xer sehen das vermutlich anders.
Es gab keine Ausrede mehr, nicht den Versuch zu unternehmen, das Leck zu finden.
Mit Zewa bin ich dem Leck auf die Spur gekommen. Dort wo es nass war, musste die undichte Stelle sein. Klingt einfach, war es aber nicht. Das Leck war winzig. Nachdem klar war, wo der Verursacher steckt, habe ich die verantwortliche Verbindung der Wasserrohre geöffnet, gereinigt und wieder verschlossen. Alles sah nach einem vollen Erfolg aus, aber da hatte ich die Rechnung ohne Mr. Murphy gemacht. Zwanzig Stunden nach der vermeintlichen Reparatur fand ich die einem halben Schnapsglas entsprechende Menge Wasser unter unserer Küche. Eine erneute Fehlersuche begann und führte zu einer zweiten Undichtigkeit. Der O-Ring, den ich in dem Verbindungsstück vorfand, konnte sich sehen lassen und es ist leicht nachzuvollziehen, dass das nicht dicht sein konnte.

Der Einbau eines neuen O-Rings löst hoffentlich unser Problem dauerhaft. Was sich hier in wenigen Zeilen steht hat Stunden gedauert und hat die Anzahl meiner Haare nicht ansteigen lassen.

Eine zweite Baustelle haben wir seit Frankreich mit unserer Cockpitdusche. Es gibt ein Ventil im Bad, mit dem Druck auf die Cockpit-Dusche gegeben werden kann. Dieses Ventil, das im geschlossenen Zustand dicht war, offenbarte seine Schwächen, wenn es geöffnet wurde. Das Wasser tropfte nicht daraus, es lief. Es strömte direkt in den Schrank über dem Motor. Heute Morgen habe ich alles auseinander genommen, gereinigt und ein neues ½ Zoll Ventil gekauft. Es hat zwei Anläufe gebraucht, bis alles dicht war. Wohl dem, der einen Schraubstock an Bord hat. Jetzt läuft das Wasser nur noch in der bestimmungsgemäßen Richtung und nichts tropft mehr.


Habe ich eigentlich erwähnt, dass ich Arbeiten an den Wasserleitungen nicht mag. Gas ist viel schöner….es macht nichts nass und Flecken macht es auch nicht.

ARC…und warum ich sie nicht mag

So.,23. Aug.15, Gran Canaria, Tag 449, 2.728 sm

Die Marina hier in Las Palmas ist voll. Sie ist sogar ziemlich voll. Sie ist so voll, dass es schon etwas Überredungskunst erforderte, den Marinero im Hafenbüro davon zu überzeugen, unseren Liegeplatz bis zum 21 September zu verlängern. Aber warum ist das so?

Über die nächsten neun Wochen verteilt werden die Teilnehmer der ARC hier erwartet.

ARC steht für Atlantic Ralley for Cruisers und ist die geschickte kommerzielle Verwertung des Unbehagens, das einige Langfahrer verspüren, wenn sie an die Atlantiküberquerung denken. Mehr als 200 Teilnehmer hat die ARC, die zusammen in Las Palmas starten.

Die Marina in Las Palmas ist extrem günstig. Kein Wunder, dass der Veranstalter der ARC seine Schäfchen hier unterbringen möchte, anstatt in die leere Marina von Santa Cruz de Tenerife zu gehen. Zur Erfüllung dieses Wunsches werden 200+ Boote und ihre Crews aufgefordert die Marina zu verlassen.

Die ARC+ (Saint Lucia via Kapverden) startet erst am 8. November und die eigentliche ARC (Gran Canaria nach Saint Lucia) zwei Wochen später. Die Auswirkungen dieses Rudel-Segelns sind in der Marina nicht mehr zu übersehen. Einige Segler mussten ihre Boote verlegen, da ihre Plätze für ARC Schiffe vorgesehen sind. So ist auch meinem Nachbarn ergangen. Er musste gestern seinen Platz räumen. Der Platz ist immer noch leer und kein Schiff ist in Sicht. Ich sagte ja bereits, dass die Marina voll sei. Das bedeutet nicht, dass alle Plätze belegt sind. Einige Plätze sind schon eine Weile leer….aber reserviert für ein ARC Schiff…. was noch nicht da ist….

