Archiv der Kategorie: Reparaturen/Refit

Anstreichen nach dem Tidenkalender

Do., 04.Okt.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1588, 13.337 sm von HH

Im Prinzip liegen wir im Chone Fluss recht ruhig. Nur zwei Stunden um Hochwasser wird es kappelig. Anstreichen während dieser Phase: schwierig. Ein Schupser einer Welle und schon hat man übergemalt. Ich klebe nicht gerne ab. Meine Klebung wird meisten schief und am Klebeband bleibt eine Lackkante stehen. Gefährlich auch das, mit frischem Lack vollgeschmierte Klebeband, was feucht abgerissen werden soll. Garantiert weht das aus und saut irgendwelche Tampen mit Lack voll. Also pinsel ich lieber freihand meine Kanten.
Dafür brauche ich ablaufendes Wasser. Nach 11:00 Uhr geht es aber auch nicht mehr. Dann kommt der (extrem zuverlässige) Mittags-Wind, der Staub von den dicken Straßenbauarbeiten an Land zu uns rüber weht. Mit dem haben wir sowieso schon zu kämpfen. Das ganze Schiff ist staubig. Der Dreck findet seinen Weg bis in die Schränke. Den will ich auf keinen Fall in meinem frischen Lack wieder finden.

Trotz schwieriger Terminfindung und widriger Umstände, klappt die Anstreicherei zufriedenstellend. Ich bekomme unfallfrei Farbe auf Achims gespachteltes Brett. Wie durch ein Wunder hat unser amerikanischer Nachbar Allan noch eine Tube weißes Sika liegen, die er nicht mehr braucht. Wir können das neu aufgebaute Brett (optisch ansprechend) abdichten.
Hurra!

Vorher der hässliche Schwan

Vorher der hässliche Schwan

 

Nachher oben und unten schön versiegelt mit Sika

Nachher oben und unten schön versiegelt mit Sika und lecker lackiert

Jetzt nur noch hinter der Sprayhood pinseln, wo neulich noch das Loch nach außen klaffte.
Hier werde ich nichts mit meiner Freihand-Malerei. Der Winkel zum Brett ist kleiner als 90 Grad. Ich muss abkleben. Malerband befestige ich nah an der Kante und den Rest decke ich mit Zeitungspapier ab.
Das Brett bekommt zwei Anstriche. Und jetzt mache ich einen wirklich dummen, dummen Fehler. Ich lasse meine Klebung zudammen mit dem Lack trocknen. Aus Doofheit? Aus Bequemlichkeit? Weil ich Abkleben nicht mag? Aus extremer Trotteligkeit? Ich weiß es nicht. Dabei weiß ich doch, dass man das nicht macht. :roll:

Da wo das Malerband klebte, ist die Welt in Ordnung. Abreißen, die Lackkante mit einem Messer glätten, fertig. Kommt ja noch eine Versiegelung mit dem Sika rüber. Sieht bombig aus.
Aber es gibt Stellen, da ist der Lack unter die Zeitung gekrochen. Ich versuche noch was zu retten. Keine Chance. Eine hauchdünne Papierschicht scheint für immer verwachsen mit dem Untergrund. Grün-blaue Werbung auf weißem GFK. Sogar ein paar spiegelverkehrte Buchstaben kann ich noch erkennen. Ich möchte weinen.

Stunden später, unter Zuhilfenahme von diversen Messern, Kratzern und einem Ceranfeld-Schaber, ist mein Schaden behoben. GFK ist zum Glück ein geduldiges Opfer für solche Sauereien. Ähnlich wie von Glas kann man Verunreinigungen fast unsichtbar herunterkratzen und polieren.
Hab ich schon gesagt, dass ich Abkleben nicht mag?

Das Loch gefüllt mit Matte und Harz

Das Loch gefüllt mit Matte und Harz. Kann das je wieder schön aussehen?

Loch weg, verklebte Zeitung weg, schwarze Fugen weg, Riss weg. Projekt abgeschlossen!

Karies-Befall

Di.,18.Sep.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1571, 13.337 sm von HH

Schon in Deutschland durfte ich ja an dieser Stelle lesen, dass bei meiner Rückkehr ‚rosa‘ Arbeiten (schleifen und lackieren) auf mich warten würden. In der Zwischenzeit hatte Achim den gefundenen Schaden am Cockpitaufbau behoben und ‚Rosa‘ soll zur Tat schreiten. Frau Rosa ist allerdings misstrauisch. Warum sollte das Holz nur auf der Backbord-Seite vergammelt sein? Wo doch auf Steuerbord ebenfalls eine winzige Undichtigkeit auf der inneren Seite der Sprayhood festzustellen war? Frau Rosa arbeitet nicht gerne doppelt und drängt Herrn Blau noch mal genau nachzubohren.

