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Noch lachst Du,

So., 26.Mrz.17, Mexiko/Puerto Morelos, Tag 1029, 9.971 sm von HH

möchte man Achim am Straßen-Schild zurufen. Mach Dich ruhig lustig.
Das Schild steht hundert Meter hinter dem Hotel-Eingang. „Ein Touri-Gag“, winkt er ab. Nasenbären, Schlangen und Krokodile kreuzen den Weg!
„Hier doch nicht“.

Kein Touri-Gag!
Nur fünfhundert Meter weiter stoßen wir auf Mutter Krokodil. Fürsorgliche, liebevolle Mutter. Das Junge sitzt auf ihrem Rücken und heizt sich in der Sonne wohlig auf. Der schlechte Ruf der Krokodile kann von der Mutter-Fürsorge nicht her rühren.
Die beiden sitzen zwei Meter tiefer in den Mangroven. Ein Abstand von zehn Metern und etliche Bäume dazwischen wiegen uns in Sicherheit.

Kroko-Mutter mit Kind

Kroko-Mutter mit Kind

Kroko-Baby

Kroko-Baby

 

Wir sind mit Beate und Reiner auf Fahrrad-Tour.
Noch einmal durch Puerto Morelos schlendern. Im gemütlichen Dorf die Nebenstraßen abfahren. Durch ein nettes Wohn-Viertel bummeln und lecker Hausmanns-Kost vertilgen.
Die alte Mexiko Hochland-Regel greift auch hier: Je schlichter der Laden, desto besser das Essen.

Hinter Puerto Morelos geht bebautes Land wieder in Mangroven über. Erneut warnt ein Schild nachdrücklich vor dem Betreten des Waldes. Wir glauben es diesmal. Ein Nasenbär huscht über die Straße. Ein überfahrener liegt am Straßenrand.


Auf einmal ruft Reiner: „Krokodil-Alarm!“
Keine zwei Meter neben der Straße liegt ein Großer.
Direkt in Waden-Schnapp-Höhe radeln wir an ihm vorbei. Das Maul ist weit geöffnet.

Vollbremsung.

Durch Tierfilme mit gesundem Halbwissen ausgestattet, ist klar, dass das aufgerissene Maul ein gutes Zeichen ist. :lol: Der will sich nur aufwärmen. Das Gehirn wird durchs Öffnen des Mauls gekühlt.
Trotzdem, das Fahrrad bleibt zwischen uns und dem Tier. Grade rechtzeitig fällt uns ebenso ein, dass die Biester schnell sind. Verdammt schnell.

Beulen- oder Spitzkrokodil

Beulen- oder Spitzkrokodil

Wir kommen heil und mit allen Gliedmaßen zurück in die Marina.
Ein Blick ins Internet verrät, das hätte auch anders ausgehen können. :shock:
Die Berichte über Unfälle mit Krokodilen in Mexiko beherrschen das Netz. Die Süßwasser-Tiere sind auch im Brackwasser umtriebig.
Da bekommen geplante Schnorcheln-Ausflüge eine neue, sportliche Komponente. :mrgreen:

Die Faszination des Grauens

Sa., 25.Mrz.17, Mexiko/Puerto Morelos, Tag 1028, 9.971 sm von HH

Es ist wie bei schrecklichen Nachbarn im Restaurant, die mit offenem Mund kauend sich lauthals krähend unterhalten. Man muss immerzu hingucken.
So geht es mir mit dem ‚Schwimm-mit-Delphinen-Freiwasser-Becken‘ schräg gegenüber von Atanga.

Ich mag Delphinarien nicht, ob nun gekacheltes Becken oder Freiwasser.
Der Engel auf meiner Schulter lehnt jeden Besuch und eine Unterstützung von Delphinarien kategorisch ab.

Eine artgerechte Haltung ist in einem Becken kaum möglich. Delphine schwimmen bis zu 150 km am Tag und tauchen 300 Meter tief. Hier endet ihr Grund nach vier Metern.

Sie bekommen toten Fisch, den sie in freier Wildbahn verschmähen. Dieser muss mit Wasser aufgespritzt werden, da Delphine nur über Nahrung Wasser aufnehmen.

In gekachelten Becken verkümmert ihr Sonar, da die Beckenwände irreführende Signale geben. Künstliches, gechlortes Salzwasser reizt die Augen.
Im Freiwasser schwimmen sie häufig in ihrer eigenen Kloake. Hier in der Marina liegt ihr Becken genau an der Hafeneinfahrt. Vielleicht ist trotz Ufernähe ist ein regelmäßiger Wasseraustausch gewährleistet.

