Ein schwieriger Anfang

02.Dez.23, Australien/Goomeri, Tag 1+2 Roadtrip (3471), 223 km

Unser Roadtrip rund Australien beginnt unkomfortabel mitten in der Nacht, zeigt dann seine schöne Seite, um mit der Frage zu enden: „Wer hatte bloß diese verfluchte Idee?“

Aber der Reihe nach.

4:30 Uhr – der Wecker klingelt. Atanga kommt bereits um 6:30 Uhr aus dem Wasser und es sind noch etliche Handgriffe zu erledigen. Leichter Nieselregen drückt auf die Laune.
Für die letzten Dinge gilt es im Auto ein Platz zu finden. Es endet im Chaos und mit feuchten Handtüchern zwischen Schlafanzügen. Macht nichts, wir sortieren uns beim ersten Campingplatz neu. So kann man sich irren.

10:00 Uhr – wir sind abfahrbereit. Das Boot steht sicher in einem Gestell, was mit Erdankern im Boden befestigt ist. Zusätzlich werden noch Gurte gespannt. Darauf haben wir allerdings nicht mehr gewartet. Bundaberg liegt leider noch ganz knapp im Zyklon-Gürtel, aber alles macht einen sehr sicheren Eindruck auf uns. Wir haben demontiert, was möglich war, außer dem Bimini. Das ist unser altes und bleibt drauf, um die neue Sprayhood zu schützen.
Wir stehen mit dem Bug zur vorherrschenden Windrichtung. Schimmel- und Insektenbefall soll angeblich kein Thema in Bundaberg sein.
Tschüss Schiff, du bist hier gut aufgehoben.

Tschüss Schiff – für neun Monate

13:30 Uhr – Wir entscheiden nicht bis zum geplanten Ziel zu fahren, sondern suchen uns bereits einen Campingplatz nach 220 gefahrenen Kilometern. Das Goomeri Bush-Camp. Eine zufällige Wahl, längst abseits von der gut besiedelten Küste. Viehwirtschaft und lichte Wälder wechseln sich ab. Alle zig Kilometer fahren wir durch kleine Orte.
Der Campingplatz liegt mitten in einer riesigen Rinderfarm. Wir sind die einzigen Gäste. „Das bleibt auch so“, weiß unsere Gastgeberin. „Den Aussies ist es jetzt auf dem Land zu heiß, sie machen alle Urlaub an der Küste.“ Die Aussies könnten Recht haben, es brütet mit über 30 Grad in der Nachmittagssonne.
Ungeübt dauert der Aufbau von Zelt, Tisch und Markise noch über eine halbe Stunde. Da ist noch Luft nach oben. ;-)

Unser neues Zuhause für acht Monate

Großer Campingplatz – alles für uns alleine – ein paar Gäste wären uns ganz recht gewesen

16:00 Uhr – Das Camp ist toll (und auch noch recht preiswert – 12 Euro inklusive Duschen). Wir laufen über die Farm. Ausdrücklich sind mehrere Wanderwege ausgewiesen. Nach fünfzehn Minuten treffen wir auf unsere neuen Lieblinge: Kängurus! Hinter jeder Biegung sehen wir neue Gruppen. Einige bleiben sitzen, lassen uns bis auf 30 Meter näher kommen, andere Mobs hüpfen schon deutlich früher vor uns weg.

Mutti ist ganz relaxt

Ich will raus

Erst wird aufmerksam geschaut

Dann nix wie weg

17:30 Uhr – Grade steht unser Abendessen auf dem Tisch als erste Böen die Schüsseln vom Tisch fegen. Unbemerkt ist es drohend dunkel aufgezogen. Erster Donner grollt. Wir schaffen es grade eben unsere Sachen trocken in die Gemeinschaftsküche zu bringen. Dann beginnt es zu schütten.

20:00 Uhr – Das Gewitter hat sich verzogen. Wir haben die Zeit easy abgesessen, denn zum Glück hat es ein vier Liter Wein-Karton mit in die Küche geschafft.

