Tag 2 ==> NZ – Läuft gut

Mo.,18. Okt.2021, Pazifik, Tag 2697, 22.471 sm von HH

Der gute Wind mit knapp 20 Knoten hält an. Zur zweiten Nacht schenkt er uns mehr Nord – wir können Kurs anlegen und brauchen nicht mehr im Zick-Zack vor dem Wind segeln. Während des Vormittags kommt noch mehr Nord dazu. Wir segeln jetzt mit halben Wind (Wind direkt von der Seite). Atanga mag das, wir mögen das. Das Schiff liegt stabil auf der Seite. So haben die Götter ‚Segeln‘ gemeint. Selten hat uns der zweite Tag auf See so gut gefallen. Die Tastatur will, dass ich ‚herrlich‘ schreibe. Okay, es ist herrliches Segeln. Toll. Selbst ein morgendlicher Squall bringt nichts durcheinander. Zwanzig Minuten Schiffs-Wäsche und weiter geht die Fahrt. Da wir jetzt auf Kurs sind, haben wir die Fock gegen die große Genua gewechselt. Läuft.
Besondere Vorkommnisse: keine

Essen: Es sind noch (immer) Reste vom Nudelsalat und Krautsalat da. :roll: Die vierte Mahlzeit. Mir reicht’s nun davon. Als Gegenpol gibt es einen großen Berg Obstsalat. Ich bin schon ganz gut unter Deck zu gebrauchen und kann sogar schon Obst schnippeln. Dank der herrlichen (da war es wieder) Bedingungen. War klar, alle Bananen werden gleichzeitig gelb, eine Papaya mag das Geschaukel im Netz nicht und muss weg und ein Apfel fällt durch eine kleine faule Stelle auf. Kochen möchte ich aber noch nicht, daher gibt es eingekochte Erbsensuppe mit Würstchen. Das kann Achim schnell warm machen.

Meilen: Tagesmeilen – 128! Auch nicht schlecht. Restmeilen: bis Minerva sind es noch 1433 plus ungefaehr 800 nach NZ runter = 2233 Rest.

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Tag 1 ==> NZ – ein schneller Start

So.,17. Okt.2021, Pazifik, Tag 2696, 22.343 sm von HH

Tahiti spuckt uns foermlich aus. Direkt hinter der Hafenausfahrt steht die Tahiti-Wind-Duese. Windstaerke 6 – 25 Knoten. Hohe Wellen. Nur mit gerefftem Gross donnern wir nach Moorea rueber. Die Duese reicht bis zur Cooks Bay. Wir segeln vier Stunden lang mit einem 7er Schnitt. Wenn das so weiter geht, sind wir in drei Wochen in Neuseeland. :-) Was fuer ein Start! So heftig haben wir es uns nicht gewuenscht, aber es macht mal richtig Spass.

Dann reisst die Duese ab, es normalisiert sich. Wind jetzt mit 16 bis 20 Knoten. Alles wieder im normalen Bereich. Etwas sanfter zum Eingewoehnen. Wir setzten das Vorsegel dazu und wackeln Richtung Westen. Der Wind kommt direkt von hinten. Atanga rollt von einer Seite zur anderen. Danach steht uns nicht der Sinn haben, wir entscheiden uns vor dem Wind zu kreuzen, also nicht genau Kurs zu fahren. Das macht das Leben an Bord leichter und schneller sind wir auch. Allerdings kostet uns die Methode ungefaehr 15 Prozent mehr Strecke. Egal. Die Nacht ist so noch anstrengend genug. Schlaf finden wir wenig. Am ersten Morgen geraten wir in ein windarmes Loch mit nur 10 Knoten Wind – dafuer zwei Stunden Schnuerli-Regen. Danach geht es normal weiter. Erste Gewoehnung setzt ein.

Essen: Vorbereiteter Nudel- und Krautsalat mit kalter Huehnchenbrust und Zaziki – Mittagessen, Abendessen und noch mal Mittagessen. Wir sind zufrieden. Das macht wenig Geschirr und keiner braucht am Herd zu stehen.