Ich kann sie vom Cockpit aus springen sehen.
Schon sitzt der Teufel auf meiner anderen Schulter und flüstert mir ins Ohr: „Komm, stell Dir vor, mit einem Delphin zu schwimmen. Ihn einmal anfassen. Muss das nicht ein Traum sein?“

Mit Beate, dem Engel und dem Teufel, machen wir uns auf den Weg, um die Sache aus der Nähe zu betrachten. Als Schaulustiger kann man ungestört dem Treiben in den Gehegen zuschauen. Das ist tricky, macht das doch Lust auf mehr.
Mein Teufel läuft zur Hochform auf: „Los, das willst Du auch. Schau, wie sie lächeln, das macht ihnen gar nichts aus. Alles freiwillig. Das ist auch für die Delphine ein großer Spaß.“

Im Zweistunden-Takt werden Gäste zu den Delphinen gelassen.
In jeder Ecke des Beckens hat ein Delphin seine Kunden. Die nicht gebuchten Tiere werden in der Zwischenzeit von Trainern mit Ballspielen unterhalten oder abgelenkt.

In Gruppen von 10 Personen darf man 30 Minuten einen Delphin streicheln und sich einmal an der Rücken-Flosse ein paar Meter ziehen lassen. Das kostet 120 USD.
Für 170 USD schrumpft die Gruppe auf vier Personen und neben dem Streicheln wird man von zwei Delphinen durchs Wasser geschoben. Dafür muss man sich flach aufs Wasser legen, die Delphine kommen von hinten und drücken einem mit der Schnauze an den Fußsohlen durchs Wasser. Kurz bevor man am Zaun zerschellt, lassen sie ab. :mrgreen:

Einen privaten Delphin bekommt man für 399 USD für zwei Personen. Den darf man dann tot streicheln. 45 Minuten lang. Bauch. Kopf. Rücken. Alles wird getäschelt. Die Krönung ist dann von zwei Delphinen gleichzeitig gezogen zu werden.

Ich habe Glück. Mein Teufel hält beim Betrachten der Schändung der Tiere relativ schnell die Schnauze. Mir vergeht die Lust auf Delphin-Schwimmen.

Die Kunden wirken allerdings glücklich und begeistert. Selbst kleine Mädchen haben keine Angst, sich von den zwei Meter langen Tieren ziehen zu lassen. Die kleinen Diven, die beim Pony-Reiten schon mal in Tränen ausbrechen, wenn sie endlich auf dem Tier sitzen, sind furchtlos.


Das wohl liebenswürdigste Tier der Welt verbreitet Vertrauen und Sympathie.
Katzen-Hasser, Hunde-Gegner, kennt man alle, aber es gibt wohl niemanden, der sagt: „Ihh, Delphine sind echt widerlich.“

Ich wünsche mir (und den Delphinen), dass sich das Delphin-Schwimmen nachhaltig ins Gedächtnis brennt. Zumindest bei einem Teilnehmer.
Vielleicht ist heute die Geburtsstunde von einem leidenschaftlichen Umweltschützer.
Leider habe ich gelesen, dass Zoos angeblich nicht den Lerneffekt haben sollen, den man ihnen häufig zuschreibt. Nur jeder zehnte Besucher erinnert sich knapp an die Namen der gesehenen Tiere.

Puerto Morelos

Fr., 24.Mrz.17, Mexiko/Puerto Morelos, Tag 1027, 9.971 sm von HH

Puerto Morelos noch als ein „Fischerdorf“ zu bezeichnen, haben sich Marketing-Strategen ausgedacht. Touristen haben längst den kleinen Ort erobert.
Inklusive Souvenir-Shops, Restaurants, Happy Hour und Schnorchel-Touren.
Trotzdem kommt der Ort ganz gemütlich daher.

Vor 50 Jahren brachte ein Hurrikan den Leuchtturm in Schieflage. Der schiefe Turm wird liebevoll gehegt und gestrichen und ist längst zum Wahrzeichen des Dorfes geworden. Er symbolisiert prima die Schieflage zwischen Tradition und Moderne in Puerto Morelos.

Gerne hätten wir direkt vor dem Ort geankert. Zum Glück für die Korallen, zum Unglück für uns hat man das vorgelagerte Riff zur Marine Park erklärt. Wir dürfen somit nicht neben den alten Fischer-Stegen ankern. Moorings zu setzten, hat man leider vergessen.

Für uns Segler gibt es eine seelenlose Marina drei Kilometer entfernt. Die Anlage erinnert entfernt an moderne Marinas in Dänemark: Leihkarren für Proviant, akkurat gemähter Rasen und perfekte Schwimmstege mit Wasser und Strom.
Die Marina ist für das Preisgefüge in Mexiko viel zu teuer. Trotz 20% Rabatt kostet der Platz pro Tag 33 USD. Weniger als ein Drittel der Plätze sind belegt.

