Di.,10.Jul.18, Ecuador/Baños Tag 1501, 13.337 sm von HH
‚Unschwieriger Spaziergang auf schmalen Pfaden‘, so beschreibt unser nutzloser Wanderführer unsere heutige Tour. Gelächter! Achim wüntschte sich, er hätte seine Machete dabei gehabt und ein Gewehr. Der erste Teil ist in der Tat unschwierig, leicht bergauf und parallel zum Rio Pastaza, der sich in einer tief eingeschnittenen Schlucht schlängelt.
Der Weg ist gut zu erkennen und wird auch von den Bauern genutzt, wie an frischen Esel-Äpfeln auf dem Weg zu erkennen ist. An den steilen Hängen ackern sie mühsam Zuckerrohr und Orangenbäume stehen voller Früchte. Idylle? Was wie der perfekte Okö-Hof wirkt, ist entbehrungsreich und mühsam.
Für Achim hört die Idylle spontan auf als drei Hunde hinter einem Schuppen lauf kleffend auf ihn zustürmen. Der größte Köter gebärdet sich am gefährlichsten und lenkt mit seinem Theater prima die Aufmerksamkeit auf sich. Sein Trick geht auf: der Kleinste kneift Achim hinterrücks in die Wade. Vorbei an diesen Monstern traue ich mich keinen Meter weiter. Nur hundert Meter zuvor hatte der Bauer uns einen Dollar abgeknöpft, weil der Wanderweg über sein Privatgelände führt. Dahin gehe ich zurück und hole ihn zur Hilfe. So funktioniert es, er beruhigt seine Hunde und wir können unbeschadet vorbei.
Mit tollem Blick auf die Schlucht geht es nun heftig bergauf. Vor uns liegen nahezu senkrechte Steilwände, die müssen wir umlaufen. Am höchsten Punkt passieren wir noch einmal einen winzigen Hof. Längst sind die zwei Stunden verstrichen, die der Wanderführer für diese Tour angibt. Haben wir schon die Hälfte? Wir wissen es nicht. Der Bauer weist uns den richtigen Weg. „Si, si, dahinten geht es weiter“.
Wir sind unsicher. Ein Weg ist kaum zu erkennen. Hier läuft wohl nur selten jemand. Der kaum sichtbare Trampelpfad verschwindet im Gras.
Zeitweise verlieren wir komplett die Spur, laufen in die Irre und müssen erneut suchen. Aus flachem Gras, haufenweise Minze, wunderschönen Wildblumen und Kräutern, wird echter Wildwuchs. Wir kommen nur mühsam voran. Das schöne Wetter verzieht sich. Das Gestrüpp wird dichter, erste Lianen peitschen ins Gesicht, Kletten haften in den Haaren und an unseren Jacken, Das meterhohe Gras ist feucht und weicht Hose und Schuhe auf.
Dafür geht es kontinuierlich bergab. Gefühlt sind wir richtig. Einen Blick auf die Schlucht haben wir schon lange nicht mehr. Die Sicht ist durch Bäume, Schilf und Gestrüpp versperrt. Zum Glück, denn links neben dem Weg geht es senkrecht runter. Im Grunde wandeln wir auf einem schmalen Grat an dem steilen Hang. Wer über ein Grasbüschel stolpert muss darauf hoffen, dass das Dornengestrüpp den freien Fall bremst. ‚Spaziergang auf schmalen Pfaden’….pfffft.
Nach einer Stunde Kampf ist der Pfad leichter zu erkennen. Die Bergflanken sind wieder beackert, erste Felder tauchen auf und die Wege werden von Bauern genutzt. Gerettet! Schon bald taucht auch die, im Wanderführer versprochene, ‚Tarabita‘ auf. Eine Tarabita ist eine einfache Seilbahn, die in den Anden von Ecuador und Kolumbien genutzt wird, um Schluchten zu überqueren. Ein einfaches Körbchen hängt an einem Seil und mit Hilfe einer Rolle und der Schwerkraft werden die Köbe von einer Seite zur anderen geschickt. Unsere Tarabita hat zusätzlich einen Motor, der den Korb hin und her schickt.
Wir sind nur froh, dass die Tarabita nicht außer Betrieb ist. Todesmutig steigen wir ein. Die Tiefe unter uns ist beeindruckend. Wow. Erst sind nur ein paar Meter uns als wir über einem Fluß schweben. Aber plötzlich verwandelt der Fluß sich in einen Wasserfall und unter uns ist nur noch Abgrund. Zu Achims ‚Freude‘ stoppt der Korb in der Mitte, damit wir ausgiebig Zeit haben, die Aussicht zu genießen. :mrgeen:
Viereinhalb Stunden haben wir für den unschwierigen Spaziergang gebraucht und sind total im Eimer. Mit dem Bus fahren wir nach Banos zurück, schnell was Essen und Füsse hoch.