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Ein Leben an Land ist möglich

So., 15.Nov.15, La Palma, Tag 533, 2.895 sm

Zum Wochenende kehrt Ruhe ein auf dem Werfgelände. Unsere Nachbarn Thomas und Susanne schweben ins Wasser zurück, danach wird es still.
Wir nutzen unseren verlängerten Aufenthalt zum Putzen und Polieren der Fender, Aufbauen und den ganzen Edelstahl.
Wenn es nichts mehr zu tun ist, Edelstahl lacht einen immer an.

Das Leben an Land habe ich mir etwas einfacher vorgestellt.
Vor dem geistigen Auge taucht der Ship-Yard in Las Palmas auf. Eben über die Marina-Straße huschen und in die Dusche fallen.

In Tazacorte ist das anders. Zu den Duschen ist es ein Weg von fast einem Kilometer.
Das ist zu wuppen. Nach einem anstrengenden Tag mit – Leiter hoch, Leiter runter- ist das alles andere als ein Vergnügen.
An Tag vier baut Achim ein Fahrrad auf, nun geht es besser.

An das Frischwasser aus unseren Tanks kommen wir noch ran.
Nur ablassen können wir es nicht. Das heiß, wir wollen das nicht.
Eigentlich bräuchten wir uns da nicht genieren, da mit einem Hochdruckreiniger die Schiffe abgespritzt werden.
Schmutziges Wasser, Meeresfrüchte und Antifouling spülen auf den Platz. Angeblich soll das Schmutzwasser in einem Tank aufgefangen werden.
Eine Rinne kurz vor dem Hafenbecken unterstützt diese Theorie.

Da könnten ein paar Liter Händewasch-Wasser wohl nichts ausmachen.
Wir mögen das aber nicht tun und wählen die unbequeme Variante.

Ob das mit dem Tank wirklich so stimmt? Da machen wir mal ein Fragezeichen dran. So recht können wir keine Abpumpvorrichtung dafür entdecken.

Unseren Abwasch machen wir in einer Tupper-Schüssel und Hände werden im Eimer gewaschen.
Viel Geschirr sammelt sich zur Zeit allerdings nicht an. Es gibt nur Frühstück, mittags ein paar belegte Brötchen und abends gehen wir essen.
Zwei kleine Restaurants sind zwei Gehminuten vom Gelände entfernt.
Dort gibt es schmackhaft und preiswert Pizza, Tagesfisch, Salate und andere schlichte Gerichte.

Sehr unkomfortabel ist allerdings der fehlende, dauerhafte Zugang zu einer Toilette: Es gibt ein echtes Männer-Werkstatt-Klo, wie es sich gehört einschließlich Kalender mit leicht bekleideten Mädchen. :mrgreen:
Dies ist allerdings nur nutzbar während der Arbeitszeiten der Jungs.


Wirklich schlimm kann es nicht sein, dass wir dieser Tage Pippi in einen Eimer machen. Wird Morgen-Urin ja sogar in der Medizin eingesetzt.

Das Wasser vom Abwasch kippen wir dazu. Jetzt heißt es nur, diese hochbrisante Mischung aus Pippi, Abwaschwasser und Zahnputz-Spucke heil aus dem Bad durchs Cockpit zu tragen und am Seil nach unten zu lassen.
Bloß nicht stolpern! Nicht mit dem Eimer hängen bleiben! :shock:

Ich schlage vor, ob wir nicht doch ein Appartement mieten sollten. Immerhin stehen wir nicht nur drei Tage, sondern mindestens eine Woche an Land.
Diese Idee verwerfen wir aber gemeinsam: Zum kleinen Ortskern sind es knapp zwei Kilometer. Achim kann noch kein Fahrrad fahren und würde viel Zeit mit hin-und herlaufen verbringen. Das möchte er nicht, da sein Knie sowieso schon verdächtig angeschwollen ist.

Außerdem kann ich so bereits vor dem Frühstück alle Klischees, des ewig putzenden Deutschen, erfüllen.
Es ist so heiß, dass ich lieber schon vor dem Frühstück mit polieren anfange. Ab frühen Nachmittag bekommt man an Deck ohne Schatten einen Schaden. :roll:

Drei Elemente am Freitag den 13.

Fr., 13.Nov.15, La Palma, Tag 531, 2.895 sm

Tag 4 an Land

Auch ohne, dass es oben drüber steht, ist klar zu erkennen, heute ist Freitag der 13.

