Archiv der Kategorie: Kanaren

Stürmische Zeiten

Mi., 20. Mai 15, La Palma, Tag 354, 2.587 sm von HH

Die Marina in Santa Cruz de La Palma -mal wieder ein Santa Cruz, gerade einfallsreich waren die Spanier nicht mit ihren Namen- ist bekannt für ihren Schwell, der hier vorherrschen soll.
Als wir am Montag ankommen ist davon nichts zu merken.

So greifen wir beim attraktiven Monatsrabatt von 20% begeistert zu. Wir kommen auf einen sehr günstigen Tagespreis von 15,00 EUR. Inklusive der besten Duschen seit langem und Internet an Bord.
Aber ohne Schwell.

Der Schwell kommt dann am Dienstag mit dem Wind.
Dauerhaft bläst es nun mit 25 bis 30 kn.
Jetzt ist uns auch klar, warum die Marina trotz des attraktiven Preises und der schönen Stadt nebendran, kaum belegt ist.
Und warum jedes Schiff für sich alleine eine Zweierbox erhält in der man spinnnetzartig zu allen Seiten Festmacher auslegen kann.

 

Wir schieben im Hafen so viel Lage, dass sich zeitweise Gläser auf dem Tisch selbstständig machen. Es schaukelt und schwingt, die Tampen knarren und so manche Dose muss im Schrank geortet werden, die fröhlich vor sich hin klappert.
Und durch den ablandigen (abstegigen) Wind liegen wir so weit vom Steg entfernt, dass ich mal wieder kaum an Bord komme.

In der Nacht zum Mittwoch knarzen die Tampen derartig über unseren Kojen, dass wir die Nachtruhe um 5:30 Uhr für beendet erklären und entnervt aufstehen.
Im Hellen zeigt sich dann das ganze Ausmaß der Schaukelei in der Nacht:
Ein Tampen ist bereits halb durchgescheuert.

Hierbei handelt es sich nicht etwas um irgendeinen Billigtampen.
Sondern um sündhaft teure Liros-Festmacher. Dieses Tauwerk ist bestimmt doppelt so teuer wie „normaler“ Tampen. Wir haben zum Glück nur zwei Stück davon an Bord, denn die sind mir schon lange ein Dorn im Auge.
Als wir das Schiff neu hatten, haben wir gedacht das Beste ist gerade gut genug. Aber von Anfang an habe ich immer an den Liros vorbei gegriffen.
Wenn der Tampen nass ist, dann liegt er glitschig wie ein nasser Aal, weich und wabbelig in der Hand. Trocknet er, wird er total steif und unbeweglich.
Er mag ja eine große Zugfestigkeit haben und hier tatsächlich führend sein, aber dafür ist er unheimlich scheueranfällig.
Wie sehr, ist hier klar zu erkennen. Und das ist kein Spielzeugtampen, sondern ein echter 22 mm Oschi.

Wir stiefeln also in die Stadt und besorgen uns zwei Meter dicken Gewebeschlauch, den wir über die kritischen Kanten ziehen.
Das sollte als Schutz genügen.

Gegen das Rücken und Schaukeln kann der freilich auch nichts ausrichten. Wir hoffen nun, dass es bald aufhört so stürmisch zu sein und dass wir es nicht bereuen, das Monatspaket genommen zu haben.

Auf nach La Palma, 2. Versuch

So./Mo., 17./18. Mai 15, La Palma, Tag 351/2, 2.587 sm von HH

In den frühen Morgenstunden schläft der Wind hier im Allgemeinen ein.
Dies machen wir uns zu Nutze und laufen um 6:00 Uhr morgens aus.
Außer dem unangenehmen frühen Aufstehen hat dies den Nachteil, dass es wohl noch nicht hell sein wird, wenn wir La Palma erreichen.

Als wir losfahren, ist es noch stockdunkel, aber unsere Rechnung geht auf.
Ein Hauch von Wind und eine moderate Welle erwarten uns draußen. Trotzdem kommen wir nur mit schlappen 3-4 kn gegen die vorherrschende Windrichtung an motort.
Nach zwei Stunden nimmt der Wind stetig zu und erreicht an der Nord-Ost-Ecke Teneriffas, wie angeknipst, mal eben 35 kn.
Das ist das erste Mal, dass wir live erleben, dass die berüchtigten Düsen der Kanaren tatsächlich drei Windstärken heftiger ausfallen als das Umland.