Ein wenig Gewitter kann einen Seemann nicht erschüttern

20:30 Uhr – Wir beschließen ins Bett zu gehen. Inzwischen ist es stockdunkel. Ein Hinweis-Schild am Kühlschrank haut uns Sorgenfalten auf die Stirn. Wir haben keinen Stock. Und meine Flip Flops sind sicher keine „korrekten“ Schuhe. Nicht mal eine Taschenlampe ist am Mann. Alles richtig gemacht in einem Camp im Busch. In Australien.  :mrgreen: Heijeijei. Das müssen wir noch üben.

Schlagen unterwegs – bitte anständige Schuhe anziehen und hab einen Stock dabei

20:45 Uhr – Wir stapfen durch die Pfützen. Hart aufzutreten soll Schlangen vertreiben. Hart auftreten sorgt in jedem Fall mal für nass-schlammige Beine. Und wir verbreiten noch mehr Chaos im Auto. Wo ist die Taschenlampe? Wo ist mein Handy, meine Zahnbürste?

1:00 Uhr – Blitze zucken und Donner grollt. Wir sitzen senkrecht im Bett. Eine zweite Gewitterzelle fegt direkt über uns rüber. Es gallert schon wieder wie aus Kübeln. Alles wackelt. Faradayscher Käfig – gilt das auch auf dem Autodach? Wir gucken uns an: „Es war deine Idee!“

2:00 Uhr – Das Gewitter ist vorbei. Als es auch aufhört zu regnen, rappeln wir uns hoch, um zur Toilette zu gehen. Wenn man mal merkt, dass man muss, bekommt man es nicht wieder aus dem Kopf. Ich geh wieder in Flip Flops – ist ja jetzt auch schon egal. Und im Autochaos ist auch nichts anderes zu finden.

5:00 Uhr – Ich wache auf vom Donner. Das gibt es doch gar nicht! Diesmal ist es nicht ganz so heftig und mittlerweile dämmert es bereits. Achim sieht drei Kängurus am Zelt vorbei hüpfen. Das ist herrlich. Der Rest ist Müll. „Land Cruiser plus Dachzelt zu verkaufen“, formuliere ich im Geiste eine Verkaufsanzeige.

8:00 Uhr – Der letzte Regenschauer hat sich verzogen. Die Sonne brennt. Der Regen wird förmlich aus dem Boden gekocht. Wahrlich eine super Luft. Wir ziehen ‚proper‘ Wanderschuhe an und machen uns auf den Weg über die Farm.

Auf der Farm unterwegs – üppig grün ist es (noch) nicht

8:30 Uhr – Ein Koala sitzt im Eukalyptus und döst. Camping ist doch schön. Australien auch. Wir sind versöhnt und ich ziehe die Verkaufsanzeige wieder zurück.

Unser erster Koala

Bis zu 20 Stunden täglich wird geschlafen

10:30 Uhr – Wir sind von unserer Wanderung zurück: Kängurus und Wallabies bekommen wir zu sehen. Wallabies sind auch Kängurus. Aber selbst wir können sie von weitem unterscheiden. Ein Wallaby hüpft ganz anders und der Schwanz ist viel zierlicher.

Ein Wallaby

11:00 Uhr – Wir beschließen noch eine Nacht in Goomeri zu bleiben. Schön ist es hier.

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Känguru-Alarm

27.Nov.23, Australien/Bundaberg, Tag 3464, 28.812 sm von HH

Die beiden Kängurus direkt neben dem Feldweg entdecken wir als erstes. Wir parken schnell das Auto am Straßenrand und nähern uns vorsichtig. Dann entdecken wir noch weitere Kängurus auf der Wiese. Was wir nicht sehen ist, dass das große Känguru am Weg ein Männchen ist, was gerade an seiner Herzensdame gräbt. Erst als wir näher kommen, ist seine deutlich erigierte Männlichkeit nicht mehr zu übersehen. Da hat er uns dann auch gewittert. Er richtet sich auf. Statt die Vorderpfoten locker vor dem Körper zu halten, spannt er deutlich sichtbar seine Muskeln an. Die Fäuste geballt, schwingt er die Arme drohend vor der Brust kreuzweise hin und her. Videos von boxendenden und tretenden Kängurus tauchen vor unseren Augen auf.
Wir verstehen. Langsam gehen wir rückwärts und vergrößern schrittweise den Abstand. Unser aufgebrachtes Männchen beruhigt sich. Geht auf alle Viere zurück und kümmert sich wieder um sein Mädchen.