Luft
Es fängt damit an, dass Calima weht. Calima ist ein kräftiger, heißer Wind aus der Sahara, der nicht nur die Temperaturen auf den Kanaren um 10 Grad ansteigen lassen kann, sondern auch noch eine Menge Staub mitbringt.

Es ist heute also affenheiß, deutlich heißer als die letzten Tage und wir schwitzen uns beim Polieren den Wolf.

Erde
Der Staub, den Calima mitbringt ist unangenehm, aber nichts gegen den Typen, der schräg gegenüber ein Schiff sandstrahlt.
Das hat er gestern auch schon gemacht, aber da gab es keinen Calima und der Wind kam aus der richtigen Richtung.
Die Plane, die er als Staubschutz gespannt hat, ist löchrig wie ein Fischernetz.
Dazu fegen die Böen prima in die Plane, so dass wir komplett eingenebelt werden. Als die ihm die Plane dann endgültig weggefetzt ist, fängt er an den Sand zu schaufeln und zu sieben.
Ein Wüstensturm ist ein Witz dagegen, was auf uns zufliegt. Wir sammeln kleine Wanderdünen an Deck. :mrgreen:

Wasser
Was wünscht man sich nach einem schweißtreibenden, staubigen Job mehr als eine schöne Dusche? Es gibt dann wohl nichts Angenehmeres…

Hätten wir auch gerne gehabt, aber ab Nachmittag ist zeitweise Stromausfall und Wasser gibt es auch keins. Bis zum nächsten Morgen nicht.
An Bord können wir auch nicht duschen, da wir ja an Land stehen. Somit bleibt uns nur eine kleine Katzenwäsche aus dem Eimer. ;-)
So schmutzig und stinkig passen wir aber gut zum Rest des Schiffes. Es sieht katastrophal unter Deck aus. Über allem liegt eine feine Staubschicht, hier und da vermischt mit größeren Brocken.

Damit nicht genug.
Heute ist das, erst gestern bestellte, Lager für unsere Welle eingetroffen.
Das klingt gut. Leider ist das Lager einen Tick zu groß. Die exakte Größe ist wohl nicht lieferbar, somit wird das zu große Ding an der Drehbank passend gemacht. :roll:

Am Montag allerdings erst. Das finde ich nun wiederum so schlecht nicht, denn dann ist Freitag der 13. schon einen Augenblick her.

 

Unerwartete Schwierigkeiten

Di-Do., 10-12.Nov.15, La Palma, Tag 528-30, 2.895 sm

Tag 1 an Land

Nachdem wir nun endlich in den „Seilen hängen“, wird Atanga von Josè an ihren Parkplatz gefahren: Wir haben drei Land-Tage geplant, merken aber schnell, dass dies wohl nichts werden wird.

Bevor wir fest stehen, verkeilt, gestützt und noch durch vier Erdanker gesichert sind, ist Zeit für Siesta. Erst um 15.30 Uhr wird der Rumpf mit Hochdruck gereinigt.

Zwei Stunden später ist das vollbracht und wir können den letzten hartnäckigen Seepocken und dem Bugstrahlruder widmen, aber mehr schaffen wir vor dem Dunkel werden nicht mehr.

Außerdem macht uns ein Mechaniker-Mensch, quasi im Vorbeigehen, einen weiteren Strich durch die Rechnung.
Raul hebt unsere Welle an und sagt lapidar: Das Lager sei ausgeschlagen.
Er glaubt, dass die Welle etwas zu tief hängt, dies somit wieder passieren wird und wir uns mittelfristig einen Getriebeschaden holen können.

Morgen kann sich jemand anschauen und dann wissen wir mehr. Thomas, der mit Susanne neben uns an Land steht, ist Kfz-Meister und kann uns bestätigen, dass das Lager ausgeschlagen ist.

 

Tag 2 an Land

Bereits um 8:00 Uhr stehen wir hoch motiviert vor unserem riesigen Rumpf.
Wir befreien das Unterwasserschiff mit Schleifpapier von letzten Bewuchs-Resten und schleifen Welle und den Propeller blank.