Meilen: Tagesmeilen – 139! Wow, so kann es bleiben. Restmeilen – schwer zu sagen da wir ja noch nicht genau wissen, wie weit wir nach Westen segeln muessen, bevor wir abbiegen koennen.
Bis Minerva sind es noch 1561 plus ungefaehr 800 nach NZ runter = 2361 Rest. Vorlaeufig bleiben wir bei dieser Schaetzung. Am Ende wir abgerechnet. Ich denke, dass es insgesamt 2.800 Meilen werden.

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Jetzt geht’s los

Sa.,16.Okt.21, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 2695, 22.204 sm von HH

Alle Einkäufe sind gemacht. Die Wanderschuhe und Fahrradreifen sind vom Staub befreit – nicht, dass sich doch noch ein Samenkorn irgendwo verbirgt. Und Achim hat den Rumpf von Atanga geschruppt. Dreimal musste er tauchen, um die letzte Pocke zu entfernen. Die Neuseeländer mögen weder Sonnenblumenkerne noch  Schnecken. Der Rumpf muss glänzen wie ein Kinderpopo. Meine bescheidene Muschelsammlung werde ich beim Einklarieren brav vorzeigen. Mal sehen, ob ich sie behalten darf. Jetzt muss nur noch Lizzy, unser Boot-Gecko, den Kopf einziehen, wenn wir ankommen. Lizzy wohnt unter dem Schiebe-Luk am Niedergang und wollte sich nicht fangen lassen. In Vor-Corona-Zeiten sind Lebensmittel-und verbotene Substanzen-Schnüffel-Hunde an Bord gekommen. Das soll zurzeit entfallen. Somit wird Lizzy wohl unentdeckt bleiben.

Achim kann übers Wasser gehen – Foto-Schnappschuss von Jana von der Jajapami

Meine bescheidene Sammlung nach sieben Jahren – regelmäßig trenne ich mich wieder von Fundstücken – man kann sie nicht alle behalten

Für das letzte Drittel der Fahrt haben wir Fleece-Jacken und unsere Bettdecken (seit 5,5 Jahren ungenutzt) her gekramt. Im Zielhafen sind es derzeit nur zehn bitterkalte Grad in der Nacht. Das kann ja was geben – ohne Heizung. Wir verlassen definitiv die Tropen. Damit wir überhaupt was zum Beziehen der Decken haben, habe ich noch schnell Bettwäsche aus Fenua-Stoff genäht. „Da muss man nachts mit Sonnenbrille schlafen“, findet Achim. Eine schöne Erinnerung an die allgegenwärtige bunte Fröhlichkeit.

Stoff-Zuschnitt erfolgt auf dem Steg – der größte Tisch weit und breit

Die fertige Bettwäsche wartet auf ihren ersten Einsatz

Jetzt geht’s los. Ich tippe auf 26 Tage. Länger darf es auch gar nicht dauern, denn ich habe genau 26 Zwiebeln gekauft. Eine Zwiebel ist unser Tagesbedarf. Was kochen wir heute? Egal, im Prinzip beginnt jedes Essen mit dem Schnippeln einer Zwiebel. Achim tippt auf eklige 32 Tage. Spaßbremse. ;-)

Wie es uns unterwegs ergeht, werden wir wie immer berichten. Es könnte sogar sein, dass wir die ersten zwei Tage noch Internet an Bord haben. Vom monatlichen Daten-Volumen ist noch etwas übrig und wenn wir nahe genug an den westlichen Gesellschaftsinseln vorbei segeln, könnten wir Empfang haben. Mal etwas ganz neues für uns.
Jetzt geht’s los und wir sind hibbelig und aufgeregt. Tschüss – macht es gut in der Zwischenzeit.

Ein letzter Sonnenuntergang hinter Moorea – beim letzten Sundowner

Noch einmal Roulotte essen gehen – Straßen-Food in Papeete

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Unsere Segel-Taktik nach Neuseeland

Di.,12.Okt.21, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 2692, 22.204 sm von HH

Zwischen „Verstehe die Sorge“ und „Mach dir nicht so einen Kopp“ schwanken die Kommentare auf meine Anfrage in einer Kochgruppe zu Rezepten bei rauem Wetter auf See. Wie die Kommentare, so unsere Gemütslage.