Das deutlich erregte Männchen wird auf uns aufmerksam – er ist deutlich größer als sie

 

Sie lässt die Arme locker hängen – er hat sie kreuzweise vor der Brust bewegt

Er droht näher zu kommen

Als wir uns etwas entfernt haben – beschäftigt er sich wieder mit dem Weibchen

Puh. Glück gehabt. Und wie wir hinterher im Internet lesen, haben wir uns instinktiv genau richtig verhalten. Man soll sich zusätzlich noch möglichst klein machen und Augenkontakt vermeiden. Kleine Känguru-Herden, hier Mob genannt, bestehen aus mehreren Weibchen, nicht geschlechtsreifen Jungtieren und einem Alpha-Männchen. Mit diesen Männchen ist nicht gut Kirschen essen, wenn sie verliebt sind. Das wäre es ja gewesen, wenn wir direkt von unserem ersten Mob in die Mangel genommen und nieder geboxt worden wären.

So können wir aus sicherer Entfernung beobachten, wie er das Weibchen über die ganze Wiese verfolgt. Immer wieder greift er nach ihrem Schwanz. Möchte sie gerne festhalten. Aber das Weibchen ist noch nicht zur Paarung bereit. Sie hüpft weiter vor ihm weg. Irgendwann verlieren wir die beiden aus den Augen.

Sie hüpft davon – er noch immer sichtbar erregt hinterher

Die Verfolgung steht

Am Schwanz ziehen, findet er super

Unsere etwas hartnäckigen Corona-Nachwirkungen versuchen wir auf kleinen Ausflügen in die nahe Umgebung los zu werden. Es gefällt uns sehr, wo wir gelandet sind. In der Zwischenzeit hat die Regenzeit zögerlich begonnen. Alle paar Tage regnet es jetzt. Zum Glück meistens nachts. Oder nur kurze Schauer. Aber der Natur reicht schon dieses bisschen Regen. Alles, was im Oktober noch verbrannt war, erstrahlt nun in frischem Grün. Bei jedem Spaziergang sehen wir Kängurus.  Plötzlich liegt eins direkt auf dem Waldweg. Oder zwei verschwinden in den Mangroven am Schildkröten-Strand. Kängurus hüpfen über die Straße. Kängurus allgegenwärtig. Dazwischen tummeln sich große Agamen.
Es läuft in Down Under.

Mit Muscheln übersäter Strand

Sogar hier in den Mangroven stoßen wir auf Kängurus

Die Schildkröten kommen nachts an Land – die Saison hat gerade begonnen – nachts ist der Strand gesperrt – tagsüber kann man Spuren finden

Water Dragon – Australische Wasseragame – bis 25 cm lang

Flammenbäume stehen in voller Blüte

Delonix regia stammt ursprünglich aus Madagaskar

Das kleine Baby dürfte schon fast zu groß für den Beutel sein – Ein anderer Tag – ein anderer Wald – ein anderer Mob

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Vorbereitungen für den Roadtrip und das abrupte Ende

17.Nov.23, Australien/Bundaberg, Tag 3454, 28.812 sm von HH

Bereits in Fiji haben wir uns viele Gedanken über unseren Roadtrip gemacht. Die zentrale Frage – womit wollen wir fahren? Ein Wohnmobil oder Van wäre natürlich unglaublich komfortabel, aber die sind uns viel zu teuer. Außerdem hätten wir gerne ein geländefähiges Auto. In Australien gibt es mehr Schotterpisten als normale Straßen. Mit einem Wohnmobil stößt man schnell an Grenzen, wo man noch fahren kann. Also sollte es ein Geländewagen sein. Am liebsten hätten wir einen gekauft, der bereits fertig ausgerüstet ist, aber die sind schwierig zu finden. Und schon gar nicht hier in der Provinz, sondern da, wo Backpacker ihren Urlauben beenden. Gut, wir haben dann ja unseren schönen 4×4 Toyota Landcruiser Prado gefunden. Leider komplett nackig, außer einem Dachgepäckträger.

In Australien existiert eine unfassbare Outdoor-Adventure-Road-Trip-Industrie. Jede Kleinstadt hat mehrere Läden. Riesige Geschäfte mit Artikeln von deren Existenz wir nicht mal wussten. Daneben gibt es Internetanbieter, die tatsächlich alle Angebote auch auf Lager haben und innerhalb von Tagen vor die Haustür liefern. An Bord glüht das Internet: In den Warenkorb. Ein paar Tage später fühlt es sich wie Weihnachten an.