Achim klebt unseren neuen Unterwasserpass ab. Wir haben uns entschieden, den unteren roten Zierstreifen mit Antifouling zu überstreichen. Der Wasserpass kommt somit gut 8 cm höher.
Das Antifouling haben wir schon in Las Palmas besorgt. Leider war das Antifouling nicht in schwarz zu bekommen, so dass wir in Zukunft Fischerboot-Rot untenrum leuchten werden. Zu Atanga passt das ganz gut und wir sind zuversichtlich, dass es uns gefallen wird.

Vor dem ersten Anstrich, muss das Antifouling eine halbe Stunde gerührt werden. Mindesten eine halbe Stunde, wie man uns beim Kauf mehrfach als Ermahnung mitgegeben hat.
Der Quirl an der Bohrmaschine ist überfordert. Zu dick hat sich die Farbe am Grund abgesetzt. Eine halbe Stunde und lahme Arme später hat sich die Konsistenz cremig verändert.

Wir sind vom Deckverhalten der Farbe begeistert, der Rest wird sich in einem halben Jahr zeigen.

Zeitgleich versucht ein Mechaniker unseren Propeller von der Welle zu ziehen. Ohne den passgenauen Abzieher ist das aber nicht möglich. So ein Werkzeug ist hier nicht vorhanden. Aber die Jungs sind pfiffig und es wird „mal eben“ einer gebaut.
Dass auf keinen Fall mit roher Gewalt und Hammer auf den Propeller eingeschlagen werden darf, ist den Jungs wohl bewusst. Sie gehen vorsichtig und mit Bedacht vor. Keiner hat Lust einen 4.000 EUR Propeller auf dem Gewissen zu haben.

Erst klappt es noch nicht recht, aber als der Werftmeister Support leistet, weicht der Prop von seinem Platz. Mehr schaffen die Jungs heute allerdings nicht. Dem nächsten Problem, dem Lager wird sich dann Morgen gewidmet. Alles geht hier mit Bedacht vor sich.

 

Tag 3 an Land

Achim und ich streichen heute die zweite Lage Antifouling. Die zweite Schicht geht deutlich schneller, da wir nur noch eine dünn Schicht auftragen. In Summe haben wir dann fast 10 Liter verstrichen.

Das nächste Projekt ist das Polieren des Rumpfes.
Es gibt zwar Lauf-Gestelle auf Rollen hier in der Werft, aber da wir wie in einem Spinn-Netz verspannt sind, können wir nur auf Trittleitern arbeiten.
Ich poliere die untere Hälfte und Achim kann bis zur Scheuerleiste reichen. Für den Bereich oberhalb der Leiste muss uns noch etwas einfallen.

Unsere Mechaniker widmen sich heute der nächste Herausforderung: das Lager zu überreden aus seinem Bock zu kommen.
Auch hier fehlt das richtige Werkzeug. Unter Rauls Anleitung werden zwei Halbschalen gebastelt und mit vollem Körpereinsatz, bei dem ich zufällig des Weges komme, kommt das Lager zum Vorschein.

Nun schwebt die Welle in ihrem Bock und für Raoul steht es jetzt fest. Wenn wir die Welle nicht ausrichten lassen, wird ein Getriebeschaden die Folge sein. Die Welle übt zu viel Druck auf das Getriebe aus.
Er zeichnet Achim alles auf, erklärt ihm, was gemacht werden muss und leitet Überzeugungsarbeit. Die Jungs bekommen den Auftrag.
Rauls Fähigkeiten haben den besten Leumund in der Marina und auf dem Gelände.

Hafenkino

Di., 10.Nov.15, La Palma, Tag 528, 2.895 sm

Hafenkino ist ein Begriff, der höflich umschreiben soll, wenn eine Crew auf einer Yacht sich auffällig und atypisch verhält.
Es ist politisch nicht korrekt Hafenkino zu bestaunen.
In einschlägigen Foren werden Anhänger von Hafenkino regelmäßig zurecht gewiesen, dass sie lieber helfen statt gaffen sollen.

Die ganzen Menschen, die uns heute bestaunen, scheinen das nicht zu wissen. ;-)

Zunächst sind wir verhaltensunauffällig als wir unsere Box verlassen, um ins Dock zu fahren.
Wir müssen dort im rechten Winkel und rückwärts rein.
Versuch Nummer eins misslingt. Der zweite auch.

Der Seitenwind drückt sofort den Bug zur Seite, selbst das Bugstrahlruder schafft es nicht dagegen zu halten.  Rückwärts fahren kann Atanga außerdem nicht, also gerade rückwärts, meine ich.

