Der Tag, an dem wir beinahe ein Festessen zur Silberhochzeit gehabt hätten

16.Juni 2025, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.034, 29.095 sm von HH

So eine Silberhochzeit kommt ja nicht überraschend. Selbst eine Feier für nur zwei Personen will vorbereitet sein. Bereits in Australien haben wir Champagner gekauft. Der konnte erfolgreich eingeschmuggelt werden und ist hier erwartungsgemäß doppelt so teuer.  Auch Luftballons liegen schon etwas länger im Schrank.

Vor Ort war nicht so viel zu organisieren. Eis, um den Champagner auf Temperatur zu kühlen, können wir an der Tanke um die Ecke kaufen. Und ansprechende Restaurants liegen an der Promenade für die Kreuzfahrtschiffe: überdachte Holzterrasse, nettes Ambiente, Stoffservietten. Fünf Lokale gibt es in dem Komplex.

Vor ein paar Tagen haben wir uns die Speisekarten angeschaut. Ein Fisch-Restaurant, ein Steakhaus, eine Pizzeria und zweimal Internationale Küche. Aufmerksame Kellner sprechen uns an. Wir erfahren, dass die Pizzeria montags geschlossen hat.
Bleibt noch genug Auswahl, alle Restaurants machen einen guten Eindruck.  An zwei Läden stehen die Öffnungszeiten: 7/7 Tage, von 11:00 bis 23:00 Uhr. Wir reservieren keinen Tisch, sondern beschließen, dass wir am Hochzeitstag spontan entscheiden.

Am großen Tag scheint die Sonne. Was für ein nettes Zeichen nach drei Tagen Regen und grauem Himmel. Die Luftballons sind größer als erwartet. Die ‚fünf‘ verliert Luft. Muss einmal in der Stunde neu aufgepustet werden. Macht nichts. Ein schöner Tag.

 

Kleines Schiff mit mannsgroßen Ballons – macht sich aber super.

Der Champagner liegt rechtzeitig auf seinem Eis. Vor dem Essen trinken wir unseren Aperitif an Bord. Achim trägt lange Hose, ich hab mich in ein Kleid geworfen. Sogar Kajal und Wimperntusche.  Wir schlendern zur Promenade. Es sind keine fünfzehn Minuten zu Fuß.

Schon von weitem sieht die Terrasse verdächtig leer aus. Wir machen große Augen. Bis auf ein Lokal haben alle geschlossen. Nur das Steakhaus hat geöffnet.
Okay, macht nichts. Dort roch es vor ein paar Tagen verführerisch nach gutem Fleisch auf heißem Stein serviert. Die Tische sind hübsch eingedeckt.

Alle Lokale geschlossen, bis auf das Steakhaus.
Warum? Wir wissen es nicht.

Eine nette Kellnerin spricht uns an. „Wir würden gerne essen.“ Sie guckt uns an: „Die Küche schließt in zwanzig Minuten.“ Es ist zehn nach sechs! „Aber da an der Tür steht, ihr habt bis 23:00 Uhr geöffnet.“ „Ja, aber nur die Bar!“ Ungläubig fragen wir sie, wo wir denn sonst etwas zu essen bekommen könnten um diese Zeit.
„Bei Burger King.“ Sie verzieht keine Miene dabei. Es ist ihr voller Ernst.

Sie vermittelt: „ Ihr könnt euch setzten, was zu trinken bestellen und ich frage den Koch, was er heute Abend noch für euch kochen könnte.“
Achim sagt, sie soll erstmal den Koch fragen, dann würden wir Drinks bestellen. Wir setzten uns an einen Tisch und überlegen. Wir haben viel Zeit zu überlegen, denn die junge Frau lässt sich gar nicht wieder blicken. Das gibt den Ausschlag. Auf einen schlecht gelaunten Koch, der seine Küche schon geputzt hat und aus der Ecke etwas puhlt ‚was sowieso weg muss‘, haben wir keine Lust. Wir stehen auf und gehen.

