Sa./So., 03./04.Jun.17, Kolumbien/Providencia, Tag 1098/9, 11.213 sm von HH
Mit jeder Schicht, die Achim entfernt, wird mein Entsetzen größer. Ich halte mich nicht an die Abmachung und wiederhole gebetsmühlenartig meinen Spruch.
Hinter unserer Sitzbank lauert das Grauen. Das blanke Wasser steht kurz vor dem Polster.
Es hilft nichts, die Sperrholz-Verkleidung muss runter. Die Isolierung dahinter ebenfalls.
Wir sind runter bis aufs nackte Polyester.
Soviel ist klar, hier steht nicht das erste Mal Wasser.
Die Rückwand war mit Sicherheit noch nie ab. Warum auch? Dahinter hat sich der Staub der Jahrhunderte mit Salzwasser zu einem unangenehmen, schwarzen Brei verbacken.
Providencia, adé. Heute lernen wir uns mit Sicherheit nicht kennen.
Die durchfeuchteten Bretter und Isolierung kommen an Deck zum Trocknen. Alles wird schön sauber gemacht und gewienert. Bis auf Auslieferungs-Niveau (ich kann’s nicht mehr hören )
Den, zum Teil abgelösten, weißen Kunstleder-Überzug auf den Rückwand-Platten entfernen wir komplett. Der ist überhaupt Schuld, dass wir bislang nicht gesehen haben, dass Feuchtigkeit hinter der Rückwand wohnt.
Eine überlappende Klebung hat die Sicht auf die Dinge verhindert.
Erst jetzt, durch das viele Wasser, hat der Kleber aufgegeben und gibt den Blick frei: „Oh, mein Gott!“
- oh mein Gott
- vorher
- mitten drin
- nachher
Die, alles entscheidende, Frage…wo kommt das Wasser her? Der in Verdacht geratene Dorade-Lüfter scheidet aus. An der Stelle ist alles dicht. Es können somit nur kleine Fugen-Undichtigkeiten im Teak-Deck sein. So richtige Übertäter sind allerdings selbst mit Lupe nicht zu entdecken. Vielleicht sucht sich das Wasser auch einmal quer über Deck seinen Weg, läuft an der Decke entlang, um hinter unserem Sofa zu enden.
Um Laufspuren an der Decke zu finden, müsste allerdings die Decken-Verkleidung runter. Nein, nein, soweit sind wir noch nicht.
Der Törn hat Mensch und Material ganz schön etwas abverlangt. Obwohl ich den Törn fast weniger schlimm fand als die Aufräum-Arbeiten danach.
1.) Der Radar-Dom hat sich los gewackelt. Zum Glück nur Schrauben, keine gebrochenen Nieten. Bereits gefixt.
2.) Unser gebrochenes Want werden wir erst in Kolumbien Festland tauschen können. Bis dahin muss Achims Not-Reparatur seinen Dienst verrichten.
- Wanten-Sicherung mit Fröschen und Kette
3.) Unser Schlauchboot (Aluboden) hat scheinbar ein klein wenig Spiel gehabt.
Trotz guter Verzurrung auf dem Vorschiff. Durch eine Million kleiner und großer Schläge hat sich eine Kante der Klampe auf der Ankerwinsch aufgerieben.
Der Fender, als Polster dazwischen, hat sich bereits an Tag drei verabschiedet und lag herrenlos an Deck herum.
Ein kleiner Kurs in Ladungs-Sicherung wäre nicht schlecht.
- wenn Alu auf Alu reibt
- bleibt nix übrig
- Dinghy Garage an Deck
Die unter-den-Bodenbrettern-Kontrolle hat keine Überraschungen mehr gebracht.
Wir sind dankbar. Und Morgen, Morgen, geh‘ ich nun wirklich von Bord.
Ich glaube, da gehe ich lieber arbeiten und freue ich abends auf ein trockenes zuhause. Und schönes Wetter haben wir auch.
Hallo ihr Lieben,
wir leiden mit euch. Wasser im Schiff ist wie Zahnweh, braucht man nicht. Übrigens, eure Frösche…..ich finde das Wort zwar sehr nett, aber es sind dennoch eher U-Schellen, Rohrschellen, U-Rohrschellen, Bügelschellen, U-Klemmen oder Rohrbügelschellen. Sucht euch was aus.
Liebe Grüße
Euer Klugschei….
Michael
Hi Mike, es handelt sich um Drahtseilklemmen … oder auch Frösche. Musst du mal googlen … z.B. hier
„toplicht.de/de/shop/takelage/drahtseil/drahtseilklemmen“
Klugschei…modus aus
Gruss
Joschi
Hi Jürgen … die harte Überfahrt wird schnell vergessen sein. Dafür ist es hier aber auch immer warm und sonnig und nicht nur 2 Tage pro Sommermonat. Da lass ich mich lieber ein paar Tage auf See verhauen und hab es anschließend nett. Nichtsdestotrotz wünsche ich euch einen schönen und warmen Sommer.
Gruss
Joschi
Liebe Sabine,
bewunderswert, wie Du konsequent als Reinigungsqueen vorgehst – ich hoffe sehr, dass Ihr lange Zeit nicht wieder solche Probleme habt. Dagegen war unser Spaß vor zwei Wochen mit gezählt 1,5 Millionen Eintagsfliegen ja nur halb so schlimm. Im Salzhaff südlich Insel Poel haben sie uns über nacht belagert – morgens sind wir gen Heimathafen Boltenhagen geflüchtet und haben dort 7 Stunden geputzt. Die klebten irre fest an Deck und überhaupt überall… Was ist denn Eurer Lieblingsreiniger für GFK und Teak? Und noch eine Frage, die ich Dir schon längst mal stellen wollte: welche Pillen nimmst Du gegen Seekrankheit? Lieben Dank und ganz viiiiele Grüße aus dem Landkreis Harburg und der SY Matilda.
Petra
Das sieht ja wirklich furchtbar aus unter Eurer Sitzbank!
Aber heute gehst Du mal vom Schiff, Sabine, oder? Sonst bekommt man ja den Oberflash!
Ich freue mich schon auf die Berichte über Providencia.
Liebe Grüße von der SY Hexe, immer noch in La Grande Motte
Cornelia
Lieben Dank für Eure Anteilnahme. Es ist vollbracht.
Und ich hab uns Urlaub verordnet…bummeln im Ort, Essen gehen, den Nachbarn zum Sundowner einladen und einfach nix tun. Klappt prima.
Ach ja, ich nehme ganz normale Reisetabletten, Ratiofarm oder noname auf Grenada gekauft.
Der Wirkstoff nennt sich ‚Dimenhydrinat‘. Die erste Tablette macht mich unglaublich müde, aber nach drei Stunden Koma-ähnlichem Schlaf bin ich ‚geheilt‘.
Alle weiteren Tabletten, wenn überhaupt nötig, machen mich nicht mehr müde.