Der absolute Clou sind Schubladen für die Ladefläche im Landcruiser. Wir kaufen ein Zweier-Set. Die Schubladen laufen auf Rollen und lassen sich während der Fahrt verriegeln. Sind mit Filz gepolstert, damit Gegenstände nicht so klappern. Das Beste ist die ausziehbare Platte der linken Lade. Dort kann man den Kühlschrank an Ringen befestigen und aus dem Wagen nach hinten ziehen, um ihn leichter befüllen zu können. Wir sind begeistert.
Leider, leider sind die Laden ein kleines Stück zu breit für unser altes Landcruiser-Model. An den Radkästen ist die Ladefläche drei Zentimeter zu schmal. Achim bastelt eine Abhilfe. Das Schubladen-Set kommt auf drei Dachlatten (am Boden vom Auto befestigt natürlich) und schon passt es dann doch, da die Radabdeckungen noch oben hin schmaler werden.

Mit Dachlatten drunter passt der Rahmen genau auf unsere Ladefläche

Das Alu-Gestell der Schubladen – die Schuladen sind 90 cm tief – 45 cm breit und 27 cm hoch – da passen halbe Schweine rein

Ausziehbarer Deckel für den Kühlschrank

Umsetzen der Befestigungs-Ösen – passt dann besser zu unserem Kühlschrank

Das war es aber auch schon an Schwierigkeiten. Der Rest läuft wie am Schnürchen. Die Batterie für den Kühlschrank und zum Laden elektrischer Geräte findet einen sicheren Platz hinter dem Beifahrersitz. Das Solarpanel zum Laden der Batterie ist faltbar und nicht  fest installiert. Das werden wir bei Bedarf „irgendwo“ auslegen oder anbinden.

Batterie in einer Box – Solarregler (blau) schon installiert

Wir haben uns für faltbare Solarpanele entschieden – sogenannte Solar Blankets

Und schlafen werden wir im Dachzelt! Wir haben uns für ein Model mit etwas größerer Liegefläche entschieden, damit auch Achim sich noch ausstrecken kann. Der ganze Kasten mit dem Boden, Zelt, Gestänge, Matratze und Leiter wiegt stolze 70 Kilo. Die Jungs auf dem Yard waren so nett das Zelt mit dem Gabelstapler aufs Auto zu heben. Ein erstes Probeliegen war bequem, aber scheußlich ungewohnt. Okay, wir haben es so gewollt. Wackelfrei steht so ein Zelt nicht auf dem Autodach. Zum Glück wiegt unsere Karre fast zwei Tonnen. Zumindest die steht stabil.
Unser normales Zelt plus Schlafmatten aus Neuseeland haben wir behalten. Das kommt ebenfalls mit. Es mag zwischendurch praktischer sein – wir wissen es noch nicht.

Fertig aufgebautes Dachzelt

Probesitzen in zwei Meter Höhe

Das Zusammenbauen bedarf etwas Übung

Zelt mit Harttop – viele Zelte haben auch eine weiche Verpackung

Eine letzte Investition – seitlich am Auto installierte Markise. Schön für Schatten und schön für mehr Spritverbrauch ;-) – aber das fällt bei dem Zelt dann wahrscheinlich auch nicht mehr ins Gewicht.

Unser neuer Tisch – mit rollbarer Tischplatte

So weit, so Vorbereitung. Es fehlten nur noch ein paar Kästen und zwei Stühle. Wir dachten sogar, dass wir Atanga eher aus dem Wasser heben lassen können, als ursprünglich vereinbart. Wir waren fertig zum Einräumen und dann ‚bäng‘. Achim erwischt es zuerst. Grausame Halsschmerzen, kein Appetit. Dafür Durchfall und zunehmenden Husten. Ich folge zwei Tage später. Bei mir ist der Husten nicht so arg, dafür sind die Nebenhöhlen zu und ich habe das zweifelhafte Vergnügen vom kompletten Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn. Wir haben keine Tests, aber die Diagnose dürfte eindeutig sein: Corona!
Seit über einer Woche liegen wir jetzt im Krankenlager. Es geht langsam aufwärts. Aber wir kommen noch kurzatmig von der Dusche zurück. Ein paar Tage sollten und werden wir uns noch schonen. Am 1.Dezember kommt Atanga an Land. Ab da dürfen wir nicht mehr auf dem Schiff wohnen. Bis dahin sollten wir fertig sein.