Hier hätte es lecker Steaks gegeben. Alles ganz einladend.

Und nun? :mrgreen: Darauf sind wir nicht vorbereitet!

Zu Hause ist der Kühlschrank leer. Spontane Spaghetti mit irgendeiner Sauce könnte ich kochen. Da haben wir beide nun so gar keinen Bock drauf. „Ich habe Sahne“, hilft da auch nicht weiter.

Wir kommen am empfohlenen ‚Burger King‘ vorbei. Der ist leer. Miese Beleuchtung. Das Personal steht sich die Beine in den Bauch. Bockt auch so gar nicht.

Burger King – sowieso nicht unser Liebling unter den Fastfoods.

Nächste Option ist die Tankstelle genau gegenüber. Da sieht man tagsüber immer viele Leute essen. Es gibt Sandwiches und Fertiggerichte in Plastikboxen. Nudeln für die Mikrowelle. Anscheinend aber nur für zu Hause, eine Mikrowelle können wir nicht entdecken. Sandwich wollen wir nicht.

Essen aus Plastikboxen an der Tankstelle.

Unsere nächste Idee sind die mobilen Asia-Fressbuden, die direkt an der Marina stehen. Sogenannte Roulottes. Die gibt es in Französisch Polynesien auch und dort sind sie großartig. Alles wird frisch zubereitet. Man sitzt an Plastiktischen zwischen den Einheimischen. Kinder laufen umher. Coole, leckere Sache.
Der Haken, hier in Neukaledonien gibt es keine Sitzgelegenheiten. Wir müssten das Essen zum Schiff mitnehmen. Na gut. So sei es. Ein Blick auf die angebotenen Speisen lässt uns schnell nach einer Alternative suchen. Wir sind nicht besonders ängstlich Street-Food zu essen. Aber wenn Haut vom Vortag auf der Sauce liegt, nein danke.

Die Lokals essen das Asia Food auf der Ladefläche ihres Pick-ups.

Roulotte nicht sehr appetitlich.

Uns gehen langsam die Ideen aus. Ein letzter Versuch ist das Bistro in der Marina. Manchmal spielt hier abends Live-Musik. Wir haben dort schon mal nachmittags etwas getrunken. Wir werfen einen Blick in die Karte: Burger und Pizza. Kommen die – sauteuren – Burger mit Pommes? Man kann es der Karte nicht entnehmen. Der Kellner ignoriert uns. Er weiß es nicht, aber wir können das nicht leiden. Wir gehen.

Auf der anderen Straßenseite leuchtet das ‚goldene M‘. Ist das die Rettung? Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
Wir bestellen zwei Big Mac Menüs. „Zweimal Mayo extra, bitte.“ „Kostet extra“.
Macht nichts. Zur Silberhochzeit kann man sich ja auch mal was gönnen. :-)

25 Jahre verheiratet – da erschüttert einen dann auch gar nichts mehr.

Silberhochzeit mit Ronald McDonald …

P.S. Nachfragen am nächsten Tag (es haben übrigens alle Lokale geöffnet) ergibt keine wirklichen Erklärungen. Der eine Kellner erzählt mir, dass dies eine französische Sitte sei, dass abends Restaurants nicht geöffnet haben. Ich würde in ganz Nouméa kein Lokal finden.
Die Kellnerin vom Nachbar-Laden beteuert mir, dass sie selbstverständlich jeden (!) Abend geöffnet haben.
Alberne Bande. ;-)

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Eine Silberhochzeit, eine Anzeige und eine Stute

16.Juni 2025, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.034, 29.095 sm von HH

25 Jahre.
Alles begann ein Jahr zuvor mit einer Anzeige – meiner.

So hat man das früher gemacht, ohne Tinder. Man hat im monatlich erscheinenden Stadtmagazin eine Anzeige aufgegeben. Mit Chiffre. Briefe wurden geschrieben und zur Post getragen. Alles analog. Meine Anzeige war lang, sachlich, halbwegs charmant. Irgendwas in der Richtung: „Fröhliche ‚Sie‘, 34, sucht netten Mann mit Humor, Herz und gerne eigener Wohnung.“

