Ein schwieriger Anfang

02.Dez.23, Australien/Goomeri, Tag 1+2 Roadtrip (3471), 223 km

Unser Roadtrip rund Australien beginnt unkomfortabel mitten in der Nacht, zeigt dann seine schöne Seite, um mit der Frage zu enden: „Wer hatte bloß diese verfluchte Idee?“

Aber der Reihe nach.

4:30 Uhr – der Wecker klingelt. Atanga kommt bereits um 6:30 Uhr aus dem Wasser und es sind noch etliche Handgriffe zu erledigen. Leichter Nieselregen drückt auf die Laune.
Für die letzten Dinge gilt es im Auto ein Platz zu finden. Es endet im Chaos und mit feuchten Handtüchern zwischen Schlafanzügen. Macht nichts, wir sortieren uns beim ersten Campingplatz neu. So kann man sich irren.

10:00 Uhr – wir sind abfahrbereit. Das Boot steht sicher in einem Gestell, was mit Erdankern im Boden befestigt ist. Zusätzlich werden noch Gurte gespannt. Darauf haben wir allerdings nicht mehr gewartet. Bundaberg liegt leider noch ganz knapp im Zyklon-Gürtel, aber alles macht einen sehr sicheren Eindruck auf uns. Wir haben demontiert, was möglich war, außer dem Bimini. Das ist unser altes und bleibt drauf, um die neue Sprayhood zu schützen.
Wir stehen mit dem Bug zur vorherrschenden Windrichtung. Schimmel- und Insektenbefall soll angeblich kein Thema in Bundaberg sein.
Tschüss Schiff, du bist hier gut aufgehoben.

Tschüss Schiff – für neun Monate

13:30 Uhr – Wir entscheiden nicht bis zum geplanten Ziel zu fahren, sondern suchen uns bereits einen Campingplatz nach 220 gefahrenen Kilometern. Das Goomeri Bush-Camp. Eine zufällige Wahl, längst abseits von der gut besiedelten Küste. Viehwirtschaft und lichte Wälder wechseln sich ab. Alle zig Kilometer fahren wir durch kleine Orte.
Der Campingplatz liegt mitten in einer riesigen Rinderfarm. Wir sind die einzigen Gäste. „Das bleibt auch so“, weiß unsere Gastgeberin. „Den Aussies ist es jetzt auf dem Land zu heiß, sie machen alle Urlaub an der Küste.“ Die Aussies könnten Recht haben, es brütet mit über 30 Grad in der Nachmittagssonne.
Ungeübt dauert der Aufbau von Zelt, Tisch und Markise noch über eine halbe Stunde. Da ist noch Luft nach oben. ;-)

Unser neues Zuhause für acht Monate

Großer Campingplatz – alles für uns alleine – ein paar Gäste wären uns ganz recht gewesen

16:00 Uhr – Das Camp ist toll (und auch noch recht preiswert – 12 Euro inklusive Duschen). Wir laufen über die Farm. Ausdrücklich sind mehrere Wanderwege ausgewiesen. Nach fünfzehn Minuten treffen wir auf unsere neuen Lieblinge: Kängurus! Hinter jeder Biegung sehen wir neue Gruppen. Einige bleiben sitzen, lassen uns bis auf 30 Meter näher kommen, andere Mobs hüpfen schon deutlich früher vor uns weg.

Mutti ist ganz relaxt

Ich will raus

Erst wird aufmerksam geschaut

Dann nix wie weg

17:30 Uhr – Grade steht unser Abendessen auf dem Tisch als erste Böen die Schüsseln vom Tisch fegen. Unbemerkt ist es drohend dunkel aufgezogen. Erster Donner grollt. Wir schaffen es grade eben unsere Sachen trocken in die Gemeinschaftsküche zu bringen. Dann beginnt es zu schütten.

20:00 Uhr – Das Gewitter hat sich verzogen. Wir haben die Zeit easy abgesessen, denn zum Glück hat es ein vier Liter Wein-Karton mit in die Küche geschafft.

Ein wenig Gewitter kann einen Seemann nicht erschüttern

20:30 Uhr – Wir beschließen ins Bett zu gehen. Inzwischen ist es stockdunkel. Ein Hinweis-Schild am Kühlschrank haut uns Sorgenfalten auf die Stirn. Wir haben keinen Stock. Und meine Flip Flops sind sicher keine „korrekten“ Schuhe. Nicht mal eine Taschenlampe ist am Mann. Alles richtig gemacht in einem Camp im Busch. In Australien.  :mrgreen: Heijeijei. Das müssen wir noch üben.