Investition
Auto – 8.463 Euro
Zelt – 950 Euro
Kühlschrank  – 271 Euro
Schubladen – 183 Euro
Solarpanel – 183 Euro
Batterie und Box – 156 Euro
Gaskocher – 141 Euro
Markise – 89 Euro
Tisch – 48 Euro
Klappspaten ;-)  – 17 Euro

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Erster Eindruck von Australien und die ‚Down Under Rally‘

05.Nov.23, Australien/Bundaberg, Tag 3445, 28.812 sm von HH

Erster Eindruck: ganz schön trocken! Straßengrün und Wiesen sind braun. Schlimmer als am Ende eines sehr trockenen Sommers in Deutschland. Und dabei hat hier der Frühling gerade erst begonnen. „Kein Regen seit drei Monaten“, bekommen wir zu hören. „Zu warm für die Jahreszeit. Die ersten Buschbrände sind ausgebrochen.“

Zweiter Eindruck. Ganz schön platt! Der Hafen in dem wir liegen, nennt sich zwar Port Bundaberg Marina, aber  Bundaberg ist tatsächlich zwanzig Kilometer entfernt. Bis zum nächsten Ort sind es zwei Kilometer. Burnett Heads ist ein kleines Nest mit einem Supermarkt und Apotheke. Die Strecke dorthin ist einfach. Glatte Betonfahrradwege etwas abseits der Landstraße ohne den kleinsten Hügel. Mit Meerblick. Sehr schön, trotz braun verbranntem Grün.

Braun und platt

Der Burnett River – Zufahrt zur Marina

Burnett Heads – Leuchtturm

Das Dorf ist überraschend nett. Ein kleines Café sieht einladend aus, in einem Imbiss gibt es Pies und Burger für wenig Geld. Der Supermarkt hat eine brauchbare Auswahl.
Mitten im Ort stehen die ersten Känguru-Warnschilder. Wir sind verdutzt. Hier am Meer wird es ja wohl keine Kängurus geben? Albern, diese Schilder.

Die berühmten Känguru-Warnhinweise in Australien

Wir schlendern durch den Ort. Ein Ibis sucht sich im Gras etwas Fressbares. In einem Baum hüpfen kleine Papageien oder Loris, die nicht mitspielen beim Fotografieren.  Dafür zeigen sich rosa Kakadus kooperativer. Ungerührt von uns suchen sie unter einem Baum nach Futter.

 

Freundliche Atmosphäre in Burnett Heads

Ibisse laufen durch den Ort und Vorgärten

Der Rosa Kakadu – mit kleinerer Haube als der Weiße Kakadu

Und dann sitzen sie da. Zwei Stück. Unsere ersten Kängurus. Wir gucken, sie gucken zurück. Wir schleichen uns vorsichtig näher. Für vorbeifahrende Autos klar ersichtlich: Touristen unterwegs in Burnett Heads. Von den Einheimischen hält keiner an für ein Känguru. Gewöhnlich wie für uns eine Eichhörnchen im Park. Wir sind jedenfalls begeistert.

Läuft in Down Under!

Super süß – das Östliche Graue Känguru – Größe 85 bis 140 cm

Ansonsten waren wir die letzten Tage gut beschäftigt mit Rally-Veranstaltungen. Vor ein paar Wochen sind wir Mitglied der jährlichen „Down Under Rally“ geworden.  Diese Rally lockt mit diversen Veranstaltungen, guten Gewinnen und Rabatten bei örtlichen Schiffausrüstern und in der Port Bundaberg Marina. Wir werden zwar erst in einem Jahr wieder segeln, aber schnell war ausgerechnet, dass sich die Rally-Startgebühr (450 Euro pro Schiff) auch finanziell für uns lohnen wird.
Es werden für alle Crews die Kosten für die Biosecurity übernommen. Die Kontrolleure sind viertelstundenweise für ihren Aufwand zu bezahlen und eine Anfahrtspauschale wird fällig, so endet man schnell bei 300 Euro und mehr.
Für die ersten drei Monate bekommt Atanga 10 Prozent Rabatt für ihren Parkplatz und so weiter. Einen Hauptpreis haben wir zwar nicht gewonnen, aber immerhin einen tollen Revierführer, den wir gut gebrauchen können im nächsten Jahr.  Cool!