Zur Anlage gehört ein gut gebuchtes Resort. Pool mit und ohne Kinder-Verbot, Jacuzzi und Spa-Bereich. Etwas eng bebaut.
Wir dürfen alles mitbenutzen, sogar Handtücher können wir uns leihen. Die Duschen sind sauber und modern, es gibt Eis für kleines Geld und Waschmaschinen. T
rotzdem, wir hätten lieber im Dorf geankert.

Fünf Kilometer entfernt finden wir einen großen Supermarkt. Eine unattraktive Straße mit wenig Schatten führt uns dorthin. Es gibt, wie auf Isla Mujeres, alles zu sehr günstigen Preisen.
Auf grüne Bratwurst und ein Terrarium voller Schweinehaut können wir allerdings verzichten. ;-)

Geplant war nur ein kurzer Stop Over in Puerto Morelos. Nun hat es der Balou  auf der Fahrt hierher (Kaffee-Segeln übrigens, halber Wind, 15 Knoten, keine Gegenströmung, alles tutti) allerdings das Schothorn aus ihrem Großsegel gerissen.
Eine erste Recherche ergibt, dass eine Reparatur von hieraus wohl am einfachsten zu regeln ist: Somit werden wir wohl etwas länger bleiben.

Auf nach Puerto Morelos

Mi., 22.Mrz.17, Mexiko/Isla Mujeres, Tag 1025, 9.937 sm von HH

Morgen geht es weiter. Nicht weit. Nur 30 sm nach Puerto Morelos.
Bei Puerto Morelos handelt es sich um das „letzte“ Fischerdorf an der Riviera Maya.
Den Tourismus-Strategen in Mexiko waren auf der Suche nach einem Namen für die paradiesische Schönheit des vor uns liegenden Küstenabschnittes – Riviera Maya.
Derzeit gibt es über 250 Hotelanlagen und die Entwicklung der Fischerdörfer zu Mittelklasse-Urlaubs-Maschinerien verläuft rasant.
Angeblich soll es keine Hochhaus-Bettenburgen geben .wie in Cancún, Flächig gebaute Resorts sollen die Landschaft nicht verschandeln.

Wir sind gespannt, ob wir noch auf die vielgepriesene Pracht der Mexikanischen Küste stoßen werden. Die Topografie von Mexiko erleichtert die Suche nicht.
Die Strände sind vielfach ungeschützt. Seichte Buchten Fehlanzeige. Vorgelagerte Riffe sind flach und bieten bei Nordwind zu wenig Schutz.
Vor Puerto Morelos existiert ein Marine Park, somit ist Ankern verboten. Unser Ziel wird also erneut eine Marin sein.

Unsere neuen Nachbarn, die Balou, kommt mit.
Die alten Nachbarn bleiben hier. ;-)

Good bye

Good bye

Nachbarn

Nachbarn

Good bye Isla Mujeres

Good bye Isla Mujeres

 

Warte-Zeit gleich Wartungs-Zeit

So., 19.Mrz.17, Mexiko/Isla Mujeres, Tag 1022, 9.937 sm von HH

Wir wollen Richtung Süden weiter. Ins Herz von Quintana Roo. Den Bundesstaat in Mexico mit den besten Tauchgründen, den weißesten Stränden und dem türkisesten Wasser.

Vor die Weiter-Fahrt hat der liebe Gott die Geduld gesetzt.
Wir haben Nordwind oder gar keinen Wind. Nordwind wäre bei einem Südkurs grundsätzlich nicht verkehrt, allerdings sind dann die Ankerplätze ungeschützt. Dafür brauchen wir Ostwind. Der soll am Mittwoch wieder da sein. Also heißt es warten.

Ein Riss :shock: im Bimini ist bereits geflickt. Das gute Stück scheint tatsächlich morsch zu werden. Wie viele Stunden es der Sonne ausgesetzt war, können wir nicht sagen, da es vom Vorbesitzer stammt.
Die Risse über den Bügeln verheißen nichts Gutes. Ich ahne, dass dies eine Dauerbaustelle werden könnte.

 

Achim klettert in den Mast und kommt mit schlechten Nachrichten wieder runter.
Zwei Fallen (Bänder zum Hochziehen der Segel am Mast) haben üble Scheuerstellen.
Eine Reparatur ist möglich. Dafür muss das Fall um die beschädigte Stelle gekürzt und ein neues Auge in das Fall gespleißt werden.
Bei geflochtenem Tauwerk kein so leichter Job. Aber Achim hat es schon mal gemacht und es geht ihm gut von der Hand.


Das begleitende Gefluche hält sich in Grenzen. Der schwierigste Teil ist das Wieder-rüber-ziehen des Mantels über eine nun viel zu dicke Stelle.
Der Takling ist nicht zwingend erforderlich, deckt aber den wulstigen ‚Pfusch‘ an der dicksten Stelle etwas ab. ;-)

Fleisch ist ebenfalls eingekocht, doofe Schaps sind aufgeräumt und in den Ecken ist geputzt. Quintana Roo, wir sind bereit.