Ende September ist dann endgültig Schluss für alle, die keinen Dauerliegeplatz haben. Sie müssen raus. Einige werden aufbrechen, um in anderen Marinas festzumachen, oder in der Bucht vor dem Stadtstrand vor Anker zu gehen. Einige dieser Vertriebenen wollen auch den Atlantik überqueren. Dafür ist es aber noch zu früh. Genau genommen startet selbst die ARC zu früh, um sicher nach Beendigung der Hurrikan Saison in der Karibik anzukommen, aber das ist eine andere Geschichte.

Die ortsansässigen Händler reiben sich beim Gedanken an die ARC die Hände. Palettenweise kommt neue Ware, die an die eintreffenden Segler gebracht werden will. Selbst aus Deutschland wird sicher der ein oder andere Händler eintreffen, um sich seine Scheibe vom ARC Kuchen abzuschneiden. Sollte beim Sicherheitscheck durch die ARC Beauftragten etwas auffallen, so muss das in Ordnung gebracht werden. Da lacht das Händler Herz, denn der Start Termin steht.

Im Moment erleben wir die Ruhe vor dem Sturm. Einige Läden haben ihren Personalbestand reduziert und selbst in der Segelmacherei ist niemand, der eine Nähmaschine bedienen kann. Das ist unglücklich, da wir noch eine kleine Reparatur am Vorsegel auf unserer Liste haben.

Diese Veranstaltung bringt Unruhe in die Gemeinde der nicht organisierten Langfahrer und die meisten sind von der ARC und ihren sehr frühen Auswirkungen einfach nur genervt….so auch ich.

LEDs, Stauraum, Windfahne…ein Urlaubstag

Fr.,21. Aug.15, Gran Canaria, Tag 447, 2.728 sm

Nachdem ich in der letzten Woche ausreichend fleißig war, habe ich mir für heute mal nichts Großes vorgenommen.

Zwei Schiffe von unserem Liegeplatz entfernt liegt das LED-Shop-Schiff. Hierbei handelt es sich um eine Familie von 3 Personen, die auf ihrem ca. 12m Schiff dauerhaft im Hafen wohnt und dort einen Laden für LEDs betreibt. Man kann sich sicher vorstellen, wieviel Platz da bleibt, wenn Werkstatt und Lager auch auf dem Schiff untergebracht werden müssen :shock: .

Hier kaufte ich LED Streifen, die ich in die alten Lampen eingeklebt habe. Diese ersetzen und nun die stromfressenden Röhren von damals. Der Umbau war einfach, da nur die Elektrik für die Röhren abgeklemmt und der Schalter neu verlötet werden musste. Der Riesenvorteil dieser Maßnahme war jedoch, dass wir so die alten, formschönen und zum Schiff passenden Lampen behalten konnten ;-) .

Einfacher gestaltete sich die Änderung an der Lampe am Navi-Tisch. Hier musste lediglich der alte Leuchtkörper gegen den LED Träger getauscht werden.

Anstatt der normalerweise fließenden 2,5 A kommen wir jetzt mit weniger als 1 A aus. Meines Erachtens liefern die Lampen auch ein warmes Weiß, so dass die Speisen nicht aussehen, wie bereits schon einmal gegessen. Hoffentlich sieht Bine das auch so, wenn sie wieder an Bord ist.

Der Salon inklusive Pantry ist somit komplett auf LED umgerüstet.

Das allein war dann aber doch nicht gerade tagfüllend. Da ich von der Aktion im Achterschiff recht viel Holz übrig habe, habe ich daraus einfach mal eine Reserve Windfahne geschnitten. Ob das Material allerdings so gut ist wie das Original wird sich nur auf See testen lassen.