Die zwei Jungs vom Travel-Lift, Omro und José sehen das locker: tranquilo, safety first…
Nach dem dritten Fehlversuch schlagen sie vor, wir sollen einfach vorwärts rein kommen.
:-) Warum nicht gleich?

Die, beim zweiten Rückwärts-Versuch, aufgetauchten Menschen stehen auf den Stegen und beobachten: das geht!
Die Meute zieht ab, es gibt nichts mehr zu sehen.

Wir fahren in das Dock über zwei unter Wasser hängende Gurte, die uns anheben sollen.
Beim Anheben der Gurte fällt José auf, dass wir mit unserem Vorstag bereits an das Gestell vom Lift stoßen.
Vorwärts geht also doch nicht!
Da der Wind noch etwas zugenommen hat, verwerfen wir die Idee ohne Hilfe rückwärts ins Dock zu fahren.

Omro ruft in der Capitanerie an und ordert Schubs-Hilfe durch ein Beiboot.
Der Fahrer des Schubs-Bootes, Name unbekannt, spricht kein Englisch und hat Mercedes zum dolmetschen dabei.

Wir fahren also wieder aus dem Dock, wenden und beginnen erneut eine Rückwärtsfahrt.
Ich sehe im Augenwinkel wieder die ersten Kinogänger. Sie können die Sensation förmlich wittern, wie mir scheint.

Leider weiß Schubsi neben Englisch auch wenig über Physik.
Er kommt viel zu spät auf uns zu gefahren. Statt vorne dem Bug ein wenig Führung zu geben, hält er in der Mitte drauf.

Das geht einmal, zweimal, dreimal schief. Mercedes dolmetscht was das Zeug hält. Aber Schubsi ist lern-resistent.
Jedes Mal kommt er zu spät und zu zögerlich auf uns zu gefahren.

Versuch vier, fünf, sechs…

Mittlerweile sind die ersten Kinobesucher schon um die ganze Marina herum gelaufen und stehen staunend neben dem Travel-Lift.
Ich sehe Frauen unsichtbare Ruder drehen, Herren fuchteln mit den Armen und brüllen Anweisungen an Achim.
Oder wahlweise an mich: Achterleine zu mir…nein, die Vorleine…Fender, Fender…“

Achim ist cool. Total cool und überhört alles. Noch immer geduldig, versucht er Mercedes zu bewegen bei Schubsi die richtigen Worte zu finden…

Ich zähle nicht mehr mit… bei Versuch sieben oder acht lochen wir endlich ein.

Jetzt beginnt des Dramas zweiter Akt. Der hintere Gurt liegt nicht an der hierfür am Rumpf angebrachten Markierung an.
Außerdem können wir in der Brühe vom Hafenwasser nicht 100%ig erkennen, ob sich der Gurt wirklich zwischen Rumpf und Welle befindet oder darüber.

Sollte er über der Welle liegen, hätten wir beim Anheben von Atanga die längste Zeit eine gehabt. Da wir nicht bereits bei unserer ersten Travel-Lift Aktion unsere Welle nebst Propeller verlieren wollen, gibt es nur eine Lösung: Einer muss tauchen. :mrgreen:

 

Der Skipper macht das. Natürlich macht er das.
Er liebt sein Schiff so sehr, dass er gar nicht lange zögert. Nur noch schnell den Neopren übergeworfen und los geht’s.

10 Minuten später sitzt alles am richtigen Platz, es geht los, José hebt uns sanft aus dem Wasser.
Die Jungs agieren brav mit Helm und festem Schuhwerk im Gefahrenbereich ihres Lifts.
Dolmetscher, Taucher, Schubser, vermeintliche Schlaumeier und andere Gaffer und ich mit der Kamera laufen barfuß oder mit Sandalen dazwischen rum.

Dann ziehen aber alle ihres Weges, einige verpassen es nicht, noch ein paar aufmunternde Worte zu hinterlassen.
Gönnerhaft und froh, dass mal wieder Hafenkino war. :-)

Die Düse von La Palma

So., 08.Nov.15, La Palma, Tag 526, 2.895 sm, Tages-Meilen 66

Zwischen den Kanaren gibt es örtlich auftauchende Wind-Phänomene, die Kanaren-Düsen. Diese sind brav in den Karten verzeichnet, nur die Düse an der Süd-Spitze von La Palma hat man vergessen.
Es wird berichtet, dass der Wind dort zwei, drei Stärken heftiger bläst als im Umfeld.
Vor ein paar Monaten hat es dort innerhalb von 14 Tagen drei Yachten den Mast gekostet.