Und dann erschien das Magazin. Mein Text war korrekt gedruckt. Allerdings stand direkt darüber ein viel deutlicheres Angebot als mein Wischi-Waschi:
Wilde Stute sucht Hengst zum Einreiten.“

Da denkt man kurz über die eigene spießige Wortwahl nach. Und darüber, ob überhaupt noch jemand bis zu meinem Inserat runter blättert. Ich hätte mich selber überlesen.
Aber offenbar gab es da jemanden, der kein Pferdenarr war. Dieser hat geantwortet. Und dieser eine sitzt noch heute an meiner Seite. Obwohl er vorher die Wahl hatte: Oben die Stute – unten ich.
Er hat sich für weniger Wildheit, für mehr Langstrecke entschieden.

25 Jahre später kann ich sagen, ich bin froh, dass er mich gewählt hat.
Und ja, es war nicht jeder Tag ein Ritt in den Sonnenuntergang.
Es gab widerspenstige Tage und hin und wieder das Gefühl, dass einer lieber abgestiegen wäre. Aber wir sind drauf geblieben. Nicht immer im Gleichschritt, aber immer nebeneinander.
Immer gemeinsam unterwegs.

Manchmal lohnt es sich unten zu stehen. Da sind die Langstreckenpartner.

Kitsch as Kitsch can! :mrgreen:
Einmal einen Grund haben, das Wendler-Herz zu machen.

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Nouméa

Di.,10.Jun. 2025, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.028, 29.095 sm von HH

Nach dreieinhalb Jahren Linksverkehr wird nun wieder auf der rechten Straßenseite gefahren. Das ist mit der Muttermilch gelernt, wir wissen sofort wie das geht. Leider ist mit dem Linksverkehr auch Englisch als Landessprache verschwunden. Einfach jemanden auf Englisch ansprechen, funktioniert nicht mehr. Ungehemmt wird hier Französisch ausgelebt. Himmelfahrt schallte über eine Stunde Edith Piaf über die ganze Marina. :mrgreen:

„Parlez vous anglais?“  Zu unserer Freude können die meisten mehr als nur ein paar Brocken Englisch. Neukaledonien ist keine Touristenhochburg. Dafür kommen die meisten Touristen aber aus Australien und Neuseeland. Das hinterlässt Sprachkenntnisse. Prima für uns.

Als wir uns nach unserer Ankunft im Marina-Büro melden, bekommen wir die Information, dass wir nur drei Tage bleiben dürfen. Achim erwähnt das kaputte Unterwant (muss ja keiner wissen, dass ein Ersatzteil in der Backskiste liegt ;-) ). Wir dürfen eine Woche bleiben.
Statt Stadtbummel, macht sich auf Atanga Geschäftigkeit breit. Proviant aufstocken, einkochen und heraus finden, wo wir ankern können, wenn wir aus der Marina müssen. Das sieht schlecht aus. Vor dem Stadtzentrum im Westen gibt es nur Mooringfelder. Die sind alle privat und belegt. Ankern wird nur für ein, zwei Nächte geduldet.

Marina Port Moselle. Ruhig gelegen. Der Lärm der Stadt kommt hier nicht an.

Achim entdeckt beim Check vom Rigg noch einen Bruch im Baby-Stag. Dafür haben wir keinen Ersatz. Ein Rigger muss gefunden werden. Im Marina-Büro macht sich Verständnis breit. Wir dürfen zwei Wochen bleiben.
In der Zwischenzeit haben wir durch Kontakte weiterer Neuankömmlinge heraus gefunden, dass eigentlich alle so lange bleiben dürfen, wie sie wollen. Wir fragen nach. „Pas de problème“, heißt es jetzt auch für uns, wir dürfen bleiben. Nicht wundern, keine Fragen stellen, sondern nehmen, was man bekommt.

