Warum Bahía de Caráquez?

Di., 19.Juni 18, Ecuador/Bahía de Caráquez, Tag 1480, 13.337 sm von HH

Bahía ist ein 15.000-Seelen-Kaff ohne besondere Highlights.
Vor zwei Jahren hat ein schweres Erdbeben 70% aller Häuser in Mitleidenschaft gezogen. Sämtliche Hochhäuser -achtstöckig gilt hier schon als Hochhaus- sind unbewohnbar zerstört.
Das Beben hat einen kleinen lokalen Tourismus zum Erliegen gebracht. Die Wunden des Erdbebens sind lange nicht verheilt und an vielen Fassaden deutlich sichtbar.
Mit einem Ausschlag von 7,8 ereignete sich das Beben direkt vor der Küste im Norden Ecuadors und richtete in der gesamten Küstenregion große Schäden an. Ein befürchteter Tsunami blieb aus.

Bei der Anfahrt auf Bahía de Caráquez

Bei der Anfahrt auf Bahía de Caráquez

Ecuador gilt als eines der Erdbeben gefährdetsten Länder der Erde. Vor der Küste drängt sich die Nazca-Platte mit einer Geschwindigkeit von acht Zentimetern im Jahr unter die Südamerikanische Platte. Zusätzlich sorgen neun aktive Vulkane für seismographische Erschütterungen.
Die Verschiebung der Nazca-Platte ist verantwortlich für die Auffaltung der Anden, die sich nur 200 Kilometer hinter uns bis auf fast 7.000 Meter erheben.

Warum Bahía de Caràquez? Die Antwort ist einfach: weil es der einzig bezahlbare Ort für uns in Ecuador ist. Ein paar Kilometer südlich gibt es eine Marina mit der Option, die Einrichtungen eines angeschlossenen Resorts zu nutzen. Zu teuer. Über 900 USD möchte man dort monatlich sehen. Für eine kurze Zeit ist das okay, für ein halbes Jahr deutlich zu viel.

Ein Segler-Paradies ist Ecuador nicht. Vorgelagerte Inseln oder eine Küstenlinie mit sicheren Buchten gibt es kaum. Die Küste Ecuadors wird von dem ungebremsten Pazifik überrollt. Im Süden gibt es gar einen berühmten Wellenreiter-Hotspot.
Die Küstenorte bieten Seglern keinen Unterschlupf. In Manta ist die Fischerei-Flotte von Ecuador stationiert. Fünftausend Boote sind dort registriert. Schwimmende Hightech-Fischfabriken, Kutter und kleine Motorboote strömen von dort auf den Pazifik. Im Ort wird in Fischfabriken der Fang verarbeitet. Manta ist Industrie dominiert und sicherlich keine attraktiver Standort auf Dauer.
Guayquil, noch südlicher, ist eine 3,5 Millionen Stadt, deren geschützte Bucht alle Nachteile einer Großstadt mit sich bringt: schmutziges Wasser und große Distanzen.

Daher haben wir uns für Bahía entschieden. Mit 300 USD monatlich sind die Mooring-Bojen auch kein Schnäppchen. Dafür liegen wir mit einer Bug-und Heckmooring vertäut, die ein Wechsel unserer Lage bei Ebbe und Flut verhindern. Die Strömungen sind beträchtlich, in beide Richtungen fließt das Wasser zeitweise mit 2,5 Knoten.

Für 300 USD gibt es ein prima Internet, heiße Duschen, einen vernünftigen Dinghy-Steg und Wäsche-Service gegen Gebühr. Am Steg dürfen wir kostenlos Brauchwasser in Kanistern holen (unseren Wassermacher haben wir still gelegt. Wie üblich bringt auch der Chone eine Menge Sediment aus den Bergen mit und die Filter wären schnell verstopft. Außerdem gehen wir bald auf Tour und dann muss er sowieso eingemottet werden).

Ein Platz für unsere Fahrräder zum Unterstellen hat sich auch schon gefunden. Das Restaurant bietet zu guten Preisen Hamburger mit Pommes und Artverwantes. Und am Wochenende soll es sogar richtiges Essen geben, was gut schmeckt. Gene, ein ehemaliger US-Soldat und jetzt Besitzer der Marina ist ausgesprochen hilfsbereit und freundlich.

Beschauliches Bahía

Beschauliches Bahía

Touristen gibt es keine mehr auf der Promenade nach dem letzten Beben trotz kilometerlagem Flussstrand - im Hintergrund - vor der Brücke- die Marina

Touristen gibt es keine mehr auf der Promenade nach dem letzten Beben, trotz kilometerlagem Flussstrand. Im Hintergrund – vor der Brücke- die Marina

Marina Amistad in Bahía de Caráquez

Marina Amistad in Bahía de Caráquez

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