Es sei keine Schande vor La Palmas Süden bei kleinem Wind kräftig zu reffen, wird man ermuntert.
Denkt an die Düse„, hört Achim noch am Nachmittag in der Intermar-Funkrunde.

Zu dem Zeitpunkt sind wir noch 20 sm von La Palma entfernt und haben moderaten Wind. Allerdings sind wir sind bereits jetzt sehr schnell. Wir donnern mit 6,5 bis 7,5 Knoten dem Sonnenuntergang entgegen.


Bevor es ganz dunkel ist, geben wir drei Reffs ins Großsegel und machen die Fock „Handtuch“ klein. Unserer Geschwindigkeit schadet diese Maßnahme kaum. Wir preschen ungebremst in die stockdunkle Nacht.
Atanga läuft wie aufgezogen, die Welle ist angenehm, wir machen kaum Schiffbewegungen, tolles Segeln.

Um 20:00 Uhr geht es dann los und soll eine Stunde anhalten.

Aus angenehmen 25 Knoten werden schnell 30 Knoten. Die ersten 35 Böen gesellen sich dazu.
Wir sind schnell. Unheimlich schnell. Wahnsinnige 9,5 Knoten erscheinen auf dem GPS…
Wir sitzen warm und trocken hinter unserer Sprayhood und beobachten fasziniert den Windmesser.
Mir kommen Zweifel, ob ich das alles toll finden soll. Ich frage Achim nach seinem Plan, wenn wir bei 40 Knoten Wind angekommen sollten…   :roll:

Da steigt plötzlich unser Autopilot aus.
Der ist zuverlässig, aber manchmal, wenn über 14,5 Volt Spannung auf den Batterien anliegt, steigt er aus. Schuld ist der Windgenerator, der fröhlich vor sich drehend die Batterien zum Überlaufen bringt.

Ich übernehme schnell das Ruder, Achim kümmert sich um den Strom.
Meinen kuscheligen Platz hinter der Abdeckung aufgebend, finde ich mich im Windkanal hinter dem Ruder wieder.
Handsteuern. Lange nicht gemacht. Aber bei diesem Wind irgendwie cool. Ich merke, dass durch das Rudergehen meine Befürchtungen kleiner werden und schwinden.

Nach einiger Zeit muss ich höher an den Wind, um an La Palma hoch zu kommen.
Der Wind kommt nun genau halb. Die Welle ist noch immer moderat. Oder es kommt mir nur so vor. Viel Zeit auf die Welle zu achten habe ich nicht.

Wir laufen perfekt.

Jetzt mit dem Wind von der Seite, klopft ab und an eine Welle gegen die Bordwand. Die aufspritzende Gischt trifft hinter dem Ruder nur mich.    :mrgreen:
Das beschert mir die Gnade von Wassertropfen auf der Brille. Somit bleibt mir verborgen, dass der Wind mittlerweile auf die beschrienen 40er Böen angestiegen ist.
Ich finde Ruder gehen somit weiterhin super. Achim kuschelt hinter der Sprayhood und schweigt darüber. Vielleicht ganz gut so.

Dann, wir geraten in die Abdeckung von La Palma, ist das Theater zu Ende.
Von jetzt auf eben.
Verbliebene 20 Knoten – und uns kommt es vor als ob wir stünden.
Vor allem fällt auf, wie ruhig es ist. Wind macht ja einen so unglaublichen Lärm.
Die Wanten pfeifen, Fallen klappern, das Meer gürgelt, rauscht und faucht. Der Wind drückt auf die Ohren.

Weitere 10 Minuten später haben wir noch genau Null Knoten Wind. Die letzten 10 sm nach Tazacorte motoren wir bei glattgezogenem Meer. Die Anfahrt ist, wie versprochen, einfach. Aber nach so einem Wind kommt uns erst mal Alles einfach vor.

Falls uns heute Nacht jemand entgegen gesegelt kam: Du arme Sau, für dich legte die Düse nicht zwei bis drei Wind-Stärken drauf. Sondern acht!
Hoffentlich warst Du gut gerefft.