Das gibt uns Zeit, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Nouméa ist eine Großstadt. Im Stadtkern leben 100.000 Menschen, im weiteren Umfeld fast die doppelte Anzahl. Die Halbinsel ist dicht bebaut zu allen Seiten. Die Marina liegt mitten im Zentrum, der Fisch- und Gemüsemarkt ist nur ein paar Gehminuten entfernt.

Auf dem Markt gibt es alles. Sogar Radieschen und Knollensellerie. Beides ewig nicht gesehen.
Das meiste wird auf der Insel angebaut, außer Äpfel, Weintrauben und Birnen. Die Preise bereiten weniger Freude: ein Kilo Tomaten zum Beispiel  kostet 8,50 Euro.

Die Freuden eines Französischen Departments – Baguette und Croissants. In der Pantry hängt Französische Salami.

Im kleinen Stadtpark ‚Place de Cocotiers‘ dominiert dieser sieben Meter hohe Brunnen.

Jeden ersten Sonntag findet dort ein Flohmarkt statt. Gut besucht. Sowohl Stände (hauptsächlich Klamotten und Haushalts-Trödel) als auch mit Kunden.

Flohmarkt-Musik

Das flache Zentrum ist von Hügeln in alle Richtungen gesäumt. Die bieten immer wieder schöne Ausblicke auf die verwinkelte Küstenlinie. Die aber nicht so viel Lust darauf, die Fahrräder auszupacken.
Mal sehen, wie wir uns unsere Umgebung in einem größeren Radius erarbeiten.

Beim X liegen wir.
Die Wege zum Supermarkt sind kurz. Aber zur Ostseite rüber muss man dann schon gute vier Kilometer laufen.

Die Nachbar-Marina hinter dem nächsten Hügel.

Die Ostseite von Nouméa. Alles dicht bebaut.

Im Augenblick sind wir froh in der Marina bleiben zu können. Ich habe mir eine hässliche Erkältung eingefangen. Wir warten gerade gespannt, ob Achim davon verschont bleiben wird.

Der Blick geht in die Lagune. Sobald wir in der Stadt ‚fertig‘ sind, segeln wir raus. Es ist die größte Lagune der Welt und Neukaledonien hat tatsächlich das zweitgrößte Barriere-Riff nach Australien.

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11 Jahre – zwei Fazits

01.Juni 2025, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.019, 29.095 sm von HH

Ausgerechnet letztes Jahr – zum zehnjährigen Jubiläum – sind unsere Fazits ausgefallen. Wir durften ungeplant in Perth auf dem Flughafen übernachten. Danach ging alles drunter und drüber.
Aber dieses Jahr soll die Tradition fortgeführt werden. Wie immer, getrennt von einander geschrieben.

Unsere Route in 11 Jahren. Halb rum erst. Was mag das für die nächsten 11 Jahre bedeuten?

 

Achim

Die Zeit rennt und kaum zu glauben, dass unsere Reise schon 11 Jahre andauert. Und immer noch gibt es Überraschungen. Neben Ankerliegen und Marina-Leben hat uns diese Reise, die für uns komplett unerwartete Tour, durch Australien beschert. Der Kontinent war uns immer zu groß für einen kurzen Urlaub, aber nachdem wir uns ein Jahresvisum besorgt hatten, war alles möglich. Unsere 14-monatige Rundreise mit unserem Auto und Dachzelt ist ohne jede Frage ein Highlight der Reise. Es war unvergleichbar, aufregend, anstrengend, großartig und einzigartig. Es war somit ein unvergessliches Jahr. Mühsam erarbeitet, aber die Belohnung war es wert.

Gern wären wir geblieben, aber diese beiden Länder am Ende der Welt, Australien und Neuseeland, lassen halt nicht jeden dauerhaft rein. Vielleicht auch gut so, denn es hätte vermutlich das Ende unseres Bordlebens bedeutet.

