Archiv der Kategorie: Reparaturen/Refit

Teakdeck

So., 24.Sep.17, Kolumbien/Santa Marta, Tag 1212, 11.850 sm von HH

Es gibt wohl keinen schöneren Decks-Belag.
Ein Teakdeck sieht so richtig schön schiffig aus. Richtig praktisch ist es allerdings nicht. In den Tropen schon gar nicht, barfuß drauf laufen, kann man völlig vergessen. Viel zu heiß.

Unser großes Teakdeck-Refit  liegt sieben Jahre zurück.
Seitdem haben sich weitere Millimeter vom Holz abgetragen. Schätzungsweise zwei, vielleicht zweieinhalb Millimeter.
Die gute Nachricht: das ist normal. Die schlechte Nachricht: uns fallen zunehmend die Holz-Pfropfen raus.

Die Teakbretter sind auf dem Deck verschraubt. Jede dieser Schrauben hat einen Holz-Pfropfen erhalten. Zum einen damit man die Schrauben nicht sieht, zum anderen damit es dicht ist.

Mit dem Holzplanken haben sich auch die Proppen abgetragen. Als hauchdünne Plättchen halten sie nicht mehr auf der Schraube und fallen ab.

Die Erneuerung ist recht simpel. :mrgreen:
Schraube raus, mit Führungs-Schablone und Forstnerbohrer das Loch vertiefen, Sika (haben wir genommen, war grad offen) oder wasserfesten Holzleim rein, neuen Pfropfen einschlagen, auf Faser-Richtung achten (sonst sieht es kacke aus ;-) ), warten bis der Leim trocken ist, Pfropfen mit dem Steckeisen abschlagen (in Faserrichtung, sonst kann er splittern), überstehenden Rest abschleifen, well done.

Das schreibt sich leichter als es ist. Fünfzig Schrauben-Löcher erneuert Achim. Eine fiese Plackerei. So recht will sich kein schattiges Plätzchen an Deck finden lassen.

Ein Loch erwischt er mit massiver Feuchtigkeit. Genau neben dem Want, was wir in Verdacht hatten für den Wassereinbruch verantwortlich zu sein. Das ist inzwischen längst dicht, aber so leicht scheint sich die Feuchtigkeit nicht zu verziehen.

Neben den Pfropfen erneuert Achim noch einige schlechte Fugen in dem kritischen Bereich.
Das geht super mit dem Multi-Master, ein wunderbares Gerät von ‚Fein‘.

Das Messer holt die alte Fugenmasse raus wie Butter. Die Fuge wird dann mit der Flex etwas vertieft und geglättet. Dann nur noch abkleben, neu verfugen, abschleifen.

Unser Teakdeck hat im Mittel noch eine Stärke von 8 Millimeter. Das entspricht dem Auslieferungszustand einer neuen Bavaria. Das klingt viel, aber in zehn Jahren ist trotzdem Schicht. Ich mag nicht dran denken.

Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott

 Di., 13.Sep.17, Kolumbien/Santa Marta, Tag 1201, 11.850 sm von HH

Direkt nach unserer Ankunft in Santa Marta vor 2 Monaten habe ich mit den Leuten vom Boatyard bezüglich eines neuen Unterwants gesprochen. Alles hörte sich super an und es schien, als ob es in Cartagena einen Rigger gäbe, der ein neues Want anfertigen könnte. Unser defektes Unterwant, das seit unserer Überfahrt von Belize nach Providencia notdürftig mit einer Kette repariert seinen Dienst tat, habe ich der Werft als Muster übergeben.


Es dauerte knapp zwei Wochen, bis der Rigger mitteilen ließ, dass er das notwendige Stemball Terminal (das ist der „Haken“, der auf den Draht aufgepresst wird, um es am Mast zu befestigen) nicht in Kolumbien auftreiben könnte. Kein Problem dachte ich, da unsere Reise nach Hamburg bevorstand und ich die Terminals aus Deutschland mitbringen könnte.

Wieder in Santa Marta, übergab ich die neuen Terminals der Werft, um dann 2 Wochen später erfahren zu müssen, dass ein 10mm Draht in Kolumbien nicht erhältlich sei. Hier gäbe es nur 3/8 Zoll Drähte…. Hätten sie das gleich gesagt, dann hätte ich solche Terminals mitbringen können. Es drängt sich leider der Verdacht auf, dass die Werft hier nicht besonders bewandert ist, wenn es um Segelboote geht.