Nach einer guten Stunde ist der Spuk vorbei, wir können unseren Kurs auf La Palma anlegen, aber nun ist der Wind wieder weg.
Es dauert noch bis zum Mittag, bis wir endlich Segel setzen können.
Dafür beschert uns die einsetzende, leichte Brise einen tollen Nachmittag unter Blister.
Aus Sicherheitsgründen bergen wir ihn als es dunkel wird. Kein Mensch hat Lust auf ein Blister-Manöver, falls mitten in der Nacht der Wind stärker werden sollte.

 

Am frühen Nachmittag bekommen wir Besuch.
Eine total erschöpfte Taube bittet um Asyl und landet auf unserer Winsch am Mast.
Wir sind nicht gerade große Taubenfreunde und ordnen diese Vögel eher in die Kategorie der Flugratten ein.
Aber bei dem abgekämpften Tier werden wir zu Taubenflüsterern.
Wir reichen Wasser und ein paar Sonnenblumenkerne und vor allem das Wasser wird gierig angenommen.

Unsere Hilfsbereitschaft spricht sich schnell herum. Denn um 20:00 Uhr landet die zweite Taube auf dem Vordeck.
Die beiden lassen sich kaum vom Bergen des Blisters stören und richten sich häuslich für die Nacht ein.

Sie verlassen uns erst kurz bevor wir den Hafen erreichen. Flügel an Flügel fliegen sie als die besten Freunde ihrer Wege. Und hinterlassen uns einen Saustall. Wie zwei Tauben in einer Nacht so viel Dreck machen können, ist uns ein Rätsel. Schnell sind wir wieder dabei, sie doch in die Kategorie der Flugratten zu sortieren.

Auch wenn wir in der Nacht mehr Wind bekommen haben, so holen wir doch unsere langsame Blister-Zeit nicht wieder ein und kommen mit 6 Stunden Verspätung erst morgens um 8:00 Uhr auf La Palma an.

Wir machen genau neben der La Joya fest. Die Crew schlummert aber noch tief und ahnt noch nichts von ihrem Glück. ;-) Seine Nachbarn kann man sich eben nicht immer aussuchen.

Nach einer gründlichen Süßwasserdusche für Mensch und Maschine, verschlummern wir dann den kompletten Nachmittag, und verbringen einen lustigen, tollen Abend mit unseren Nachbarn.

Und immer wieder der Funk

Mo., 18. Mai 15, La Palma, Tag 352, 2.587 sm von HH

Nachdem wir auf unserer Überfahrt von Teneriffa nach La Palma endlich die Maschine gestoppt hatten, war es an der Zeit die Funke zu testen.
Nun, da wir allein waren, war das Eingangssignal auf allen Bändern (auch 20m) auch nach Einschalten des Tuners bei S0.
So konnte ich das erste Mal in der Intermar Funkrunde auf 14313 mit machen.
Mit Carsten von der SY Namastee verlief die Kommunikation sowohl auf 20 und 15m super und Verbindungen über Pactor waren so schnell wie lange nicht.

In der Marina von La Palma habe ich das Ganze dann noch einmal getestet, als wir noch am Steg der Rezeption lagen und alles schien einigermaßen OK. Jetzt liegen wir in einer Box, die maximal 100m vom Rezeptionssteg entfernt ist und alles ist wieder fast so wie in den anderen Marinas. Offensichtlich bekommt uns die Nähe anderer Schiffe nicht gut.
Zumindest weiß ich jetzt aber, dass die Anlage auf See super funktioniert und dafür war ist die Anlage ja auch in erster Linie gedacht.

Adios Teneriffa

Sa., 16. Mai 15, Teneriffa, Tag 350, 2.477 sm von HH

Bevor wir nach über zwei Monaten Verweildauer hier in Santa Cruz noch festwachsen, geht es heute endlich weiter. Nach La Palma.
Außerdem wartet dort schon die La Joya mit den Hexen und ihrem Wodoo-Master auf uns. Die drei sind schon vor zwei Wochen voraus gefahren.

Teneriffa gefällt uns ausgesprochen gut und ist ab sofort unsere neue Lieblings-Canary.
Bei Santa Cruz vs. Las Palmas gehen die Meinungen an Bord auseinander.
Mir gefällt Santa Cruz besser.
Die vielen kleinen Parks und beschatteten Fußgängerzonen. Die schönen Häuserfronten, der einmalige Markt und viele andere Kleinigkeiten haben es mir hier angetan.
Gut, Las Palmas hat zwei Stadtstrände und 80.000 Yachtausrüster, Elektronikläden, Segelmacher, Kabelläden und Funkamateur-Zubehör-Shops. Aber wer braucht schon sowas?