Schlagen unterwegs – bitte anständige Schuhe anziehen und hab einen Stock dabei

20:45 Uhr – Wir stapfen durch die Pfützen. Hart aufzutreten soll Schlangen vertreiben. Hart auftreten sorgt in jedem Fall mal für nass-schlammige Beine. Und wir verbreiten noch mehr Chaos im Auto. Wo ist die Taschenlampe? Wo ist mein Handy, meine Zahnbürste?

1:00 Uhr – Blitze zucken und Donner grollt. Wir sitzen senkrecht im Bett. Eine zweite Gewitterzelle fegt direkt über uns rüber. Es gallert schon wieder wie aus Kübeln. Alles wackelt. Faradayscher Käfig – gilt das auch auf dem Autodach? Wir gucken uns an: „Es war deine Idee!“

2:00 Uhr – Das Gewitter ist vorbei. Als es auch aufhört zu regnen, rappeln wir uns hoch, um zur Toilette zu gehen. Wenn man mal merkt, dass man muss, bekommt man es nicht wieder aus dem Kopf. Ich geh wieder in Flip Flops – ist ja jetzt auch schon egal. Und im Autochaos ist auch nichts anderes zu finden.

5:00 Uhr – Ich wache auf vom Donner. Das gibt es doch gar nicht! Diesmal ist es nicht ganz so heftig und mittlerweile dämmert es bereits. Achim sieht drei Kängurus am Zelt vorbei hüpfen. Das ist herrlich. Der Rest ist Müll. „Land Cruiser plus Dachzelt zu verkaufen“, formuliere ich im Geiste eine Verkaufsanzeige.

8:00 Uhr – Der letzte Regenschauer hat sich verzogen. Die Sonne brennt. Der Regen wird förmlich aus dem Boden gekocht. Wahrlich eine super Luft. Wir ziehen ‚proper‘ Wanderschuhe an und machen uns auf den Weg über die Farm.

Auf der Farm unterwegs – üppig grün ist es (noch) nicht

8:30 Uhr – Ein Koala sitzt im Eukalyptus und döst. Camping ist doch schön. Australien auch. Wir sind versöhnt und ich ziehe die Verkaufsanzeige wieder zurück.

Unser erster Koala

Bis zu 20 Stunden täglich wird geschlafen

10:30 Uhr – Wir sind von unserer Wanderung zurück: Kängurus und Wallabies bekommen wir zu sehen. Wallabies sind auch Kängurus. Aber selbst wir können sie von weitem unterscheiden. Ein Wallaby hüpft ganz anders und der Schwanz ist viel zierlicher.

Ein Wallaby

11:00 Uhr – Wir beschließen noch eine Nacht in Goomeri zu bleiben. Schön ist es hier.

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2 Gedanken zu „Ein schwieriger Anfang

  1. Steffi

    Kaum los und schon mitten drin in der Wildnis ;-))
    Ja, so ein Gewitter im Zelt muss man nicht haben!

    Wahrscheinlich wisst ihr das schon lange, aber falls nicht hier ein kleiner Tipp: ich weiß ja nicht wo ihr eure festen Schuhe stehen habt über Nacht….falls sie nicht im Auto oder im Zelt sind, die Schuhe vorher immer ausklopfen bevor ihr reinsteigt, manche unangenehme Viecher finden die nämlich sehr attraktiv als Aufenthaltsort. Wir hatten in Afrika immer Glück und keine Schlange oder Skorpion drin, dafür ist in Brasilien während eines Gewitters mal ein Frosch in Rolfs Motorradstiefel eingezogen.
    Wie die Schlangen in Australien drauf sind weiß ich nicht, in Afrika gibt es nur die Puffottern die bei Gefahr liegenbleiben (hatten wir ein paar Mal, mitten auf dem Weg) und Vipern die sich in der Wüste im Sand vergraben. Alle anderen hauen zum Glück ab und man sieht (oder hört) sie meist nur flüchten.

    Viel Spaß bei der Landtour
    Steffi

    Antworten
  2. Sabine

    Hallo liebe Steffi,
    Ja, das mit den Schuhen ist uns bekannt. Gar nicht so leicht umzusetzen im Dunkeln.
    Aber nasse Schuhe mit ins Zelt zu nehmen finde ich auch doof.
    Mal sehen, wie wir das noch lösen.
    Und heute hatten wir tatsächlich unsere erste Schlangen-Sichtung. Wie Du schon schreibst, sie hauen ab.
    LG aus dem Zelt.

    Antworten

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