Um für zukünftige Notfälle gerüstet zu sein, hatte ich in Hamburg aber auch noch eine Reihe von Schraubterminals gekauft. So einen Notfall hatten wir nun und ich beschloss das alte Want mit einem Schraubterminal zu reparieren.

Schritt 1: Absägen des alten Terminals oberhalb der Bruchstelle. Den Draht habe ich in einen Schraubstock geklemmt wobei dessen Backen mit Bleiplatten bedeckt waren, um Beschädigungen des Wants zu vermeiden.

Schritt 2: Einfädeln des Konus. Dazu werden die 12 Drähte, die den Kern umspannen gelöst und leicht geöffnet, sodass sich der Terminal-Konus über den aus 7 Drähten bestehenden Innenkern des Wants geschoben werden kann. Bei einem 10er Want schreibt sich das leichter als es ist… Die Kardeele dürfen bei dieser Aktion auf keinen Fall geknickt werden.

Schritt 3: Nun werden die losen Drähte des Wants ordentlich um den Kern gelegt und die äußere Schraubhülse darüber gezogen.

Schritt 4: Wenn alles gut aussieht, wird das Gegenstück aufgesetzt und mit moderater Kraft verschraubt.

Schritt 5: Die Verbindung wird noch einmal aufgeschraubt und die Drahtenden sollten sich nun schön um den Konus gelegt haben.

Schritt 6: …mit Kraft verschrauben….

Logischerweise wird das Want insgesamt etwas kürzer. In unserem Fall reichte jedoch ein Toggle (das ist so eine Art Verlängerungsstück), um das Want wieder anzubringen.

Jetzt muss es nur noch halten …..

Fazit: ich habe es leider versäumt mir eine Reihe von Schraubterminals für jede Wantenstärke zu besorgen bevor wir losgefahren sind. Das war ein Fehler, den ich jetzt allerdings korrigieren konnte.

 

Koom mi nich an de Farv!

Mi., 12.Jul.17, Kolumbien/Santa Marta, Tag 1138, 11.850 sm von HH

Dieser Hamburger Schnack als ernst gemeinter Hinweis hat eine Lebensdauer von 15 Minuten. Als mein Held von der Dusche zurück kommt, steht er mit dieser Pose im Salon. :shock:

Breitbeinig und gut aufgelegt.
Das ändert sich spontan als ich an anbölke: „Hand ab! Rechts ist doch frisch gepinselt!“

Szene nachgestellt

Szene nachgestellt

Dass es eine Herausforderung werden würde auf dem Schiff zu wohnen und gleichzeitig heikle Stellen zu lackieren, war zu erwarten. Aber das? Den Kopf nur zum Haare schneiden, oder wie? :mrgreen:

Ist man nur eine Minute abgelenkt, schon hat man Malheur.
Um die kritische Stelle herum liegt Papier, von der Decke hängen Bänder, um auch beim letzten Crew-Mitglied die Erinnerung wach zu halten: „Achtung, frisch gestrichen.“

Dabei sind die Grundvoraussetzungen gar nicht schlecht. Durch die Hitze ist der Lack  nach dreißig Minuten schon staubtrocken. Ich kann morgens den ersten Schlag drauf pinseln und nachmittags bereits anschleifen und die zweite Schicht lackieren.
Trocknung wie im Lackier-Raum. Cool.

Dazwischen gibt es diese schwierige Phase, wo Anfassen unerwünschte Fingerabdrücke hinterlässt.
Die Erkennungsdienstlichen Maßnahmen sind angeschlossen. Alle Fingerabdrücke in die Schiffs-eigene Datenbank übernommen. Ausreden ‚ich war’s nicht‘ sind ab sofort, für uns beide, zwecklos.

Wir kommen um das Pinseln nicht länger herum.
Der Lack ist ab. Weg. Einfach abgegrabbelt. Natürlich nur an Stellen, die tausend Mal am Tag angefasst werden. Scheuerleisten in Bad, Pantry und am Navitisch. Und alle Haltegriffe.

Um uns beiden das Leben zu erleichtern, lackiere ich zuerst die Steuerbordseite, dann kommt Backbord. „Vorsicht, Achtung, Bauch einziehen, nicht gegen lehnen. :shock: Koom mi nich an de Farv, Du Dösbaddel.“

Arbeiten am Schiff

So., 09.Jul.17, Kolumbien/Santa Marta, Tag 1135, 11.850 sm von HH

Als erstes widmen wir uns dem Wasser-im-Schiff-Problem.
Kennen wir ja schon von der Steuerbordseite. An Backbord werden die Arbeiten durch den unverrückbaren Salontisch erschwert.