Und siehe da: Blau stößt auf einen weiteren großen Karies-Befall. Zunächst nur mittig. Die kariöse Stelle wird ausgebohrt. Der Befall zeigt sich auf der gesamte Länge des oberen Brettes.
Das morsche Holz wird heraus gebohrt und gepuhlt. Als Füllung kommen zuerst Epoxi hinein, dann Glasfasermatte-Schnipsel und Polyester-Harz dazu. Spachtel oben drauf, schleifen, erneut spachteln, wieder schleifen – bis es richtig gut aussieht. Beim Entfernen der Abdeckung dann noch ein Kollateral-Schaden: der rote Streifen hat Harz abbekommen und benötigt nun ebenfalls einen neuen Anstrich. Damit wäre erreicht, dass sich der Arbeitsaufwand von Frau Rosa mal eben verdoppelt hat.

Doktor Blau bei der Arbeit

Doktor Blau bei der Arbeit

Das Brett ist auf die gesamte Länge morsch im oberen Bereich

Das Brett ist auf die gesamte Länge morsch im oberen Bereich

 

Reparatur mit Polyester-Harz

Reparatur mit Polyester-Harz

Vorgeschliffen

Vorgeschliffen

Wieder fein verspachtelt, aber der rote Streifen hat etwas abbekommen

Wieder fein verspachtelt, aber der rote Streifen hat etwas abbekommen

Dr. Blau will es nun wissen und nimmt jetzt noch an der Ecke eine Probebohrung vor. :cry:
Was uns ins Cockpit fällt, ist der reine Torf. Nur noch zusammengehalten vom Lack. Hier ist eine Wurzelbehandlung nötig. Und die anstehenden Lackerarbeiten haben sich soeben noch auf die Innenseite des Cockpits ausgeweitet. Nach zwei Zentimetern stößt Achim auf gutes Material. Der Kern vom Holz ist gut. Also soll auch hier ein Aufbau mit Polyester-Harz erfolgen.
Im Maler-Laden, die das Harz und Härter verkaufen, begrüßen sie Achim schon mit Handschlag.

Drei Zentimeter vermodertes Holz ergießen sich ins Cockpit

Drei Zentimeter vermodertes Holz ergießen sich ins Cockpit

Uns ist bewusst, dass dies eine Art Fusch-Behelfs-Reparatur ist und das Brett eigentlich ausgetauscht werden müsste. Aber vor Ort gibt es niemandem, dem wir so eine Arbeit zutrauen würden. Und die eigenen Tischler-Handwerklichen Fähigkeiten sind an Bord nicht so ausgeprägt.
Aber wir sind ebenfalls überzeugt, dass diese Reparatur bis Neuseeland halten wird.

So schlecht der Standort für diese Reparatur auch sein mag. Er hat auch ein Gutes: Es regnet nicht in Bahía (seit drei Monaten hatten wir zweimal etwas Nieselregen). Auf ein Dach und aufwendige Abdeckungen kann verzichtet werden. Und Polyesterharz ist extrem preiswert: Ein Liter gibt es für 5 USD. Da darf es schon mal ein Gebinde mehr sein, was Achim in die Löcher gießt. Also, nichts ist so schlecht als dass es nicht auch noch für irgendwas gut wäre.

Atanga …. is there anybody out there

Mo.,27.Aug.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1549, 13.337 sm von HH

Ruhig ist es auf der unserer Seite, seitdem Bine in Deutschland weilt und sich den Annehmlichkeiten der Heimat hingibt. Mir sind Berichte von Grillgut und anderen Köstlichkeiten zu Ohren gekommen.

Das Leben an Bord kann da nicht ganz mithalten. Die Küche an Bord hat ihren absoluten Tiefpunkt erreicht. Zum Frühstück meist dieses superweiche, fast klebrige Toastbrot der Marke Bimbo, dass mit absoluter Sicherheit bei Dauerkonsum neben den normalen Mangelerscheinungen auch zu Zahnausfall führt. Als Aufschnitt dient, was sie hier Mortadella nennen. Ich habe es vermieden, tiefer zu recherchieren, um die wahren Ingredienzien zu ermitteln. Als Schluckhilfe dient ein Sandwichaufstrich auf Mayonnaisenbasis. Was für ein Start in den Tag.