„Versuch macht kluch“

…und zu guter Letzt habe ich den neuen Stauraum im Achterschiff in Beschlag genommen und alles für die Rumpfreparatur nun hier verstaut.

Im gesamten Achterschiff und in der Pantry kann man sich jetzt wieder bewegen. Alles ist sauber und ordentlich weggestaut. Der vordere Teil des Schiffes kommt dann in den nächsten Tagen dran….

Wenn Michael von der La Joya nicht noch auf eine Gerstenkaltschale vorbeigekommen wäre, dann hätte ich sicher schon alles fertig gehabt (Glück gehabt).

Neuer Stauraum im Achterschiff

Mi.,19. Aug.15, Gran Canaria, Tag 445 2.728 sm

Um die als KW-Erdung benötigte Kupferfolie im Achterschiff dauerhaft zu konservieren, habe ich die Flächen überlaminiert und final mit Bilgefarbe gestrichen. Dabei kam mir der Gedanke, den Platz für uns verwendbar zu machen.

Der Raum war allerdings nicht einfach so nutzbar, da hier Wasser, was z.B. durch die Backskiste kommen kann, zum Sumpf geleitet wird. Bei unserem Schiff ist der Sumpf am tiefsten Punkt des Schiffes (ist irgendwie logisch, oder?). Alles an Wasser, auf welchen Wegen es auch immer ins Schiff kommt, fließt hierhin, um dann von der zentralen Pumpe automatisch abgepumpt zu werden.

In dem „Raum“ unter Bines Koje laufen jedoch auch noch die Steuerseile für unser Ruder und ein paar Kabel vom Windgenerator und von den Solar-Panelen. Der Plan war daher, einen Boden in diesen Raum einzubauen und die Ladung mit einem quer eingesetzten Brett von den Steuerseilen fernzuhalten.

Auf einem Schiff ist eigentlich nichts gerade. Am einfachsten geht so ein Einbau, wenn man sich zunächst ein paar Schablonen aus Pappe anfertigt und die angepassten Formen später auf das Holz überträgt. Natürlich hatte ich keine Pappe an Bord und so durchwühlte ich entschlossen die Altpapier Container in der Marina….dabei war ich zur Abwechslung einmal sofort erfolgreich.

Das Modell für den Boden war dann auch schnell erstellt.

Nun hieß es Sperrholz zu besorgen. Eigentlich keine große Sache….dachte ich….und lag falsch.

Stunden habe ich damit verbracht alle möglichen Läden abzulaufen, aber hier „unten“ in Las Palmas gibt es keine Sperrholzplatten und auch keine Plättchen. Wohin ich auch kam, immer hieß es, dass ich nach El Sebadal müsse.

El Sebadal ist ein kleines Industriegebiet nördlich von Las Palmas. Hier gibt es wirklich wunderbare Läden, wie z.B. meinen Metallhöker, oder mehrere Hydraulikanbieter, Auto und LKW Batterien, einen guten Baumarkt, der auch Maritimes im Angebot hat und Holz. Der Nachteil ist, dass dieses Industriegebiet auf einem Hügel liegt, dessen Steigung von gefühlten 100% mit dem Fahrrad zu erklimmen kein Vergnügen ist.

Ich hatte aber keine Wahl und somit machte ich mich auf den Weg. Schnell wurde ich fündig. Dann wurde ich allerdings darüber informiert, dass ich keine Abschnitte kaufen könne, sondern nur die ganzen Platten (ca. 1,20 x 2,20). Das Format war für mein Klappfahrrad etwas unhandlich und so ließ ich alles in Streifen schneiden, bepackte meinen Drahtesel uns und fuhr so vorsichtig es eben ging den steilen Berg zurück in den Ort und zum Schiff.

Die Modelle wurden nun einfach auf die Platten übertragen und die neuen Böden anschließend mit der Stichsäge ausgesägt und final angepasst.

Die erste Lackschicht ist nun auch drauf und morgen werde ich den Boden dann wohl endlich einsetzen können.