Die Reise geht also weiter. Jetzt sind wir schon in Neukaledonien und werden sehen, was dieses Jahr bringt. In einem Land, was nie auf unserem Zettel stand. Genauso wenig wie Australien.

 

Sabine

Elf Jahre. Tatsächlich wollten wir fünf, sechs Jahre los. Dass daraus elf Jahre werden würden, hätten wir selbst nie gedacht.

Gestartet sind wir 2014 in Hamburg. Mit Atanga, die damals kleiner erschien als unser Mut. Inzwischen liegen 29.095 Seemeilen hinter uns. Auf diese wunderbare Art unterwegs zu sein. Frei, selbst bestimmt, langsam. Auch mal nass, schräg und anstrengend.

Ganz schnell haben wir uns nach dem Auto wieder an das Bordleben gewöhnt. Zuhause ist halt dort, wo man den Lichtschalter im Dunkeln findet.
Wir waren die letzten Monate viel an Land. Wir mögen staubige Wege, fremde Supermärkte und unbekannte Dörfer zu erkunden. Und ehrlich gesagt, ist das Leben an Land häufig deutlich entspannter. Keine Böen in der Nacht, keine Riffe, kein Ankeralarm.

Australien war nie der Plan. Irgendwann waren wir einfach da. Und nun ist es zu unserem Land-Highlight geworden.  So sehr haben wir uns verliebt, dass wir gar nicht wieder aufhören wollten.
Wir haben gelernt, dass Pläne flexibel sein müssen – und dass die besten Momente oft ungeplant passieren.

Heute, elf Jahre nach dem Ablegen, schauen wir zurück – und gleichzeitig nach vorn. Wir wissen noch nicht, wie lange wir unterwegs sein werden.  Aber wir wissen, diese Reise hat uns verändert. Langsam gemacht. Offener. Sogar geduldiger. Manchmal auch müde – aber meistens ziemlich glücklich.

Vor 11 Jahren – erschienen im Hamburger Abendblatt. Was den rasenden Reporter damals getrieben hat von 8 bis 10 Jahren zu schreiben, wissen wir nicht mehr. Geplant waren 5 bis 6.
Wie man sieht, lagen beide Parteien daneben. ;-)

Gleiches Schiff, gleiche Position, gleiche Menschen. Um einige Falten und graue Harre reicher.
Aber auch um unvergessliche Erfahrungen und Abenteuer. Wir sind dankbar, dass wir dieses Leben genau so führen dürfen.

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Tag 10 nach Osten – Die Ankunft

25.Mai.25, Neukaledonien/Nouméa, Tag 4.012, 29.095 sm von HH

Die letzten Meilen werden mühsam. Von wegen, wir lassen uns über Nacht gemütlich treiben. Auf einmal setzt der, seit Tagen für Samstagnachmittag angedrohte, kräftige Wind tatsächlich ein. Wir sind viel zu schnell. Wollen nicht mit fünf Knoten die ganze Nacht auf und absegeln.
Als es dunkel wird, reffen wir auf Sturmbesegelung. Atanga wird ausgebremst auf unter zwei Knoten. Somit beschränkt sich unsere Nachtaktivität auf zwei Kreuzschläge. Prima. Nicht so prima sind Böen von bis zu 30 Knoten. Die Gischt fliegt übers Deck. Wir nehmen noch mal richtig Salz auf.

Als es hell wird, motoren wir durch den Pass. Die drei Freunde, Wind, Sonne und Strömung haben sich gegen uns verschworen. 23 Knoten Wind genau auf die Nase. Tiefstehende Sonne von vorn. Und ausgehende Strömung von zwei Knoten. Zwei Meilen holpern wir über eine hässliche Buckelpiste.