Mittags gibt es meist Tortillas (entweder mit Rührei, Gemüse oder Käse). Das Rührei ist mittlerweile sogar essbar. Auf einer der letzten Überfahrten habe ich Bine mit einem Rührei verwöhnt, was heute noch für Gesprächsstoff sorgt. Das man Eier derart geschmacksneutral herstellen kann, war selbst Bine neu. Wie schon gesagt, dass ist besser geworden, auch wenn es mir jetzt schon zweimal passiert ist, dass ich die geschnittenen und bereitgestellten Zwiebeln erst wieder entdeckte, nachdem die Eier schon eine Weile in der Pfanne weilten.

Abends kommt dann der Klassiker: Spaghetti (mit Kinder-Tomatensauce). Problematisch ist nur, dass die meisten Packungen hier nur 400g Nudeln enthalten. Da bleibt dann gerade etwas für einen Snack am nächsten Tag übrig. Wo sind die alten 500gr Packungen.

Abgesehen von den oben beschriebenen lebenserhaltenen Maßnahmen gab es viel Arbeit auf dem Schiff.

Es macht mir nichts aus, den ganzen Tag mit „Kabeln zu spielen“.
Wenn es aber darum geht, mit Polyester Harz, Epoxy, Sika und Polyurethan Farbe zu arbeiten, dann bin ich raus. Es dauert maximal eine Minute, dann hab ich das Zeug bis zum Ellenbogen kleben. Selbst an den Fingern finden sich mehr als nur Spuren. Und das trotz Latexhandschuhen. Wer da meint, Tunneleffekte sind eher ein quantenmechanisches Problem, der irrt. Alle klebrigen Materialien finden den Weg durch die Handschuhe direkt auf meine Hände. Immer!

Aufbau

Das Projekt am Aufbau ist weitestgehend abgeschlossen. Die Hohlräume sind wieder mit Leben (Glasfasermatte und Harz) verfüllt. Dieser Job hat viel länger gedauert, als ich dachte. An keine Stelle kam man gut heran und immer wieder musste ich einen Großteil der Masse abschleifen, weil sich eine Blase gebildet hatte oder eine Verbindung nicht gut aussah. Final war dann aber alles verfüllt und gespachelt. Jetzt fehlt nur noch die Farbe ….

fertig zum Malen

fertig zum Malen

Funk

Als Gegengewicht für unsere Kurzwellenantenne haben wir unter der Wasserlinie Kupferfolie verlegt. Schon lange wollte ich diese laminieren und das Ganze dann nett weiß streichen. Aufgrund der nicht unerheblichen Geruchsbelästigung durch Harz und Polyurethanfarbe, war das allerdings etwas, was nur während längerer Abwesenheit von Bine möglich war. Auch hinter dieses Projekt kann ich nun endlich einen Haken setzen.

Malocher auf Atanga

Malocher auf Atanga

Undichtes Pütting

Auf der Fahrt von Mexiko nach Providencia hatten wir einen ganzen leichten Wassereinbruch an einem der Püttinge (das sind die Teile, an denen die Wanten festgetüddelt sind…). Für eine Reparatur musste also die alte Dichtmasse raus, um anschließend alles wieder neu mit Sika zu vergießen. Hab ich schon erwähnt, dass Sika problemlos durch Latexhandschuhe geht … was für ein Schweinkram. Jetzt drück ich mir die Daumen, dass es dicht ist, Test folgt – irgendwann.

Eine Woche bleibt mir jetzt noch, dass Schiff wieder aufzuklaren … wenn das mal klappt.

Surprise, surprise …

So.,12.Aug.18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1534, 13.337 sm von HH

Ich hasse Überraschungen. Nun ja, nicht wirklich, wenn sie denn angenehm sind. An Bord sieht das anders aus. Noch nie fand ich größere Bündel Geld oder andere Schätze unter irgendwelchen Bodenbrettern, obwohl mir der Gedanke durchaus gefiele. An Bord bedeuten Überraschungen meist Arbeit und Frust.

Nachdem Bine mich an Bord zurück gelassen hat, begann ich mit einfachen Übungen, wie das Wechseln des Kühlwassers. Eigentlich kein großes Ding, wäre da nicht die Ablassschraube am Wärmetauscher, die schon sehr lange nicht mehr bewegt wurde und die aus „solidem“ Plastik gefertigt wurde. Gegen jede Erwartung brach sie nicht, obwohl es ein wenig „Gewalt“ brauchte, sie zu lösen. Um als Überraschung zu dienen reichte das jedoch nicht, dafür war es einfach zu unspektakulär.