Die Platten und Isolierung hinter der Sitzbank-Rückwand kommen trotzdem raus. Den ollen Kunstleder-Überzug auf den Platten entfernen wir. Der bringt uns nicht nach vorne, sondern verdeckt die Sicht auf Wasserränder.
Auf diser Seite sieht es nicht so schlimm aus, hier war wohl in der Tat das erste Mal, dass Wasser eingedrungen ist.
Alle Salzspuren werden beseitigt und rückwärts wird alles zurück gebaut.

An Deck hat Achim schon mit Sika die Püttinge neu abgedichtet.

Durch die Hitze ist das zeug sehr dünnflüssig und schwierig zu verarbeiten. Es fließt zwar gut in Ritzen, macht aber auch großen Schweinkram.

Jetzt heißt es hoffen, dass es dicht ist. Ein Test mit unendlich zur Verfügung stehendem Süßwasser (ist doch auch mal schön in einer Marina) aus dem Schlauch ist positiv verlaufen.

Allerdings ist Salzwasser tückisch. Es verhält sich anders als Süßwasser. Es scheint Augen zu haben. Augen, die noch die letzte Ritze zu finden, wo es zwischen laufen kann. Süßwasser ist an der Stelle blind.

Mit unserem Dorade-Lüfter bleiben wir erfolglos.
Der wird mit Süßwasser komplett geflutet. Nix! Kein Wasser dröppelt durch die Decke. Es bleibt nur, dass die naheliegende Fensterdichtung undicht ist. Die bekommt jetzt auch noch so eine Sika-Behandlung verpasst.

Nach drei Monaten nur am Anker mit begrenzten Waser-Vorräten war es auch an der Zeit mal wieder das Deck zu schrubben. Peinlich. :oops: Eine schwarze Brühe bürsten wir vom Holz. Hoffentlich hat das keiner gesehen.

Diese Wasser-Arbeiten sind noch die angenehmsten. Unter Deck sind 33 Grad, in der Sonne bestimmt 40. Die Sonne knallt, das Deck glüht, der Schweiß fließt.
Der ständige Wind gibt ein wenig Erleichterung. Körperlich Arbeiten in Santa Marta…nun, muss man nicht wirklich haben. ;-)

IC-505 Reparatur am Anker im Creek Coswin

Di. 27. Sep.16, Franz. Guayana – Coswine Creek, Tag 850, 7.614 sm von HH

Unser UKW Gerät hatte kurz vor dem Start der Rally von Grenada nach Franz. Guyana den Dienst quittiert. Ein Empfang von Sprachmeldungen war einfach nicht mehr möglich, während zumindest DSC und auch Aussendung von Sprachmitteilungen noch funktionierte.
Im Segeln-Forum.de hatte ich die wahrscheinlichste Ursache für die Fehlfunktion gefunden. Ein Keramikfilter auf dem Mainboard hatte wohl den Geist aufgegeben. Einer Anfrage bei ICOM zwecks Zusendung der Keramikfilter wurde prompt entsprochen und somit hatte ich Ersatz an Bord. Das Problem war nur…wie bekomme ich den Filter in das Gerät.
Irgendwann habe ich es gewagt und habe das Gerät zerlegt. Zum Ausbau der Platine mussten dann nur noch 14 Kontakte abgelötet werden und erst dann wurde der vermeintliche Übeltäter zugänglich. Da der DSC Betrieb ohne Probleme lief, habe ich nur den Keramikfilter auf der „nicht-DSC“ Seite ausgelötet und durch einen neuen ersetzt. Das Wiederanlöten der 14 Kontakte erwies sich als unkritisch. Noch im teilzerlegten Zustand habe ich das Funkgerät angeschlossen und getestet und siehe da….es funktionierte wieder. Das war schon ein fast unerwartetes Ergebnis, da ich definitiv kein Elektronikbastler bin und die Bedingungen mit geflickter Lötpumpe und einem zu schwachen Lötkolben mit zu scharfer Spitze eigentlich alles andere als optimal waren.


Immer wieder müssen auf einem Boot Dinge repariert werden von denen man wenig oder gar nichts versteht. Versucht man es jedoch nicht zumindest, dann hat man von vornherein verloren.