Schlechte Sicht gegen die aufgehende Sonne

Kabbeliges Wasser in der Lagune

Die Einfahrt zieht sich. 15 Meilen bis zur Marina. Der Wind Fetch ist ordentlich. In unserer Vorstellung lag eine türkisene, glattgezogene Lagune vor uns. Die Wahrheit sind weiße Schaumkronen und Hacksee.

Kurz vor Mittag erreichen Nuoméa. Den Hauptort und einzigen Einklarierungshafen Neukaledoniens. Wir rufen über Funk die Marina. Ein netter Mitarbeiter meldet sich und spricht mit Achim auf Englisch. „Ihr bekommt Liegeplatz i15.“ Er sagt i. Achim fragt i wie ‚echo‘? „No, no i wie india‘“. :mrgreen:
Okay, Missverständnis ausgeräumt. Steg india soll es sein

Kurz vor der Einfahrt meldet sich der Marinero zurück. „Sorry, neuer Liegeplatz b17, bravo. Anlegen auf Steuerbordseite.“ Achim bereitet Fender und Leinen für Steuerbord vor. Wir fahren in die Marina. Der Marinero meldet sich erneut: „Neuer Liegeplatz c15, auch Steuerbord.“
Uns ist es egal, wo wir festmachen. Achim fährt in die Boxengasse. Wir können die Nummern für die Liegeplätze nicht entdecken. Da sehen wir jemanden winken. Das ist aber nicht Steg C. Doch, doch, dort wo gewunken wird, sollen wir rein. Festmachen mit Backbord. Bis auf einen Fender sind alle auf der falschen Seite. Eine Brustleine haben wir auf Backbord ebenfalls nicht vorbereitet. Der Wind von hinten treibt uns in unsere Lücke. Achim entscheidet mit Backbord anzulegen. Ich bekomme die Vorleine prima zum Marinero rüber. Die legt er als Spring. Sehr gut. Bei der Achterleine träumt er und holt sie nicht dicht genug. Wir drohen den Katamaran neben uns zu versenken. Ich kann uns grade noch abdrücken. Puh, Glück gehabt.
Der freundliche junge Mann entschuldigt sich tausend Mal und ist einfach nur reizend. Man kann nicht böse sein und er ist nicht der vom Funkgerät.

Wir klaren das Schiff auf. Salz aus dem Cockpit wischen, Bimini installieren und warten auf den Mann von der Biokontrolle. Es werden ein paar Opfer-Kartoffeln, Zwiebeln und Eier konfisziert. Unsere Sonnenblumenkerne habe ich hinter dem Mehr versteckt. Das wäre gar nicht nötig gewesen. Er wirft nur einen Blick in den Kühlschrank. „Butter und Käse sind aus Australien?“
„Oui!“ Ich darf alles behalten. Merci, nette Leute hier in Neukaledonien.

Fazit über das Segeln nach Osten
Die Überfahrt war überraschend von wenigen Kreuzschlägen begleitet. Genau sechs Mal mussten wir wenden. Alle Meilen hoch am Wind. Von 33 Knoten bis 5 war alles dabei. Eine leichte Fahrt Richtung Osten, kann man nicht anders sagen.
Ein Unterwand hat ein gebrochenes Kardel. Zum Glück ist ein Ersatzdraht ist an Bord. Das erspart uns Lauferei.
Die Regel sagt, alles, was kaputt gehen kann, geht kaputt. Aber doch bitte nicht ein Kompass. Bei unserem Kompass am Steuerstand ist ein Haltering im Inneren gebrochen. Nicht, dass man noch häufig drauf schauen würde, Plotter und Autopilot zeigen die Kurse viel präziser. Aber ein Kompass ist schon schön auf See.

Alles geht kaputt auf Langfahrt. Aber doch nicht ein Kompass. Made in Germany. Ein Cassens & Plath.
Unser hat nun Schieflage. Ob man das reparieren kann?

 

Tag 10: Meilen total: 883 (davon 224 unter Maschine); direkte Strecke 788, somit nur (!) 95 Meilen beim Kreuzen draufgelegt

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