Das sollte sich am nächsten Tag ändern. An unserem Aufbau machte seit einiger Zeit ein kleines Leck auf sich aufmerksam. Unter der Scheibe lief bei heftigen Regenschauern ein winzig kleines Rinnsal. Als positiv denkender Mensch hoffte ich auf eine defekte Dichtung. Das sollte sich sehr schnell als falsch herausstellen. Nachdem ich die Leisten, die die Scheiben in Position halten, entfernt hatte, bot sich mir ein Bild des Schreckens. Die Konstruktion auf der die Scheiben stehen, ist als Sandwich aufgebaut. Das bedeutet, dass die Außenbretter aus „richtigem“ Holz bestehen und in der Mitte Sperrholz oder irgendein anderes untaugliches Material verbaut wurde. Durch die Feuchtigkeit hat dieses Innenleben angefangen zu gammeln und hat sich dabei teilweise zu Holzmehl verwandelt.

Aufbau

Aufbau

Lochfraß

Lochfraß

Wie beim Zahnarzt muss dieses Zeug raus, bevor überhaupt daran gedacht werden kann, dass Sandwich wieder mit „Wurst“ zu füllen.

Ich war so schockiert, dass ich mir erst einmal frei genommen habe, um nachzudenken. Das geschieht hier meist durch intensives auf dem Rücken liegen, während man im Internet surft.

An eine professionelle Reparatur vor Ort ist nicht zu denken. Es gibt weder die Leute, noch die Materialien. Ich werde also mein Bestes geben, dem Aufbau eine anständige Plombe zu verpassen, sodass der Aufbau wieder dicht ist.

Die finalen Spachtel-, Schleif- und Lackierarbeiten müssen dann warten, bis Bine wieder da ist. Diese Arbeiten sind auf Atanga als eindeutig „rosa“ deklariert.

Doppeltes Batterie-Sterben

Mo., 30.Apr.2018, Las Perlas/Contadora, Tag 1430, 12.486 sm von HH

Schon seit einigen Tagen schleicht Achim um die Batterie-Spannungs-Anzeige herum. „Warum laden wir so schlecht?“, brummt er in seinen Bart.
Kurz nach Sonnenuntergang zeigt die Spannung nur 12,5 Volt: „Ja, das kann ja jetzt nicht sein!“
Achim hängt die beiden, parallel geschalteten, Batterien unserer Hauptverbraucherbank ab. Jetzt kann er direkt die Spannung an den Batterien messen. Eine zeigt 11,5 Volt. Klinischer Tod einer Batterie. Batterie zwei lebt, zeigt schnell über 12,5 Volt Spannung an und wird wieder ans Netz genommen. Puh! Glück gehabt.
Unsere Hauptverbraucherbank ist jetzt um die Hälfte ihrer Kapazität beraubt. Nicht so schlimm, wenn wir sparsam mit Strom sind, sollte es reichen. Zusätzlich haben wir noch eine separate Verbraucherbatterie mit 180 Ampere-Stunden, die gut arbeitet.

Beim zu Bett gehen, flackert das Licht im Bad, wenn die Wasserpumpe läuft. Kein gutes Zeichen.
Die Ursache ist schnell gefunden: Exitus! Der plötzliche Batterie-Tod hat jetzt auch Nummer Zwei befallen. Wir vermuten noch eine späte Folgeerscheinung vom Blitzeinschlag.

Kaputt nach 2,5 Jahren - unsere Hauptverbraucherbank mit 280 Ampere-Stunden

Kaputt nach 2,5 Jahren – unsere Hauptverbraucherbank mit 280 Ampere-Stunden

 

Jetzt haben wir ein kleines Problem. Nicht nur, weil wir jetzt noch sparsamer mit dem Stromverbrauch sein müssen, sondern in erster Linie, weil die Ankerwinsch nur über die leblose Verbraucherbank läuft. Eine Restspannung von höchstens 20% zieht den Anker keinen Meter.

Wir ankern auf 10 Meter Wassertiefe – bei Flut. Der Anker wiegt 33 Kilo plus Kette von 200 Kilo. Die elektrische Winsch kann auch manuell betrieben werden mit einem Hebel. Im Handbetrieb schafft die Winsch nur zehn Zentimeter pro Hub. Na, das wird ja ein schöner Spaß. Ich bin froh, dass ich bei den Ankermanövern immer (!) am Ruder stehe. Das bietet keinen Spielraum, das System ganz plötzlich doch noch zu ändern. :mrgreen:
Die letzten Meter werden die schwersten sein, wenn der Anker schon schwebt und noch zehn Meter Kette dran hängen. Kommando ‚Anker auf‘ also schon mal nur bei Ebbe, das spart die ersten vier Meter.