Dass es unsere längste Reise werden wird, macht uns keinen Kummer. Auch die ersten vierzehn Tage, sprich 1700 Seemeilen nicht. Da werden wir schick nach West-Süd-West segeln, den Wind im Nacken. Ab und an wird uns ein Squall mit dreißig Knoten besuchen, mehr Aufregung erwarten wir auf dieser Strecke nicht. Leider müssen wir an vielen Trauminseln vorbei segeln. Samoa, Cook und Tonga – alle haben noch geschlossen.
Irgendwann müssen wir dann nach Süden abknicken – Kurs Neuseeland. Je nachdem, wie südlich wir dann schon gekommen sind, liegen noch 700 bis 800 Meilen vor uns. Und von da ab wird uns der gemütliche Passatwind verlassen.

Der Norden von Neuseeland wird im steten Wechsel von einem Hoch- und einem Tiefdruckgebiet gestriffen. Hoch folgt auf Tief, folgt auf Hoch. Beide Systeme bilden sich in der Tasman Sea, dem Seegebiet zwischen Australien und Neuseeland. Und beide Systeme zeichnen sich durch viel Wind aus. Begleitet von nennenswerten Wellenhöhen, wenn man den Aussagen von Zeitzeugen Glauben schenkt.

Hochdruckgebiete drehen sich auf der Südhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn. Das bedeutet, dass die Front eines Hochdrucks uns Gegenwind bescheren würde. Es gilt also die Rückseite eines Hochdruckgebietes zu treffen und mit dessen nördlichen Winden Strecke gut zu machen. Das folgende Tiefdruckgebiet (im Uhrzeigersinn drehend) bringt zunächst ebenfalls Nordwind. Und mit diesem Wind sollten wir dann Neuseeland erreichen, bevor uns die Rückseite des Tiefs trifft und der Wind uns auf die Nase blasen würde. So die Theorie.
„Schaffst du es, genau zwischen den beiden Systemen nach Opua zu segeln, hast du optimale Bedingungen. Schaffst du es nicht, hast du Bedingungen“, lautet Achims Analyse.

Die Systeme kommen zwar in der Kette, aber sie sind leider unterschiedlich schnell. Manchmal ist ein Drucksystem nach drei Tagen durch, manchmal benötigt es sechs Tage. Das macht es noch schwer berechenbar, wann ein guter Zeitpunkt zum Abknicken nach Süden ist. In Vor-Corona-Zeiten haben Segler am Minerva-Riff einen Stopp eingelegt und aufs richtige Wetterfenster gewartet. Das ist uns leider verboten. Das Atoll ohne Land (Minerva ist ein bereits komplett im Meer versunkenes Atoll) wird von einem Marine-Schiff von Tonga bewacht und Segler, die dort Schutz suchen, werden vertrieben. Außerdem würde ein Stopp unterwegs unsere Quarantäne-Zeit nach Neuseeland auf Null zurück setzen und wir müssten in ein bewachtes Quarantäne-Haus umziehen. Nein, danke. Das ist erstens teuer und klingt zweitens nach wenig Spaß.

Um Zeit für die richtige Gelegenheit zu schinden, bliebe uns nur in der Nähe vom Minerva-Riff beizudrehen – sprich auf der Stelle treiben. Dafür werden wir das erste Mal den Dienst eines Wetter-Routings nutzen. Unsere Wahl ist auf Met-Bob gefallen, den Wetter-Guru im Westpazifik. Er wird uns täglich Empfehlungen geben, welchen Kurs er für am sinnvollsten hält.

Ein Hoch zieht über Neuseeland und bringt zunächst unerwünschten Gegenwind

Die Rückseite des Hochs bringt den gewünschten Nordwind mit dem wir südwärts rauschen könnten

Optimal – Die Idee lautet vor dem roten Teufel links unten am Ziel zu sein

Ein typischer Wetterverlauf im Norden von Neuseeland!