Abgesehen davon waren die Seminare gut gemacht. Viele Informationen über das Revier, Land und Leute. Abends gab diverse Treffen mit Cocktails, Didgeriedoo und Fingerfood. 66 Boote haben sich dieses Jahr eingeschrieben. Zwei Crews kannten wir sogar bereits: Venture Lady und Barracuda aus England. Zum ersten Mal in Papeete getroffen und wieder gesehen in Neuseeland. Venture Lady stand sogar mit uns auf dem Yard in Norsand. Kleine, große Seglerwelt. Nette Bekanntschaften sind dazu gekommen.
Unsere Empfehlung, wer nach Australien kommt mit dem Boot – nach Bundaberg – sollte Rally Mitglied werden. Es lohnt sich.

Weißer Rauch reinigt den Geist und die Seele

Rally Veranstaltungen unter freiem Himmel – tagsüber gute 27 Grad – abends wir es Pullover kühl

Willkommen in Australien von der Rally

P.S. Gestern haben wir unser Auto übernommen. Alles hat reibungslos geklappt. John und Suzanne haben sich als sehr großzügig erwiesen: Beide Tanks (unser Neuer hat einen extra Tank – das ist prima für lange Strecken) waren voll getankt – 159 Liter!
Und Suzanne hat Achim einen Schlafanzug für mich mit gegeben. :mrgreen: Ihr sei er zu klein. Nagelneu und nie getragen und mir würde er bestimmt passen.
Herzig, diese Australier. Läuft in Down Under.

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Unsere Pläne in Australien: Wir werden Landratten!

31.Okt.23, Australien/Bundaberg, Tag 3440, 28.812 sm von HH

Das Schiff kommt an Land und wird verkauft.
Hehe, Scherz. Es kommt nur an Land und wir kaufen ein Auto.

Wir hatten Australien nicht auf unserer Liste. Man kommt hier zwar „vorbei“ beim Segeln um die Welt, kann aber den Besuch auf ein paar Inseln im Norden begrenzen. Als der Franz Poly Plan geplatzt war, mussten wir uns umorganisieren: Nach Fiji wollten wir raus aus dem Zyklon-Gebiet, da lag Australien auf einmal auf dem Tablett.
Aus Gründen *** haben wir fünf (!) Reiseführer Australien an Bord – inklusive zweier Landkarten. Und im Marina-Büro in Whangarei lag noch „Frühstück mit Kängurus“ , ein amüsanter Schmöker über Sitten in Australien, auf dem Buch-Tausch-Tisch. Genug Lektüre also, um sich überhaupt mal mit Australien zu beschäftigen. Aus einem großen roten Fleck auf der Landkarte ist ein großer roter Fleck mit Reiseideen geworden. Endlich weiß ich, wo Adelaide liegt und das der Uluru (früher Ayers Rock) nicht mal ansatzweise in der Nähe von Alice Springs liegt. Höchstens australische Nähe.

Beim Blättern in der Literatur war schnell klar, die wahren Schätze Australiens liegen in der Mitte, im Westen und Norden. Die Ostküste, die wir jetzt erreicht haben, wartet mit Strand, Küste, Schnorcheln und Ozean auf. Schön, aber das Inland erscheint uns verlockender: Halbwüste, endlose Pisten, menschenleere Gebiete, dramatische Landschaften und das berühmte Outback. Ein unklarer Begriff, der alles bezeichnet, was nicht städtisch ist.
Was wollen wir überhaupt sehen? Wo wollen wir unbedingt hin? Die letzten Monate haben wir die Bücher gewälzt und das Internet befragt und sind zu dem Schluss gekommen, wir wollen „alles“.

