Archiv der Kategorie: Franz. Guyana

Zieleinlauf von Nereid’s Rally

Sa., 01.okt.16, Franz. Guyana – St.Laurent, Tag 854, 7.629 sm von HH

Beim Überqueren der Ziellinie in St. Laurent stehen die Massen am Ufer und winken uns zu.
Der halbe Ort ist auf den Beinen.
Ein paar Meilen zuvor sind uns schon Piroggen mit Fotografen und Fernseh-Kameras entgegen gekommen.

Nereid’s Rally ist Stadt-Sensation in St. Laurent: Schönheitsköniginnen unterschiedlicher Kategorien warten auf uns.
Junge, schöne Menschen stehen für uns Spalier.

Wir werden mit Frankreich-typischen Küsschen begrüßt. Interviews werden gegeben.
Eine Bühne wartet auf uns. Los, los, alle hoch da.

Wir werden mit Schiffsnamen und Land vorgestellt.
Die Frauen bekommen ein Blumen-Bouquet aus Orchideen und Strelizien. Auf die Männer wartet eine Präsente-Tasche mit Rum, Knabbereien und Konfitüre.
Wir werden mit Gratulationen, noch mehr Küsschen, Händeschütteln und Lobreden überschüttet.

Was dann folgt, ist ein großzügiges Finger-Food-Buffet, eine gut bestückten Bar, inklusive liebvoller, selbst gebastelter Fisch-Dekoration, Luftballons, wieder Küsschen und Gratulationen. Netter kann ein Empfang nicht ausfallen.

Durch uns popelige Truppe von 11 Yachten, Teilnehmer einer der kleinsten Rallys der Welt, weht ein Hauch ‚Volvo-Ocean-Race‘.
Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch einheitliche Caps und T-Shirts, die wir tragen ‚müssen‘. :shock:
Einige örtliche Sponsoren haben es ermöglicht, dass wir einen Einheits-Dress erhalten.
An der Optik kann noch gearbeitet werden, aber allemal eine tolle Idee.

Es ist schön ein Teil einer unmöglichen Rally zu sein.

Ankern im Urwaldfluss

Fr., 30.Sep.16, Franz. Guayana – Crique Washes, Tag 859, 7.614 sm von HH

Fuer eine Nacht verholen wir uns einen Nebenarm, in den Criques Vaches, weiter flussaufwaerts. Die beiden Nebenfluesse des Maroni sind miteinander verbunden. Fuer Yachten unter zwei Meter Tiefgang ein machbarer Weg.
Die Katamarane und Yachten mit schwenkbarem Kiel waehlen diesen Umweg.

Wir anderen fahren den Maroni hoch. Wie sich hinterher herausstellt, ist keine Stelle flacher als vier Meter gewesen. Eine schoene Option fuer den Rueckweg.

Der Creek in dem wir nun ankern, ist deutlich schmaler als der Erste, vielleicht knapp hundert Meter breit. Dafuer deutlich tiefer. Wir finden keine Stelle zum Ankern unter elf Metern.
Zum Ankern eine schwierige Tiefe, ist doch empfohlen, bis zum Sechsfachen der Wassertiefe Kette zu stecken. Das wuerde einen Schwoi-Kreis von ueber hundert Meter bedeuten.
Da wir aber mit der Tide uns im Fluss mal in diese, mal in jene Richtung drehen, ist nicht ausgeschlossen, dass wir gegen das Ufer treiben koennten.

Ob es dort flacher wird, zu flach fuer uns, ist unbekannt. Wir begnuegen uns also mit weniger Kette. Ist ja nur fuer eine Nacht.

Kommt die Stroemung aus den unendlichen Kurven des Regenwaldes, bringt sie allerlei Gestruepp mit.
Es ist schon lange dunkel, als von der Duplikat eine Warnung an alle erfolgt: sie seien eben von einem kraeftigen Baumstamm geweckt worden. Die Stroemung erreicht locker 2,5 Knoten. Da knallt es schon mal, wird man von einem Stamm getroffen.
Mit Taschenlampe und Pickhaken lauern wir im Dunkeln, ob er auch auf uns zudriftet.
Glueck gehabt, er zieht an uns vorbei. Ruhig und sorgenfrei ist so ein Ankerplatz in der ‚Mitte von Nirgendwo‘ auch grade nicht.

 

Keine Turtles…

Do., 07. Apr.16, St.Laurent/Franz.Guyana, Tag 677, 5.699 sm von HH

…am Strand von Les Hattes.
Gelege-Löcher von der Vornacht sind zu sehen. Die Schildkröten bleiben aus.
Ein paar Schlammspringer, das war’s. Schade, vielleicht ein anderes Mal.

Somit verabschieden wir uns mit einem schönen Sonnenuntergang vom Naturstrand. :-)

Au revoir Französisch Guyana

Do., 07.Apr.16, St.Laurent/Franz.Guyana, Tag 677, 5.699 sm von HH

Für uns hat es sich in jedem Fall gelohnt, den Abstecher nach Südamerika zu machen. Untouristisch ist es hier und daher zeitweise etwas schwierig, Besichtigungen zu organisieren. Wer Französisch kann, hat es leichter.

Französisch Guyana gilt als das reichste Land Südamerikas. Der Standard sei hoch, verglichen mit den Nachbarn. Dieser Reichtum lockt Einwanderer aus Brasilien und Haiti hierher.
Arbeit gibt es aber so schon nicht genug.

Die Bevölkerung ist unglaublich jung. Man sieht nur Teenager auf der Straße.
Jede fünfte Frau ist offensichtlich schwanger. Die noch unsichtbare Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch mal genauso hoch.