Am Samstag geht es los. So hat die Atanga-Crew gemeinsam beschlossen. Und beschlossen, ist beschlossen. Flexibilität bringt einen durchs Leben, aber nicht aus dem Hafen …
Die Vorbereitungen laufen gut und sind fast abgeschlossen. Außerdem haben wir ein Boot mit drei Neuseeländern kennen gelernt, die vier Tage nach uns starten wollen. Ihre Taktik sieht eine viel weitere Strecke nach Westen vor als unsere. Wer liegt richtig? Die drei segeln einen Katamaran, der schlecht hoch am Wind segeln kann, allerdings haben sie mehr Erfahrungen als wir. Gespräche mit ihnen über Gruselgeschichten in diesem Seegebiet machen dann wieder das Wechselbad zwischen ‚verstehe die Sorge‘ und ‚mach dir nicht so einen Kopp‘.

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Au Revoir Französisch Polynesien

So.,03.Okt.21, Franz.Polyn./Tahiti/Papeete, Tag 2683, 22.204 sm von HH

Die Tage bis zur Abfahrt zählen runter. Und wir wissen jetzt schon, dass wir weinen werden Französisch Polynesien nun doch zu verlassen. Zweieinhalb Jahre waren wir hier – davon die Hälfte ungeplant.
Eine lange Zeit. Eine wunderbare Zeit. Längst haben wir uns halbwegs mit dem Französisch arrangiert. Haben uns an den Overkill von Vokalen in der lokalen Sprache gewöhnt. Wobei das ‚a‘ der Beliebteste zu sein scheint.
Punaauia – fünf Vokale hintereinander. Faaa – der Name des Flughafens. Schön auch: Faaaha auf Tahaa. :lol: Gesprochen wird jeder Vokal einzeln, sie werden nicht zusammengezogen. Das ergibt eine angenehm klingende Sprache mit viel Singsang und Melodie. Wir werden es vermissen!

Mädchen, die sich beim Spaziergang eine Blüte vom Straßenbaum pflücken, um sie hinter ihr Ohr zu stecken. Ukule spielende Männer auf den Fußwegen. Frauen, die im Supermarkt vor der Fleischtheke mit den Hüften zur polynesischen Supermarktmusik wackeln. Wir werden es vermissen! Die gelassene Freundlichkeit. Die Geduld. Die Hilfsbereitschaft und die Fähigkeit alle Probleme mit einem Lächeln wegzuwischen.

Nicht nur die Frauen tragen Blumen hinter dem Ohr

Vor Corona – als noch Heiva gefeiert wurde – zum Niederknien schön

Das Lächeln Polynesiens

 

Wir haben Wale gesehen, sind mit Haien Auge in Auge getaucht, hatten sensationelle Sonnenuntergänge und mussten so manches Mal über 40 Knoten Wind am Ankerplatz abwettern. Zeitweise sind die Lagunen zum Sterben schön, so dass man sich kneifen muss. Den Blick auf die rot im Meer versinkende Sonne, im Hintergrund schallt der liebliche Gesang des Chors aus der Kirche. Das kann man sich nicht ausdenken.

Ananas-Beute auf Moorea

Die Tuamotu – ein Grund zum Jubeln

Gambier - unser Lieblingsatoll. Warum sieht man hier.

Gambier – unser Lieblingsatoll. Warum sieht man hier.

Manchmal kann es sogar kalt sein in Französisch Polynesien

Zum Abschied gibt es eine kleine Auswahl an Fotos und ein letztes Video. Über unsere Zeit auf Bora Bora, Tahaa und Fakarava. Wie so häufig kommt das Beste am Schluss des Films. Wir hatten eine tolle Zeit in Französisch Polynesien, aber nun ist es Zeit zu gehen. Wir sagen danke – mauruuru – und auf Widersehen. Nana, Servus und Goodbye.

 

 

 

Zweimal Weihnachten auf den Gesellschaftsinseln - das nächste Mal soll es in Neuseeland sein

Zweimal Weihnachten auf den Gesellschaftsinseln – das nächste Mal soll es in Neuseeland sein

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