Somit wird es eine große Inselrundfahrt. ;-) Wir haben ein Visum für ein Jahr, das geht sich zeitlich aus.
– November / Schiff fertig machen (Segel runter usw.)/Auto kaufen/ Hardcore Campingzeug beschaffen.
– Dezember bis Februar / Bundaberg-Sydney-Perth
– März und April /Westküste
– Mai /Flug nach Deutschland
-Juni bis August / Norden, Mitte und nach Bundaberg zurück
– September /Atanga fertig machen/Auto verkaufen
– Oktober /Weiterfahrt … wohin ist noch nicht klar
Wir haben also acht Monate reine Reisezeit. Die Strecke ergibt mit Schlenkern 20.000 Kilometer. Mindestens. Au weia. Australien ist riesig. 4.000 Kilometer breit, 3.500 Kilometer lang (ohne Tasmanien).

Die ungefähre Reiserute – Änderungen und Anpassungen noch offen (Foto credit – google maps)

Mit dieser Idee sind wir hier letzte Woche angereist und die Ereignisse überschlagen sich. In Fiji hatten wir schon immer mal geguckt und befürchtet, dass im kleinen Bundaberg (50.000 Einwohner) nicht das richtige Auto auf uns wartet und wir in die nächste Millionenstadt Brisbane fahren müssen. 350 Kilometer mit dem Zug.
Da liest Achim am zweiten Abend nach unserer Ankunft eine Verkaufsanzeige gleich um die Ecke. Fünf Kilometer entfernt. Die Eckdaten passen genau zu dem, was wir wollen: 4×4 Toyota Prado. Als Diesel und mit Automatik. Tempomat. Nicht teurer als 15.000 AUS$. Wir kontaktieren den Verkäufer.

John und Suzanne stehen am nächsten Morgen, Freitag,  auf dem Parkplatz. Ein herziges Rentner-Ehepaar. Suzanne hat Prospekte der Umgebung für uns dabei, die sie mir in die Hand drückt.
Der Wagen gefällt uns spontan. Super gepflegt, seine 22 Jahre sieht man ihm nicht an. Auch nicht die 360.000 Kilometer auf der Uhr. Nach der Probefahrt ist klar, wir wollen die Karre. Per Handschlag und nach einem Nachlass auf 14.000 Dollar sind wir uns einig.
John und Suzanne haben uns längst eingelullt. Sie machen einen so vertrauenserweckenden Eindruck, dass wir nicht tagelang vor dem Geldautomaten stehen werden, um Bargeld 500 Dollar weise pro Tag, pro Kreditkarte zu besorgen. Wir werden das Geld überweisen, vereinbaren wir. Unser Bauch sagt, das geht gut. Okay, nun kommen Trickbetrüger ja nie mit Piraten-Augenklappe oder Taliban-Bart zu ihren Opfern. Während die Männer über Ummelde-Details sprechen, geht Suzanne mit mir das mitgebrachte Familien-Album durch. Fotos von den Reisen, die sie mit dem Wagen unternommen haben. Trick or Treat?  ;-)

Unser neues Auto – falls John und Suzanne nicht doch eine Art australische Bonnie und Clyde sind

Am Montag wird Achim von John und Suzanne für Ummelde -Formalitäten  (ganz übel kompliziert in Australien) abgeholt. Die beiden haben übers Wochenende kalte Füße bekommen und wollen keine Umschreibung mehr vornehmen lassen, ohne das Geld zu haben. Ein Nachbar hat ihnen den Floh von trickbetrügerischen Ausländern ins Ohr gesetzt, die ja seriös erscheinen, aber tricky trickreich sein könnten.
Jetzt kann Achim sie einlullen. Also wird der Wagen als verkehrssicher geprüft (geht zu Lasten des Verkäufers) und dann auf Achim umgeschrieben und von ihm neu versichert. John und Suzanne dürfen ihn noch fahren bis Donnerstag. Bis dahin ist die Überweisung angekommen und ein Blinklicht, was vom „TÜV“ bemängelt wurde, repariert.

Läuft hier in down under!

*** immer, wenn wir aus Deutschland kommend viel Gepäck dabei haben durften, habe ich Reiseführer gekauft. Über Ziele, die weit in der Zukunft liegen. Gebrauchte Bücher bei Amazon, häufig schon mehr als zehn Jahre alt. Für günstige drei bis fünf Euro zu haben. Restaurant-Tipps sind mir egal. Aber Sehenswürdigkeiten und Kirchen springen nicht an die Seite. Also sind die Bücher zur Planung auch alt noch gut zu gebrauchen.

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