Die jungen Männer stehen auf der Straße im Schatten herum.
Cool sein ist wichtig. Die gleichen Status-Symbole, wie in Deutschland sind wichtig. Die Jeans und Shorts hängen auf halb acht, und die mit ‚CK‘ und ‚Nike‘ gebrandeten Unterbüxen schauen hervor.
Tattoos sind wichtig. Die Sinnhaftigkeit darf, je nach Pigmentierungs-Grad, allerdings in Frage gestellt werden (schwarzer Adler auf schwarzem Grund :mrgreen: ).

Von den Mädchen hat die Hälfte Perücken auf oder Extensions im Haar.
Aufgetürmt zu unglaublichen ‚Vogelnestern‘.
Die Frisur ist wichtig. Wichtig, dass kein Kraushaar mehr zu erkennen ist.
Unter den Perücken juckt es. Muss es jucken, bei 30 Grad und mehr.
Um die Frisur nicht zu gefährden, wird nicht mit dem Finger gekratzt, sondern die entsprechende Stelle wird leicht mit der flachen Hand beklopft.


Oder das Haar wird unter Tüchern und Turbanen versteckt.
Mit einer dicken Schleife, wie ein Propeller vor dem Kopf. Das sieht immer gut aus. Trüge unsereins so etwas, sähe man aus wie Witwe Bolte. ;-)

Leider sind viele der jungen Leute übergewichtig. Gute Nahrungsmittel sind teuer.
Also wird auf ungesunde Dickmacher zurück gegriffen.
Es gibt auch wahre Schönheiten unter den schwarzen Mädchen. Die wissen das nur allzu genau. Den langen Hals gereckt, wandeln sie mit Model-Attitüde, ja, Arroganz im schönen Gesicht durch die Straßen.

Allen gemein ist, dass, wer es sich leisten kann, mit einem Smartphone durch die Straßen läuft. Smombies. Überall Smombies, denen man ausweichen muss.

Der Einzelhandel ist komplett in chinesischer Hand. Außer den großen französischen Supermarktketten ‚Carrefour und Super U‘.
Die 1000 Töpfe-Läden, kleine Supermärkte, Klamotten-Läden und der Eisenwaren-Handel, werden nur von Chinesen betrieben. Bistros und Imbissbuden ebenfalls.

Bereits in Portugal sind uns die ersten China-Läden aufgefallen. Riesige Ramschläden mit Tausenden Artikeln. Es stinkt nach Plastik und die Sachen taugen nichts.
Diese Geschäfte haben die Kanaren überflutet, sind auf den Kap Verden allgegenwertig und in Französisch Guyana und Suriname ebenfalls zu finden.

Meistens hält sich die gesamte Groß-Familie im Laden auf.
Kinder werden gehütet, hinter der Kasse wird eine Suppe geschlürft. Kunden und Umsatz sind Mangelware.
Wir glauben schon länger, dass es sich um Geldwäsche handeln muss.
Man muss keine Buchhalterin sein, um zu sehen, dass da etwas nicht stimmen kann. Uns kommt es komisch vor.

Französisch Guyana ist Europa. Jedoch, nicht nur geografisch, meilenweit davon entfernt.

Auf in die Karibik

Di., 05.Apr.16, St.Laurent/Franz.Guyana, Tag 675, 5.699 sm von HH

Wir haben genug von

uns gelüstet es nach sowas in dieser Art.

Wir wollen schwimmen, planschen, schnorcheln und uns an den Farben ergötzen.
Daher brechen wir am Freitag auf. Ziel Karibik, Ziel Martinique.

Wenn die Nordströmung es gut mit uns meint, sollte das eigentlich in vier Tagen abgefrühstückt sein.
Es sind ja „nur“ 660 sm (1.222 km).
Wie sich unsere Einstellung zu so einer beachtlichen Strecke geändert hat in den letzten Monaten. Ich erinnere mich noch gut an die Bedenken vor der Biskaya mit 320 sm.

Die offizielle Hurrikan-Saison beginnt am 01. Juni. Wenn man die ein wenig ausdehnt, bleiben uns noch zweieinhalb Monate für die Karibik.
Danach sollte man möglichst unterhalb von Grenada verweilen.
Früher galt das Gebiet um Grenada und Trinidad/Tobago mal als Hurrikane sicher.
Alle Jubeljahre kommt hier aber doch mal einer vorbei. Allerdings vertrauen wir darauf, dass die Vorwarnzeit so lang sein wird, dass wir im Fall der Fälle Richtung Süden verduften können.


Jetzt treffen wir noch ein paar letzte Vorbereitungen. Wäsche waschen, einkaufen und ein paar kleine Reparaturen vornehmen. Was kaputt gehen kann, geht halt kaputt.


Trotz der Schlamm-Farbe der Flüsse waren wir gerne in Französisch Guyana.
Der Raketen-Start und der Besuch auf den Teufelsinseln war schon etwas ganz Besonderes.
Die Zeit am Kourou-River war etwas eintöniger. Aber dort war das Tierleben in den Mangroven deutlich spannender.

In Saint-Lautrent-du-Maroni herrscht zu viel Pirogen-Verkehr. Das verscheucht die Tiere.
Warum es allerdings weder auf den Inseln noch am Maroni eine einzige Mücke gibt, während wir in Kourou selbst tagsüber angegriffen wurden, dafür haben wir keine Erklärung.

Donnerstagabend, zum schönen Abschluss , wartet noch ein Highlight auf uns.
Davide ist so nett und fährt mit uns die 40 km nach Les Hattes. Das liegt an der Mündung vom Maroni.
Dort kommen die Lederschildkröten an den Strand, um im April und Mai ihre Eier zu legen.
In Französisch Guyana befindet sich einer der wichtigsten Legeplätze für diese riesigen Tiere.

Jetzt bitte alle die Daumen drücken, dass die Schildkröten das ebenfalls wissen. :-)