Waren im März und April eigentlich täglich mindestens zwei (manchmal fünf) Kreuzfahrschiffe gleichzeitig hier, so ist deren Saison hier jetzt zu Ende. Die schippern nun im Mittelmeer.
Somit ist die Stadt leerer von Touris und noch angenehmer.
Der einzige Makel der Marina, dass man nur durch eine Großbaustelle, dann durchs Kreuzfahrer-Terminal in die Stadt kommt, ist jetzt auch besser auszuhalten. Denn die ganzen grenzdebilen (sorry) Rentner, die einfach ohne Vorwarnung auf dem Gehweg stehen bleiben, sind nun woanders.
Auch werden wir die lauthals schnatternden Italiener, die zu siebt den ganzen Gehweg einnehmen nicht vermissen.
Sobald die Baustelle hier fertig ist und es einen direkten Weg in die City gibt, wird die Marina noch richtig schön.

Nach zwei Monaten kennt man sich natürlich schon sehr gut aus und eine neue Bequemlichkeit tritt ein.
Man muss sich nicht mehr alles erarbeiten: wie man wo hinkommt oder wo man etwas bekommt.
Lass uns doch einfach hier bleiben…wer will denn weiter?
Die sogenannte Hafenfäule tritt ein.

Nun, damit ist jetzt Schluss, denn gleich geht’s los. Eigentlich hatten wir schon gestern fahren wollen. Aber im Hafenbüro hing eine fenomenico meteorólogo, eine Starkwindwarnung für das Gebiet zwischen Teneriffa und La Palma.
Heute ist diese aber verschwunden und es sollte gut laufen.
Die Strecke beträgt ca. 100 sm, so dass wir mit ca. 20 Stunden Überfahrt rechnen. Damit wir garantiert im Hellen ankommen, starten wir am frühen Nachmittag.

Und es wartet eine Einladung zum Essen, und wen wundert’s, zum Trinken auf der La Joya auf uns. :-)

 

Hafen-Graffiti

Fr., 15. Mai 15, Teneriffa, Tag 349, 2.477 sm von HH

Höchstwahrscheinlich ist die Hafen-Malerei auf den Azoren, genauer in Horta auf der Insel Faial entstanden. In Horta gibt es das größte, maritime Gemälde der Welt.
Es existiert sogar einen Bildband darüber (Hafen-Graffiti heißt es). Es müssen hunderte von Bildern sein. Seit zig Jahren ist es dort bereits Tradition, dass Segler sich mit einem Gemälde an der Hafenmauer verewigen.

Da Weltenbummler aber meistens erst auf ihrem Rückweg ihrer Weltumsegelung die Azoren erreichen, hat sich ein zweites, riesiges Gemälde auf Madeira entwickelt.
Wetterbedingt haben wir Madeira ja leider auslassen müssen und konnten somit unseren Namen nicht auf einer der Mauern verewigen.

Hier in Santa Cruz auf Tenerife gibt es eine kleine Subkultur dieser schönen Sitte. Im Vergleich zu den großen Wirkstätten sind es nur wenige Bilder.
Aber auch hier sind, je nach Talent des Künstlers, sehr schöne Exemplare darunter.

Damit wir in der alten Welt wenigstens auf einer Mauer zu finden sind, habe ich kurz entschlossen Farbe besorgt.
Grundierung in Weiß und mit Hilfe von selbstgeschnippelten Schablonen, damit es das Werk nicht allzu schief wird, habe ich uns nun hier verewigt.

Gar nicht so einfach. Denn die Wand ist alles andere als glatt.
Was erst noch wie sauber verputzt wirkt, stellt sich beim Feinzeichen als Kraterlandschaft heraus. Aber der schwierigste Part ist, dass mein Arbeitsplatz im Hafenschwell hin- und herschwankt.
Außerdem muss ich immer auf Flut warten, da sonst unser Namenszug in unerreichbare Höhen entschwindet. Aber ein paar Gezeiten-Zyklen später ist es jetzt vollendet. :-)
Zwei Schichten Klarlack sollen dafür sorgen, dass das Kunstwerk für die Ewigkeit erhalten bleibt. Oder zumindest solange, bis wir auf unserem Rückweg hier wieder vorbei kommen.