5.-7.3.24, Australien/WA/Nambung NP,+Lucky Bay, Tag 96-98 Roadtrip, 9.379 km total, 309+354 Tages-km
Wir verlassen Perth. Für viele tausend Kilometer wird das die letzte richtige Stadt sein, die auf unserem Weg liegt. Perth ist die abgelegendste Großstadt der Welt. Nach Indonesien ist die Strecke kürzer als nach Sydney. Allerdings müssen wir fast einhundert Kilometer fahren, um den Großraum Perth zu verlassen. Die zwei Millionen Einwohner leben flächig – fast alle in Einzelhäusern.
Nach den letzten Vororten wird es schnell ländlich. Der Highway bringt uns durch Viehwirtschaft oder niedriges Buschland. Wenn die Straße nahe am Meer entlangführt, tauchen die Spitzen von Dünen auf. Weißer Sand gellt in der Mittagssonne.
Wir lassen uns Zeit mit der Strecke und trödeln herum. Unser Ziel, den Nambung Nationalpark, wollen wir erst am späten Nachmittag erreichen. Dann sei das Licht am schönsten für die Pinnacles heiß es. Pinnacles sind Kalkstein-Zinnen, Säulen und Piekser, die verteilt stehen auf einer Wanderdüne aus honiggelbem Sand. Tausende Türmchen und Pfeiler. Bis zu vier Meter hoch.
Auf einem vier Kilometer langen Weg darf man mit dem Auto auf einer abgesteckten Strecke zwischen den Pinnacles herum fahren. Es sind nur wenige Besucher im Park, so dass wir jederzeit anhalten können.
Aber noch schöner ist eine Tour zu Fuß. Es erscheint uns wie eine Wanderung auf dem Mond. Einziger Unterschied, dass es bei uns sehr windig ist und der aufgewirbelte Sand die Waden sandstrahlt. Wir bleiben, bis die Säulen lange Schatten werfen.
Die Säulen sind entstanden durch Pflanzenwurzeln, die tief in eine Kalksteinschicht vorgedrungen sind. Dort sammelte sich viel Wasser und der Kalkstein verfestigte sich hier besonders stark. Die Wanderdüne zog jährlich 2,5 Meter weiter, der Kalkstein in den die Wurzeln eingedrungen waren, war nun der Erosion ausgesetzt und nur die verhärteten Teile – die ehemaligen Wurzellöcher – blieben stehen. Die heutigen Pinnacles.
Im Nambung Park kann man nicht übernachten. Wir haben daher einen Stellplatz im zwanzig Kilometer entfernten Cervantes als Spätankommer reserviert (Westaustralien ist teuer – 39 Dollar die Nacht). Den erreichen wir als es schon fast dunkel ist. Und schon befindet sich unsere Verpflegung im freien Fall. Gab es eben doch die leckersten Köstlichkeiten bei Helga und Wolfgang, gibt es heute Abend nur Brot mit Dosen-Fischfilets vom Aldi.
Nach zwei Nächten fahren wir weiter und haben nach 350 Kilometern keine Lust mehr. Spontan suchen wir uns einen Platz direkt am Meer. Bis vor Corona waren solche Plätze, die nur eine Toilette bieten, kostenlos. Heute muss man 15 Dollar pro Pkw bezahlen. Per Vertrauen legt man das Geld in einen Briefumschlag und eine Sammelbox.
Was für eine gute Wahl! Wir klappen das Zelt inmitten der Dünen auf. Schuhe überflüssig – überall liegt feinster Sand.
Wer mag, darf mit seinem 4×4 am Strand entlang heizen. Dafür soll man den Reifendruck auf die Hälfte reduzieren, um sich nicht festzufahren. Wir verzichten, da wir dem (günstig gekauften) Kompressor nicht ganz über den Weg trauen, der vier Reifen wieder auf Straßendruck bringen müsste.
Und genau genommen, ist es auch hier zu Fuß viel schöner.